Liechtensteiner .VOLKSBLATT
AUSLAND Montag, 29. Juli 2002
1 3 USA S Nahost-Resolution: Beratungen werden heute in New York fortgesetzt
Bedingungen JERUSALEM/NEW YORK: Der UNO-Sicherheitsrat will am Montag seine Beratungen über eine Nahost-Resolution fortset zen. Zuvor hatten die USA erst mals Bedingungen für ihre Zu stimmung zu einer Resolution genannt. US-Botschafter John Negroponte for derte in New York, zuallererst müsse der «Terrorismus ausdrücklich verur teilt» werden. Als weitere Bedingungen für-die-ZustimmungdcrUSA
-nannte Negroponte die Verurteilung der paläs tinensischen Organisationen Hamas, El-Aksa- Brigaden und Islamischer Dschihad. Peres dementiert Unterdessen dementierte der israeli sche Aussenminister Schimon Peres seine Äusserungen über Regierungs chef Ariel Scharon und dessen Paläs tinenser-Politik im «Spiegel». Peres sagte im israelischen Radio, seine Worte seien im «Spiegel» «schlecht übersetzt und verzerrt worden». Der Aussenminister hatte in einem Inter view mit dem deutschen Nachrichten magazin Zweifel geäussert, dass Scha ron ein Partner für den Frieden sein könne.
lam Fajad am Montag treffen. US- Aussenminister Colin Powell kündigte indes an, nach seiner Rückkehr von seiner Asien-Reise Anfang August ei ne Palästinenser-Delegation zu emp fangen. Powell will mit den Palästi nensern Gespräche über die Reform der Sicherheitskräfte in Washington führen. Die US-Regierung hatte die Einrichtung eines provisorischen Paläs- tinenser-Staates unter anderem von der Neuordnung und. Straffung der Si cherheitsdienste abhängig gemacht. Am Wochenende kam es bei einem Trauerzug in Hebron zu Zusammenstössen zwischen israelischen Siedlern und Palästinensern. (Bild: Keystone) Wiederaufnahme der Gespräche Trotz andauernder Spannungen wollen Israelis und Palästinenser eine Woche nach dem Angriff auf Gaza, der
14 Zivilisten das Leben kostete, ihre Gespräche auf Ministerebene wieder aufnehmen. Wie ein Palästinenserver treter mitteilte, wollten sich die Fi nanzminister Silvan Schalom und
Sa-en
erschossen Bei. Zusammenstössen mit Palästi nensern erschossen israelische Siedler in der Stadt Hebron nach Angaben von Anwohnern ein 14-jähriges pa lästinensisches Mädchen. Mindestens sieben andere Menschen wurden ver letzt. Zu den Zusammenstössen kam es bei dem Trauerzug für einen am Frei tag getöteten Siedler. Nach palästinen sischer Darstellung verwüsteten die aufgebrachten Trauergäste palästinen sische Häuser. Nach Angaben von Ra dio Israel kam es zu den Zusammen stössen, als Palästinenser den Trauer zug mit Steinen bewarfen. Bei dem Hinterhalt am Freitag waren insgesamt vier Siedler erschossen worden. Die Suche der israelischen Armee nach den Mördern blieb bislang erfolglos. Luftangriff im Südirak Kampfflugzeuge der USA und GB im Einsatz BAGDAD: Kampfflugzeuge der USA und Grassbritanniens haben am Sonntag nach Angaben Iraks Ziele im Süden des Landes beschossen. Be richte über Schäden oder Opfer lagen nicht vor. Die britischen und amerikanischen KampQets hätten etwa 20 Einsätze ge gen zivile Einrichtungen und Stütz punkte der Armee in der Provinz Wasit geflogen, zitierte die ämtliche iraki sche Nachrichtenagentur inaA einen Militärsprecher. Nach dem Beschuss durch die irakische Luftabwehr seien die Kampfjets zu ihren Basen in Ku wait zurückgekehrt. Eine Stellungnah me Grossbritanniens und der USA lag zunächst nicht vor. Die Flugzeuge der Alliierten patrouillieren in den von den USA festgelegten Flugverbotszonen
im Norden und Süden Iraks. Die Zonen waren nach dem Ende des Golf- Krieges 1991 eingerichtet worden, um oppositionelle Schiiten im Süden und Kurden im Norden des Landes vor dem Zugriff des irakischen Präsidenten Saddam Hussein zu schützen. Bereits in der vergangenen Woche hatten Kampfflugzeuge der USA und Grossbritanniens Ziele im Süden Iraks beschossen. Dabei wurden nach Anga ben
der Regierung in Bagdad ein Mensch getötet und 22 verletzt. US- Präsident George W. Bush bezeichnet den Irak zusammen mit Iran und Nordkorea als «Achse des JBösen». Zu letzt erklärt er, den Sturz Saddams mit allen Mittel betreiben zu wollen. Die USA werfen ihm vor, nach Massenver nichtungswaffen zu
streben.
