Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

1 2 Samstag, 10. August 2002 
WIKTSCHAFT Liechtensteiner VOLKSBLATT Worldcom: Weitere Fehlbuchungen Weitere Bilanzmanipulation des US-Telekomkonzerns in Höhe von 3,3 Milliarden Dollar WASHINGTON: Der insolvente US-Telekomkonzern WorldCom hat weitere Fehlbuchungen über 3,3 Milliarden Dollar eingestan­ den. Diese beträfen einen Zeit­ raum von 1999 bis zum ersten Quartal 2002, teilte ein Spre­ cher in der Nacht zum Freitag mit. Damit weitet sich der Umfang der Bi­ lanzmanipulation bei WorldCom auf mehr als 7 Mrd. Dollar aus. Eine inter­ ne Prüfung der Bücher habe die zu­ sätzlichen Fehlbuchungen ans Tages­ licht gebracht, teilte WorldCom mit. Manipulationen bei Rücklagen «Der Grossteil der 3,3 Mrd. Dollar waren Manipulationen bei den Rück­ lagen», sagte WorldCom-Sprecher Brad Burns der Nachrichtenagentur Reuters. Die Rücklagen seien als Be­ triebseinnahme verbucht worden. «Wir kooperieren mit den . Ermitt­ lungsbehörden und wir werden dies weiter tun, bis sich eine vollständige Lösung ergibt», sagte Burns weiter. Zudem werde das Unternehmen das gesamte Vermögen, die Betriebsanla­ gen und die Ausrüstung neu bewerten. Abschreibungen von 50,6 Mrd. Dollar Zugleich gab WorldCom bekannt, der Konzern werde Abschreibungen in Höhe von 50,6 Mrd. Dollar , für Fir­ menwerte und andere immaterielle Vermögenswerte vornehmen. Diese Summe entspricht laut OECD in etwa dem gesamten Bruttoinlandprodukt von Ungarn und der Tschechischen Republik im Jahr 2001. Im April war WorldCom noch von rund 15 Mrd. Dollar Abschreibungen ausgegangen. 
WorldCom hatte bereits im Juni Fehlbuchungen im Volumen von 3,85 Mrd. Dollar eingestanden und damit weltweit die Finanzmärkte in Aufruhr versetzt. Im Juli reichte das Unterneh­ men mit einer Schuldenlast von rund 41 Mrd. Dollar einen Antrag auf Gläu­ bigerschutz ein. Es handelte sich um die grösste Firmenpleite in der US- Wirtschaftsgeschichte. Kaum Reaktionen an den Märkten Manipulierte Geschäftsbücher, auf­ geblasene Bilanzen ui\d verschleierte 
Sonderausgaben für Manager von US- Unternehmen hatten die Anleger an der Wall Street in den vergangenen Monaten in eine tiefe Vertrauenskrise gestürzt. J)ie neuerliche Aufdeckung weiterer Bilanzierungsprobleme bei dem frühe­ ren Vorzeigeunternehmen kommt aber nicht überraschend, da WorldCom schon im Juni eine rückwirkende Prü­ fung der Bücher bis 1999 angekündigt hatte. Seit dem Zusammenbruch des US.- Energiehändlers Enron sind auch an­ dere ehemalige Börsenstars wie Global 
Crossing oder Tyco ins Gerede gekom­ men. Einige ehemals angesehene Ma­ nager müssen sich unter anderem we­ gen Betrugs verantworten. Finanzchef Scott Sulivan festgenommen Die Ermittlungen der US-Börsenauf­ sicht SEC gegen WorldCom haben in­ zwischen zur Festnahme von Finanz­ chef Scott Sullivan und den ehemali­ gen Controller David Myers geführt. Ihnen wird Wertpapierbetrug und die Ausstellung falscher Stellungnahmen gegenüber der SEC vorgeworfen. 
Worldcom-Finanzchef Scott Sulivan (Mitte) wird abgeführt: Beim US-Telekomkonzern sind weitere Fehlbuchungen in Höhe von über 3 Milliarden Dollar bekannt geworden. 
