Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
KULTUR Samstag, 27. Juli 2002 
9 «Man darf glücklich und auch stolz sein» Gespräch mit Musikschuldirektor Klaus Beck zum Abschluss der 32. Meisterkurse 1970 gründete der damalige Schulleiter Josef Frommelt, so­ zusagen als Privatvergnügen, die Internationalen Meisterkur­ se. Nach seiner Pensionierung hat die Regierung die Träger­ schaft der Internationalen Meis­ terkurse der Liechtensteinischen Musikschule übertragen. Die Kursleitung obliegt nun. von Amtes wegen dem jeweiligen Musikschuldirektor, jetzt also Klaus Beck. Regierung und Ge­ meinde unterstützen, neben dem Hauptsponsor, der Confida AG, die Kurse. In diesem Jahr konnten mit der Jee- ves-Group, Schaan, und der Ivoclar- Vivadent, Schaan, zwei weitere Spon­ soren gefunden werden. Die Meister­ kurse haben zum Ziel, jungen Berufs­ musikern und fortgeschrittenen Mu­ sikstudenten Unterrieht auf hohem Ni­ veau zu bieten, um sie auf eine Solo­ karriere oder auf die Tätigkeit in einem professionellen Orchester vorzuberei­ ten. Mit Klaus Beck sprach Gerolf Hauser Volksblatt: Was kann man tun, um für die klassischen Konzerte mehr Gäste anzulocken? Klaus Beck: Wenn ich es wiisste, würde ich es tun. Wir haben dieses Jahr eine Flyer-Aktion an alle Haus­ halte gemacht, wir haben Inserate ge­ schaltet und die Konzerte umgetauft von Meisterkonzerte zu Sommerkon-' 
Das geht in erster'Linie über Bezie­ hungen, d.h. Musiker, die schon hier war^n, erzählen es weiter und schla­ gen uns Kollegen vor. Dann fragen wir an und bekommen spontan Zusa­ gen, wohl, weil die' Atmosphäre hier gut ist. Wolfgang Boqttcher z.B., er ist dieses Jahr zum ersten Mal hier, hat bereits wieder für das nächste Jahr zu­ gesagt. Wir hören von den Dozenten immer, die Meisterkurse in Vaduz sei­ en so' schön, weil sie überschaubar sind, die Infrastruktur ßtimmt, die Or­ ganisation sehr gut ist^und man als Mensch wahrgenommen wird und 
reich Jazz möchten wir uns im nächs­ ten Jahr mehr Richtung Hochschulen und Konservatorien in der Schweiz, in Österreich und Deutschland orientie­ ren, denn jetzt kommen alle Dozenten aus Holland. Schwebt euch eine Erweiterung In den Rock-Pop-Bereich vor? Ich denke nicht. Wir wollen weder im klassischen, noch im Jazzbereich etwas kürzen; und ein Zusatzangebot, z.B. Rock-Pop/würde uns rein zahlen- mässig in Probleme bringen, also be­ züglich Verwaltung, 
Räumlichkeiten- Musikschuldirektor Klaus Beck, zugleich Leiter der Internationalen Meisterkur­ se, kann mit Freude auf die erfolgreichen Meisterkurse zurückblicken. zerten. Aber anscheinend gibt es eine gewisse Übersättigung, ausserdem ist Ferienzeit. Die Jazzkonzerte sind im­ mer besser besucht. Anscheinend lockt das, was legerer klingt mehr. Liegt es vielleicht auch daran, dass man eher zu den Bregenzer Fest­ spielen oder nach Zürich fährt, weil man glaubt, dort sind die Grossen der Kunst? Ich glaube, Orchesterwerke • oder Opern, dazu noch, wenn berühmte Na­men 
auftauchen, ziehen mehr Publi­ kum an. Es ist wohl wie im Tennis: Man kennt die Nummer eins bis fünf, alles dahinter interessiert anscheinend nicht. Die Vaduzer Meisterkonzerte wei­ sen grosse Namen auf, den Sänger Kurt Widmer, den Flötisten Philippe Bernoid, den Gelger Thomas Brandis oder den Cellisten Wolfgang Boett- cher - wie gelingt es, sie nach Liechtenstein zu locken? 
