Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
INLAND Freitag, 14. Juni 2002 . 
5 statt Die Regierung will mit 26 Millionen das Naherholungsgebiet Malbun vor dem Aussterben retten Mit einem Gesamtkonzept für Malbun soll das Skigebiet at­ traktiver werden. Geplant sind unter anderem neue Liftanla­ gen, Schneebars, aufgepeppte Bergrestaurants, Beschneiungs- anlagen, ein verkehrsfreies Zentrum, eine Mehrzweckhalle und ein Kinderparadies. Ist das Gesamtkonzept nun ein «Tutti- frutti» oder die Rettung? Regie­ rungsrat Hansjörg Frick nimmt Stellung. Mit Hansjörg Frick .  sprach Doris Meie r Volksblatt: Visionäre Ideen wären für Malbun gefragt und nicht ein «Tuttifrutti», hat ein Leser kürzlich sinngemäss in einem Leserbrief ge­ schrieben. Wie visionär ist denn das Gesamtkonzept für Malbun wirk­ lich? Hansjörg Frick: Malbun ist eine Chance für Liechtenstein, um einen nicht austauschbaren Naherholungs- ralitn für die Jugend, Familien, Tages­ ausflügler und Gäste aus dem nahen Ausland zu ermöglichen. Das Gesamt­ konzept zeigt Möglichkeiten und We­ ge auf, um die gewünschte Entwick­ lung und Erhaltung des Gebietes auf­ zuzeigen. Die wichtigste Zielgruppe von Mal­ bun sind Familien mit Kindern, ver­ mehrt auch Seniorinnen und Senio­ ren. Dies geht auch klar aus dem vor­ gängig erarbeiteten Marketing-Kon- zept hervor. Malbun soll vornehmlich die liechtensteinische- Bevölkerung aber auch den Gast aus der nahen Re­ gion ansprechen. Selbstverständlich benötigen die Betriebe in Malbun auch die Gäste aus dem Ausland, um die notwendige Auslastung während der Woche sicherstellen zu können. Malbun ist fiir die liechtensteinische Bevölkerung und die auswärtigen Gäste ein attraktiver Freizeit- und Er­ holungsraum. Für viele Bewohner des Landes ist Malbun seit jeher das Nah­ erholungsgebiet vor der Haustüre, so­ wohl im Sommer aber auch insbeson­ dere im Winter. Viele Liechtensteine­ rinnen und Liechtensteiner machen ihre ersten Skiversuche auf den Mal- buner Skipisten. Dies soll auch in Zu­ kunft so bleiben. 
Regierungsrat Hansjörg Frick: *Was mit «Tuttifrutti» gemeint war, kann ich nicht nachvollziehen. Das Konzept ist in sich konsistent und enthält viele Massnah­ men, um unser Malbun auch in Zukunft erhalten zu können. (Bild: Archiv) Das Marketing-Konzept, welches Ende des letzten Jahres erarbeitet wor­ den ist, zeigt klare Schwächen aber auch die vorhandenen Stärken von Malbun auf. In dem von der Arbeitsr gruppe erarbeiteten Gesamtkonzept werden die notwendigen Massnahmen aus dem touristischen, ortsplaneri- schen und infrastrukturellen Bereich aufgezeigt. Diese Massnahmen im Be­ richt wurden aufeinander abgestimmt, so sollen im Winter neben Skifahrern auch verschiedene Trendsportarten möglich sein und für die wichtigste Zielgruppe ein Kinderparadies ge­ schaffen werden. Was im Leserbrief mit «Tuttifrutti» gemeint war, kann ich nicht nachvoll­ ziehen. 
