Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

32 Samstag, 17. August 2002 
AUSLAND Liechtensteiner VOLKSBLATT Palästinenser getötet - Häuser zerstört Drei Palästinenser getötet - Landenteignung genehmigt RAMALLAH: Die israelische Ar­ mee hat am Freitag erneut zwei Häuser von Familien palästi­ nensischer Selbstmordattentäter zerstört. 
Zuvor töteten sie drei Palästinenser, darunter einen fiinfj ährigen Jungen. Zwei der Palästinenser wurden in der Nacht auf Freitag von israelischen Sol­ daten im Gazastreifen erschossen. Laut Armeeangaben hatten sie versucht, mit einem schweren Sprengstoflpaket bei Gaza den israelischen Sperrzaun zu Israel zu durchtrennen. Bei einem weiteren Zwischenfallam Freitag wurde laut palästinensischen Berichten ein fünfjähriger Junge beim Spielen in der Stadt Chan Junis von Soldaten getötet. Sein Grossvater und ein weiterer Palästinenser seien dabei lebensgefährlich verletzt worden. In der Nähe der Stadt Tulkarem im Westfordanland zerstörte die Armee die Häuser von zwei palästinensischen Selbstmordattentätern. Wie das israe­ lische Radio berichtete, gehörte eines der Häuser der Familie eines Mitglieds der radikalen Organisation Islamischer Dschihad. Dieser hatte vor zwei Monaten einen Selbstmordanschlag verübt, wobei 17 Israelis getötet worden waren. Laut Augenzeugen wurden dadurch 12 Menschen obdachlos. Das andere Haus gehörte einem 
At- Friedensgespräche für Tschetschenien MOSKAU/WLADKAWKAS: Zur Wie­ derbelebung der seit einem Jahr ins Stocken geratenen Friedensge­ spräche für Tschetschenien , ist ein früherer ranghoher rassischer Re­ gierungsvertreter; mit einem tschet­ schenischen Unterhändler zusam­ mengetroffen. Iwan Rybkin, der ehemalige Vorsitzende; des russi­ schen Sicherheitsrats; sprach am Donnerstag in Zürich mit Achmed Sakq}ew, einem Unterhändler von Rebellenführer Aslan Maschadow. Der Ministerpräsident der prorussi­ schen Regierung in Tschetschenien, Stanislaw Itfasow, kritisierte das Treffen. Rybkin erklärte am Freitag, bei dem Gespräch sei es um eine Rück­ kehr ?u einer Vereinbarung vom Ende des ersten Tschetschehien- kriegs gegangen. Danach sollte über den Status der Kaukasusrepu­ blik in fünf Jahren entschieden werden. Rybkin erklärte, er hoffe, den russischen Präsidenten Wladi­ mir Putin bald zu treffen und ihm über das Treffen zu berichten. Der Krieg sei in vielerlei Hinsicht eine; humanitäre Katastrophe und müsse rasch beendet werden,'sagte Ryb- kin. ANZEIGE 
Die israelische Armee drang am Freitag erneut in palästinensische Wohngebiete ein. tentäter, der im Januar in Taibe einen Selbstmordanschlag verübt hatte. Da­ bei waren zwei Mitglieder der israeli­ schen Armee verletzt worden. Die Zer­ störung von Häusern der Familien von Extremisten verstösst gegen interna­ tionales Recht. Das Oberste Gericht Israels entschied in Jerusalem, dass die israelische Ar- • 
