Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
KULTUR Donnerstag, 13. Juni 2002 
35 Eindrücke in Raum und Zeit Die Filmreihe des TaKinos, die das Leben in den Bergen zeigt In der Filmreihe des TaKinos zum Thema Bergwelten, anlässlich des von der UNO erstellten Jah­ res der Berge, stehen die Berge weniger als Kletterorte für Gip­ felstürmer im Vordergrund, son­ dern vielmehr als Lebensraum für Menschen in aller Welt. Gerolf Hause r Am Dienstagabend stand der Film «Barnabo delle montagne, Barnabo der Waldhüter» von Regisseur Mario Bren- ta aus dem Jahr 1994 auf dem Pro­ gramm. Dieser melancholische Film mit seinen prächtigen Bergbildem wird am Montag, 24. 6., 20.30 Uhr noch einmal gezeigt. Zerklüftete Landschaft «Barnabo» ist ein leiser Film, der mit sehr wenigen und khappen Dialogen auskommt, dafür eindrückliche Bilder aus.den Dolomiten zeigt und Porträts zeichnet von den Menschen, die in ih­ nen leben und leiden. So zeigen die Grossaufnahmen der Gesichter • eine oftmals zerklüftete Landschaft, die in Korrespondenz steht mit jener der Do­ lomiten. Brentas Erzählstil zeigt seine Überzeugung, dass fast alles ohne Worte auskommen kann, d. h. die Bil­ der vermitteln das Geschehen. Inmit­ ten der Hektik unserer heutigen Zeit zeichnet sich der Film auch aus durch behutsame Schnitte, die nicht im 25- Sekunden-Takt aufeinander folgen. So können die Bilder ausgiebig betrachtet werden. Das gilt auch, wenn Mario Brenta z. B. einen Menschen zeigt, der, sagen wir, das Zimmer verlässt. Dann folgt die Kamera und verweilt noch ei­ ne gewisse Zeit am Türrahmen, durch den der Mensch verschwunden ist, als wolle er zeigen, welche Eindrücke ein 
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* mv ÄÄ fBamabo», ein leiser Film mit eindrücklichen Bildern aus den Dolomiten und Porträts der Menschen, die in ihnen leben und leiden. Mensch in Raum und Zeit hinterlässt. Das ist eine Seltenheit im heutigen Ki­ no und verlangt vom Zuschauer das Ablegen der.Tagcshektik. Da tritt die erzählte Filmgeschichte in den Hinter­ grund (sie ist auch etwas unverständ­ lich) und die Bilder der Seelcnzustän- de, vor allem natürlich von Barnabo, der vom Waldhüter Marco Pauletti ge­ spielt wird. Barnabos Filmpartner ist die Natur, Brentas Kunst, diese frei vom Klischee zu erfassen. Dazu gehört auch der Ton des Films: eine Partitur aus der Natur mit Regenprasseln, Blät- terrauschen, Nebelauflösen, Vogel­ krächzen, Donnergrollen* Felsrut- schen, Schneerieseln, Menschenat- men ... 
