Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
SOMMERSERIE Mittwoch, 24. Juli 2002 
3 Der Rappenstein - ein Blumenberg Sommerserie: Wandern in den Liechtensteiner Alpen - Heute von Steg auf den Rappenstein Sie ist nicht leicht, die Bergtour zum Rappenstein. Doch die Schweissperleri lohnen sich. Blumenliebhaber, Waghalsige und Träumer kommen auf ihre Kosten. _.  Janine Köpfl i Uff! Was für eine Strecke. Aber trotz Muskelkater in den Schenkeln und Blasen an den Füssen bin ich begeis­ tert. Kürzlich war ich in Kanada. Die Rocky Mountains haben es mir ange­ tan. Berge, Tannenwälder, See'n und Flüsse so weit das Auge reicht. Natür­ lich lassen sich die Liechtensteiner Al­ pen 
kaum mit dem 4500 Kilometer langen Gebirgszug, in Nordamerika vergleichen. Ich weiss jetzt aber, dass man nicht bis Kanada reisen muss, um eine beeindruckende Bergwelt zu erle­ ben. VOLKSBLÄTT- Sommertour 2. Tag: Steg - Rappenstein Die ersten Sonnenstrahlen blinzeln hinter den Bergen hervor und lassen die Felsen fast durchsichtig erschei­ nen. Der Boden ist noch feucht. Am Wegrand wachsen Blätter, die'grösser sind als eine Männerhand. «Fast wie im Regenwald», denke ich und lasse mein erstes Etappenziel, die Alp Sücka, hinter mir. In der Nähe dröhnt eine Motorsäge. Einige hundert Meter weiter riecht es nach geschnittenem Holz. Eine Tanne liegt auf dem Weg und ich muss das erste Mal klettern. «Göhts», fragt der Arbeiter und räumt einige Äste beiseite. Noch gehts her­ vorragend. Kühe auf dem Weg . Erst der Baum, dann Kühe. Der Weg führt mitten durch eine Kuhherde. An­ ders als gewohnt, grasen die Tiere mit den treuen Augen nicht auf der Weide, sondern halten gerade ihre Morgensies­ ta. 
Sie liegen oder stehen wiederkäu­ end auf dem Wanderweg und schauen zu, wie ich mich an ihnen vorbei quet­ sche. Der Schlamm, der an meinen Schuhen klebt, stört mich nicht. Ich freue mich, dass der Weg ab hier natürlicher und damit interessanter wird. Es geht aufwärts, einige Schritte weiter wieder abwärts. Das braucht Kondition, die ich leider immer noch 
Gestern war viel los auf dem 2222 Meter hohen Rappenstein. Kleine und grosse Gipfelstürmer wagten den Aufstieg und genossen die tolle Aussicht. (Bilder: Jak) nicht habe. Zum Glück gibt es diese grossen von der Sonne aufgewärmten Steine am Wegrand. Sitzen, ausruhen, weitergehen. Ich entdecke die Spuren eines Paarhufers. Ein Reh, ein Hirsch vielleicht, oder war es nur eine Kuh? Das Ziel rückt näher Den .Most oder das frische Glas Milch auf der Alp Gapfahl hebe ich mir für später auf. «Bis zum Rappen­ stein kann es nicht mehr weit sein.» Ich sehe den Gipfel mit dem Kreuz und einige Bergsteiger, die -ihrem Ziel schon recht nahe sind. Mit kleinen Schritten, im Schneckentempo, nehme ich den Steilhang ebenfalls in Angriff. Eine Eidechse saust vor meinen Schu­ hen vorbei. Bienen und Fliegen sum­ men, surren und bestäuben eine Al­ penblume nach der anderen. Margeri­ ten, 
Alpenanemonen, Teufelskrallen, Alpenrosen, Glockenblumen - der 
Rappenstein verdient seinen zweiten Namen: «Blumenberg». Die letzten Meter Ich habe das Gefühl, dass ich nicht vom Fleck komme. Kein Wunder, ich muss immer wieder stehenbleiben und kurz verschnaufen. Ich halte mich an den Sichcrheitsseilen fest und ziehe mich hoch. Die letzten Meter. Die In­ schrift im Kreuz ist jetzt lesbar: «Ave Maria». Ich mache den letzten Schritt und bin überwältigt. Die Aussicht auf das .Rhcintal ist unbeschreiblich. Plötzlich scheinen alle Probleme wie weggeblaseir. Die Welt steht für einen Moment still. Für dieses Gefühl lohnt sich jede einzelne Blase. 
Wunderbare Aussicht auf das Rheintal. Volksblatt-Redaktorin Janine Köpfli sieht zum ersten Mal richtiges Edelweiss. (Bild: Willi Büchel) 
mmSsämm Es gibt verschiedene Möglichkeiten,! den Rappenstein zu erreichen. Zum i Beispiel: Steg - Sücka - 
Alple--.' Gapfahl - Rappenstein. Wenn das Wetter "einige Tage gut ist und der Boden trocknet, ist die Gratwande- 
 ! i rung über den Krüppel zu empfeh-! ; len: Steg - Sücka - Gratwanderung j : Krüppel - Heubühl - Kulmi - Rap­ penstein. Die Marschzeit beträgt je ; nach Route 5 bis 6 Stunden. Die; Wanderung-ist nicht leicht. Beson­ ders der letzte Abschnitt vor dem ! Gipfel ist nichts für Menschen mit ; Höhenangst. Auf dem Rappenstein gibt es genug Platz, um zu rasten. ; Auf dem Rückweg können die Wan- ; derer der Alp Gapfahl einen Besuch abstatten und etwas trinken. Der! Abstieg sollte nicht unterschätzt' werden. Der Rückweg durch das Valünatal zieht sich hin. j 
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* ' K., ^•-3^ •&<« v Die Kühe ruhen sich mitten auf dem Wanderiveg aus. Im Hintergrund ist die Alp Alple zu erkennen. ANZEIGE l-l&oziiclc WMoomm Imj 
Das Naherholungsgebiet Nr. 1 im Fürstentum Liechtenstein Was? Sie haben noch nie einen Aquila Nipoleusis, einen Bubo bubo oder einen Parabuteo unicinctus gesehen? Dann sollten Sie dies bei der Greifvogelshow der Falknerei Galina um 15.00 Uhr unbedingt nachholen. (Nur bei schönem Wetter, Mo. geschlossen) Täglich Marc's Aktivprogramm und Malbuner Rasselbande - Infos unter +423/263 65 77
	        

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