Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

1 4 Dienstag, 30. Juli 2002 
EXTRA Liechtensteiner VOLKSBLATT • Komödie: Scooby-Doo • Eine Schwalbe macht den Sommer • Dustin Hoffman wird 65 • Filmhitparade 
1 I Ii 'fe Ermüdender Nonsens Vier Detektive und ein Hund auf Gespensterjagd - Mix aus Real- und Zeichentrickfilm Im Film ist nur Scooby-Doo eine Trickfilmfigur. Der computeranimierte Hund fügt sich in einen 
Realfilm ein, in dem Tee- nie-Idole aus Film und Fernsehen die Hauptrollen spielen. (Bilder: Keystone) 
Ein tollpatschiger Hund, der aus den falschen Gründen stets das Richtige tut, ist der heimliche Held des Kinofi 1ms «Scöoby- Doo», der am 1. August anläuft. Scooby-Doo ist eine ebenso ver­ fressene 
wie furchtsame Riesen­ dogge und das Maskottchen von vier Teenager-Detektiven, der «Mystery-AG», die übernatürli­ che Fälle aufklären. Birgit Roschy/A P Im Gegensatz aber zur «Scooby-Doo»- Zeichentrickserie, die seit 1969 im US- Fernsehen läuft und aus derselben Zei­ chentrickschmiede stammt wie die «Familie Feuerstein», ist nur Scooby- Doo eine Trickfilmfigur. Der compu­ teranimierte Hund fügt sich nahtlos in einen Realfilm ein, in dem Teenie-Ido- le aus Film und Fernsehen die Haupt­ rollen spielen. Am bekanntesten hier zu Lande sind wohl Matthew Lillard, der Bösewicht aus «Scream», und Sa­ rah Michelle Gellar, -die Heldin aus «Buffy - Im Bann der Dämonen». Im kollektiven Gedächtnis gewese­ ner wie jetziger US-Jugendlicher sind also die Uralt-Serie wie auch die po­ pulären Darsteller fest verankert. Das Recycling eines anspruchslosen Zei­ chentrickstreifens, der höchstens als Bügel-Hintergrundgeräusch und zum Ruhigstellen des Nachwuchses zu ge­ brauchen ist, soll augenscheinlich zum Kult hochgejubelt werden und Zu­ schauer von sechs bis sechzig an die Kinokassen treiben. Doch das Überan­ gebot an kalkuliertem Popkultur- Trash, auf endlose 86 Filmminuten gestreckt, ergibt nur ermüdenden Nonsens. Gespenstische Insel Wie könnte es auch anders sein, wenn das Ganze fast ausschliesslich in einem Horror-Vergnügungspark spielt, FILMMTPARAPE Der Schweizerische Kino-Verband er­ mittelt jeden Freitagdie Liste der 20 meistbesuchten Filme der vergange­ nen Woche in den Kinos der deutschen Schweiz. Die repräsentativen Angaben stammen aus 85 Kinobetrieben in al­ len wichtigen Städten der deutschen Schweiz. Die Filmhitparade nennt den Rang dieser Woche, den Vorwochen­ rang (in JKlammer), den Filmtitel sowie den Regisseur des Films. 1 (1) MEN IN BLACK 2 Bariy Sonnenfeld 2 (neu) SPIRIT K. Asbury/L. Cook 3 (2) 40 DAYS AND 40 NIGHTS Michael Lehmann 4 (neu) MY BIG FAT GREEK WEDDING Joel Zwick 5 (4) SPIDER-MAN Sam Raimi 6 (5) UNFAITHFUL Adrian Lyne 7 (3) LELO Et STICH D.Deblois/Ch.Sanders 8 (6) MURDER BY NUMBERS Barbet Schroeder 
