Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Weh&Oh Beschränkte Einwohnerzahl Laut Walsergesetzblatt la, Abs. la,Nr. la: [Ist die Einwohnerzahl zeitenwei­ se ein bitz niedriger, dürfen während dieser Zeit entsprechend viele Ausländer im Staate Wohn­ sitz nehmen. Übersteigt die Ein­ wohnerzahl den Grenzenwert von 2*857, zum Beispiel durch Erfül­ lung des Kinderkontigents durch a) Eigenzeugung oder b) Adoption von Kindern aus art­ verwandten Walserstämmen, so erlischt die Aufenthaltsbewilli­ gung innert gesetzlicher Frist von 0 Tagen] Da ein Ausländer nicht befugt ist, eine Wohnung weder auf dem Autofriedhof-Areal Louis XIV noch auf dem ehemaligen Emma- Sepp-Gelände zu beziehen, bedeutet dies für ihn schlicht und ergreifend: "Bhüat Gott". Einer Heirat mit Ausländern steht allerdings nichts im Wege, einzi­ ge Auflage ist die Senkung des Kinderkontingents von 3 auf 2. Kirchlich getraut wird, wer sich getraut. Die Übrigen können sich vor dem Vermittler das Ja-Wort 
geben. Ehebrechern droht das WALSERGGLÖGGLI. Ehen unter Gleichgeschlechtlichen sind nicht erwünscht. Ehen unter Ausländern sind verboten. «Ds Buurna» Man sei eben stolz auf das eigene Brauchtum und wolle nicht Gefahr laufen, wieder in die glei­ che Position des Geduldetseins und der Unterdrückung zu gera­ ten, wie dies vor 06 der Fall gewesen sei. Man hätte in den Jahren vom 13. Jh. bis 2006 alle Originalität und Couragiertheit aufgeben müssen. Schliesslich sei man zu farblosen Duckmäu­ sern mutiert und habe - als Trost während des unwürdigen Daseins - die globale Landwirtschaft des 13. Jh. zum originären Walserkult erhoben. Dieser sei für die Trie- senberger zu dem geworden, was einst für die Negersklaven der Spiritual. Bewirtschaftet und gemolken haben schliesslich alle. Bauern dieser Welt, deshalb wäre es völlig egal gewesen, ob man nun von Ägypter-, Türken- oder Walserkult gesprochen hätte. 
Zumal man sie alle schlecht ver­ standen hat. Aber es wäre eben jene Couragiertheit der alten Walser gewesen, die man bei sich selbst vermisst, bei den Ahnen vergöttert und die wahrscheinlich * letztlich Ausschlag gegeben habe zur Hochstilisierung in die Sphä­ re des Kults. Das sei jetzt anders. Im Internet habe man schmerzlich erfahren müssen,, dass "ds Buurna" nicht ein ausschliessliches Walserpro­ dukt gewesen sei. Stattdessen besinne man sich nun auf die wirklichen Charakterzüge: Weit-. blick, Mut und Unabhängigkeits­ wille. Und die Walser-Ikone aus dem Buch der Bücher hätte man an der gleichen Stelle- eingemauert, an welcher schon seinerzeit der gewitzte Theodul den armen Teu­ fel über den Tisch gezogen habe. Mittlerweile ist es dunkel gewor­ den. Man trifft sich in den Gast­ stätten, entweder um die neue Heimat zu preisen,, einen Streit auszuzechen oder um - nach altem Brauch - die Birne zu fül­ len. Nach der Verabschiedung von Herrn S geht mir vieles durch den Kopf. Beglückt über den gerade erleb­ ten Tag sitze ich auf einem Bänkchen beim Staätszentrum. Mitten auf dem Staatsplatz lässt ein kleines, männliches Ferkel sein Häufchen fallen und zieht ungefüllt von dannen; Dankbar atme ich die laue Luft ein und beobachte mit tiefem, innerem Frieden das pulsierende Leben auf den Parkplätzen. Sogar die Strassenlaternen leuchten glück­ lich ins Tal. Als ob sie sagen woll­ ten: Schaut wie wir leuchten! Frei im Klang Rhein im Wort Treue Walser nicht mehr fort
	        

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