Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

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AUSLAND Montag, 12. August 2002 
1 3 60 Unwetter-Tote in Europa Der Albtraum-Sommer geht weiter - Immer mehr Hochwasser-Gebiete und kein Ende in Sicht MÜNCHEN/ROM/WIEN: Der Albtraumsommer geht in gros­ sen Teilen Europas weiter: Schwere Sturmböen und massi­ ver Regen suchten auch über das Wochenende Deutschland, Italien und die spanische Insel Mallorca heim. Die Zahl der Flutopfer in ganz Europa stieg auf über 60. In den Hochwassergebieten Nieder- und Oberösterreichs mussten sich die Bewohner auf neue Regenfälle einstel­ len. In der Nacht zum Sonntag setzten starke Regengüsse vor allem Süd­ deutschland und dem niedersächsi­ schen Harzrand schwer zu, teilweise gingen 80 Liter Wasser pro Quadrat­ meter nieder. Die heftigen Unwetter forderten in Deutschland auch ein erstes Todesop­ fer: Ein 31-jähriger Fahrer eines Rot- Kreuz-Wagens starb bei einem Unfall auf einer überfluteten Strasse in Nie­ dersachsen. In Tschechien bargen die Helfer derweil ein fünftes Opfer aus den Fluten. Im südlichen Sachsen-Anhalt schlu­ gen bei starkem Regenfall etliche Blit­ ze ein. Ein Regionalzug wurde von ei­ nem Blitz getroffen, die Oberleitung wurde beschädigt. «Land unter» in Rom In Nord- und Mittelitalien fielen am Samstag innerhalb weniger Stunden bis zu 120 Liter Regen pro 
Quadratme-Hochwasser 
und kein Ende in Sicht: Massive Regenfälle sorgten auch am Wochenende in Teilen Europas für Über­ schwemmungen. Der Albtraum-Sommer hat bereits 60 Menschen das Leben gekostet. ter. Im Piemont und im Aostatal traten zahlreiche Wasserläufe über die Ufer, in den Bergen fiel bis 2000 Meter he­ rab Schnee. In Rom hiess es am Samstagabend «Land unter», als heftige Gewitter teil­ weise mit Hagel für mehrere Stunden die Ewige Stadt heimsuchten. Zwei 
Spitäler wurden von den Wassermas­ sen lahm gelegt. An der Adria und an den Küstenorten Liguriens, der Toska­ na und des Latiums mussten sich viele Feriengäste in Sicherheit bringen. Am Sonntag beruhigte sich die Lage in Nord- und Mittelitalien, während sich die Unwetterfront nach Süditalien 
verlagerte. Nach den Stürmen im Nordosten Spaniens beruhigte sich das Wetter am Sonntag leicht. An der Costa Brava und anderen Teilen der Mittelmeerküste herrschte am Samstag mit Wind und Schauem .typisches Herbstwetter. Die Temperaturen fielen um bis zu 10 Grad. Neue Gewalt in Nahost Sicherheitsgespräche werden überschattet 
Bush verneint Deadline Für einen Irak-Angriff gebe es keine Frist WACO": Die USA haben sich nach den Worten- ihres Präsidenten George W. Bush keine Frist für den angestreb­ ten Sturz des irakischen Staatschefs Saddam Hussein gesetzt. Es gebe kei­ nen Plan fiir einen unmittelbar be­ vorstehenden Krieg, sagte Bush am Wochenende an seinem Urlaubsort in Texas. Er bekräftigte, dass seine Regierung bei allen Optionen ihrer Irak-Politik die Regierungen verbündeter Staaten und auch den Kongress konsultieren werde. Derweil bekräftigten Union 
und FDP ihre Kritik an einem deut­ schen Sonderweg in der Irak-Debatte. Kanzlerkandidat Edmund Stoiber mahnte, Deutschland müsse in die eu­ ropäische Union eingebettet sein und europäische Entscheidungen treffen. Der Begriff deutscher Weg sei missver­ ständlich und rufe «Ängste bei den anderen hervor». Bundeskanzler Ger­ hard Schröder hatte eine deutsche Be­ teiligung bei einem Einsatz gegen den Irak kategorisch abgelehnt. FDP-Chef Guido Westerwelle nannte ein Aufge­ ben der Bündnisorientierung einen historischen Fehler. 
