Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Weh&Oh 
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. _ © 0 Zu Besuch im Walserstaat Triesenberg • In der Tat, Schönes und Interes- Abstimmungs-Nein präsentieren. Bericht: Steffi Hunziker. santes begegnet einem hier über- Eine Woche später gehen die Bür- SCHW1TZER FAMILIE all. Als Gast wird man in diesem ger an die Urne. Bürger, die dem 10. Juni 2008 Land mit unwahrscheinlich viel Unterhaltungsabend ferngeblie- Wärme und Herzlichkeit empfan- ben sind, werden niGht zugelas- gen. Von allen Seiten ein Lächeln, sen. , - "Ans nid" hört man immer wieder Später die Frage: "Wanna sagen. Überhaupt - so wird uns chuscht?". Auf ein "Sie" wartet Die Rückbesinnung auf archai- erzählt - sei man am Bärg jetzt man vergeblich. Ebenso auf sehe Riten - erläutert Herr S - sei viel gesprächsfreudiger gewor- klärende Erläuterungen in früher schon ein inniges Anliegen den. Dass dem früher nicht so Schriftdeutsch. "Ünsch vrschteid der Bevölkerung gewesen. Dank gewesen sei, hänge einerseits mit ma!" Überhaupt sei man froh, der früher schon wichtigsten Ent- dem "Gefoppt-Werden" von den wieder zur eigenen, unverwa- scheidungshilfe "ob es früher Talbewohnern, andererseits mit schenen Sprache zurückgefunden schon so gewesen sei" wären ei- dem "Gesenkelt-Werden" durch zu haben. gentlich früher schon viele Ah­ den damaligen Staat Liechten- Stimmungen 
unnötig gewesen, stein zusammen. 
WALSERHORN So sehr ist man der Tradition ver- Während dem Genuss feinsten pflichtet, dass. man sämtliche Wir schreiben den 12. Mai 2008. Kaffees spricht Herr S munter Eigenheiten und Traditionen der Triesenberg, früher höchstgele- drauflos. Boden, Wasser und Luft alten Walser in die Verfassung gene, durch zu niedrigen Finanz- habe man in der Verfassung als implementiert hat. ausgleich kaum existenzfähige, Allgemeingut deklariert. Aus die- Gemeinde Liechtensteins, seit sem Grund gebe es grundsätzlich 
"Witt äs 
Bier?" dem 11. September 2006 eigener wenige Abstimmungen. Sollte "Witt äs Bier?" fragt der Kellner. Walserstaat mit einer Fläche von trotzdem eine Entscheidung Zögernd, letztlich aber nicht des 22.77-km 
2; 700 - 2000 m.ü.M.; gefällt werden, würde der- oder geringsten Gegenargumentes 2'857 Einwohner; Staatsform: diejenige, der/die eine Entschei- fündig werdend, gleichzeitig sei- Demokratie auf nostalgischer und dung wünsche, selber die Abstim- nem walserhaften Charme erlie- kommunistischer Grundlage; mung einberufen. Und das - man gend, bringe ich etwas errötend Währungen: Walserstern (*W*) höre und schmunzle - geht so: ein "Ja" über die Lippen. Mit und Zeit. Neben dem Sportplatz wird das einer scheinbar lustigen Bemer- WALSERHORN geblasen. Jeder kung verschwindet der Kellner HeiTfiches Frühlingswetter. Ter- Bürger weiss das akustische Sig- hinter der Terrassentür. Herr S rasse des Hotels Kulm. Wunder- nal zu interpretieren. Man trifft scheint ob der Bemerkung des barer Duft von Kaffee. Mein sich zur geblasenen Zeit am Kellners etwas aufgebracht zu Gegenüber: Herr K (dessen Name geblasenen Ort. Die mündige sein: "Au psässa-n-äddäs Nasa­ auf eigenen Wunsch nicht Bevölkerung ist aufgefordert, geechs zämalurgga-n-as wia us genannt werden will. Daher nen- sich dem Anliegen des Blasenden amana Nöösser Chopf uussa. Är nen wir ihn in der Folge "Herr anzunehmen. Drei Staatskabaret- güang au gschiidr uf ds Prischti S"). Herr S,- Triesenberger Bür- tisten werden sich während den gä rangga und gä spergamenta!!! ger, kenne als freiwilliger Frem- folgenden zwei Monaten mit dem Himml-sackü!" [???Anrn.d.Red.] denführer zwar jede Ecke am Thema auseinandersetzen und im Als der Kellner die beiden Stan- Bärg, und doch gebe es immer Rahmen eines Unterhaltungsa- gen serviert, wechseln er und wieder neues Schönes und Inter- bends je 3 Varianten von mögli- Herr S einige Unverständlichkei- essantes 
zu entdecken. chen Konsequenzen sowohl eines ten. Freundlich lächelnd verab- Abstimmungs-Ja als auch eines schiedet sich der Kellner.
	        

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