Ecevit gibt noch nicht auf Türkischer Ministerpräsident will Wahlen verzögern ANKARA: Der türkische Minister präsident Bülent Ecevit hat am Sonntag einen letzten Versuch unter nommen, den Termin für vorgezoge ne Neuwahlen hinauszuzögern. Einen Tag vor der Abstimmung im Parlament über den Termin im No vember traf er sich am Sonntag mit dem Chef der Koalitionspartei der Na tionalisten, Devlet Bahceli, um ihn von einer späteren Wahl zu überzeugen. Bahceli hat jedoch bislang entschlos sen auf einen vorgezogenen Termin gedrungen und erklärt, nur so könne der politische Stillstand seit Ecevits Er krankung im Mai beendet werden. Die Nationalisten drohten auch mit dem Verlassen der Koalition, sollten die Wahlen nicht wie vereinbart stattfin den.. Am Montag ist eine Sondersitzung
des Parlaments anberaumt, in der die Abgeordneten über die Wahl ab stimmen sollen. Ecevit hatte der vor gezogenen Neuwahl unter dem Druck der Koalitionspartner zwar zögernd zugestimmt, "aber weiter versucht, den Termin doch noch auf nächstes Jahr zu verschieben. Der 77-Jährige begründet seinen Widerstand damit, dass Wahlen schon im November der türkischen Wirtschaft und den geplanten Refor men schaden würden. Wichtige Geset zesänderungen, die auch den Weg in die Europäische Union ebnen sollen, würden sich durch den Wahlkampf verzögern. Die Türkei muss die von der EU angemahnten Reformen noch vor dem im Dezember stattfindenden Gip-, fei der Union beschliessen. Dort soll über die Aufnahme von Beitrittsver handlungen entschieden werden.
Rücktritt Levys JERUSALEM: Der israelische Minister ohne Geschäftsbereich David Levy hat am
Sonntag laut Fernsehberichten sei nen Rücktritt eingereicht. Mit dem Schritt will der Minister gegen die Haushaltspolitik der Regierung protes tieren. Geplante drastische Haushalts kürzungen würden sozial schwache Is raelis «in bittere Armut treiben», zitier te das israelische Fernsehen aus dem Rücktrittsschreiben an Ministerpräsi dent Ariel Scharon. Zudem beklagte Levy demnach den Regierungsstil Scharons. Das Kabinett sei nicht mehr der Ort, in dem Regierungsentschei dungen getroffen würden. Der ehema lige Aussenminister Levy gehört der fipscher-Partei anr-die-über-drei^Abgc- ordnete im 120-sitzigen Parlament verfügt. Keine Folgen PRAG: Die Festnahme des früheren Prager Spitzendiplomaten Karel Srba im Zusammenhang mit einem Mord komplott gegen eine Journalistin bleibt für den künftigen Leiter der UNO-Vollversammlung, den Tsche chen Jan kavan, vorerst folgenlos. Srba war bis März 2001 Mitarbeiter von Kavan, der damals Aussenminister war. Es gebe keinen Grund, warum Ka van wegen der geplanten Ermordung der Redakteurin Sabina Slonkova per sönliche Konsequenzen ziehen müsse, sagte Ministerpräsident Vladimir Spid- la nach einem Treffen mit Kavan. Prä sident Vaclav Havel hatte Kavan un längst nahe gelegt, das einjährige Amt im September nicht anzutreten. Landminenkampf KABUL: Die afghanische Übergangsre- gierung hat den Landminen den Kampf angesagt. Präsident Hamid