Die Geschichte Barnabo reist im Winter 1918/1919 in die Dolomiten, um einen im Dienst ums Leben gekommenen jungen 
Wald- Medienpartner VOLKSBLATT hüter zu ersetzen. Als nach einiger Zeit auch sein Vorgesetzter getötet wird, will Barnabo in seinem jugendlichen Heldenmut den Toten rächen. Statt die «polveriera», das Munitionsmagazin der Grenzer, zu hüten, macht er sich mit einem Gefährten auf die Suche nach den Schmugglern, die er als Täter verdächtigt. Als er sie aufspürt, verläs­st 
ihn der Heldenmut; er versteckt sich. Aus dem Dienst wird Barnabo nun ent­ lassen, und zwar deshalb, well er sei­ nen Posten verlassen hatte. Als Knecht findet er bei einer Bäuerin in der Ebene Arbeit und als er nach einigen Jahren wieder in die Berge zurückkehrt, hat vieles sich verändert. Nicht zuletzt er selber. Noch einmal macht Barnabo sich auf die Suche nach den Schmugg­ lern, doch als er sie endlich im Visjer hat, lässt er seine Flinte sinken. Er ist älter geworden, hat erkannt, dass ein Schuss nichts ungeschehen machen kann, dass auch diese kleinen Diebe Menschen sind, die aus der Not heraus handelten, die wie er nach dem Krieg ein karges Leben führten. Ein «piece de resistance» «Höhenfeuer», ein Stück Schweizer Realität im TaKino Unter den Schweizer Bergfllmen ist Fredi Murers «Höhenfeuer» sozusa­ gen das «piece de resistance»: Da kommt man gar nicht drum herum, da will man auch nicht drum herum kommen. Der Gewinner des Golde­ nen Leoparden am Internationalen Filmfestival Locarno ist heute Don­ nerstag um 20.30 Uhr im TaKino zu sehen. Im spürbar alpin werdenden Raum an­ gesiedelt, bewusst nicht exakt lokali­ sierbar, ist die Geschichte von der Bau­ erntochter Belli und ihrem taubstum­ men Bruder. Die beiden leben mit ihren Eltern zusammen auf einem Hof über einem jener Bergtäler, aus denen es einen in die Höhe drängt, an die Sonne und an einen Ort, an dem es weniger eng wirkt. Der Bauer, der den Hof da oben be­ wirtschaftet, lebt mit der Frau und den beiden Kindem. Deren Grosseltern hausen auf der pnderen Talseite in Sichtkontakt. Nur etwas unterscheidet den Hof von anderen in der Nähe: Es sind die Terrassen, die da angelegt sind, auf denen trotz der Höhe Frucht reifen mag. Erstellt wurden die Mau­ ern jeweils durch die heranwachsen- Heute in der Reihe tBergwelten» im TaKino: «Höhenfeuer»des Schweizer Filmers Fredi Murer. Medienpartner VOLKSBLATT den Söhne über Generationen hinweg. Sie konnten hier mit herumliegenden Steinen sinnvoll ihre überschüssige Energie ablassen. Es ist eine enge Gemeinschaft, in der die Familie lebt Der bäuerliche Alltag ist von der Natur bestimmt, da gibt es wenig 
zu disputieren. Ausgerechnet der stumme Sohn ist es, der die Fami­ lie von Zeit zu Zeit zum Reden bringt, über 
ihn und seine Eigenheiten und 
die besonderen Erfahrungsformen. Murers Parabel von dem Geschwis­ terpaar, das sich nahe kommt an einem Ort, wo das Nahekommen an sich nicht schicklich ist, besticht in der Zeichnung der Figuren, der Einbettung in der Landschaft und der Zeitlosig- keit, in der alles geschieht. Pio Corradi hat eine Kamera geführt, die. um die notwendige Diskretion weiss und sich gleichzeitig beinahe unmerklich ei­ genständig zu bewegen versteht an dem Flecken Schweiz, an dem es we­ nig Ausweichsmöglichkeiten gibt und viele Abstürzgefahren. 
Morgen im Bergzyklus Morgen Freitag stehen gleich zwei Filme auf dem Programm des Berg­ weltenzyklus im TaKino: Um 20.30 Ujir zeigt der. Filmclub Frohsinn «Le­ gende der Liebe» aus dem kurdischen Teil Irans. Die junge Ärztin Khazar be­ ginnt eine lange Reise durch das zer­ klüftete Kurdistan, um ihren Geliebten Horam zu finden, den sie in der Studi­ enzeit 
kennen gelernt hatte und der hier in einem Bergdorf als Arzt arbei­ tet. Ihr Reise gerät dabei zu einer Su­ che. -Um 
22.30 Uhr ist dann im TaKino die Heimatfilm-Parodie «Helden in Ti­ rol» zu sehen. Hier möchte der Bürger­ meister aus dem entlegenen Tiroler Bergdorf ein touristisches Profitcenter machen, was ein Bergbursch mit allen Mitteln verhindern will. Der Dorfdepp verliebt sich in die doppelten Lottchen, der Pfarrer überwindet seine Scham gegenüber seiner Haushälterin und ei­ ne schrille Amerikanerin bringt den schwulen Sohn des Bürgermeisters an den Traualtar. In diesem Film darf man überhaupt nichts enist nehmen, aber sehr vieles geniessen. 