Gewinneinbruch bei ProSieben MÜNCHEN: Die Krise am Werbe, ' markt hat der Senderfamilie 
ProSie- j. ben Sat. 1 im ersten Halbjahr 2002 | einen massiven Gewinneinbruch be- schert. '. Das Ergebnis vor Steuern brach ! um 72 Prozent von 89 auf 25 Millio­ nen Euro ein, wie die Töchter der in­ solventen KirchMedia am Freitag in München mitteilte. Der Konzerh- i überschuss schrumpfte um 69 Pro-: zent auf 16 Millionen Euro.. Der Um­ satz ging um vier Prozent auf 985 Millionen Euro-zurück. : Als,Grund für die niedrigeren Ergeb- ; nisse nannte die Sendergruppe das 
j [ im zweiten Quartal deutlich ab- 
j • gekühlte Werbeklima sowie die ho- 
j ; hen Kosten fürdie Ausstrahlung der i | Fussball-Weltmeisterschaft -. bei j | Sat. 1. Auch das gestoppte Fusions-j vorhaben mit der KirchMedia habe ] ! sich negativ zu Buche geschlagen.! : 
Für das Gesamtjahr erwartet ProSie-! j ben Sat.l, dass der TV-Werbemarkt J [um bis zu fünf Prozent schrumpfen 
j | wird. Mit einer Erholung sei frühes- 
j • tens im vierten Quartal zu rechnen. < Wer übernimmt KirchMedia? MÜNCHEN: Das Bieter-Karussell für die Übernahme der insolventen KirchMedia dreht sich weiter. Die Ent­ scheidung über die Kandidaten für die Endrunde sollte bis Freitag um Mitter­ nacht fallen. Die KirchMedia wollte das Ergebnis der Vorauswahl nicht be­ kannt geben. In der Vorrunde sollten aus sieben Konsortien und Einzelbie­ tern drei bis vier ausgewählt werden. Diese erhalten die Möglichkeit zu einer genaueren Prüfung der Bücher.. Wirtschaftskrise stürzt Uruguay in bittere Armut Am Wochenende gibt es nur Gras zu essen 
Neue EU-Regeln für Börsengänge BRÜSSEL: Mit neuen Regeln für Bör­ sengänge will die EU-Kommission den Unternehmen die Aufnahme fri­ schen Kapitals erleichtern. Auch die Anleger sollen besser geschützt wer­ den, wie die Brüsseler Behörde mitteil­ te. Der überarbeitete Vorschlag der EU- Kommission für die so genannte Pros­ pekt-Richtlinie soll die Vorschriften zur Information der Anleger in der EU harmonisieren. Der Vorschlag sieht ei­ nen «EU-Pass für Emittenten» vor: Nach der Genehmigung des Prospekts in einem Mitgliedstaat - in der Regel dem Herkunftsland des Unternehmens - 
wäre dieses Informationspapier für die Anleger EU-weit gültig. Damit würden die 15 aiktuellen nationalen Bestimmungen ersetzt. Die Zulassung eines Unternehmens an einer Börse bleibt von der Richtlinie aber un­ berührt. PanAlpina Sicav Alpina V Preise vom 9. August 2002 Kategorie A (thesaurierend) Ausgabepreis: € 44.60 Rücknahmepreis: € 43.64 Kategorie B (ausschüttend) Ausgabepreis: € 42.80 Rücknahmepreis: € 41.87 Zahlstelle In Liechtenstein: Swlsstirst Bank (Liechtenstein) AG Austrasse 61, Postfach, FL-9490 Vaduz Lgt Precious MetalFund Anlagefonds für Edelmetallwerte AiugabcpreU* USD 4.49 RücknaluneprcU USD 4.48 per 5. 8. 2002 Informationen Telefon +423/235 13 96 •phu KoramWon 