Karsai eröff nete am Sonntag in Kabul eine viertägi ge Anti-Minen-Konferenz. Es werde noch mindestens sieben Jahre dauern, bis Afghanistan von Minen gesäubert sei, sagte Karsai unter Berufung auf Ex perten. Nach Schätzungen gehört Af ghanistan mit rund zehn Millionen Mi nen zu den am meisten verseuchten Ländern der Welt. Haete will das Kabi nett zudem über den Beitritt zur Otta wa-Konvention zur Ächtung von Land minen beraten. Dem Abkommen von 1999 sind bislang 143 Staaten beigetre ten. Es verbietet die Herstellung, Lage rung, den Handel und Einsatz von Mi nen. Jährlich werden rund 25 000 Men schen durch Minen getötet oder verletzt. Weltweit sind zwischen einhundert und 250 Millionen Minen vergraben.. Papst verurteilt Missbrauch
Schwitzen und sparen lAiAlriii r/fi vi HrvAtroM i m Tr ••
Weltjugendtreffen in Kanada beendet TORONTO: Die Fälle sexuellen Miss brauchs in der katholischen Kirche hat Papst Johannes Paul II. auf dem Weltjugendtreffen in Kanada als be schämende Sünden verurteilt. Zu gleich rief er die mehr als eine halbe Million Jugendlichen bei der Ab schlussmesse am Sonntag auf, weiter zur Kirche zu stehen und sich nicht von den Verfehlungen Einzelner be irren zu lassen. Die Skandale um pädophile Priester in mehreren Ländern hätten Trauer und Beschämung hervorgerufen, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche bei dem Gottesdienst nahe Toronto. Aber von den Verfehlungen einiger dürften sich die Gläubigen nicht entmutigen lassen. Die weitaus meisten Priester und Ordensleute seien entschlossen zum Guten, betonte der Papst. «Unter stützt sie», rief er den Jugendlichen zu. Spirituelle Dimension Viele der rund 500.000 Gläubigen hatten über Nacht am Ort des Gottes dienstes ausgeharrt, wo bereits am Vortag ein mehrstündiges Abendgebet gehalten wurde. Johannes Paul II. rief dabei die Jugendlichen auf, eine neue Kultur der Freiheit, des Friedens und der Liebe zu entwickeln. Der Papst er mahnte die Gläubigen auch, angesichts
der technologischen Fortschritte die spirituelle Dimension im Leben nicht zu vernachlässigen. Was gesche he, wenn Feindseligkeit und Hass die Oberhand gewönnen, habe «der schreckliche Terroranschlag auf New York» gezeigt. Deshalb müssten die Menschen lernen, «Stein für Stein die Stadt Gottes innerhalb der Stadt der Menschen zu bauen». Ministerpräsident anwesend Der Papst sprach in den beiden Lan dessprachen Englisch und Französisch von einer riesigen Bühne unter einem 48 Meter hohen Kreuz zu den Gläubi gen, das kilometerweit zu" sehen war. Viele der Teilnehmer hielten Kerzen in der Hand. Anwesend war auch der ka nadische Ministerpräsident Jean Chre- tien, mit dem der Papst zuvor zusam mengekommen war. Es war einer der wenigen offiziellen Termine Johannes Pauls während sei nes Besuchs in Kanada. In Wadowice, der polnischen Heimatstadt des Paps tes, verfolgten zahlreiche Jugendliche das Abendgebet auf einer riesigen Leinwand. Mehrere zehntausend Men schen hatten am Freitag eine Prozessi on durch die Strassen Torontos ver folgt. Der nächste Weltjugendtag der katholischen Kirche ist 2005 in Köln geplant.