Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

4 Samstag, 20. Juli 2002 
INLAND Liechtensteiner VOLKSBLATT LESERBRIEFE Besucherzahlen ausschlaggebend? Bemerkung zum Interview mit Herrn Daniel Quaderer (Organisation Film- Fest Vaduz) im Radio L vom 15. Juli 2002: Das Open-Air-Kino in Vaduz be­ ginnt ungeßhr zur gleichen Zeit wie die Schulferien in Liechtenstein, was wahrscheinlich kein Zufall ist, son­ dern jedes Jahr darauf abgestimmt wird. Das bedeutet für mich, dass der Ju­ gend die Möglichkeit geboten wird, in ihren Ferien hier in Liechtenstein abends etwas unternehmen zu kön­ nen. Eigentlich eine tolle Sachel Vor allem ist durch die grosse Filmaus­ wahl sicherlich für jeden etwas da­ bei! Bi/Iy Elliot, Ice Age, Jesus Christ Superstar und Crossroads etc. waren echt alles tolle Filmerlebnisse! Aber dem ist anscheinend nicht sol Gemäss der Aussage von Herrn Qua­ derer (Organisator) steht die Zufrie­ denstellung aller Altersgruppen nicht im Vordergrund, sondern vielmehr die Rekordzahlen vom letzten Jahr zu verbessern (Interview vom 15. 7. 2002). Als ich hörte, dass der Film Croassroads als Flop bezeichnet wur­ de und als Fehler im Programmange­ bot angesehen wird, weil er zu wenig Publikum ins Rheinparkstadion nach Vaduz lockte, war' ich enttäuscht. Man kann doch auf keinen Fall einen Film in einer Open-Äir-Vorßhrung nach der Anzahl Zuschauer bewer­ ten, ob er top oderßop war! Da spie­ len viele andere Faktoren mit eint Rolle! An einem Samstagabend *läuft» z. B. einfach mehr als unter der Woche! Herr Quaderer sagte auch, man kön­ ne nicht immer dem Wetter die Schuld zuschreiben. Es sei einfach ein Film, der nur die Altersgruppen von 10 bis 14 Jahren anspricht, und deshalb müsse ein solcher Fehler überdacht werden. Wäre es vielleicht nicht besser zu überlegen, was wichtiger ist für das nächste Jahr, das Kommerzielle oder auch Filme für jüngere Generationen zu zeigen? Es'ist traurig, dass in der heutigen Zeit Zuschauerquoten und der Ge­ winn so ausschlaggebend sind! Ich würde nicht behaupten, dass Croass­ roads ein Film nur für 10- bis 14- Jährige ist, denn ich, als nicht mehr, dieser Altersgruppe entsprechend, habe den Film ebenso mit grosser Be­ geisterung angesehen! Im Interesse mehrerer wäre es wichtiger, der Jugend in der Ferien­ zeit etwas bieten zu können, als im­ mer nur an Zuschauerzahlen zu den­ ken, denn diese zu toppen kann doch wirklich nicht das Wichtigste sein??? Sylvia Ospelt, Schaan Die kurzen Beine der Versprechungen 1980: Bundesrat Hans Hürlimann anlässlich der Eröffnung des Gott- hard-Strassentunnels am 5. Septem­ ber: *Dieser Tunnel ist kein Korridor für den Schwerverkehr.t 2002: Landesstatthalter Hubert Gorbach in einem Leserbrief vom 15. Juli: *Der Letzetunnel wird keine Transitschleüse.» Zwei fast Identische Weissagun­ gen! Und was lehrt uns die Realität? Vor der Eröffnung des Strassentun- nels am Gotthard 1979 fuhren täg­ lich 80 Lastwagen über den Pass. Nach der Eröffnung des Gotthardtun­ nels im Jahre 1981 durchquerten 675 Lastwagen pro Werktag den neu­ en Tunnel. 1992 waren es schon 2500 und im Jahre 2000 benützten über 4000 Lastwagen täglich die Gotthard-Transitroute. Man sieht, da wird ganz oben mehr aus der Hand als in wissenschaftli­ chen Analysen gelesen. Und man entdeckt, Versprechungen in der Verkehrspolitik haben nicht selten kurze Beine und rasche Ver­ falldaten. Adolf Ritter, Mauren 
«Menschen, Tiere, gute Laune» Der Circus Royal gastiert in Vaduz - Täglich Vorstellungen Noch bis zum kommenden Mitt­ woch, den 24. Juli gastiert der bekannte Circus Royal beim Fussballplatz an der Lettstrasse in Vaduz. Das Motto dieses Jah­ res heisst «Menschen, Tiere, gute Laune». Der Circus bietet ein attraktives Programm mit zahlreichen Artisten und ausge­ fallenster Tierdressur vom Cir- cus-Festival Monto Carlo. Mit dabei sind 118 Tiere, von denen immerhin rund 80 in der Manege zu sehen sein werden. Aber Direktor Peter Gasser 
