Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
FUSSBALL-WM 2002 Samstä§, 29; Juni 2002 
1 9 gegen Rivaldo, Ronaldo, Ronaldinho im WM-Finale gegen Oliver Kahn Deutschland musste dank Oliver Kahn im Verlauf der WM erst einen Treffer hinnehmen, am Sonntag (13 Uhr) schickt sich ein brasilianischen Quartett an, die Torsperre des DFB-Keepers zu durchbrechen. Ronaldo, Ronal­ dinho, Rivaldo und Roberto Car­ los sollen den Südamerikanern den fünften WM-Titel sichern. «Deutschland hat nur Kahn, Brasilien aber gleich vier Weltklasse-Spieler, die von den Deutschen ausgeschaltet wer­ den müssen. Deshalb ist für mich Bra­ silien auch favorisiert», prognostiziert Brasiliens ehemaliger WM-Coach Car­ los Alberto Parreira, der die «Selecao» 1994 im Rose-Bowl-Stadion von Pasa- dena im Elfmeterschiessen (3:2) gegen Italien zum vierten Titel geführt hatte. Die Brasilianer wollen einen deut­ schen WM-Triumph schon deshalb verhindern, weil sie auch um das Prä­ dikat des «Rekord-Weltmeisters» ban­ gen. Denn von Pele bis Tostao, den Weltmeistern von 1970, sind die Süd­ amerikaner davon überzeugt, dass den Deutschen 
im eigenen Land in vier Jahren den Titel niemand streitig machen wird. Schwierigkeiten überwinden Trainer Luiz Felipe Scolari beschäf­ tigte sich vor dem «Traumfinale» nicht mit derartiger Zukunftsmusik. Er denkt nur an das Endspiel, in dem er «das ganze brasilianische Volk glück­ lich machen» will. «Das wäre fantas­ tisch, denn es würde zeigen, dass Bra­ silianer Schwierigkeiten überwinden können, nicht nur im Fussball», so Scolari.. Aber auch die Deutschen könnten Schwierigkeiten gut meistern, wie ihre späte WM-Qualifikation bewiesen habe. «Die Chancen stehen 50:50» «Ich erwarte ein grosses, historisches Spiel, das völlig ausgeglichen ist. Die Chancen stehen 50:50», tippte Scolari, der grossen Respekt vor den «traditio­ nell starken Deutschen» hat. «Sic sind sehr gut organisiert, spie­ len kühl kalkulierend und sind vor al­ lem gefährlich bei hohen Bällen», sag- I68ÜW rAbschiede?^H>r/,.. Am Samstag (13 Uhr) bietet sich ; Südkorea in Daegu wörtlich die ein- ; malige. Chance, die WM mit einem ' Sieg gegen die Türkei auf dem Podi­ um ab^uschliessen. Die Ausgangsla­ ge ist offen und die Müdigkeit beid­ seits im fortgeschrittenen Stadium., Spiele um Platz -3 sind in der ; Regel kein ' < Publikumsmagnet, .Deutschlands Fussball-Kaiser Franz : Beckenbaüer würde fraglos von einem Duell zweier Verlierer' spre- : chen, Anders sehen es zumindest die südkoreanischen: Protagonisten, die eigentlichen Helden der vergangen nen Wochen. Sie werden alle Hebel in "Bewegung setzen, das Märchen um ein letztes Kapitel zu verlängern. '., • • Für Trainer Guus Hiddink wird das > Bronze-Spiel aller Voraussicht nach , zur Abschiedsvorstellung. Seine Rückkehr zum PSV Eindhoven gilt ; in Holland als beschlossene Sachet. : Hiddink Abschied hin, Euphorie her, • in. Südkorea sind die Bestrebungen gross, vom Fussball-Boom nachhal- i tig zu profitieren. Um nicht zu stag- • iiiercn, soll die so genannte K-Lea? gue von zehn auf sechzehn Klubs ; aufgestockt Wehlen. Auch die Tür-, ken machen sich bereits Gedanken, |. wie es nach dem WM-Supplement ! weitergeht. Der nicht ganz unum- strittene Nationalcoach Senol GUries . kündigte vollmundig an: «Was wir ; bei der WM nicht geschafft haben, holen wir an der EM 2004 mach,» ^Zunächst liegt nun aber der mögli- , che Podestplatz im türkischen Fokus; 
