Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Weh&Oh im 'ancien regime' Besuch bei der verschwiegenen High-Society von Bahalzas Über den jungen Ministaat im Sü­ den des ehemaligen Fürstentums Liechtenstein ist wenig bekannt. Diskret entwickelte sich der klei­ ne Fleck zu einem 'Manager- Schlafstaat' und beherbergt eine schwerreiche Oberschicht. Ein Augenschein vor Ort. Von Carola Wintersberg "Die Woche" /17. Juni 2008 Zwischen der Räterepublik Trie- sen und Bahalzas werde ich von Andre Gstöhl, dem persönlichen Sekretär des Bahalzner Gouver­ neurs, erwartet. Gstöhl betont, dass die Aufenthaltsbewilligung für meinen Tagesbesuch nur in Ausnahmefallen erteilt werde. Ob ich den Staat auf eigene Faust erkunden dürfe, frage ich, als wir im Fond des Wagens sitzen und dem Zentrum zu rauschen. "Nein", lächelt Gstöhl, das sei ausgeschlossen. "Der Grenzzaun 
frage ich weiter, irritiert von dessen Höhe am stark bewachten Grenzübertritt. 
"Wir schätzen Zäune, aber keinesfalls Zaungä­ ste" meint Gstöhl. Links der Strasse dehnt sich eine gepflegte Driving Range aus, "Unser Golfclüb 'Wesa', jährli­ cher Mitgliederbeitrag: 65'000 B$*", meint Andr£ Gstöhl stolz. Rechts der Strasse reihen sich helle, quaderförmige Gebäude aneinander: Wohnsiedlungen, Schule, Sportplatz, Einkaufszen­ trum. "Das Wohnareal der einhei­ mischen Angestellten. Die Läden im Zentrum sind für sie zu teuer. Aber sie sind zufrieden mit Ange­ bot und Qualität", erklärt Gstöhl. Die 
Strassen im Staatszentrum sind vom feinsten Belag, gesäumt von Rasenflächen, in Formen ge­ schnittenen Buxbäumchen oder gepflegten Büschen, die Fusswe- ge alle gepflästert. Kein Papier­ chen auf den Trottoirs. Zwi­ schendurch erspähe ich alte Bau­ substanz, aufs Feinste renoviert. H' ""s-uVH t 
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"Alles innen ausgehöhlt und mit modernstem Komfort versehen. Die Herrschaften schätzen das Ländliche, es wirkt charmant, alles Nostalgiker", sagt Gstöhl. Unter Schloss Gutenberg hält das Gefährt an. Während wir im Glaslift zum Schloss schweben, macht mich Gstöhl darauf auf­ merksam, dass Gouverneur Ritter 60 Minuten für das Gespräch reserviert habe. Der Gouverneur Ritters Gouverneursräume liegen im höchsten Turm. Deckenhohe Fensterschlitze mit Blick auf Bahalzas: Vor dem Ellhorn brei­ ten sich schmale Reitwege und künstlich angelegte Wasserkanäle aus, von kleinen Brücken über­ spannt. In Richtung Luzisteig zie­ hen sich aufgeforstete Waldstrei­ fen die Steigung 
hinauf, mehrere Hochsitze ragen wie aufgestellte Streichhölzer über die Wiesen. Aus unsichtbaren Lautsprechern säuselt ein Walzer von Johann Strauss. Rubens ,Dgcimus Mus' ziert die Wand: "Geschenk von H.A. II. v.u.Z. Liechtenstein aus Anlass der Staatsgründung" ist auf der Plakette zu lesen. Eine adrette, lächelnde Vorzimmersek- retärin grüsst kurz, tippt weiter. Ein Versuch, ein paar Worte zu wechseln, scheitert an ihrem stummen Blick, der immer wie­ der an die Decke wandert. Das winzige Kästchen schräg über ihr muss eine Kamera sein. Gouver­ neur Ritter betritt den Raum, der dunkelblaue Anzug sitzt perfekt. Er begrüsst mich mit festem Hän­ dedruck und weist mir einen hel­ len Ledersessel zu. Ich packe mein -Diktafon aus. "Nein,",' meint Ritter und lächelt mich kühl an, "nur Handnotizen". Der
	        

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