Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

12 Montag, 21. Januar 2002 
EXTRA Liechtensteiner VOLKSBLATT Besorgnis um Umweltzerstörung Antarktis wird kälter Kondore bedroht Totes Meer schwindet Schwärze Kondore bedroht WLADIWOSTOK: In ihrem . Winterquartier in Sibirien droht 300 
seltenen schwar­ zen Kondoren der Hunger­ tod. Die Schneedecke in der Region um Wladiwostok sei fast einen Meter dick, so­ dass die vom 
Aussterben bedrohten Geiervögel kaum Nahrung finden. Ge­ schwächt und hungrig ver­ sammelten sich die Tiere an Mülltonnen, sagte eine World Wide Fund for Natu- re (WWF)-Vertreterin in Wladiwostok am Dienstag. Noch zählt die Population der Vögel in Sibirien und der Mongolei 1500 Tiere. Im vergangenen Jahr 
erfroren . etwa 60 schwarze Kondore. Laut WWF leiden die Tiere auch unter der Wirtschafts­ krise in Russland. 
Als Aas­ fresser seien sie auf die Ka­ daver aus der Pelzindustrie angewiesen. Zahlreiche Be­ triebe dieser Branche hätten jedoch 
in den vergangenen Jahren Pleite gemacht. Totes Meer schwindet BOULDER: Das Tote Meer schwindet rapide. Zudem sinkt der Gewässergrand ab. Allein im vergangenen Jahrzehnt sei die Wasser­ oberfläche um insgesamt mehr als sechs Meter gesun­ ken, berichtet das Journal «Geological Society of America Bulletin». Mit 
der Absenkung des Ufers sinkt auch der tiefste Punkt der Landfläche der Erde. Der Rand des sehr salzhaltigen Gewässers an der 
Grenze zwischen Israel und Jorda­ nien ist mit rund 400 Me­ tern unter dem Meeresspie­ gel seit geraumer Zeit der tiefste Punkt. Grund für das Schwinden ist, dass der Jor­ dan und andere Zuflüsse des Gewässers angezapft und vor allem landwirt­ schaftlich genutzt werden. Dadurch sei auch der Grundwasserspiegel rund um das Tote Meer gefallen und habe Senkungen des Grunds vor allem an der West- und der Südseite des Meeres nach sich gezogen. Das israelisch-amerikani- sche Team entdeckte die Senkung des salzigsten Meeres der Welt bei der Auswertung von Aufnah­ men der europäischen Sa­ telliten ERS-1 und ERS-2. WWF: Regional- gruppe Engadin Der WWF GraubUnden will im Engadin stärker präsent sein. Die Umweltschutzor­ ganisation gründet dazu ei­ ne neue Regionalgruppe zum Auftakt des.UNO-Jah- res der Berge. Mit der ersten Regiohalgruppe im Kanton, sollen die Ziele und Strate- * gien des WWF im Engadin besser.umgesetzt werden, wie der WWF Graubünden mitteilte. 
Jahresbericht von Organisation Worldwatch fordert grössere Beachtung von Umweltschutz WASHINGTON: Umwelt­ politische Aspekte .finden weltweit laut einer Studie zu wenig Beachtung; Zu diesem Schluss kommt die Umwelt-Organisation Worldwatch in ihrem Jah­ resbericht, der letzte Wo­ che in Washington veröf­ fentlicht wurde. Der Be­ richt fordert, Umweltprob­ leme und die sich ausbrei­ tende Armut mit der glei­ chen Konsequenz zu ver­ folgen wie den Kampf ge­ gen Terrorismus. «Die Tatsache, dass 1,12 Milli­ arden Menschen keinen Zu­ gang zu sauberem Wasser haben, weist auf ein Ausmass von Armut hin, das mit unse­ rem Bild des 21. Jahrhunderts nicht zu vereinbaren ist», sagte Worldwatch-Präsident Christo­ pher Flavin. Der Bericht zur Lage der Erde dient als Grundlage für den Weltgipfel «Sustainable Deve­ lopment» vom 26. August bis 4. September 
in Johannesburg. Der Name der Konferenz be­ zeichnet das Ziel, die Weltwirt­ schaft weniger umweltschäd­ lich und gerechter zu gestalten. Bei dem Treffen handelt es sich um eine Nachfolgekohferenz des Gipfels von Rio im Jahr 1992. In Johannesburg wollen De­ legationen und Staatsober­ häupter verschiedener Länder darüber diskutieren, wie unter Berücksichtigung von Umwelt­ aspekten die Lebensqualität in 
