Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
WIRTSCHAFT Dienstag, 30. Juli 2002 
7 Touristen zeigten sich sparsam Auslandsgäste in der Schweiz gaben 2001 erstmals seit 1996 weniger Geld aus NEUENBURG: Die Betten und Kassen der Schweizer Touris­ mus- und Hotelleriebetriebe sind schlechter gefüllt als in früheren Jahren. Die Ausgaben ausländischer Touristen gingen 2001 erstmals seit fünf Jahren wieder zurück. Im ersten Halb­ jahr 2002 verbuchte die Hotel- lerie eine Abnahme der Lo­ giernächte um 6,2 Prozent. Hea ausländischen Gästen-sass das- Portemonnaie im Jahre 2001 gemäss ersten Schätzungen des Bundesamts für Statistik (BFS) weniger locker in der Tasche als ein Jahr zuvor. Mit 12,7 Milliarden Franken gaben sie 453 Mil­ lionen Franken oder 3,4 Prozent weni­ ger aus als 2000. Erstmals seit 1996 gingen damit die Einnahmen aus dem Auslandtourismus wieder zurück. Die grösste Einnahmequelle stellte erneut der Reiseverkehr mit Übernachtungen mit einem Anteil von 70 Prozent dar. Die Kundschaft in den Hotel- und Kurbetrieben bescherte mit 6,0 Milli­ arden Franken 5,8 Prozent weniger Einnahmen als 2000. In der Parahotel- lerie, also 
bei Ferienwohnungen, Zelt­ plätzen, Gruppenunterkünften und Ju­ gendherbergen, machte die Einbusse 2,3 Prozent auf 1,1 Milliarden Franken aus. Die Einnahmen aus dem Tages- und Transitverkehr sanken um 7,5 Prozent. Der übrige Fremdenverkehr - darunter das Duty-free-Geschäft - verlief um 0,6 Prozent rückläufig. Die Fremdenverkehrsbilanz 2001 schioss mit einem Plus von zwei Milli­ arden Franken ab, da die Schweizer insgesamt 10,7 Milliarden Franken für Reisen ins Ausland investierten. Die *3» Höhe Kirch-Verlus- tefzuierwarten MÜNCHEN: Die Bayerische Landes­ bank rechnet bei ihren umstrittenen Kirch-Krediten 
im schlimmsten Fall mit einem Verlust von 879 Millio­ nen Euro. Diesen Betrag habe die Bank bereits unmittelbar nach den Insolvenzen von KirchMedia und KirchPayTV im Frühjahr als Gesamtrisikovorsorge eingeplant, erklärte BayernLB-Vorstandschef Werner Schmidt am Montag in München. Nach Abschluss einer Sonderprü­ fung der Bundesanstalt für Finanz­ dienstleistung (BaFi) hatte die Bank den Betrag Anfang Juli noch einmal um fünf Millionen auf 884 Millio­ nen Euro aufgestockt. Im günstigs­ ten Fall muss sich die BayernLB für ihr Kirch-Engagement auf einen Verlust von 248 Millionen Euro ein­ stellen, hiess es unlängst in einem internen Schreiben der BaFi. Die Behörde warf der Landesbank in dem Schreiben ausserdem vor, bei der Darlehensvergabe an Kirch ge­ gen Bestimmungen des Kreditverga­ be Verstössen 
zu haben. Die Landes­ bank habe'sich unter anderem nicht, wie vorgeschrieben, einen aktuellen beglaubigten Konzernabschluss der Kirch-Gruppe vorlegen lassen. BayernLB-Chef Schmidt wollte bei der Vorstellung der Halbjahres­ bilanz nicht auf die Vorwürfe der staatlichen Kreditaufsicht eingehen. Er kündigte aber eine Strafanzeige wegen Verletzung des Amtsgeheim­ nisses an, weil das Schreiben an die Öffentlichkeit durchsickerte. Schmidt betonte, die Bayerische Landesbank werde die Folgen ihres Kirch-Engagement auch im schlimmsten Fall verkraften, ohne die Gewinnausschüttung an ihre Ei­ gentümer kürzen zu müssen. «Die Endabrechnung erfolgt nach Ver­ wertung aller Sicherheiten», sagte er. 
