Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Liechtensteiner VOLKSBLATT " 
LIGITA 2002 Donnerstag, 11. Juli 2002 . 
23 «Es gibt viele Wahrheiten» Am Rande der Meisterkurse und der Konzerte der Liechtensteini­ schen Gitarrentage (LiGiTa) hat­ ten wir Gelegenheit, mit dem aus Griechenland stammenden Gitarristen Jorgos Panetsos zu sprechen. Mit Jorgos Panetsos sprach Gerolf Hauser Volksblatt: Bist du Österreicher oder Grieche? Jorgos Panetsos: Ich bin in Athen ge­ boren - jeder hat eben so seine Schwächen. Ich bin aber schon 1982 nach Wien gekommen und habe dort, nach meinem Studium in Athen, bei Luise Walker das Konzertdiplöm er­ reicht. Eigentlich wollte ich dann zurück nach Griechenland: Aber ich bekam Konzertangebote; einige Stel­ len, und so bin ich geblieben. Der Traum von der Rückkehr hat sich also verschoben. Wie bist du zur klassischen Gitarre gekommen? Der Bruder meines Vaters spielte Gi­ tarre und so kaufte mein Vater mir ei­ ne Gitarre. Aber er konnte mein Ge­ klimper nicht aushalten und schickte mich in die Musikschule. Und das hat mich von Anfang an so begeistert, dass ich mehr geübt habe, als für die Schule zu lernen. Du bereust es nicht? Keineswegs, auch wenn es nicht ein­ fach ist und die Konkurrenz gross ist. Aber mein Hobby ist zum Beruf 
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griechische Gitarrist Jorgos Panetsos spricht über sich und die Gitarre spielt, ist eine subjektive Betrachtung des Stückes. Wenn es mir gelingt, das zu spielen, was ich Vorhabe, also nach meinem Verständnis der Stücke, dann ist es gut. Aber es gibt viele Wahrhei­ ten, d.h. ein anderer Gitarrist sieht das­ selbe Stück anders. Ich kann aber nicht eine für mich fremde Wahrheit über­ nehmen. Aber wenn du einen Tempera- mentsausbruch willst, spiele ich für dich, wenn wir uns im Oktober in Bangkok treffen, ein extra wildes Stück. Wenn man mit so bewundernswer­ ter Leichtigkeit spielen kann, helsst das stundenlanges Üben? Das Wichtigste ist, während des Stu­ diums ein technisch wie musikalisch gutes Fundament' zu erarbeiten. Ideal ist dann natürlich, täglich und syste­ matisch zu üben. Hat man aber dieses Fundament, und dazu noch Konierter- fahrungen, geht es auch, wie jetzt in meinem Fall, ohnq tägliches Üben. Hat sich seit deinem Beginn mit der Gitarre bis heilte vieles verändert? Es gibt ganz neue Gjtarrenspiel- techniken. Man sieht das anhand der zahlreichen neuen guten Gitarristen. Vor den LiGiTa war ich- bei einem Festival in Tschechien. Dort gab es z.B. in der Alterskategorie von 12 bis 15 Jahren ausgezeichnete Spieler. Auch die Interpretationen zeigen, dass die Spielweise reifer geworden ist, nicht zuletzt auch durch eine Ori­ entierung 
an den anderen Soloinstru­ menten, die eine jahrhundertelange Tradition haben. Die Spielart der Gitarre heute ist viel ehrlicher. Das ist auch für mich das Wichtigste, das ehrlich auszudrücken, was ich 
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Der aus Griechenland stammende Gitarrist Jorgos Panetsos: «Wenn es mir ge­ lingt, das zu spielen, was ich vorhabe, also nach meinem Verständnis der Stücke, dann ist es gut.» (Bild: Gerolf Hauser) worden, und das ist gut. Und ich darf mich nicht beklagen, bin ich doch ein Stück weit erfolgreich. Was bedeutet erfolgreich? Ich kann Konzerte geben, unterrich­ te bei Meisterkursen, sitze in Jurys, lei­ te in Wien am Konservatorium für. Musik und dramatische Kunst eine Gi­ tarrenklasse, unterrichte am Institut für Musikpsych'ologie der Universität Wien und bin Initiator und künstleri­ scher Leiter des Festivals Forum Gitar­ re in 
