Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
INLAND Mittwoch, 26. Juni 2002 
3 Ergebnisse der landwirtschaftlichen Büchhaltungsauswerturig werden gründlich analysiert Nach der Präsentation der Ergebnisse der landwirtschaftli­ chen Buchhaltungsauswertung Mitte Juni hat die Regierung bereits eine Ursachenanalyse eingeleitet, die Klarheit über weitere Schritte bringen soll. Aufgrund der vorliegenden Resultate dürfe man allerdings die wirtschaftliche Situation nicht pauschal dramatisieren, bemerkte Regierurigsrat Alois Ospelt im letzten Landtag. Nach den Worten des Landwirtschafts­ ministers sind die Ergebnisse für die Politik und die Landwirtschaft von grosser Bedeutung und stellen eine wichtige Entscheidungsgrundlage dar. Gesicherte Aussagen seien jedoch erst nach Vorliegen eines Mehijahresver- gleichs möglich. Dennoch zeige der Auswertungsbericht die Schwachstel­ len und einen allfalligen Handlungs­ bedarf auf. Analyse bereits eingeleitet Zur kleinen Anfrage des FBP-Abge- ordneten Wendelin Lampert, ob bereits Sofortmassnahmen geplant seien, erklärte Alois Ospelt: «Bevor - man Massnahmen jeglicher Art ergreift, muss man sich über die Ursachen des Problems im Klaren sein. Die aus dem Bericht gewonnenen Erkenntnisse müssen zuerst einer gründlichen Über­ prüfung unterzogen werden. Dann wird die Regierung die notwendigen Massnahmen in die Wege leiten können. Das Ressort hat bereits eine Ursachen­ analyse eingeleitet, die Klarheit über die notwendigen Schritte bringen soll. Allerdings soll zur Verbesserung der Datensicherheit die Buchhaltungsaus­ wertung 2001 in diese Überlegungen einfliessen. Erste Ergebnisse werden im Spätherbst erwartet. Die Erkenntnisse und Schlussfolge­ rungen werden dann die agrarpoliti- schen Massnahmen im Bereich der Di­ rektzahlungen, Abgeltung ökologi­ scher und tiergerechter Leistungen, 
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' » > im '!v\ ot *•*' * * *'' ' ^1 C.>' f»"* » * V y. Für die Landwirtschaft im Berggebiet dürfte in Zukunft, liebst der Nahrungsmittelproduktion, die Landschaftspflege noch stärker in den Vordergrund rücken. . . " (Archivbild) Berglandwirtschaft und Hanglagen,. Investitionen in der Landwirtschaft, Milchmarktordnung etc. massgeblich beeinflussen. Die mittlerweile bereits gewonnenen Erkenntnisse sollen im Bericht und Antrag zum Agrarpaket 2001 berücksichtigt werden.» Durchaus auch attraktiv Die Frage von Wendelin Lampert nach mittel- und langfristigen Förder- massnahmen für die Landwirtschaft beantwortete Alois Ospelt wie folgt: «Aufgrund der vorliegenden Ergebnis­ se darf man die wirtschaftliche Situati­ on nicht pauschal dramatisieren. Die Landwirte sind Unternehmer, und es ist in der Wirtschaft normal, dass es Unternehmungen gibt, die bessere Be­triebsergebnisse 
liefern und- andere wiederum weniger gute oder gar unterdurchschnittliche. Die Buchhaltungsauswertung hat u.a. auch gezeigt, dass die Landwirt­ schaft in Liechtenstein durchaus auch attraktiv sein kann. Sonst wäre es nicht möglich, dass Einzelbetriebe hervorragende Betriebsergebnisse aus­ weisen. Insofern darf man aufgrund dieser ersten. Auswertung noch nicht von einer generellen Unattraktivität reden. . Die Auswertung hat einige Schwachstellen aufgezeigt.. Dazu gehören die allgemein tiefen Durch­ schnittseinkommen, die grosse Hetero- genität der Einkommen, die kritische Einkommenssituation im Berggebiet 
und die niedrigen landwirtschaftlichen Roherträge. In einer wirtschaftlich flo­ rierenden Gesellschaft, wie wir sie bei uns vorfinden, ist eine Steigerung der Attraktiviät in der Landwirtschaft dann notwendig, wenn diese die im öffentlichen Interesse wahrzunehmen­ den 