nicht nur der grosse Namen vermark- -tet wird. Dazu^bören auch Kleinig­ keiten, wie z.B. dass Wolfgang Boett- cher durchblicken Hess, er liebe die Berge, ausserdem ist er auch ein Läu­ fer. Also sind wir mit ihm nach Malbun gefahren. Wir alle stehen mit Leib und Seele hinter den Meisterkur­ sen und sehen das nicht nur als Job an. Es ist viel eher ein Ferienvergnü­ gen für uns. Auch im Sekretariat spürt man, dass ihnen die Arbeit der Betreu­ ung der Dozenten und Studenten Spass macht. Und es freut uns natür­ lich, dass wir immer wieder von den Studierenden Rückmeldungen bekom­ men, in denen sie sich bedanken für die Zeit hier in Liechtenstein. Wie viele Studenten waren jetzt für die klassischen und die Jazz-Meis- terkurse hier? Es waren ca. 100, . davon 35 beim Jazz. Das entspricht dem Rahmen, den wir bieten können. Wir möchten auf- keinen Fall noch mehr Kurse anbieten oder die Kurse grösser machen. Im Be­fiir 
die Kurse und zum Üben, aber auch für Übernachtungen. Nach den neuen Bestimmungen lei­ tet der Jeweilige Musikschuldirektor die Meisterkurse - wie hast du die ersten Meisterkurse als Leiter er­ lebt? Ich war schon im vergangenen Jahr, zusammen mit Pepi Frommelt, feder­ führend. Aber jetzt bin ich s^hr froh, dass alles so hervorragend geklappt hat. Darüber darf man wirklich glücklich und auch stolz sein. Wir wollen ja nicht nur sehr gute Kurse und Konzerte anbieten, sondern auch, was das Umfeld betrifft, ein gutes Licht auf Liechtenstein werfen. Und gemeinsam, also z.B. mit Hilfe der Ge­ meinde Vaduz, dem Land oder z.B. den Vermietern, die oft sehr günstig, manchmal sogar gratis Zimmer an die Studenten geben, schaffen wir das auch. Ich bin also sehr zufrieden; bis -auf den kleinen Wermutstropfen, dass die Konzerte nicht immer gut besucht sind. Ein Konzert voller Höhepunkte Jazztime I - das Konzert der Dozenten der Vaduzer Meisterkurse im Triesner Saal Vielleicht taucht für den einen oder anderen Studierenden die Frage auf: Soll ich wieder zu den Vaduzer Meisterkursen kommen, sind doch viele der Dozenten sozusagen abonniert auf diese Meisterkurse. Für das Konzert der Jazzdozenten aller­ dings ist dieses Sich-Kennen nur von Vorteil. Gerolf Hause r So ergab sich am Mittwoch im Triesner Saal ein Konzert voller Höhepunkte. Nicht das erste Mal, teilweise seit Jah­ ren.mit dabei sind Jasper Blom (Saxo­ phon), Klaus Flenter (Gitarre), Wim Es- sed (Bass), Sylvi Lane und Ronald Douglas (Gesang), Arnoud Gerritse (Schlagzeug), Marc Godfroid (Posaune) und Ingolf Burkhardt (Trompete). 