Wien. Musikpsychologie? Wir behandeln dort Fragen nach der Persönlichkeit eines Spielers, z.B. wie jemand Kritik verarbeiten kann, mit Eitelkeiten umgeht; aber auch die 
mentalen und kognitiven Dinge, wie man z.B. auswendig lernen kann, wel­ che Zusammenhänge es gibt zwischen Emotion und Technik, zwischen Fein­ motorik und Psyche usw. Das ist sehr interessant und ich habe selbst sehr viel dabei gelernt. Bei deinem Konzert in der Kirche in Bendern herrschte eine bewun­ dernswert grosse Leichtigkeit und Ästhetik vor - gibt es bei dir keine Temperamentsausbrüche? Ich habe ein überwiegend meditativ orientiertes Programm gestaltet. Ab-, hängig aber ist das Spielen immer da­ von, wie man ein Stück sieht, und natürlich von der Tagesverfassung. Es gibt objektive und subjektive Kriterien. Ob man ein Stück schneller oder lauter 
finde, ohne Über- oder Untertreibung. Aber es bleibt ein Rest von Frage­ zeichen bezüglich der Gitarre sts klassisches Soloinstrument? Die klassische Gitarre hat erst im 20. Jahrhundert die Bühnen erobert. Rich­ tig aber ist, dass die namhaften klassi­ schen Komponisten nichts für Gitarre geschrieben haben. Dazu kommt, dass die Gitarre wegen der geringen Laut­ stärke als Orchesterinstruiqent an den Rand gedrängt wurde. Im letzten Jahr­ hundert aber, haben viele zeitgenössi­ sche Komponisten für Gitarre ge­ schrieben. So ist die Gitarre heute weltweit auch in grossen Konzertsälen: vertreten. Eben auch, weil die Inter­ pretationen feiner und «zivilisierter» geworden sind. Da die Gitarre einen eigenen Charakter, eine eigene Persön­ lichkeit hat, wird sie in Zukunft wohl immer stärker auftreten. Ihr gehört nicht zur ersten Generati­ on, die die Gitarre einer breiteren Öf­ fentlichkeit bekannt gemacht hat, z.B. Segovla oder Braam; Ihr gehört auch nicht zu den Jungen, von de­ nen du gesprochen hast - seid ihr die zweite Generation? Zweite Generation? Das heisst ja, dass man schon alt ist. Für mich jst es ganz besonders schön, dass es so viele junge Leute gibt, die trotz unserer Zelt, die angefüllt ist mit elektronischen In­ formationen, sich für die klassische Gitarre begeistern und oft wirklich er­ folgreich sind. Wir, die wir das Instru­ ment und die Musik lieben, sollten die Möglichkeiten nutzen, die jungen Menschen zu fördern und zu unter­ stützen. Erstmals Zigeuneijazz an den LiGiTa! Die Konzertreihe der Gitarrentage geht heute im Gemeindesaal Eschen weiter Eine neue musikalische Richtung an den LiGiTa präsentiert bekannte Na­ men: Zigeuneijazz steht auf dem Programm, wenn die Gitarrentage mit Haens'che Weiss 6t Vali Mayer mit ihrem special guest Lulu Rein­ hardt sowie den Brüdern Elios und Boulou F£rr£ swingende Musik prä­ sentieren. Dank dem Hauptsponsor Centrum Bank AG Vaduz und dem Abendsponsor Radio L konnte für diesen Abend ein Programm aller­ erste Güte zusammengestellt werden! Zigeuneijazz von seiner besten Seite - heute Abend ab 20.15 Uhr im Ge- meindesaal in Esghen. Es ist nicht das erste Mal, dass sich un­ ter die klassischen Gitarrenklänge neue Musikrichtungen mischen. Die Flamenco-Abende haben mittlerweile schon Tradition und nach dem fulmi­ nanten Tangokonzert im letzten Jahr wird dieses Jahr Zigeunerjazz vom Feinsten präsentiert. Viele in der Regi­ on kennen die Namen Haens'che Weiss und Vali Mayer von der Konzerten in der Tangente in Eschen und Lulu Rein­ hardt trägt schon einen Namen, der verpflichtet; mit Elios. und Boulou Fdrrt gastieren zwei unglaubliche Brü­ der, die zum Zigeunerjazzabend der Li­ GiTa eingeladen werden musste. Pure Spielfreude wird den ganzen Abend bestimmen! Was die Namen Weiss und Reinhardt betrifft, sind dies die grossen Familien des Zigeuneijazz nicht nur im 