Aufgaben nicht mehr erfüllen kann oder diese Aufgabenerfiillung gefährdet ist. Dies scheint auf die Berglandwirtschaft zuzutreffen. Gefor­ dert ist ein Umdenken der Landwirte in Bezug auf den Wertewandel, der sich in der Gesellschaft vollzogen hat. Im Berggebjet könnte dies bedeuten, dass in Zukunft, nebst der Nahrungs­ mittelproduktion, die Landschaftspfle- ge noch stärker im Vordergrund steht. Dies mit dem Ziel, .Naturwerte mit 
einer intakten Landschaft zu pflegen und dabei gleichzeitig Leistungen für die Allgemeinheit oder für spezielle Branchen, wie den Tourismus,. zu erbringen. Dabei ist eine gewisse An­ passungsfähigkeit und eine teilweise Neuausrichtung der Landwirtschafts­ betriebe erforderlich! Konzentration auf die Stärken Einen wichtigen Schritt haben unse­ re Bergbaüern schon vollzogen, indem sie grösstenteils auf Biolandbau umge­ stiegen sind. Zusätzlich braucht es die Unterstützung von Seiten der Gesell­ schaft, der Gemeinden, der Tourismus- brariche und der Gastronomie als Im­ pulse, die eine solche Neuausrichtung für die Landwirte interessant machen. Die gemeinwirtschaftlichen. Aufgaben müssen auch angemessen entschädigt werden. Es ist offensichtlich, dass dies in einem schwierigen und langwieri­ gen Prozess geschehen . muss. Die Regierung kann diesen Prozess durch gezielte Beratung und Unterstützung von Betriebsumwändlungen und -Um­ stellungen fordern. «Stärken fördern und Schwächen ausmerzen» lautet die Devise. Mit einer gezielten Konzentra­ tion auf die Stärken des Einzelbetrie­ bes wird dessen Attraktivität wieder zu erreichen sein.» Beachtliche Unterstützung Zur Frage bezüglich der Lagerein­ richtungen für Hofdünger gemäss neuem Gewässerschutzgesetz hielt der Regierungsrat abschliessend fest: «Im Berggebiet gibt es sicher einige Betrie­ be, die beträchtliche Neuinvestitionen in Hofdüngerlagereinrichtungen täti­ gen müssen. Das Gesetz über die För­ derung von Investitionen in der Landr Wirtschaft sieht vor allem bei Neu-, Um- und Erweiterungsbauten eine beachtliche Unterstützung des Staates vor. Mit dieser sollte es auch für die erwähnten Betriebe möglich sein, die notwendigen Investitionen zu tätigen. Zudem lassen sich mit einer gezielten Betriebsberatung wohl auch Alternativ­ lösungen billiger realisieren!» Viele Leistungen noch ungenügend abgegolten Die Vereinigung Bäuerlicher Organisationen zur Einkommenssituation der Landwirtschaft Die Vereinigung Bäuerlicher Organi­ sationen (VBO) hat sich als hauptbe­ troffene Institution ebenfalls mit den Ergebnissen der landwirtschaftlichen Buchhaltungsauswertung auseinan­ dergesetzt. Leider bestätige der Be­ richt die VBO in ihrer Ahnahme, heisst es in einer Mitteilung vom Dienstag, dass die Einkommenssitua­ tion der liechtensteinischen Land­ wirtschaft in einigen Bereichen kri­ tisch sei. Trotz deutlich grösserer Betriebe lie­ gen die ländwirtschaftlichen Einkom­ men rund 8 Prozent unter den Schwei­ zer Ergebnissen. Auffallend sind die grossen Unterschiede zwischen den einzelnen Betrieben. Während auf ei­ nigen Betrieben gute Arbeitseinkom­ men erzielt werden, leben mehr als ein Viertel aller Betriebe von der Sub­ stanz. Kritisches! Berggebiet Vor allem im Berggebiet muss die Einkommenssituation als kritisch be­ zeichnet werden. Die Bergbaüern ver­ dienen durchschnittlich gerade einmal 26 000 Franken pro Arbeitskraft. Dies entspricht einem Brutto-Monatslohn von knapp 2200 Franken. Der in die­ sem Jahr erstmalig erschienene Aus­ wertungsbericht zeigt die betriebwirt­ schaftlichen Stärken und Schwächen unserer Landwirtschaft auf! Die Resul­ tate 
des Auswertungsberichtes müssen als Basis für zielgerichtete politische Massnahmen dienen. Die VBO hat stets um die Wichtig­ keit der Buchhaltungsauswertung für 