mee Palästinensern in den besetzten Gebieten ihr Land wegnehmen darf, wenn es der Sicherheit von jüdischen Siedlern dient. Die Richter wiesen eine Petition von insgesamt zehn Palästinensern ab, die die Enteignung ihres Landes für den Bau einer Strasse verhindern wollten. Die Armee argumentierte jedoch, der 
Ausbau der Strasse zu der jüdischen Siedlung Nezarim sei nötig, um die Si­ cherheit der Siedler zu verbessern. In New York forderte eine Mehrheit des Stadtrats die Schliessung des palästinensischen Büros bei den Ver­ einten Nationen (UNO), weil die paläs­ tinensische Regierung angeblich den Terrorismus unterstütze. Kritik gegen Bushs Irak-Pläne Führende Parteifreunde machen Front gegen Angriff WASHINGTON: Führende Partei­ freunde von US-Präsident George W. Bush 
machen immer stärker Front gegen einen möglichen Angriff auf den Irak: Ex-Sicherheitsberater wie Henry Kissinger und Brent Scowcroft meldeten ihre Bedenken in US-Medi­ en. Scowcroft, der zur Zeit des Golfkrie­ ges 1991 Sicherheitsberater von'Geor­ ge Bush Senior war, äusserte in der US-Zeitung «Wall Street Journal» sei­ ne Zweifel an einem Irak-Angriff. Ein Angriff zum jetzigen Zeitpunkt würde den globalen Krieg gegen den Terro­ rismus. ernstlich gefährden, wenn nicht gar zur Entgleisung bringen, sagte er. Vor ihm hatten bereits Ex-Sicher- heitsberater Henry Kissinger, der re­ publikanische Senator Chuck Hagel, 
der Führer der Republikaner im Abge­ ordnetenhaus, Richard Armey, und der ehemalige Aussenminister Law­ rence Eagleburger Bedenken vorge­ tragen. Israels Ministerpräsident Ariel Scharon teilte US-Präsident George W. Bush mit, eine Verschiebung werde Iraks Präsident Saddam Hussein die Gelegenheit geben, sein Programm zur Herstellung von Massenvernich­ tungswaffen zu beschleunigen. Dies sagte ein Sprecher Scharons am Frei­ tag. Die US-Regierung bestritt unterdes­ sen einen Zeitungsbericht, wonach Fi­ nanzhilfen für Hilfsprojekte in Irak ein Zeichen für einen baldigen An­ griff auf das Land sein könnten. Der Chef UNO-Waffeninspekteure im Irak von 1991 bis 1997, Rolf Ek£us, stellte US-Geheimdienstberich­te 
in Frage, wonach es im Irak neue Produktionsstätten für Massenver­ nichtungswaffen gebe. «Ich bezweifle, dass es für diese Behauptung nach­ prüfbare Beweise gibt», sagte EWus am Freitag im ARD-Morgenmagazin. Er forderte die westliche Welt auf, mit aller Entschiedenheit eine neue Phase der UNO-Waffeninspektionen durch­ zusetzen. Die als Sprachrohr von Saddam Hussein geltende Zeitung «El Irak» schrieb am Freitag, im Fall eines US- Angriffs auf Irak werde das irakische Volk den Vereinigten Staaten eine «unvergessliche Lektion» erteilen. Bagdad habe bereits einen politi­ schen Sieg errungen, denn alle arabi­ schen Staaten und zahlreiche andere Länder hätten sich gegen einen von den USA gegen Irak geführten Krieg ausgesprochen. 