Heiter- Besinnliches NÜZIDERS: Altbischof Dr. Reinhold Stecher liest am Freitag, den 14. Juni um 20 Uhr im Sonnenbergsaal Nüzi- ders aus eigenen Werken. Sein künst­ lerisches Talent hat Altbischof Dr. Reinhold Stecher in zahlreichen Wer­ ken unter Beweis gestellt, in denen er als Buchautor und Maler in Erschei­ nung getreten ist. Der frühere Inns­ brucker Diözesanbischof, der sich fast siebzehn Jahre lang für eine integrati- ve Kirche eingesetzt hat, verwendet als Autor eine Sprache, die jeder versteht Er schreibt von Gott und der Welt und reflektiert über das Erlebnis Natur, das für ihn immer auch ein Erlebnis Gott danteilt. Besinnlich und leidenschaft­ lich, präzise und voller Tiefgang. Und immer ist ein kleines Augenzwinkern dabeil Karten an der Abendkasse ab 19 Uhr oder im Vorverkauf in allen Vor­ arlberger Hypobankfilialen erhältlich. Der gesamte Erlös aus Kartenverkauf und Spenden kommt dem Caritaspro- • jekt für HIV-positive Kinder und Stras- senkinder in Bukarest zugute. (Eing.) Lesung von Vincenzo Todisco BUCHS: Vincenzo Todisco-Tönz aus Rhäzüns liest heute Donnerstag, den 13. Juni um 20 Uhr, anlässlich der Donnerstag-Lesungen des Kultursom­ mers in Buchs in der Stüdtlimühle aus seinen Werken. Im Jahre 2001 hat er dafür vom Kanton Graubünden einen Förderpreis erhalten. Todisco wurde als Sohn italienischer Eltern in Stans geboren. Heute unterrichtet er Italie­ nisch und Französisch am Lehrersemi­ nar in Chur. Die Künstlerin Marisa Fuchs-Menn aus Gais, eine gebürtige Bündnerin, stellt bis zum 4. Juli einige ihrer, Werke aus. Bereits ab 18.30 Uhr kocht der Circolo Culturale Italiano del Werdenberg, passend zum Abend, ein italienisches Gericht. «Gipfeltreffen 2002» SCHWYZ: Aus Anlass des UNO-Jahres der Berge begibt sich auch das Forum ' der Schweizer Geschichte in die Höhe. Es präsentiert seine Sonderausstellung «Gipfeltreffen 2002» in 14 SAC-Hütten der Zentralschweiz. Thema des «Gip­ feltreffens 2002» sind die Alpen und ihre vielfaltige Nutzung. Dazu wurden verschiedene Ausstellungsboxen ge­ schaffen. Sie zeigen Geschichten aus Alpwirtschaft, Tourismus, Geologie, • Wirtschaft, aus Sagen sowie Technik. Am Mittwp.ch war im Forum der Schweizer Geschichte in Schwyz Ver- nissage für das Ausstellungsprojekt. Ab heute Donnerstag werden die Bo­ xen per Maultier, Seilbahn, Helikopter oder zu Fuss in die 14 Berghütten ge­ bracht. Dort sind sie vom 23. Juni bis zum 30. September zu sehen. REKLAME Seh,i;wi 
/1 ii'fliti'nvli'in HEUTEI & Fr, 14.6., 20.09 h, TaK, Schaan Josef Hader Top-Kabarett aus Österreich DleLLBpräsentiertd«\; TaKlnder-und lügendprogramm Sa, 22., ab 14 h, So, 23.6., ab 11 h, TaK Juhubiläum Zum 10 Malr TaK-SpIelfejt als Saison-Finale www.tak.il ...immerauf dem Laufenden! Vorverkauf Montag - Freitag; 10 »18 Uhr Telefon (00423)2375969 Fax (00423) 237 59 61,
	        

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