hat natürlich noch mehr im Köcher. Neben den bekannten Schwei­ zer Clowns Gaston und Roli ist auch wieder Oliver Skreinig dabei. Der jun­ ge Österreicher führt wie gewohnt sehr charmant durchs Programm. Ausgefallene Nummern sind das Markenzeichen des Circus Royal, der noch bis zum kommenden Mittivoch in Vaduz gas­ tiert. Viele junge Talente sind im Circus Royal auch in Vaduz zu sehen. Draht­ seilkünstler, Jongleure, Trapezkünstler und eben auch Dompteure. Das Publi­ kum kann sich auf einiges gefasst ma­ chen; das Programm entführt ins Reich der Phantasie und der unbe-" 
grenzten Möglichkeiten. Für die Musik sorgt das Jan Lochynisky-Orchester, das mittlerweile bereits zwölf Jahre lang zusammen unterwegs ist, passend zum Programm. Der Circus Royal spielt in Vaduz bis Dienstag täglich um 20 Uhr - ab 18 
Uhr Grillplausch mit Live-Musik. Am Mittwoch, den 24. Juli ist nur um 15 Uhr eine Vorstellung. Vorverkauf: täg­ lich 10 bis 12 Uhr an der Circuskasse oder telefonisch jederzeit unter Tel. 0848 848 049. Royal's Zoo ist täglich ab 10 Uhr geöffnet. TAKINO «Heaven» «Wie hoch Jcann man fliegen?» fragt ein Junge ins Dunkel, noch vor dem. Vorspann. Tom Tykwer setzt mit «Hea­ ven» gleich zum Höhenflug an und schwebt in der Eröffnungssequenz durch eine Landschaft, in der die Farben so reich sind und der Himmel so blau ist, dass einem schier die Augen übergehen wollen. Erst allmählich realisiert man, dass es sich um eine Hubschrauber-Si- mulation am Computer handelt. Dieser Anflug ist virtuell, und auch die weiter­ führende Handlung ist als Experiment konzipiert; wie bereits in den Filmen «Lola rennt» oder «Der Krieger und die Kaiserin». Die Liebesgeschichte zwischen der 
Attentäterin Philippa (Cate Blan­ che«) und dem jungen Polizisten Filippo (Giovanni Ribisi) geht von einer Schuld­ verstrickung aus: Eine Bombe tötet un­ schuldige Opfer, und die Täterin erweist sich als verzweifelte Gerechte. Auf der 
Flucht aus der Untersuchungshaft in Tu­ rin in die rot-braune Landschaft derTos- cana erkennen sich Philippa und Filippo als Seelenverwandte und werden immer mehr zu unschuldigen Kindern. Zu sehen ist «Heaven» noch bis Mon­ tag jeweils um 20.30 Uhr im TaKino in Schaan. «Sur mes l£vres» Die Sekretärin Carla (Emmanuelle Devos) muss sich von ihren' männli- .chen Kollegen nicht nur wegen ihrer Schwerhörigkeit hänseln lassen, son­ dern wird auch um den einzigen span­ nenden 
Arbeitsauftrag gebracht. Als die Aussenseiterin einen Gehilfen ein­ stellen darf, entscheidet sie sich für den sympathischen Paul (Vincent Cas­ sel). Zwar kann der gerade aus dem Knast Entlassene nicht mal die ein­ fachsten Bürojobs, dafür löst er mit seinen Methoden Arbeitsprobleme. Dumm nur, dass auch er bald um ihre Hilfe bittet. Er schuldet einem Gangs­ter 
Geld - lieber wäre es ihm jedoch, wenn er umgekehrt an dessen Kohle kommen würde. Da Carla aufgrund ih­ rer Schwerhörigkeit von den Lippen lesen kann, soll sie für ihn die neues-, ten Pläne «ablesen». Mit dem Fernglas beobachtet sie die Wohnung und fin- ' det bald heraus, dass eine grosse Geld­ lieferung eingetroffen ist. Doch an die prall gefüllten Müllsäcke zu kommen, erweist sich als schwierig... «Sur mes 16vres» ist heute Samstag um 22.30 Uhr im TaKino zu sehen. Sommerpause Nach der letzten Vorstellung von «Heaven» am kommenden Montag verabschiedet sich das Team des Film­ clubs Frohsinn in die Ferien. Weiter gehts am 22. August mit «Quand on sera grand», «L.l.E.» und Constantin Costa Gavras «Der Stellvertreter». An­ fang September steht dann eine The­ menwoche «Afrika» auf dem Pro­ gramm. 
