Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
AUSLAND Freitag, 4. Januar 2002 
21 Neue Mission für  Zinni Zinni ist in Nahost eingetroffen und nimmt die Vermittlungen wieder auf Anthony Zinni (rechts) wird vom USA-Botschafter in Israel begrüsst. Er will sei­ ne Vermittlungsbemühungen fortsetzen. nahe Arafats Büro in Stellung. Ausser- ten Razzia in der Ortschaft Kurf Rö­ dern nahmen israelische Kommandos man im Westjordanland wurde ein in Hebron vier mutmassliche Mitglie- Mitglied der Hamas festgenommen, der der militanten Organisation Isla- Nach Angaben von Einwohnern wur­ mischer Dschihad fest. Bei einer zwei- den die Blockaden im Gazastreifen Keine Gespräche zwischen Indien und Pakistan Kämpfe fordern erneut Tote und Verletzte 
JERUSALEM: Nach dreiwöchiger Unterbrechung hat der US-Ge­ sandte Anthony Zinni am Don­ nerstag seine Vermittlungs­ bemühungen zwischen Israelis und Palästinensern wieder auf­ genommen. Kurz vor dem Ein­ treffen Zinnis hoben die israeli­ schen Streitkräfte ihre Blockade von sechs Orten im Westjordan­ land wieder auf und räumten Stellungen in palästinensischen Gebieten. Doch drangen Soldaten emeut in paläs­ tinensisch kontrollierte Orte ein und nahmen fünf militante Moslemkämp­ fer fest. Zinni traf sich unmittelbar nach seiner Ankunft am Donnerstag­ nachmittag mit Sicherheitsexperten beider Seiten. Am Freitag stehen Ge­ spräche mit dem israelischen Minister­ präsidenten 
Ariel Scharon und dem palästinensischen Präsidenten Jassir Arafat auf seinem Terminplan. Zinnis erster Aufenthalt im Nahen Osten nach dem Abbruch der Vermittlung Mitte Dezember soll vier Tage dauern. Israelische Truppen räumten am Donnerstag im Westjordanjand Stel­ lungen in den Ortschaften Dschenin und Ramallah. Auch die Blockaden von Kalkilja, Tulkarem und Hebron wurden aufgehoben. Im Norden Ra­ mallahs blieben aber Militärfahrzeuge NEU DELHI: Auch einen Tag vor Be­ ginn der SUdasienkonferenz hat sich im'Konflikt zwischen Indien und Paki­ stan keine diplomatische Lösung ab­ gezeichnet. In Kaschmir forderten hef­ tige Kämpfe erneut Tote und Verletzte. Der indische Premier Atal Behari Vaj- payee sagte am Donnerstag vor seiner Abreise zum Südasiengipfel in Kath- mandu, er schliesse ein Gespräch mit Pakistans Militärmaehthaber Pervez Musharraf am Rande des Treffens aus, solange Pakistan nicht dön grenzüber­schreitenden 
Terrorismus bekämpfe. Anschlag auf Parlament in Srinagar Am Mittwochabend wurden bei einem Anschlag vordem Parlament in Srinagar im indischen Teil Kaschmirs zwei Men­ schen getötet und 16 weitere verletzt. Als Attentäter wurden moslemische Ex­ tremisten vermutet. Der Anschlag habe gezeigt, dass Pakistan «nicht die Absicht hat, den Terrorismus aufzugeben», sagte Vajpayee. Er glaube jedoch nicht, dass ein Krieg mit Pakistan «notwendig» sei. 