einem künstlich wie Disney World ausstaffierten Supermarkt der Geister­ bahnen. Die vier Schnüffler sollen auf «Spooky Island» nach dem Rechten se­ hen: Denn die Besucher des Ferien­ clubs fahren als gespenstisch wohler­ zogene und hölzerne- Zombies wieder ab. Auf «Spooky Island» spukt es wirk­ lich, und die «Mystery AG» muss sich mit mannigfaltigen Monstern, mit Ge­ hirnwäsche und Protoplasma-Räubern herumschlagen. Der eitle Fred, die zickige Daphne, die schlaue Velma und der lockere Shaggy sehen live haargenauso aus wie in der Serie. Der computeranimier­ te Hund, der sich einmal wie «Mrs. 9 (7) SAMSARA Nalin Pan 10 (8) WE WERE SOLDIERS Randall Wallace 11 (9) LAGAAN Ashutosh Gowariker 12 (10) ELLING Peter Naess 13 (13) CHAOS Coline Serreau 14 (14) HUIT FEMMES F. Ozon 15 (11) STAR WARS EPISODE 2 George Lucas 16 (neu) BULLY Larry Clarks 17 (20) A BEAUTIFUL MIND Ron Howard 18 (18) IRIS Richard Eyre 19 (neu) MUJERES AL BORDE DE UN... Pedro Almodovar 20 (16) THE ICE AGE Chris Wedge 
Doubtfire» in eine Grossmutter ver­ kleidet, ist aber der bei weitem ko­ mischste Darsteller. Und da der Rest des Streifens aus bombastischen Papp­ kulissen und lausigen Special Effects besteht, hätte Regisseur Raja Gosnell («Big Mama's Haus») auch gleich einen Animationsfilm' drehen können. Dann hätte der sinnentleerte und ausgiebig mit Popmusik beschallte zähe Mum­ menschanz vielleicht durch originelle Optik dazu gewonnen. So aber muss mit Furz- und Rülpswettbewerben, mit ausufernden Dekolletes und schlau- meierigen Anspielungen die pubertäre Zielgruppe bei Laune gehalten werden. Für kleinere Kinder sind die naiv «Zurück zur Natur» war in den spä­ ten Siebzigern die Devise vieler ent­ täuschter Politaktivisten, die sich be­ vorzugt in der Toskana oder in Süd­ frankreich auf dem eigenen Bauern­ hof vom Stress und der Umweltver­ schmutzung der Städte abkoppeln wollten. Meist ging das Abenteuer wohl so aus, wie es auch der französische Film «Ei­ ne Schwalbe macht den Sommer» (Ki­ nostart am 1. August) befürchten lässt: Das vermeintlich selbstbestimmte Bauerndasein erwies sich als Knochen­ job, und man tauschte die eigene Scholle bald wieder gegen Urbanen Komfort. Und obendrein empfangen die Ein­ heimischen die Zivilisationsmüden mit Spott und Unverständnis: «Eine Schwalbe macht noch keinen Som­ mer», meint Adrien, ein knorriger Bau­ er, der seinen Aussiedlerhof an ein junges Ding aus Paris verkauft. Während der zwei Jahre, in denen er in seinem Haus noch Wohnrecht hat, wartet der verbitterte Alte voller In­ grimm darauf, dass die Besitzerin die Flinte ins Korn wirft. Doch Sandrine, die in Rekordzeit die Landwirtschafts­ schule absolviert und voller Elan den 
stereotypen Charaktere der «Mystery AG», der putzige Hund und das Mons­ terdesign bestimmt. Auch die Hand­ lung ist so sprunghaft und kindgerecht gaga wie in den kurzen Zeichentrick­ filmen, und so lässt nach der ersten, halbwegs gelungenen halben Stunde, in der mit einer temporeichen Geister­ jagd die Vorgeschichte der Mystery AG erzählt wird, die Konzentration spür­ bar nach. Was dann noch folgt, ist ein hektischer, lauter Schlamassel, der - sofern man nicht ein ausgesprochener Fan der «Scooby-Doo»-Serie ist - zu­ mindest auf erwachsene Hirne die Wirkung einer rauschenden Bild­ störung ausübt. Hof umkrempelt, ist aus einem ande­ ren Holz geschnitzt als die blauäugi­ gen Stadtflüchtlinge von einst: Die 30- Jährige, die in Paris gut verdienende Internet-Trainerin war, weiss, was sie tun muss, um ihren Traum zu verwirk­ lichen. Dass diese ungewöhnliche Aus­ steigergeschichte einesteils so betont zupackend und unromantisch daher­ kommt, beim Mistgabelschwingen aber tiefe Gefühle und kollektive Sehnsüchte vermittelt, ist wohl der Hauptgrund für den erstaunlichen Er­ folg dieses Debütfilms, den bis jetzt zweieinhalb Millionen Franzosen ge­ sehen haben, vermutlich alles Städter. Denn Regisseur Christian Carion macht sich zum Advocatus Diaboli und demonstriert die harten Realitäten der Landwirtschaft: Da wird schon mal gezeigt, wie Sandrine kotzt, als sie ein Schwein schlachten muss. Die Idylle schleicht sich trotzdem ein, auf leisen Sohlen. Geschickter als Carion, der als landflüchtiger Bauernsohn selbst ein Gespaltener ist, kann man kaum für 
: das Leben auf dem Lande plädieren. Sandrine entwickelt sich zum Vorzei­ gemodell einer modernen Seifmade- Bäuerin und dient dazu als lebender Beweis, dass jeder nach seiner Facon selig werden kann. 
«Eine Schwalbe macht den Sommer» (Une hirondelle a fait le printemps)» Frankreich 2000 Verleih: Prokino (Fox) Regie: Christian Carion Hauptdarsteller Mathilde Seigner, Michel Serrault Inhalt: Mit 30 Jahren hat Sandrine (Mathilde Seigner) genug vom Stadtleben und ihrem Job als Com- putertrainerin. Also erfüllt sie sich einen lang gehegten Traum: Sie macht eine Ausbildung zur Land­ wirtin und kauft dem alten Adrien (Michel Serrault) seinen Hof ab, al­ lerdings unter der Bedingung, dass dieser noch weitere zwei Jahre dort leben darf. Das Zusammenleben mit dem mürrischen Alten gestaltet sich schwierig. «Scooby-Doo» USA 2002 Verleih: Warner Regie: Raja Gosnell Hauptdarsteller: Rowan Atkirison, • Sarah Michelle Gellar, Freddie Prin- ze jr. - ab sechs Jahren. Inhalt: Emile Mondavarious (Rowan Atkinson), der stolze Besitzer eines schnieken Ferienclubs für College- Studenten, befürchtet, dass es auf seiner Anlage, spukt. Daher enga­ giert er die Detektive der Mystery Inc. Die Superschnüffler um die dä­ nische Dogge Scooby-Doo sind seit jeher auf alles Übernatürliche spe­ zialisiert. «Windtalkers» USA 2002 Regie: John Woo Hauptdarsteller: Adam Beach, Ni­ colas Cage, Peter Stormare. Inhalt: Im Zweiten Weltkrieg setzt das US-Militär als Geheimcode die Sprache der Navajo-Indianer ein. Die beiden Marines Jo Enders und Ox Anderson Christian Slater sollen zwei der so genannten «Code Talker» durch die feindlichen Linien führen und verhindern, dass sie in die Hän­ de des Feindes fallen. Kleiner Mann, grosse Karriere Es ist ruhiger geworden um Dustin Hoffman, der am 8. August 65 Jahre alt wird. Aber der zweifache Oscar- Preisträger muss längst weder dem Publikum in aller Welt noch sich selbst beweisen, 
welch grossartiger Schau­ spieler er ist. Unter den grossen Hol­ lywood-Stars seines Kalibers ist Hoff­ man sicherlich der kleinste. Doch das bezieht sich nur auf die Körpergrösse des Charakterdarstellers, dessen Kön­ nen und Vielseitigkeit unbestritten sind. Die Liste der modernen Filmklas- sikerj in denen er Hauptrollen spielte, ist ebenso lang wie Imposant. 
Mad Cows und Stallhasen Film: «Eine Schwalbe macht den Sommer»
	        

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