Liechtensteiner VOLKSBLATT
KULTUR Montag, 19. August 2002
5 «Oh, du herrlicher Süden» - Konzert mit Musik aus Italien und Spanien Dem Verein «Kultur-Treff Burg Gutenberg» mit Präsident Rein hard Sinn ist es auch bei der dritten Veranstaltung des Som merfestivals auf Burg Guten berg gelungen, mit grossen Mu sikerinnen und Musikern einen unterhaltsamen Abend zu ge stalten. Gerolf Hause r Das Rezept ist klar: Man nehme gute Musiker/-innen, lasse sie populäre Me lodien in einem prächtigen Ambiente bieten und der Erfolg ist perfekt. So war es auch bei dem Konzert «Oh, du herrlicher Süden» im Hof von Burg Gutenberg, bei dem die Sopranistin Christine Zoller, der Tenor Boiko Zve- tanov, die Geiger Evguenia Guelen und Egor Gretchichnikov, das Carl- Robert-Helg-Ensemble und der Be gleitchor das Publikum mit Melodien aus Italien und Spanien begeisterten. Unterhaltsames Programm Ein Regierungsbeschluss vom Sep tember 2000 regelt die Benutzung der Burg Gutenberg. Hier heisst es, ins Zentrum müsse «die kulturelle
Nut- Evguenia Guelen, Egor Gretchichnikov (beide Violine) und Dirigent Carl Robert Helg (Bildmitte).
Am Samstagabend konnte in einer lauen Sommernacht auf Burg Gutenberg in Balzers das Carl-Robert-Helg-Ensemble das Publikum mit südlichen Klängen aus Italien und Spanien erfreuen. . (Bilder: Paul Trümmer) zung der Burganlage Gutenbtfrg durch ein anspruchsvolles Kulturprogramm» gestellt werden. . Anspruchsvoll ist kein eindeutiger Begriff. Eindeutig dagegen ist, dass der Verein «Kultur-Treff Burg Gutenberg» in der Lage ist, ein attraktives und un terhaltsames Programm auf Burg Gu tenberg zu planen, koordinieren und zu realisieren. Grossen Anteil daran hat Carl Robert Helg mit seinem En semble. Helg, seit 1997 Chordirektor und Kapellmeister am Badischen Staatstheater Karlsruhe, wurde in der Schweiz geboren und studierte am Konservatorium Winterthur. Seine künstlerische Laufbahn führte ihn u. a. an das Opernhaus Zürich, das Theater Basel, das Nationaltheater München
sowie als Chordirektor an das Hes sische Staatstheater in Wiesbaden. Sein Ensemble, ein Orchester aus Berufsmusikern, hat sich mit einem vielseitigen Repertoire auch interna tional einen Namen gemacht. So verwundert es kaum, dass dieses Ensemble und sein Dirigent in der Lage sind, Sängerinnen und Sänger ausgezeichnet zu begleiten. Bei den Melodien, u. a. von De Curtis, Verdi, Bizet öder Sarasäte, überzeugten, ob solo oder im Duett, die Sopranistin Christine Zoller mit einem, auch in den Höhen, angenehmen: und reinen Sopran und der aus Sofia stammende Boiko Zvetanov mit eifiem leiden schaftlichen • Tenor. Die Geiger Ev guenia Guelen und Egor Gretchichni kov zeigten mit Paganini-Bearbeitun- gen von Gretchichnikov ihr virtuoses Können. Die nächsten Veranstaltungen auf Burg Gutenberg: Ingö-Ospelt-Abend am,20. August; am 22. August spielt der kubanische Gitarrist Jorge Luis Za- mora (Beginn jeweils um 20 Uhr); am 24. (ab 14.30 Uhr) und 25. 8. (ab 11 Uhr) findet das Humorfestival des Ver eins .«Humorakel» in Zusammenarbeit mit dem Haus Gutenberg statt. Vorver kauf: Montag bis Freitag, Tel. 00423 262 44 44, Fax: 00423 262 44 45. Von links: Boiko Zvetanov (Tenor), Christine Zoller (Sopran) und Dirigent Carl Robert Helg. Musik ist seine Sprache Konzert mit dem Gitarristen Leon Koudelak im Kunstmuseum Im Kunstmuseum ist «Arena» von Rita McBride ausgestellt, jene Skulptur, die einen ganzen Raum einnimmt, und, der Name sagt es, die Möglichkeit zeigt, Zuschauern arena-artige Veran staltungen zu bieten. Gerolf Hause r Am Freitag spielte der klassische Gi tarrist Leon Koudelak dort, wo, wie Christiane Meyer-Stoll in der Begrüs- sung sagte, Rita McBride mit der «Arena» einen Dialog zwischen Skulp tur und Architektur schafft. So liege es nahe, einen Dialog zwischen bilden dender Kunst und Musik zu ermögli chen. Musikalische Kraft Es lebt etwas Architekturhaftes in den Interpretationen des Gitarristen Leon Koudelak. Der Aufbau der Kom position steht im Vordergrund, das Musikalische; weder Virtuosität als Selbstzweck (obwohl er technisch mühelos dazu in der Lage ist) steht im Vordergrund, noch die effektvolle Gi tarre als «Farbkasten». Leon Koudelak nutzt die Spielmöglichkeiten der Gi tarre von weich bis metallen hart wie auch das Virtuose im Sinne der Kom position. So entwickeln sich musikali sche Erzählungen voll musikalischer Kraft in der Breite von temperament vollen Ausbrüchen bis zu zartesten Klängen. Der gebürtige Tscheche Leon Koude lak studierte in Feldkirch bei Michael
Der klassische Gitarrist Leon Koudelak bot im Kunstmuseum ein Konzert voller grosser musikalischer Leistung. (Bild: Paul Trümmer)
Buchrainer, in Wien bei Karl Scheit und in Zürich bei Konrad Ragossnig. Er erhielt den Würdigungspreis des Österreichischen Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung, ist Preisträger mehrerer grosser Gitarren wettbewerbe und zählt weltweit zu den besten Gitarristen. Er ist künstle rischer Leiter der LiGiTa und des inter nationalen Gitarrenfestiv'als in Bang kok. Bei den 10. LiGiTa spielte er die Uraufführung von Buchrainers «Evasi on 2002 - Eschner Gitarrenkonzert». Musikalischer Genuss Koudelak begann das Konzert im Kunstmuseum mit der Suite «Koyunbaba» von Carlo Domeniconi (geb. 1947), einem der . schönsten Stücke neuerer Gitarrenmusik, das er als «Pflichtstück», d. h. Einspielstück bezeichnete. Tatsächlich, jeder Künst ler kennt das, gab es zu Beginn einige technische Unsauberkeiten, stand das Musikalische noch im Hintergrund. Doch das änderte sich schnell. Im drit ten Satz («Cantabile») kostete Koudelak die lyrischen Passagen aus, im letzten («Presto») präsentierte er die technisch anspruchsvollen Passagen durchsich tig. Es folgte mit der Suite Populaire brasilienne von Heitor Villa Lobos, «De Preludio, Son y Allegre» von dem Ku baner Eduardo Martin (geb. 1956) und der von Koudelak bearbeiteten Sonata op. 61 von Joaquin Turina (1882- 1949) ein hoher musikalischer Genuss. Den Abschluss bildete ein spanisches Volkslied und der von ihm arrangierte Pop-Song «Saillng ships» von David Coverdale - ein Konzert voller grosser musikalischer Leistung. •