Der 'Angrijfswirbeh von Trainer Luiz Felipe Scolari (links) trifft auf die deutsche iBetonabuiehrt von Rudi Völler. te Scolari, der sich von seinem Lever­ kusener Abwehrspieler Lucio wertvolle Tipps über die deutschen Spieler geben Hess. Beide Teams in Yokohama Um sich auf das Finale konzentriert vorzubereiten, haben die am Donners­ tag per Bus. aus Saitama angereisten Brasilianer in Yokohama eine Art «Fes­ tung» bezogen. In dem riesigen, futu­ ristisch anmutenden Luxus-Hote} «Prince» mit 441 Zimmern, hoch oben auf einem bewaldeten Felshügel thro­ nend, ging es weit ruhiger zu als in den bisherigen Quartieren der Süd­ amerikaner. Auch flir die deutsche Nationalmannschaft hat die letzte WM-Etappe begonnen. Das Team von 
Rudi Völler ist am Freitag von Seoul nach Yokohama geflogen. Völler zuversichtlich «Die Chance kriegen wir so schnell . nicht wieder, deshalb müssen wir ver­ suchen, zu gewinnen», betonte der 42- jährige Teamchef kurz vor dem Start nach Japan. Fast alle seine Spieler hät­ ten die körperliche Belastung des bis­ herigen Turniers «recht gut überstan­ den», verriet Völler. Seine Anfangself steht: «Auch wenn noch zwei Tage Zeit sind, hat man sei­ ne Formation im Kopf.» Wahrschein­ lich wird Jens Jeremies den gesperrten Michael Ballack ersetzen. Ansonsten vertraut Völler jener Mannschaft, die im Halbfinale Gastgeber Südkorea mit 
1:0 bezwungen hatte. «Die meisten wissen es sowieso», sagte er. . Gegen die Brasilianer will Völler auf eine kompromisslose Defensive setzen, um* den .vielen Stars des Rekord-Welt- meisters keine Entfaltungsmöglichkei­ ten zu geben. «Wenn man zu früh die Defensive entblösst, kann das bitter enden», so der DFB-Teamchef. Voraussichtliche Startformatiori Deutschland: 1 Kahn; 22 Frings, 2 Linke, 5 Ramelow, 21 Metzelder: 19 Schneider, 8 Ha­ mann, IG Jeremies, 6 Ziege (17 Bode); 7 Neu­ ville, 11 Klose. Brasilien: 1 Marcos; 3 Lucio, 4 Roque Juni­ or, 5 Edmilson; 2 Cafu, 8 Gilberto Silva, 15 Kleberson, 6 Roberto Carlos; 11 Ronaldinho, 10 Rivaldo; 9 Ronaldo. • • Schiedsrichter: Pierluigi Collina fit). 
WM-SPLITTER WM-Finalphase yiertelfinale:; . '. England --Brasilien 1:2 (i:i) Deutschland - USA 
 : 1:0(1:0) Spanien - Südkorea ' OK), 3:5 I.E. Senegal - Türkei 0:1 n.V. Halbfinale: Südkorea - Deutschland Ö:i (0:0) Brasilien - Türkei 1:0(0:0) Spidum Haj^drei: 29.6. Südkorea - Türkei • i 3.00 Fjnale: • ̂ J __• 30.6. Brasilien - Deutschland Ü.OO Alternativ-WM-Finai Wenige Stunden vor dem sonntägli­ chen WM-Final treffen in der Hima- laya-Region mit der Equipe von Bhutan und der. Auswahl der Kari­ bik-Insel Monserrat die beiden schwächsten Teams des FIFA-Ran^ kings aufeinander. Der Verlierer die­ ses von einem japanischen und. ei­ nem holländischen Unternehmen fi­ nanzierten Possenspiels wird auf die 203. und' letzte Stelle abrutschen. Gegeti JÖ 000 Zuschauer sollen er­ scheinen. Hohes Niveau ist garan­ tiert - der Platz liegt auf 2590 m über Meer. Dieguito in Japan Diego Armando Maradona (41), ein­ ziger Fussball-Gott und auch schon Drogenkonsument, ist in Tokio einge­ troffen. Einen. Sei- terihieb an die japa­ nische Regierung, die ihm die Einreise verbieten wollte, mochte-er sich nicht verkneifen: «Ich fühle mich gut, ich habe ja niemanden getötet,» Sieben Finalisten im All-Star-Team Die" beiden WM-Finälisten Brasilien und Deutschland stellen insgesamt sieben Akteure im All-Star-Team. Von Brasilien fanden erwartungs- gemäss Ronaldo, Rivaldo, Ronaldin­ ho tind Roberto Carlos Aufnahme. Final-Kontrahent Deutschland ist durch. Kahn, den im Endspiel ge­ sperrten Ballack und KTose vertreten. Der «logische» Weltmeister Kleiner Trost für Deutschland: Jede Serie hat einmal ein Ende Brasilien wird Weltmeister. Zumin­ dest dann, wenn man sich auf. die Zahl 3964 verlassen kann. Die Fans der Südamerikaner hoffen nämlich darauf, dass eine Zahlenspielerei auch am Sonntag ihre Gültigkeit behält. Bisher war jedenfalls immer, wenn zwei Nachkriegs-Weltmeister in einem WM-Finale aufeinander trafen, auf die ominöse Zahl Verlass. Erstmals war dies 1986 der Fall, als sich Argentinien gegen Deutschland durchsetzte. Die Summe der beiden Jahre, in denen die Südamerikaner Weltmeister würden (1978 und 1986), ergibt nämlich 3964. 