Musharrafmeinerseits Abtönte bei einem Zwischenstopp auf dem Weg nach Kath- mandu in Peking, Pakistan sei weiterhin dabei, notwendige Massnahmen im Kampf gegen Terroristen zu unterneh­ men und Extremisten in ihre Grenzen zu weisen. Die von Indien geforderte Aus­ lieferung mutmasslicher Terroristen lehnte er jedoch weiterhin ab. Neue Gefechte und Ausgangssperre In Kaschmir lieferten sich beide Sei­ ten bis Donnerstagmorgen erneut hef-nicht 
gelockert. Zinni will sich um die Umsetzung des Waffenstillstandsabkommens bemühen, das sein Vorgänger George Tenet im vergangenen Jahr aushandel­ te und das von beiden Seiten akzep­ tiert wurde. Scharon beharrt jedoch trotz der fast drei Wochen andauern­ den relativen Ruhe - in dieser Zeit wurde kein Israeli mehr von einem Palästinenser getötet - auf seiner For­ derung nach einer Woche ohne jegli­ che Gewalt. Der palästinensische Un­ terhändler Sajeb Erakat warf Scharon deshalb vor, er sabotiere Zinnis Missi­ on, noch bevor sie begonnen habe. Israel ist für Tenet-Plan Scharons Berater Salman Schoval sagte, Israel stehe zu dem Tenet-Plan. Er räumte jedoch ein, dass die Frage der jüdischen Siedlungen zu Proble­ men in der Mitte-rechts-Koalition führen könnte. Einen weiteren Streit­ punkt bietet die Entscheidung der isra­ elischen Regierung, Arafat in Ramal­ lah faktisch unter Hausarrest zu stel­ len, bis er die Verantwortlichen für die Ermordung des israelischen Touris­ musministers Rehavam Seevi fest­ nimmt. Das russische Aussenministeri- um forderte Israel am Donnerstag auf, die Reisebeschränkungen für Arafat zu lockern, damit dieser an der orthodo­ xen Weihnachtsfeier in Bethlehem teilnehmen.kann. tige Kämpfe. Nach Angaben des indi­ schen Verteidigungsministeriums be­ schossen sich indische und pakistani­ sche Soldaten nahe Malaballa im Sü­ den der Region mit Mörsern. In einem Grenzort im pakistanischen Teil Kaschmirs wurde eine Frau durch indi­ sche Artilleriegeschosse getötet, drei Familienmitglieder schwer verletzt, wie die pakistanische Polizei mitteilte. Nach indischen Polizeiangaben wur­ den innerhalb von 24 Stunden 22 moslemische Separatistenkämpfer und vier indische Soldaten getötet. 
NACHRICHTEN Südaslen-Gipfel im Schatten des Indisch­ pakistanischen Streits KATHMANDU: Überschattet vom in- disch-pakistanischen Konflikt beginnt heute (10.00 Uhr MEZ) in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu das dreitägige Gipfeltreffen der Süd­ asiatischen Vereinigung für Regionale Zusammenarbeit (SAARC). An der Konferenz werden auch der indische Ministerpräsident Atal Bihari Vajpayee und der pakistanische Präsident Pervez Musharraf teilnehmen. Es wird das erste Mal seit dem fehlgeschla­ genen bilateralen Gipfel vor fünf Mo­ naten sein, dass die beiden Staats­ männer wieder an einem Tisch sitzen. Ein direktes Gespräch mit Musharraf am Rande der Konferenz in Nepal sei jedoch nicht vorgesehen, erklärte Vaj­ payee gestern vor seiner Abreise. Friedensgespräche neu beleben BOGOTA: Nach einer Reihe blutiger Angriffe linksgerichteter Guerilleros hat der kolumbianische Präsident Andres Pastrana einen neuen Versuch zur Wiederbelebung der seit Monaten in Agonie liegenden Friedensge­ spräche unternommen. Er schickte seinen Unterhändler Camilo Gomez am Donnerstag in das Rebellengebiet im Süden des Landes. Gomez traf in dem Ort Los Pozos mit einem Befehls­ haber der grössten Guerillagruppe Re­ volutionäre Streitkräfte Kolumbiens (FARC) zusammen. In einer FARC-Er- klärung wurden die Aussichten auf einen Friedensschluss optimistisch be­ urteilt. Es fehle seitens der FARC nicht am Willen, zu einer tragbaren Lösung beizutragen, die den Friedensprozess voranbringen könne, sagte der Rebel­ len-Unterhändler Simon Trinidad. Man werde jedoch keine einseitigen Massnahmen der Regierung akzeptie­ ren. Der Bürgerkrieg in Kolumbien dauert mittlerweile über 37 Jahre und hat jährlich durchschnittlich 3500 Menschenleben gefordert. Milzbrand: Erneut ver­ dächtiger Brief im US- Kongress aufgetaucht WASHINGTON: Fast drei Monate nach dem ersten Milzbrand-Brief an den US-Kongress ist dort erneut ein Um­ schlag mit einem verdächtigen Pulver aufgetaucht. Der Umschlag wurde in den Büros des Mehrheitsfilhrers im Senat, Tom Daschle, gefunden. Wie ein Polizeisprecher am Donnerstag in Washington weiter mitteilte, war zunächst unklar, um welche Substanz genau es sich bei dem weissen Pulver handelte. Offenbar waren es jedoch keine Milzbrandsporen. Das Pulver sei nach ersten Erkenntnissen ungefähr­ lich, sagte der Sprecher. Nach dem Auftauchen des ersten Miizbrandbrie- fes im Oktober hatten Senat und Re­ präsentantenhaus ihre Arbeit für mehrere Tage unterbrochen. Dieser Brief war ebenfalls an Daschle adres­ siert gewesen. Mitte November war dann noch ein mit Milzbrand ver­ seuchter Brief an den Senator Patrick Leahy aufgetaucht. Putin entlässt Eisenbahnminister MOSKAU: Der russische Präsident Wladimir Putin hat am Donnerstag Ei­ senbahnminister Nikolai Aksjonenko entlassen, gegen den im vorigen Jahr ein Ermittlungsverfahren wegen Be­ trugs eingeleitet worden war. Wie die Nachrichtenagentur Interfax meldete, erfolgte die Entlassung nach einer Un­ terredung des Ministerpräsidenten Michail Kasjanow mit Generalstaats­ anwalt Wladimir Ustinow, bei der es um eine Rechnungsprüfung im Eisen­ bahnministerium ging. "Aksjonenko gehörte zum inneren Kreis des frühe­ ren Präsidenten Boris Jelzin» Putin hat sich seit seinem Amtsantritt bemüht, den Einfluss dieses Kreises zu brechen, der im Geruch der Korruption steht. 