Filmclub Frohsinn 
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 1  1 ' .<<<'' ' \ ~ < ' ! MAUREN-SCHAANWALD: Der Ge- ; ; melnderat Mauren" hat In seiner j j Sitzung vom 27. Juni 2002 einhel- 
j l üg beschlossen, "den Pachtvertrag | 'mit dem Geranten des Gasthauses j • «Alter Zoll» in Schaainwald ab so-1 ( fort aufzulösen. Somit ist der Gast-: ! hausbetrieb bis auf weiteres einge-1 [ stellt. Der Gemeindetet bedauert j | es, diese Entscheidung treffen zu  r 
J ; müssen. ' , I An dieser Stelle teilt die Ge-: : melnde Mauren den Einwohnerin-! i nen und Einwohnern sowie den"! i Gästen aus nah und fern mit, dass , das traditionelle Gasthaus ab 15. f März 2003 mit einer gutbürgerli-; ; chen Küche sowie gemütlicher; ; einladender Atmosphäre neu j : eröffnet wird. ! | Gemeindevorstehung Mauren GEDANKEN ZUM SONNTAG Ein orgreifender Traum Es war von den Gesichtern der Besu­ cher abzulesen, dass eine jede und ein jeder zu einer Stellungnahme heraus­ gefordert wurde, zu einer Stellung­nahme 
gegenüber der Aufführung der Oper Julietta des tschechischen Komponisten Bohuslav Martinu. Die Stellungnahme produzierte auf den Gesichtern ein weites Spektrum an Gefühlen und Erkenntnissen. Da konnte ich reine Ratlosigkeit erken­ nen, aber auch Augen, aus denen ein klares Licht der Erkenntnis heraus­ leuchtete. Was aber als grösster ge­ meinsamer Nenner festzustellen war, war Betroffenheit. Eine Betroffenheit, die so weit gegangen ist, dass sie mei­ ner Erfahrung und Beobachtung nach so. tief war, dass anstatt des von den Künstlern und von der Direktion si­ cher erwarteten Beifallskundgebungen ein eher betroffenes Schweigen sich ausgebreitet hat. Ein Schweigen, das aber in keiner Weise Ausdruck für eine verminderte Qualität bedeutete, son­ dern eher etwas von der Erfüllung, wie sie einmalig im ersten Buch der Köni­ ge im 19. Kapitel in der Art und Weise 
geschildert wird, wie der Prophet Elia nach einem gewaltigen Sturm in ei­ nem «beredten» Schweigen die Nähe Gottes erfährt. Ich konnte an mir selbst entdecken, wie schwer es war, aus der sehr internen Betroffenheit hinauszudringen in die Welt des lau­ ten oder einfach nur des begeisterten Beifalls. Und wenn nicht neben mir ei­ ner gesessen hätte, der geschäftlich und beruflich mit dem Werk Martinus zu tun gehabt hat und daher zu einem profimässigen und raschen Applaus Zugang hatte und mich deshalb aus meiner Betroffenheit geweckt hat, hät­ te mein schweigendes Verharren wohl noch länger gedauert. Hinterher "habe ich mich allerdings gefragt, ob nicht bei einem solchen Werk ein dankbares Schweigen ein lauten Beifallskundge­ bungen gleichwertiger Lohn wäre. Wobei bei mir selbst eine grosse Schwierigkeit noch hinzukommt, ich trage seit meiner Kindheit eine Scheu 
in mir, dem eifrigen Sisyphos für seine verzweifelten, aber letztlich doch sin­ nentleerten Bemühungen Beifall zu zollen. Ich habe es da eher mit Hanns Magnus Enzensberger, der in seiner «Anleitung an Sisyphos» meint: «Sprich mit der Sonne ein Wort, solan­ ge der Stein rollt.» Aber der gute Mi­ chel fand an diesem Tag selbst diese Pause in seinem Traum nicht, da er mit der Sonne hätte reden können, denn in seinem Traum zerrann selbst der Stein in seinen Händen zu Sand und Staub. Und dieses Zerrinnen war für mich die Ursache, aus meiner Be­ troffenheit eine stille Dankbarkeit den Künstlern gegenüber zu entwickeln, die mir geholfen haben, erneut einem Satz des grossen Träumers Franz von Assisi zu vertrauen, der seinen Mit­ brüdern gegenüber betont hat: «Nur Ergriffene ergreifen,» Und wenn dies Künstlern gelingt, dann ist ihnen viel gelungen. 
Kaplan August Paterno
	        

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