1990 in Italien revanchierten. sich dann die Deütschen, die davor zuletzt 1974 Champion geworden waren. Und auch in diesem Fall galt: 1974 + 1990 = 39641 Zuletzt bestätigte sich diese Zahlen­ spielerei 1994 in den USA, als Brasili­ en die nach dem Triumph von 1970 anhaltende titeilose Durststrecke been­ dete. 1998 könnte die Regel nicht ange­ wandt werden, da Frankreich erstmals den WM-Titel holte. Doch nun stehen wieder zwei Naeh- kriegs-Champions im Endspiel, und damit ist für abergläubische Zahlbe­ schwörer klar: 3964 - 2002 = 1962, al­ so genau jenes Jahr, in dem Brasilien in Chile Weltmeister wurde. Wenn das kein gutes Omen ist! Es gibt aber auch noch andere «Grün? 
Der Künstler Leopcoldo Rios verewigt die brasilianische Mannschaft in Sand - für ihn ist klar, wer die WM-Trophäe am Sonntag in den Händen hält. de», warum Brasilien am Sonntag den Titel holen könnte. Nicht nur, dass bis­ her stets der Gewinner eines «WM-Re- matches» Champion geworden ist, spricht auch noch die «Kontinentalre- gel», die bisher nur die Brasilianer mit ihrem Titel 1958 in Schweden durch­ brochen haben, für Ronaldo und Co; Wer zwei Mal siegt, wird Weltmeister Das Halbfinale, zwischen Brasilien und der Türkei (1:0), die beiden Teams waren bereits in der Vorrunde der WM\ 
in Asien in Gruppe C aufeinander ge­ troffen (2:1), war am Mittwoch erst das fünfte «Rematch» im Rahmen einer Endrunde. . Und der Erfolg ist ein gutes Omen für die Südamerikarier, haben sie doch schon zwei Mal nach Siegen in WM- Revanche-Partien den Titel gewonnen: 1962 in 
Chile gab es näch einem 0:0 in der Gruppenphase im Finale einen 3:1-Triumph gegen die Tschechoslo­ wakei, und 1994 in den USA zogen die Brasilianer nach einem 1:1 in der Vor­ runde mit einem 1:0-Halbfinalsieg ge­gen 
Schweden ins Endspiel ein, in dem sie dann im Elferschiessen gegen Itali­ en den vierten WM-Titel "fixierten. Auch in den anderen beiden Fällen ohne brasilianische Beteiligung wur­ den die Remätch-Sieger Weltmeister: 1954 setzte sich Deutschland in der Schweiz nachdem 3:8-Vofrunden-De- bakel im Finäle gegen den Topfavori­ ten Ungarn überraschend 3:2 dutch, 1982 in Spanien besiegte der spätere Champion Italien nach einem torlosen Remis in der Gruppenphase die Polen im Halbfinale 2:0. K(l)eine Kontinentalverschie­ bung Daneben spricht noch, ein anderes historisches Faktum für Brasiliens «Penta»-Coup: Bisher hat immer ein Team des jeweiligen Gastgeber-Konti- nents den Titel geholt - mit Ausnahme von Brasilien 1958 in Schweden. Europäischen Mannschaften ist es dagegen bisher bei Endrunden auf aussereuropäischem Territorium noch nie gelungen, die «Kontinentalregel» zu durchbrechen. .. 1930 im eigenem Land und 20 Jahre später (n Brasilien siegte jeweils Uru­ guay. 1962 in Chile verteidigte Brasili­ en seinen in Schweden eroberten Titel erfolgreich, 1970 in Mexiko folgte* dann der dritte .Titel für die Ballzaübe- rer vom Zuckerhut. 1978 als Gastgeber und 1986 in Mexiko hiess der Champi­ on jeweils Argentinien, 1994 in den USA dann wieder Brasilien.
	        

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