Das Konzept ist in sich konsi­ stent und .enthält viele Massnahmen, um unser Malbun aiich in Zukunft er­ halten zu können. Dabei würden auch die Aspekte einer nachhaltigen Ent­ wicklung entsprechend berücksichtigt. Es ist nicht die Absicht, Malbun inS- künftig in den Wettbewerb mit grösse­ ren Skigebieten, wie beispielsweise die Weisse Arena in Graubünden, zu stel­ len. Der Malbungast schätzt insbeson­ dere die intakte Natur, die Ruhe sowie die familiäre Atmosphäre. Malbun soll 
sich auf die eigenen Stärken konzen­ trieren. Abschliessend noch eine Be­ merkung zum Begriff «visionär»: In den letzten Monaten sind viele Liech­ tensteinerinnen und Liechtensteiner an mich herangetreten und haben mir ihre Meinung hierzu mitgeteilt. Diese lautete: «Was wir nicht brauchen sind viele neue Konzepte und Visionen, wir wollen ganz einfach in Malbun Ski fahren können.» Wie wird denn Malbun In fünf Jahren aussehen? Das Gesamtkonzept beinhaltet Mass­ nahmen im Bereich Bahnen, Verkehr und Marketing. Diese Massnahmen haben zum Ziel, das Naherholungsge­ biet Malbun zu erhalten und ihm eine gesunde Entwicklung zu geben. Ziel ist es, aüs dem Wintersportgebiet Mal­ bun eine natur- und grössenverträgli- che Freizeit- und Sportstätte für die ganze Bevölkerung und ihrer Gäste zu machen) die das ganze Jahr zu Akti­ vitäten und Erholung einlädt. Sie haben vorhin angedeutet, dass sich das Malbun durch seine Ruhe von anderen Skigebieten abheben will. Kann man denn heutzutage mit 
Ruhe noch Geld machen? Eine Stärke von Malbun Ist unter anderen die kontrastreiche Bergland­ schaft und die intakte Natur. Ich bin der Ansicht, dass aufgrund der stei­ genden Hektik in der Arbeitswelt, aber auch im persönlichen .Umfeld, Gäste, und dazu zähle ich auch die liechten­ steinische Bevölkerung, Ruhe und Na­ tur zur Erholung suchen? Wie bereits erwähnt, soll "den Gästen aber auch ein entsprechend attraktives Angebot zur Verfügung stehen. Dabei streben wir jedoch nicht eine Atmosphäre ver­ gleichbar wie beispielsweise in Ischgl an. Die Liftanlagen in~Mälbun sind zum Teil veraltet und unwirtschaftlich. Hätten, die Betreiber. In Malbun nicht schon früher reagieren müs­ sen? Machen es sich die Bahnbesit­ zer hier nicht zu einfach, wenn sie Jetzt einfach das Land und die Ge­ meinden zur Kasse bitten? Vorerst ist zu erwähnen, dass. nicht, alle Anlagen veraltet sind. Die Sareiser Bergbahn wurde im Jahre 1993 saniert und entspricht den heutigen Anforde­ rungen. Die anderen Liftanlagen sind veraltet und müssen ersetzt, werden. Des Weiteren sind die Betriebs- und Personalkosten für diese Anlagen, viel zu hoch und die Skiliftgesellschaften waren nicht in der Lage, die notwendi­ gen Investitionen zur Zukunftssiche­ rung aus den eigenen Mitteln zu er­ wirtschaften und zu finanzieren. Um dem Wintersportort Malbun ei­ ne Zukunft zu geben, ist die öffentli­ che Hand gefordert. Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass eine wirt­ schaftliche Führung der Gesellschaft trotz Unterstützung der öffentlichen Hand sichergestellt wird. Hierfür sind der Bergbahnen Malbun AG entspre­ chende Auflagen zu machen. Es Ist ja von einer Unterstützung von 26 Millionen Franken für Be-, schnelungsanlagen,. Restaurants, Liftanlagen und so Weiter die Rede. Soll diese Summe ein einmaliger Zu- stupf sein oder muss das Land da auch noch weiterhin zahlen? Dieser Betrag von 26 Mio. Franken be-' inhaltet neben der erforderlichen Bah­ neninfrastruktur auch die notwendi­ gen Investitionen in die Gastronomie und Beschneiung sowie in die Erstel­lung 
eines.Kinderparadieses, welches unabdingbar erscheint. Daraus dürfen für die öffentliche Hand keine Folge­ kosten entstehen. Der Betrieb muss Wirtschaftlich geführt werden können, sodass Bergbahnen Malbun AG selbst- erhaltungsfähig ist. Entsprechende Be­ rechnungen wurden angestellt. Sie reden von einem Kinderpara­ dies. Wie soll dieses aussehen? Das Kinderparadies soll möglichst zentral gelegen sein, damit es gut er­ reicht werden kann. Es sollen ver­ schiedene kindergerechte Anlagen er­ stellt werden, in welchen sich die Kin­ der vergnügen können. Diese Anlagen müssen die heutigen Anforderungen und Bedürfnisse der Kinder und deren Eltern erfüllen. Ein grosses Stück Boden zwischen dem Sareis und dem Täll war kürz­ lich zum Verkauf ausgeschrieben. Die