Die ausländischen Gäste in der Schweiz gaben im Vorjahr erstmals seit 1996 weniger Geld aus. Ausgaben der Schweizer im Ausland lagen somit leicht höher als jene im ei­ genen Land, die laut BFS auf 9,7 Mil­ liarden Franken verharrten. Rückgang der Logiernächte im ersten Halbjahr 2002 Auch 2002 zeigen die Zahlen bis­ lang ins Minus. Die Zahl der Lo­ giernächte in den Schweizer Hotelbe­ trieben lag im ersten Halbjahr 6,2 Pro­zent 
unter dem Vorjahreswert. Die Nachfrage aus dem Ausland gab dabei um 9,3 Prozent auf noch 8,92 Millio­ nen Übernachtungen nach. Am gröss- ten war die Abnahme bei den Gästen aus den USA und Japan, die in beiden Fällen 20 Prozent übertraf. Laut BFS widerspiegelt dieser Rück­ gang teilweise die Stärke des Schwei­ zer Frankens. Vergleichsweise gering nimmt sich demgegenüber das Minus 
von 1,9 Prozent bei den Schweizer Gästen aus. An der Negativtendenz konnte auch das Sommerwetter des vergangenen Juni nichts ändern. Die Hoteliers ver­ kauften im letzten Monat der Berichts­ periode sieben Prozent weniger Über­ nachtungen als im Jahr zuvor. Der Grund dafür liegt laut BFS neben der Frankenstärke auch in den unsicheren Konjunkturaussichten. Machtwechsel bei Bertelsmann Groebel: «Stakeholder»-Prinzip statt Aktienmarkt-Orientierung FRANKFURT: Nach dem überra­ schenden Abgang von Bertelsmann- Chef Thomas Middelhoff steht bei dem Mediengiganten aus Gütersloh offenbar ein . Strategiewechsel an. «Unterschiedliche Auffassungen über die künftige Strategie» waren der of­ fizielle Grund für die Trennung. Unklar blieb jedoch, ob damit Middel­ hoffs Weg der Internationalisierung einschliesslich eines Börsengangs eine Absage erteilt wurde. Analysten und auch Medienwissenschaftler gehen davon aus, da ein Börsengang «nie an oberster Stelle der Wunschliste» der Besitzer gestanden habe. So sagte der Generaldirektor des Eu­ ropäischen Medieninstituts, Jo Gro­ ebel, der AP, der Machtwechsel sei Konsequenz zweier verschiedener 
Strategien, die in dem Medienkonzern zuletzt gegeneinander gestanden hät­ ten. «Die Philosophie von -Reinhard Mohn - die dieser im Unternehmen übrigens nach wie vor viel aktiver ver­ tritt, als es aussen wahrgenommen wird - ist das Stakeholder-Value-Prin- zip, also der klare Einbezug der Mitar­ beiter.» Reinhard Mohn kam 1947 in fünfter Generation an die Bertelsmann-Spitze. Er • prägte die Unternehmenskultur: Dezentrale Organisation, Delegation von Verantwortung, Freiraum für kreative Mitarbeiter und eine eigene Sozialordnung - das «soziale Modell Bertelsmann». 1971 wandelte er das Unternehmen zur Aktiengesellschaft und gründete 1977 die gemeinnützige Bertelsmann- Stiftung. 1993 übertrug Mohn 68,8 Unterschiedliche Auffassungen über die künftige Strategie waren der offizielle Grund filr den Abgang von Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff. 
Prozent des Aktienkapitals auf die Stiftung. Middelhoff war seit • 1998 Vorstaridschef. Middelhoff hat sich dagegen deut­ lich für eine Internationalisierung nach US-Modell also das Sharehol- der-Value-Prinzip - st^rk gemacht, wie auch Groebel betont. Spannend sei, dass ^ zumindest nach dem, was bisher bekannt sei - es offenbar kei­ nen aktuellen Anlass gegeben habe, der zu dem Abgang Middelhoffs führ­ te; «Es ist die immense Stärke der Mohnschen Philosophie, völlig sou­ verän und losgelöst von aktuellen Strömungen • Entscheidungen zu tref­ fen», so der Medienwissenschaftler. Die Einsetzung Thielens, der Gröbeis Einschätzung nach für Solidität und das traditionelle Mediengeschäft steht, sage im Übrigen auch etwas über das Kräfteverhältnis im Hause Bertels­ mann. Auch der Medienwissenschaftler Horst Röper wies im Deutschlandfunk darauf hin, dass Bertelsmann sich im­ mer als ein Familienunternehmen ver­ standen habe. «Nun sollte ausgerech­ net dieses Unternehmen an die Börse, und das hätte natürlich geheissen: <Shareholder Value, also man arbeitet im Wesentlichen für den Börsenwert. Da gab es Brüche, und diese neue Linie hat wohl weder die Familie Bertels­ mann, die Familie Mohn überzeugt, noch den Aufsichtsrat>.» Der Medienanalyst von der SEB- Bank, Oliver Fischer, betonte, Bertels­ mann habe nun seit Jahren eine ziem­ liche Grösse als Medienkonzern er­ reicht. «Ein Börsengang stand dabei offenbar nie an oberster Stelle der Wunschliste der Besitzer.» Auch Fi- 'scher sieht keinen aktuellen Anlass für den Machtwechsel und vermutet, «dass sich die Differenzen möglicher­ weise auf den Börsengang» bezogen. 