MONTEVIDEO: Ungeschützt dem eis­ kalten Südwind ausgeliefert, hat sich Victor Ferrera auf seinem Pferdekar­ ren auf den zwölf Kilometer langen Weg zu den Mülleimern der Haupt­ stadt Montevideo gemacht. Doch dort ist selbst filr geübte Lumpen­ sammler kaum noch was zu holen. Seitdem Uruguay, einst als «die Schweiz Lateinamerikas» gepriesen, immer weiter in den Abgrund rutscht, reicht der Abfall schon längst nicht mehr für die immer grössere Konkur­ renz bei der Suche nach Verwertba­ rem. «Das ist hart. Die Leute werfen 
nicht mehr so viel weg wie früher. Und ich Finde immer öfter bereits durch­ wühlte Müllsäcke», sagt der 26-Jähri­ ge. Gras und Schalen «Für die Arbeitslosen ist das der letzte legale Schritt, bevor sie in die Kriminalität abgleiten», erläutert Al- fredo de los Santos, Generalsekretär der in einer Gewerkschaft organisier­ ten Lumpensammler. «Fast 40 OOO Menschen leben in Montevideo da­ von.» Seit 1930 gehören die Lumpen­ sammler auf ihren aus Resten zusam- mengeschusterten Karren, die oft von 
völlig ausgemergelten Pferden gezo­ gen >verden, zum Alltag der uruguayi­ schen Hauptstadt. Auch Kinder wühlen bereits in den Abfalleimern. In der Vorstadt Conci- liaciön etwa, wo 20 000 Menschen le­ ben und die Arbeitslosenquote 70 Pro­ zent beträgt, bekommen viele Kinder nicht mehr genug zu essen. Wenn am Wochenende die Schulkantine ge­ schlossen bleibe, seien viele Eltern ge­ zwungen, «Gras und Schalen zu ko­ chen, um die Kleinen zu ernähren», beklagt die ehemalige Chefin des El­ ternkomitees, Martha Peigonet Ibarra, selbst Mutter dreier Kinder. 
Mit anderen Eltern und Mitstreitern, darunter einem arbeitslosen Bauarbei­ ter, richtete die 46-Jährige inzwischen eine Suppenküche ein. Dort bekom­ men Kinder einen Nachmittagsimbiss, an den Wochenenden können sie von dort fertig gekochte Gerichte mit nach Hause nehmen. «Wir bekommen be­ reits zunehmend Spenden, sogar aus dem Ausland», freut sich Dardo Perei- ra vom Elternkomitee. Lange Zeit galt Uruguay wegen sei­ nes hohen Entwicklungsstadiums als lateinamerikanisches Musterland. In­ zwischen erleben die Menschen dort schon das vierte Rezessionsjahr, mit einer Arbeitslosenquote von 15,6 Pro­ zent 
und einer Inflationsrate von 40 Prozent allein seit Jahresbeginn. Die schwere Krise im benachbarten Ar­ gentinien hat den Niedergang noch beschleunigt. Italien: Wirtschaft wächst langsamer ROM: Die italienische Wirtschaft ist im zweiten Quartal 2002 langsamer gewachsen als von Analysten erwar­ tet. Das italienische Statistikamt Istat revidierte zudem am Freitag in Rom seine Schätzung für das erste Quartal nach unten. Das italienische Bruttoinlandpro­ dukt (BIP) wuchs von April bis Juni sowohl zum Vorjahr als auch zum Vorquartal um 0,2 Prozent. Analysten hatten zum Vorquartal mit einem An­ stieg um 0,3 Prozent gerechnet. Für Januar bis März nannte Istat nur noch ein Quartalswachstum von 0,1 Prozent nach einer ersten Schätzung von plus 0,2 Prozent. Zum Voijahr sei das BIP unverändert geblieben und nicht wie zuvor gemeldet um 0,1 Pro­ zent gestiegen. 
\ ' Eine schwere Wirtschafiskrise hat Uruguay in bittere Armut gestürzt. Die Leute können sich kaum mehr ernähren, immer mehr Menschen betteln um Essen.
	        

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