deutschsprachigen Gebiet. Haens'che Weiss hat nicht nur eine unglaubliche musikalische Reife erlangt, sondern auch die Musik im allgemeinen un'd den Jazz im besonderen für sich neu entdeckt. Der Gitarrist, der zunächst mit dem Schnuckenack Reinhardt Quintett und dann mit seinem Haens'che Weiss Quintett wesentlichen Anteil an der Verbreitung des «Zigeu­ neijazz» hatte, besticht heute durch 
ein magisch - poetisches Gitarrenspiel. Sein langjähriger musikalischer Part­ ner Vali Mayer verfügt über jedes spieltechnische Mittel und geht in ei­ nem Masse auf seinen Partner ein, das 
' diesen immer wieder zu Höchstleistun­ gen anspornt, dabei steht Vali Mayer seinem Partner in nichts nach. Er be­ sticht aber nicht nur durch sein Bass­ spiel sondern verblüfft immer wieder mit seinen Vokalinterpretationen sei es. . Bluesgesang, Seat, oder die perfekte Imitation eines ganzen Batucada-Or- chesters. Lulu . Reinhardt war einer der Er­ neuerer des Gipsy-Swing der 60er- und 70er-Jahre. Grossartige Improvi­ sationen, ein ausgedrückter Ton und spielend wie sein Onkel Django - Zi­ geunermusik in seiner besten Form, seien es die Walzer und Tänze oder 
pu­ Heute in Eschen: Haens'che Weiss 
und Vali Mayer 
re Folklore, Lulu Reinhardt ist die Ver­ körperung der Gitarre im Zigeuneija­ zz. Kein Wunder, hat ihn Haens'che Weiss einmalig als special guest einge­ laden - speziell für die LiGiTa! Medienpart ner VOLKSBLATT Boulou und Elios F£rr6. holen den Zigeunerswing in die moderne Ära. Aber die, die erwarten, vertraute Swingrhythmen der Standardzigeu­ nercombos zu hören, werden sehr überrascht sein: Boulou und Elios spielen Zigeuneijazz von der anderen Seite des Zauns. Boulou und Elios haben seit früher Kindheit Gitarre gespielt. Boulou in­ terpretierte Soli von Charlie Parker im Alter von sieben, spielte mit acht sein erstes Konzert, mit zehn erste Platten­ aufnahmen und mit elf war er ani Na-' tionalconservatorium in Paris. Seine Zuhörer, werden von einer einzigarti­ gen und durchdachten Mischung aus Zwietracht. und Harmonie beglückt. Elios, wie sein Bruder, studierte Gitar­ re bei seinem Vater,, wählte aber zuerst eine andere Richtung und er war ein bekannter Flamencospieler. Mit 
15 begeistert ihn dann auch Jazz, beein-" flusst von seinem älteren Bruder. Bei Gelegenheit kann man noch seine Fla- mencoausflüge geniessen. Er liefert Akkord- und Basslinien, die seinen 
Bruder herausfordern - Elios über­ nimmt die. Leitung nur gelegentlich. Ein Glück und eine Freude, die un­ glaublichen F6rrt-Brüder gerade zum Jubiläum in Liechtenstein zu haben! Neues und doch bekannte Klänge in Liechtenstein - Zigeuneijazz an den LiGiTa 20021 Zusammen mit dem Verein Gitarrenzirkel freuen sich der Hauptsponsor Centrum Bank AG Vaduz und-der Abendsponsor Radio L auf einen swingenden Abend anläss- lich der Jubiläums-LiGiTä. Mit Haens'che Weiss Et Vali Mayer special guest Lulu Reinhardt sowie Elios und BouloU F^rrt sind mit die besten Vertreter des Zigeuneijazz ab 20.15 Uhr im Gemeindesaal in Eschen zu hören, Türöffnung ist um 19.45 Uhr. Wissen und gewinnen Das Volksblatt als Medienpartner hat in Zusammenarbeit mit den 
1 LiGiTa für das heutige Konzert zweimal zwei Karten zu vergeben, Dazu folgende Frage: Wer war der Onkel von Lulu Reinhardt? Wer heute ab 13.30 Uhr auf die Nummer 769 51 51 anruft und die richtige Antwort parat hat, ge­ winnt die Karten. air Switzertsnd GSTGHL RADIKAL LIECHTENSTEIN 
TVcable.liQ 3 Liechtensteiner VOLKSBLATT ® Wellenmann AG 
Viel Vergnügen wünscht der Abendsponsor: LIECHTENSTEIN 
ö CENTRUM BANK FL-9490 VADUZ FÜRSTENTUM LIECHTENSTEIN TELEFON +423 235 85 85 • FAX +423 235 86 86 V
	        

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