Käsedeal verzögert sich BERN: - Der Verkauf des Käse- geschäfts der Swiss Daiiy Food (SDF) an Emmi verzögert sich. Die Wettbewerbskommission kündigte am Montag eine vertiefte Prüfung des Deals an. Das Fusionsvorhaben könnte zu einer marktbeherrschenden Stellung der Emmi-Gruppe auf Teilmärkten führen,, erklärten die Wettbewerbs­ hüter. SDF bedauerte den Entscheid. Es bestünden Anhaltspunkte, wonach Emmi durch den Zusam- menschluss auf dem schweize­ rischen Markt für Affinage markt- beherrschend würde, teilte die Wett­ bewerbskommission (Weko) mit. Auch auf dem schweizerischen Ver- kaufmarkt erhielte Emmi in Bezug auf Käse, insbesondere Hart- und Schmelzkäse, eine marktbeherr­ schende Stellung. Die vorläufige Prüfung durch die Weko habe zudem ergeben, dass das Fusions­ vorhaben eine Konzentration des Käseexportes zur Folge habe, die unter Umständen den Wettbewerb einschränken könnte. Das Sekretariat der Weko hat nun maximal vier Monate Zeit, um ver­ tieft zu überprüfen, ob das Zusam­ menschlussvorhaben eine marktbe­ herrschende Stellung der Emmi- Gruppe begründet. Keine finanziellen Probleme bei BZ ZÜRICH: Die BZ Gruppe des Financiers Martin Ebner dementiert Markt­ gerüchte, wonach die Beteiligungsge­ sellschaft finanzielle Probleme habe. «Das Marktumfeld hat sich verändert, aber es gibt keine Probleme.» Dies sag­ te die Verwaltungsratspräsidentin der zur BZ Gruppe gehörenden BZ Bank, Eveline Saiipper, am Montag zur "Nachrichtenagentur Reuters. Zudem sagte Sautter, BZ Bank stehe nicht zum Verkauf. Sautter ist Anwältin bei der Zürcher Wirtschaftskanzlei Hombur­ ger. Am Markt hatte es zuvor geheissen, inländische und ausländische Finanz­ konzerne könnten an Teilen der BZ Gruppe interessiert sein. In der Wo­ chenendpresse hatte es zudem Speku­ lationen gegeben, 
verschiedene Ban­ ken würden die BZ Gruppe bei der Lö­ sung von Problemen unterstütze^ Ebners rechte Hand, Kurt Schilt­ knecht, wollte die Spekulationen nicht kommentieren. BZ sei eine private Ge­ sellschaft, die nur die Angaben mache, zu der sie verpflichtet sei. BZ habe in den vergangenen 15 Jahren Markt­ gerüchte nie kommentiert und wolle dies weiter so halten, so Schiltknecht. St. Galler Kanto­ nalbank zieht mit ST. GALLEN: Die St. Galler Kantonal­ bank, zieht mit der Senkung der Zins-, Sätze für Kassenobligationen (KO) mit. Per heutigem Dienstag werden sämtli­ che Laufzeiten um 
je einen viertel Pro- zentpunkt reduziert. Die KO der St. Gäller Kantonalbank werfen damit neu 1;75 Prozent filr eine Laufzeit von zwei Jahren bis 2,75 Prozent filr eine Laufzeit von acht Jahren ab. ANZEIGE PanAlpina Sicav AlplnaV Preise vom 29. Juli 2002 Kategorie A (thesaurlerend) Ausgabepreis: € 43.20 Rücknahmepreis: € 42.33 Kategorie B (ausschüttend) Ausgabepreis: € 41.50 Rücknahmepreis: € 40.61 Zahlstelle In Liechtenstein: Swlssflrst Bank (Liechtenstein) AG Aüstrasse 61, Postfach, FL-9490 Vaduz
	        

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