Besitzerin hat sich bemüht, das Grundstück möglichst an die Ge­ meinde oder an das Land zu verkau­ fen. Beide haben das Angebot Je­ doch abgelehnt. Hätte hier das Land. nicht einspringen müssen, um ein' glaubwürdiges Gesamtkonzept vor­ legen zu können? Dieses Stück Land, das in der Tat für die Realisierung eines Kinderparadie­ ses ideal gelegen ist, Wurde dem Land angeboten. Die Regierung hat sich mit dem Angebot befasst und kam dabei zum Ergebnis, dass so ein Kauf nicht vereinbar wäre mit der heutigen Bo­ denpolitik des Landes. Es bestehen meines Wissens aber Bemühungen auf' einer anderen Ebene, diesen Boden für das Malbun-Projekt zu sichern. Mehr kann ich dazu im Moment nicht sagen. Wäre dies aber nicht eine der wich­ tigsten Komponenten für ein Ge­ samtkonzept. Wenn man dieses ver­ wirklichen -will, braucht es Ja schliesslich Platz? Die Zielsetzung im Gesamtkonzept ist klar. Für unsere wichtigste Ziel­ gruppe, die Familien mit Kindern, ist eine entsprechende Infrastruktur er­ forderlich. Wichtig ist zum jetzigen Zeitpunkt jedoch, dass ein Konzept besteht, welches koordiniert aufzeigt, in welche Richtung Malbun inskünftig gehen wird. In dieser kürzen Zeit kön­ nen noch nicht alle Details gelöst sein. Erdbebengefährdung nicht unterschätzen Im Senioren^-Kolleg sprach Dr. Manfred Baer über «Erdbebenforschung - Erdbeben im Rheintal» Die Erdbebengefahrdung ist im welt­ weiten Vergleich im St. Galler Rhein­ tal als mässig bis mittel einzustufen, stellte Dr. Manfred Baer vom Swiss Seismological Service der ETH Zürich in seiner gestrigen Vorlesung im Se­ nioren-Kolleg fest. Theres Matt Der Redner erkjärte die Bruchvorgänge , in der Erdkruste, die Spannungen, die sich in Form von Erdbtben abbauen, verdeutlichte die sich über Jahrmillio­ nen abspielenden Prozesse im Erd­ mantel. Er verwies auf das Spän- nungsfeld des adriatischen Sporns und der Tektonik des südlichen Rheingra­ bens, den Einfluss der plattentektoni- schen Vorgänge im Mittelmeerraum und die Auswirkungen des rheinischen Grabenbruchs. Erdbebenvorsorge Seit gut 100 Jahren stehen Messin­ strumente, die Bodenerschütterurigen aufzeigen, im Einsatz. Eine Reihe hoch­ empfindlicher Stationen, wie etwa 
am Kamor, in der Nähe von Plöns und Davos stellen Seismogramme auf. For­ schungsschwerpunkte beziehen sich auf historische Erdbebendaten, haupt­ sächlich die Regionen Basel und Wal­lis 
betreffend. Kartierungeri geben ei­ nen gesamtschweizerischen Überblick auf mögliche Epizentren. Erdbeben­ vorhersage sei ein weites Gebiet der Seismologen, betonte Baer und gab Einblick in die Problematik. Man lerne 
aus der Vergangenheit auf künftige Erdbeben zu schliessen, doch von ei­ ner Vorhersage sei man weit entfernt. Er verwies auch auf die Problematik, Zehntausende kurzfristig zu evakuie­ ren, auf die'~wirtschaftlichen Konse­quenzen 
einer falschen Vorhersage. Erdbebenvorsorge sei in erster Linie bauliche Vorsorge, führte der Redner aus. Mikrozonierungsstudien über lokale Baugrundverhältnisse weisen darauf J * II Im Rahmen des SeniorenrKolleg Liechtenstein hielt gestern Manfred Baer vom Swiss Seismological Service der ETH Zürich In der Aula der Primarschule Mauren einen Vortrag über«Erdbeben im Rheintal». (Bild: Paul Trümmer) 
hin, dass die Gefährdung an einem be­ stimmten Standort mindestens so stark vom Baugrund wie von der geographi­ schen Lage bestimmt wird. Fundation auf Fels oder Schotter verhalten sich generell günstiger als solche auf wei­ chen Sedimentschichten, die durch die Erdbebenwellen zu Resonanzen ange­ regt werden können. Baer wies bezüg­ lich Erdbebensicherung an Bauten auch auf das Kosten-Nutzen-Verhält- nis hin. B aer verwies auf Vörsorge- massnahmen jedes Einzelnen: • Im Voraus überlegen, wie man sich- am Besten verhalten soll - wie etwa: Kann mir etwas auf den Kopf fallen • Einprägen, wo sind Hauptbahnen und -Schalter fiir Gas, Wasser, Strom • Überprüfen der Standsicherheit von Einrichtungsgegenständen • Notfall-Telefonnummer, persönliche Medikamente, Ausweise etc. bereithal­ ten Die Fragezeit wurde - wie immer - von den Senioren und Seniorinnen gut benutzt. Nächste Vorlesung: Prof. Armin Schmutzler referiert am kommenden Donnerstag, 20. Juni, zu «Umweltprobleme des Verkehrs aus. ökonomischer Sicht!».
	        

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