die Optimierung der Einzelbetriebe und für eine zielgerichtete Agrarpoli­ tik gewusst und diese deshalb auch ge­ fordert. VBO auf richtigem Weg Die Resultate bestätigen den von der VBO in den letzten zehn Jahren einge­ schlagenen Weg. Ohne die geforderten Direktzahluhgen und Abgeltungen wären die Ergebnisse noch bedeutend schlechter ausgefallen und die Berg­ landwirtschaft wäre nicht mehr über­ lebensfähig. Die VBO stellt fest, dass viele im öffentlichen Interesse erbrachten Leistungen über den Markt nicht genügend abgegolten werden. Darun­ ter fallen die Pflege und Erhaltung der Kulturlandschaft, die Bewirtschaftung von Hanglagen, die extensive Bewirt­schaftung 
von ökologisch wichtigen Flächen und die Siqjierstellung einer angemessenen Versorgung mit Grund­ nahrungsmitteln, um nur einige zu nennen. Diese positiven Leistungen zeigen die Wichtigkeit einer gesunden inländischen Landwirtschaft auf und sind Grund genug für ein ausreichen­ des finanzielles Engagement der öffentlichen Hand. Liechtensteinische Bauern müssen bei vernünftiger Betriebsführung ein Einkommen erzielen können, das mit jenem von Angestellten im zwei­ ten oder dritten Sektor vergleichbar ist. Trifft dies nicht zu, wird die Land­ wirtschaft infolge eines fehlenden wirtschaftlichen Anreizes eine Ab­ wanderung in Kauf nehmen müssen, was letztlich auch zur Konsequenz hat, dass die Landwirtschaft ihren: 
Leis­ Nach Auffassung der VBO müssen.HechtensteinisclteBäuern bei vernünftiger Be­ triebsführung ein Einkommen erzielen können, das mit jenem, von Angestellten im zweiten oder dritten Sektor vergleichbar ist. - (Archivbild) 
tungsauftrag nicht mehr zufriedenstel­ lend erfüllen kann. Handlungsbedarf gegeben Die Gründe für die schlechte finan­ zielle Situation der Landwirtschaft sind sicherlich vielschichtig und nicht einfach zu eruieren. Gründe sind aüf jeden Fall bei der extremen Parzellie­ rung, bei der fortschreitenden Zersie- delung sowie den nicht ausreichend abgegoltenen gemeinwirtschaftlichen Leistungen zu suchen.. Politik und VBO sind jetzt gefordert, sich verstärkt mit diesen Themenberei- chen, mit der Förderung der Bergland­ wirtschaft und der Ausgestaltung von Direktzahlungen zu befassen und zukunftsfähige Lösungen zu suchen.. Die Resultate der Auswertung machen auch deutlich, dass eine, baldige Be­ handlung des Agrarpaketes 2001 von höchster Priorität ist. Darin enthaltene wichtige Massnahmen wie die Ein­ führung der Beiträge für raufutterver- zehrende Nutztiere werden das Pro­ blem der Heterogenität der Einkom­ men zumindest teilweise entschärfen. Für eine nachhaltige Agrarpolitik sind jedoch weitergehende Massnah­ men nötig. Die längst überfällige Aus­ arbeitung eines zeitgemässen land­ wirtschaftlichen Leitbildes muss end­ lich an die Hand genommen werden, damit eine strategische Ausrichtung der Landwirtschaftspolitik möglich wird. Die VBO wjrd sich weiterhin in­ tensiv mit der wirtschaftlichen Situati­ on der Landwirtschaft befassen und * sich konstruktiv für einkommensver- bessernde.Massnahmen einsetzen. 
Informationen zur Industriezone RUGGELL: Passend zur derzeiti­ gen Diskussion über die Raum­ planung findet ani Montag, den 1. Juli ein Informationsabend über die Industrie- und Gewer­ bezone Nord statt. Beginn um 20 Uhr im Gemeindesaal Rug- gelh Mit der letzten Zonenberei­ nigung wurde nördlich der be­ stehenden Industriezone ein Ge­ biet von rund 11 000 Klaftern neu als Industrie- ürid Gewerbe­ zone ausgeschieden. Um mit dieser Reserve äusserst sorgsam umzugehen und um eine ent­ sprechend hohe Ausnutzung zu erzielen, hat sich ab Herbst 1999 eine Arbeitsgruppe mit dieser Thematik befasst. Am In- formationsab^d w^rd über den Werdegang berichtet und das Ergebnis der Arbeitsgruppe vor^" gestellt. 
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