Suchaktion nach Taliban-Chef Omar KABUL: Das US-Militär setzte am Donnerstag in Afghanistan seine grossangelegte Suchaktion nach Taliban-Chef Mullah Mohammed Omar fort. Die afghanische Regierung wartete unterdessen nach Verhandlungen auf eine Antwort Omars. Die Verhandlungen über eine Kapi­ tulation des Taliban-Chefs seien ab­ geschlossen, sagte ein Sprecher von Kandahars Geheimdienstchef Had- schi Gullalai. Ziel sei es, Blutvergies- sen zu vermeiden. Omar wird in den Bergen in der Nähe der Stadt Bagh- ran in der Provinz Helmand im Nor­ den von Kandahar vermutet. Der An­ führer einer Taliban-Truppe soll die Auslieferung von Mullah Omar unter der Bedingung angeboten haben, dass die USA ihre Bombenangriffe einstellen. Bis zu 1500 Kämpfer der Taliban und der radikalislamischen Organisa­ tion El Kaida seien zur Aufgabe be­ reit, berichtete . ein Geheimdienst- Mitarbeiter in der Provinz Kandahar. 200 
ehemalige Taliban-Kämpfer hat der afghanische Übergangspräsident Hamid Karsai bereits begnadigt. Die Jänner seien während des Krieges an mehreren Fronten im Norden des Landes gefangen genommen und jetzt ihren Familien übergeben wor­ den. 
Erste Offiziere aus Kabul zurückgekehrt Fallschirmjäger ersetzen Marines Die bisher in Afghanistan einge­ setzten gut 1000 Marine-Infanteristen sollen jetzt von US-Fallschirmjägern abgelöst werden, hiess es in Wa­ shington. Vordringlichstes Ziel bleibe es, die Taliban-Führung und die Führung.der Bin-Laden-Organisation El 
Kaida zu fassen. Dabei geht die US-Armee gemeinsam mit'afghani­ schen Anti-Talibän-Kämpfern vor. Bis zu 5000. afghanische Soldaten sollen an dem Grosseinsatz beteiligt sein. Durch Verhöre von Talihan-und El-Kaida-Kämpfern hoffen die USA, dem mutmasslichen Terroristenführer Osama Bin Laden auf die Spur zu kommen. 221 Taliban- und El-Kaida- Leute haben die US-Streitkräfte nach Angaben des Verteidigungsministeri­ ums verhaftet. Einige würden auf dem US-Kriegsschiff «Bataan» im In­ dischen Ozean verhört. Weitgehend ergebnislos blieb of­ fenbar ein grösserer Vorstoss der US-Marines auf einen El-Kaida- Stützpunkt. nördlich von Kandahar. Nach Angaben von US-Offizieren sind dort nur einige Handfeuerwaf­ fen und Waffenhandbücher gefunden worden, Der Stützpunkt sei vermutlich von Taliban-Milizen und El-Kaida- Kämpfern gemeinsam genutzt wor­ den. 
Die Suche nach Taliban-Chef Omar wir fortgesetzt. Internationale Schutztruppe Die ersten Offiziere des internationa­ len Erkundungsteams sind bereits pus Kabul zurückgekehrt, niachdem sie dort nach geeigneten Quartieren filr die Sol­ daten gesucht hatten. Zu dem in den kommenden Tagen erwarteten Voraus-, trupp der internationalen Schutztruppe- ISAF 
sollen auch 200 deutsche Solda­ ten gehören. Britische Experten suchten in den geplanten Unterkünften noch unter Hochdruck nach Minen. Nach Angaben des britischen Oberkomman­dos 
der ISAF liegen auf allen fiinf Mi­ litärbasen und auf dem Gelände des Hauptquartiers noch gefahrliche Blind­ gänger. Die Minengefahr in Kabul und Um­ gebungsei grösser als bei den Friedens­ missionen in Kosovo und Bosnien. Der afghanische Regierungschef Hamid Karsei will im Februar nach Washing­ ton reisen. «Karsai will sich beim ame-, rikanischen Volk sowie bei der Regie­ rung und dem Kongress für die Unter­ stützung bedanken», sagte ein Regie­ rungssprecher in Kabul.
	        

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