Neu war nur Pianist Rob van Bavel. Hervorragende Musiker Als Aussenstehender hat man kei­ nen Einblick in die Jazzworkshops. Nach dem Konzert allerdings ist deut­ lich: Man kann die Studierenden dazu beglückwünschen, eine ganze Woche bei so hervorragenden Musikern Un­ terricht haben zu dürfen. Denn alle glänzten mit dem, was Trompeter In­ golf Burkhardt in einem Gespräch sag­ te: «Faszinierend im Jazz ist das sich ständig neu Schöpfende, die Improvi­ sation, das Komponieren einer neuen Melodie, die man gleichzeitig spielt. Ausserdem halte ich das Jazzspielen für einen sehr demokratischen Vor­ gang, d.h. Jazzmusiker können sich treffen und zusammen spielen. Und ich bin davon überzeugt, dass all dies eine Kraft ist, die heilende Wir­ kung hat, weil es den ganzen Men­ schen einbezieht.» Und genau dies zeigten die Dozenten (und Dozentin Silvi Lane) in den verschiedensten Be­ setzungen, mal als Trio mit Klavier, Bass und Schlagzeug (herrlich z.B. bei 
Die Dozenten der Jazzworkshops bei den Vaduzer Meisterkursen gaben im sehr gut besuchten Triesner Saal ein Konzert völler Höhepunkte. (Bilder: Gerolf Hauser) «On the sunnyside of the street» die Wechsel von Bassist Wim Essed vom Walking Bass zu synkopischen Ein­ würfen); mal das Trio ergänzt mit Gi­ tarre und Trompete (mit prächtig-me- lodiereichem Solo von Gitarrist Klaus Flenter und hervorragender Improvi­ sation von Trompeter Ingolf Burk­ hardt); dann die vor allem in den un­ teren und mittleren Lagen beein­ druckende Stimme von Silvi Lane oder ein emotionsgeladenes Solo mit dem Tenorsaxophon von Jasper Blom; dann das lockere Handhaben des In­ struments Stimme, von samtweich bis kräftig durch Ronald Douglas oder (in einem Gillespie-Stück) das variations­ reiche Solo von Posaunist Marc God­ froid, ein sensationelles Duo mit dem Pianisten Rob van Bavel und Jasper Blom und zum Abschluss natürlich die Jamsession mit einem Blues. Musik­ schuldirektor Klaus Beck konnte dann im Namen des Hauptsponsors, der Confida AG, zu Bratwurst, Wein und Bier einladen. 
Heute Samstag, den 27. Juli um 20.15 Uhr zeigen bei Jazztime II im 
Triesner Saal die Workshop-Teilneh­ merinnen ihr Können. Jasper Blom, Ingolf Burkhardt und Marc Godfroid (von links) glänzten mit her­ vorragenden Improvisationen. 
«art bodensee» noch bis morgen DORNBIRN: Bis morgen Sonntag fin­ det in Dornbirn zum zweiten Mal die Kunstmesse «art bodensee» statt. 50 Galerien aus Österreich, Deutschland, der Schweiz und Liechtenstein prä­ sentieren in vier Messehallen Werke von 300 Kunstschaffenden. Die Ver­ anstalter erwarten rund 7000 schau­ ende und kaufende Besucherinnen und Besucher, wie sie am-Donnerstag orientierten. Im Mittelpunkt der «art bodensee» stehen Zeichnung, Malerei und Skulpturen. Angeboten werden etwa Werke von Andy Warhol, Joseph Beuys, Louise Bourgeois, oder Niki de Saint Phalle. Die vier Kunsthäuser der Region (Kunsthaus Bregenz, Kunst­ museum Liechtenstein, Kunstmuseum Chur und Kunstmuseum St. Gallen) präsentieren zudem ihre Sommerpro­ gramme. Hinzu kommen zwei Sonder­ schauen: «Augenblicke in Architek­ tur» nimmt die Entwicklung der Vor­ arlberger Bauschule unter die Lupe. Partner dieser Sonderschau sind das Land Vorarlberg, die Zentralvereini- gung der Architekten sowie das Vor­ arlberger Architektur-Institut. In der vom Vorarlberger Kunststudenten Se- , verin Dünser kuratierten Sonderschau «Wahrscheinlichkeiten» 
können 14 in­ ternationale Nachwuchs-Künstler/in­ nen aus Wien, Hamburg, St. Gallen und Berlin ihre Ideen zwischen Rea­ lität und Fiktion virtuell und real um­ setzen. Die «art bodensee» ist heute Samstag und morgen Sonntag von 14 bis 22 Uhr geöffnet. Schlager-Open- Air WALENSTADT: Am 31. Juli Findet in Walenstadt das 2. Volkstümliche Schlager-Open-Air statt. Mit Francine Jordi, Sandra Weiss und Marianne Ca- thomen machen drei Siegerinnen des Grand Prix der Volksmusik mit, wie die Organisatoren am Freitag mitteil­ ten. Das Schlager-Open-Air findet am Walensee-Ufer statt.
	        

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