Die Umwelt-Organisation Worldwatch zeigt sich über das Ausmass der Umweltzerstörungen besorgt, so auch über die fortschreitende Zerstörung der Korallenriffe. der Welt verbessert werden Ziele langsamer als angenom- politischem Willen, praktischen kann. UN-Generalsekretär Kofi - men war und die Bedingungen Schritten und starken Partner- Annan kritisierte vergangenen teilweise schlechter als vor schaften genommen werden, so Monat, dass «der Fortschritt in zehn Jahren sind». Diese Hür- Annan. Richtung der in Rio gesteckten den könnten mit ausgeprägtem Der Report kritisiert ausser­dem, 
dass umweltpolitischen Aspekten bislang zu wenig Be­ deutung beigemessen wird. Die meisten Verträge zeichneten sich durch ungenügende Zuge­ ständnisse und unzureichende Finanzierung aus, auch die Auslandshilfe stagniere. Sie sei. trotz zunehmender Gewinne der Weltwirtschaft, deutlich von 69 Milliarden 1992 auf 53 Milliarden im Jahr 2000 gesun­ ken. Auch der Schuldenberg der Dritten Welt wächst dem Bericht zufolge kontinuierlich. Trotz Aufforderungen, die Schuldenlast zu senken, sei die Verschuldung in den letzten Jahren um 34 Prozent gestie­ gen und belaufe sich nun auf insgesamt 2,5 Billionen US- Dollar (2,8 Billionen Euro), hiess es weiter. Die Organisation beklagt die drastische Zunahme von Aids, vor allem in Entwicklungslän­ dern. 80 Prozent der Todesopfer seien in Ländern südlich der Sahara zu beklagen, wo medi­ kamentöse Behandlung weitge­ hend unbezahlbar 
sei. Der Bericht äussert sich fer­ ner besorgt über die fortschrei­ tende Zerstörung der Korallen­ riffe: 27 Prozent aller Korallen­ riffe seien unwiederbringlich verloren. 1992 waren es noch 17 Prozent. Kritisiert werden auch die USA für den Ausstieg aus dem Kyoto-Protokoll. Ihr Kohlendioxid-Ausstoss sei zwi­ schen 1990 und 2000 um 18 Prozent gestiegen und mache ein Viertel der weltweiten CO2- Emissionen aus. Mehr ist im In­ ternet unter http://www.world- watch.org   zu finden. Antarktis wird trotz Klimaerwärmung kälter <i Zahl der Kleintiere in einigen eisfreien Tälern bereits deutlich reduziert LONDON: In der Antarktis wird es kälter und ungemütli­ cher. Während die Durch­ schnittstemperaturen der Erde ständig leicht angestiegen sind, sanken sie auf dem eisi­ gen Südkontinent. Diese Abkühlung habe die Zahl der Kleintiere in einigen eisfrei­ en Tälern bereits deutlich redu­ ziert, schreibt Peter Doran von der Universität Chicago (USA) in einem Artikel der britischen Fachzeitschrift «Nature» (Onli­ ne-Ausgabe). Die grösste Grup­ pe unter den untersuchten Tie­ ren 
sind Fadenwürmer, die im Boden leben. Während sich die Erde, insgesamt um 0,19 Grad pro Zehnjahresperiode zwi­ schen 1979 und 1998 erwärmt habe, zeige seine Analyse aus der Antarktis, dass es dort käl­ ter wird/ schreibt der Geploge. Zwischen 1986 und dem Jahr 2000 habe sich die Oberfläche der trockenen Täler im Mc'Mur- do-Gebiet pro Dekade um 0,7 Grad Celsius abgekühlt. Dies beruhe vor allem auf kälteren Sommern und Herbstzeiten, in denen die Windgeschwindig­ keit zugleich gestiegen war. Diese Abkühlung hatte bereits deutliche und schnelle Auswir­ kungen auf das karge Ökosys­tem 
des Gebiets: Die biologi­ sche Produktivität der im Som­ mer 
eisfreien Seen in den Tälern sank drastisch. Die Zahl der Bärtierchen und Fadenwür­mer 
im Boden verringerte sich von 1993 bis 1998 pro Jahrim Schnitt sogar um mehr als ein Zehntel des Ausgangs wertes. Die neuen Daten zeigten erst­mals 
die dramatischen Auswir­ kungen der Abkühlung auf das Ökosystem der antarktischen Trockentäler, schreibt Doran. Nun müssten die Abkühlung 
des Südkontinents und vor al­ lem die saisonalen Unterschie­ de in den Temperaturtrends stärker in die bisherigen Klima­ modelle integriert werden. Die Temperaturen auf dem Planet Erde sind insgesamt angestiegen, in der Antarktis aber ist das Gegenteil der Fall.
	        

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