Auch die Schweiz ertrank im Regen BERN: ; Der Winter hat In der Schweiz erste Vorboten geschickt: In den Bergenfiel mitten im Hochsom­ mer Schriee. En den; Niederungen brach der Regen kaum ab und drückte auf die Besucherzählen ver­ schiedener Grossveranstaltungen. In der ganzen Schweiz regnete es vom Freitag bis am Sonntag praktisch ohne Unterbrach. ABS 
wenigsten Re­ gen fiel in der Westschweiz, wovon Freitagabend 18.00 Uhr bis Sonntag 14.00 Uhr zwischen 17 und 19 Liter pro Quadratmeter gemessen wurden. Die höchsten Regenwerte wurden aus derjOstschweiz und dem -Tessih gemeldet, wie bei MeteoSchweiz zu erfahren war. In St Gallen fielen 69 1/mV in Lugano 67 l/m 
2 und in Stabio gar 84 l/m 
3. Die Thurgauer Kantonspolfcei rechnete am Sonntag mit einer . Überflutung des Thürvör- lands unterhalb von Frauenfeld. Messstationen bei Thür und Sitter hatten Hochwassermeldungen aus­ gelöst Die Temperaturen präsentier­ ten sich am Wochenende herbstlich: Am höchsten kletterte das Quecksil­ ber in Böttingen am Bodensee mit 17,7 Grad Celsius. Tomaten Richtung Joschka Fischer GÖTT1NGEN: Aussenminister Joschka Fischer ist am Wochenende in Göttin­ gen mit Tomaten und Farbbeuteln be­ worfen worden. Der Grünen-Politiker wurde laut Polizei aber nicht getrof­ fen. Die Werfer gehörten zu einer Gruppe von etwa 200^Störern der au­ tonomen Szene. Ein Werfer sei ermit­ telt und festgenommen worden, teilte ein Polizeisprecher mit. Während des Wahlkampfauftritts wurde Fischer von seinen eigenen Sicherheitsleuten und zusätzlich von Polizisten abgeschirmt. Der Aussenminister war vor drei Jah­ ren Opfer einer Farbbeutelattacke auf dem Bielefelder Grünen-Sonderpartei­ tag zum Kosovo-Konflikt geworden. Fischer wurde von einem Beutel mit flüssiger roter Farbe am Kopf getroffen und am Ohr verletzt. Der Werfer wurde wegen gefahrlicher Körperverletzung in einem minder schweren Fall rechts­ kräftig zu 3600 Mark Geldstrafe verur­ teilt. Er hat aber beim Bundesverfas­ sungsgericht Verfassungsbeschwerde eingelegt. Verzweifelte Frauen im Westjordanland: Auch am Wochenende gab es wieder To­ te zu beklagen. 
Schwitzen und sparen JERUSALEM: Die Sicherheitsge­ spräche einer ranghohen palästinen­ sischen Delegation mit CLA-Direktor George Tenet in den USA sind am Wochenende von neuer Gewalt im Nahen Osten überschattet worden. Bei mehreren Zwischenfällen im Westjordanland und dem Gazastrei­ fen wurden mindestens vier Men­ schen getötet. Israelische Soldaten erschossen am Sonntag im Norden des Gazastreifens einen Palästinenser, der zuvor bei der jüdischen Siedlung Dugit auf Stras- senbauarbeiter geschossen hatte. Einer der israelischen Arbeiter erlitt Schuss­ verletzungen an Armen und Beinen, wie eine Krankenhaussprecherin mit­ teilte. Am Abend zuvor war ein be­ waffneter Palästinenser in eine jüdi­ sche Siedlung im Westjordanland ein­ gedrungen und hatte eine Frau er­ schossen. Ihr Ehemann wurde verletzt. Der Eindringling wurde nach Angaben der Armee anschliessend von Soldaten getötet. Er soll Symbole der Al-Aksa- Märtyrerbrigaden getragen haben. Diese stehen der Fatah-Organisation des palästinensischen Präsidenten Jas­ sir Arafat nahe. Im nördlichen Gaza­ streifen töteten Soldaten ebenfalls am Samstag einen Palästinenser, der Ar­meeangaben 
zufolge nach Israel ein­ dringen wollte. Bei dem Schuss explo­ dierten die Granaten, die der Mann mit sich führte. Die Hamas bezeichnete ihn später als einen ihrer Kämpfer. In Nab­ lus im Westjordanland wurde ein An­ gestellter der Stadtverwaltung er­ schossen, der während eines Ausgeh­ verbots zur Arbeit fahren wollte. Die Armee äusserte Bedauern über den Zwischenfall und kündigte eine Unter­ suchung an. Bei dem Treffen des pa­ lästinensischen Innenministers Abdel Rasak Jehijeh mit dem amerikanischen Geheimdienstchef Tenet am Samstag ging es um einen Plan über umfassen­ de Sich'erheitsreformen in der palästi­ nensischen Autonomiebehörde. Der Plan könnte den Weg ebnen für den seit langem von den Palästinensern geforderten israelischen Rückzug aus dem Westjordanland als erstem Schritt zu einem eigenständigen palästinensi­ schen Staat. Wie aus palästinensischen Delegationskreisen verlautete, sagte Jehijeh dem CIA-Direktor zu, die Ar­ beit der Sicherheitskräfte zu verbes­ sern und als unfähig erkannte Polizis­ ten zu entlassen. Er erneuerte zugleich den Vorwurf, die Sicherheitskräfte seien wegen der israelischen Mi­ litäraktionen in den letzten Monaten ins Chaos gestürzt worden.
	        

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