Härtere Asylpolitik AMSTERDAM: Der neue niederländi- . sehe Einwanderungsminister hat am Freitag eine härtere Asylpolitik an­ gekündigt. Asylbewerber sollten in ge­ schlossenen Internierungslagern un­ tergebracht werden, solange ihre An­ träge geprüft würden, schlug Hilbrand Nawijn, Ressortchef des neuen Minis­ teriums für Ausländerfragen und Integ­ ration vor. Als Lager könnten derzeit noch leer stehende Armeeunterkünfte dienen, die zu dem Zwecke umgebaut werden müssten. Vor allem illegal ein­ gewanderte Asylbewerber mit einer kriminellen Vergangenheit sollten in den neuen Lagern bis zu zwei Monate lang festgehalten werden, sagte Na­ wijn in einem Fernsehinterview. Papst Johannes Paul II. in Krakau KRAKAU: Papst Johannes Paul IL ist am Freitagabend zur neunten Polen­ reise seines Pontifikats in Krakau ein­ getroffen. Die Alitalia-Maschine mit dem Oberhaupt der katholischen Kir­ che landete um 18.19 Uhr auf dem Flughafen Baiice in der Nähe von Kra­ kau. Der polnische Präsident Alexan­ der Kwasniewski und der Erzbischof von Krakau, Franciszek Macharski, empfingen den Papst am Rollfeld. Et­ wa 15 000 Gläubige jubelten ihm zu. Knapp zwei Stunden zuvor war der Papst mithilfe eines hydraulischen Lif­ tes an Bord der Maschine am römi­ schen Flughafen Fiumicino gegangen. Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt will der Papst am Samstag eine Kirche in der Nähe von Krakau einweihen. Geplant sind ausserdem Treffen mit Polens Präsident Kwasniewski und dem Ministerpräsidenten Leszek Mil­ ler. Höhepunkt des Besuchs soll am Sonntag eine Freiluftmesse in dem Ort Blonia 
nahe Krakau sein. Der Papst will ausserdem die Kapelle der Krakau­ er Kathedrale besuchen, in der er die erste Messe seines Lebens las. Auch dem Grab seiner Eltern möchte der 82- Jährige einen Besuch abstatten. Jo­ hannes Paul II. lebte für fast 40 Jahre in Krakau, bevor er 1978 zum Papst gewählt wurde. Weisse Farmer verhaftet - fünf wieder freigelassen Hatten ihre Ländereien nach Ablauf eines Ultimatums der Regierung nicht verlassen HARARE: In Simbabwe hat die Poli­ zei elf weitere weisse Farmer festge­ nommen, die ihre Ländereien auch nach Ablauf eines Ultimatums der Regierung nicht verlassen hatten. Fünf der am Donnerstag Festgenom­ menen wurden am Freitag wieder entlassen. Für jeden wurden umgerechnet 92 Dollar Kaution hinterlegt. Rechtsmittel konnten sie nicht einlegen. Ein Gericht in Gwanda ordnete am Freitag an, dass die fünf Männer im September zu er­ neuten 
Anhörungen erscheinen müs­ sen. Den Farmern wurde jedoch erlaubt, zunächst weiter auf ihren Landgütern zu wohnen. Der sechste Festgenomme­ nen sollte vor einem anderen Bezirks­ gericht erscheinen. Damit wären dann noch elf 
in Gewahrsam, wie die Nach­ richtenagentur afp berichtete. Die insgesamt 17 Farmer sind die ersten, die wegen Widerstands gegen das Ultimatum von Präsident Robert Mugabe gerichtlich verfolgt werden. Das Ultimatum war in der vergange­nen 
Woche abgelaufen. Das Land soll anschliessend an schwarze Farmer übergeben werden. Die Mehrheit der betroffenen weis­ sen Farmer - 1.600 gemäss Regierung, 2900 gemäss der Farmer-Gewerkschaft CFU - hat sich jedoch entschlossen, nicht auf das Ultimatum zu reagieren, obwohl sie eine Haftstrafe von bis zu zwei Jahren riskieren. Präsident Robert Mugabe verurteilte den Widerstand der Bauern. Die weis­ sen Farmer hätten eine herrschende Rolle in Simbabwe gespielt und woll­ ten nun nicht wahrhaben, dass an ih­ rer Stelle Afrikaner zu wohlhabenden Menschen werden, sagte der Präsident. Die Landreform seiner Regierung wird international scharf kritisiert. Die 13 Schweizer Farmer in Simbab­ we waren gemäss dem Schweizer Ge­ schäftsträger in Harare, Eduard Jaun, bis am Donnerstag noch nicht von den gewaltsamen Vertreibungen betroffen. Für drei der Schweizer ist das Ultima­ tum schon abgelaufen. Aber auch sie hätten bis jetzt keine Anstalten ge­ macht, ihre Besitztümer aufzugeben. 
In Harare demonstrierten die Menschen am Freitag gegen die Regierungspolitik.
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.