Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
KULTUR Samstag, 8. Juni 2002 
41 musikalisch-literarische Reise Das Feldkirch-Festival zeigte «Drei Mal Sterben - Variationen über den Tod» Der Samstag und Sonntag, des Feldkirch-Festiväls bringen noch einmal Höhepunkte mit «Man­ fred - Musik und Schauspiel» (mit Klaus Maria Brandauer), dem Trio Vivente, «Vivaldi meets Jazz» und der Romanti­ schen Chor- und Orgelnacht. Gerolf Hause r Auch der Donnerstagabend im Kon­ servatorium brachte etwas Besonderes unter dem Titel «Drei Mal Sterben - Variationen über den Tod» mit der Ver­ bindung von Texten und Musik, der Bearbeitung von Mahler-Melodien und der Begegnung von Indien und Europa. Totes Grand-Hotel Für Thomas Hengelbrock sollen sich beim Festival verschiedene Kulturen begegnen und ergänzen. Und so begab sich am Donnerstagabend der britische Geiger Daniel Hope zusammen mit dem Jazzpianisten Uri Caine, dem Si- tar-Spieler Gaurav Mazumdar, dem Bariton Adrian Eröd, einem Instru­ mentalensemble und den Schauspie­ lern Tilo Nest und Hanno Friedrich auf eine romantisch-bizarre, musikalisch­ literarische Collage-Reise zum Thema «Drei Mal Sterben» mit Werken von Gustav Mahler und Ravi Shankar. Das begann, bevor es begann. Solange das Publikum die Plätze suchte, improvi­ sierte Uri Caine am Flügel, staubte der Sänger Adrian Enöd (im Frack lind barfuss) die Bühne ab, der Schau­ spieler Hanno Friedrich sass am . Schreibtisch, im Hintergrund waren, in weisse Tücher verhüllt wie Möbel in einem verlassenen Hotel, die Musi­ ker; im Frack (mit Schuhen an) tauch­ te der Geiger Daniel Hope auf und spielte melancholische Melodien. Das Klingeln eines Telefons (inszeniert) unterbrach, Tilo Nest erschien, um in diesem von Gott und der Welt verlassenen Grand-Hotel ein Zimmer zu suchen (Regie Jonathan Moore, visuelle Gestaltung Christian Weiss- kirchner, Konzeption und Leitung Da-Der 
Bariton Adrian Eröd und die Schauspieler Tilo Nest und Hanno Friedrich beim Feldkirch-Festival.in «Drei Mal Ster­ ben - Variationen über den Tod». niel Hope, Texte von Christopher Hope). Dialog der Kulturen Der das Zimmer Suchende erwies sich als der Teufel («die Vorhänge völ­ ler Motten, die Möbel verstaubt; das war früher die Reinkarnation des Per­ fekten, eine immerwährende Insel des Glücks. Und jetzt seid ihr nur noch Geschichte»), der Mann an der Hotelre­ zeption als Christus-(«wir sind da, weil ihr ohne uns nicht auskommt»), vom Teufel beschworen, seinen Vater anzu­ rufen, der sich aber verleugnen lässt. «Keine Menschenseele ist da», sagt Christus, «weil sie keine Seele haben, nur Konsum, unsterblich sein wollen». Und der Teufel: «Du machst dir Gedan­ ken um die Seelen jener Katastrophen auf zwei Beinen, sie sich um ihre Cel- lulitis.» Dazu erklangen die fünf Kin-dertotenlieder 
(nach Rückert-Texten) von Gustav Mahler in einer Bearbei­ tung von Andreas Tarkmann. Als «Mu­ sik pur» gefällt mir das Original besser, im Kontext der Musik-Literatur-Colla- ge 
waren diese Bearbeitungen (mit einer traumhaft schönen Stimme gesungen vom Bariton Adrian Eröd), eine Mischung aus Original-Mahler, New- Orleans-Begräbnis-Jazz und touristischer Alpenmusik, absolut pas­ send, gespielt von Daniel Hope (Geige), Ralph Alessi (Trompete und Flügel­ horn), Ib Haussmann (Klarinette), Jean Räffard (Posaune), Higinio Arrue Fortea (Fagott), Annika Pigorsch (Kontrabass) und Hans-Kristian Soren- sen (Schlagzeug). Zur Szene «Wir sind tot, haben es nur noch nicht gemerkt» erklang,, in einer Caine-Bearbeitung, das Mahler-Lied «Ich bin der Welt ab­handen 
gekommen» (dazu wusch «Christus» dem «Teufel» die Füsse). Ge­ gen Ende der Dialoge gelang es dem Teufel, Christus einen Vertrag unter­ schreiben zu lassen (Goethes Faust läs­ st grüssen), den Vater zu überreden, die Welt zu verkaufen (Überredungsar­ gument des Sohnes an den Vaterr «Was wärst du ohne mich?»). Musikalisch folgte dann ein grossartiges Wechsel- und. Zusammenspiel von Daniel Hope und dem Sitarspieler Gaurav Mazum­ dar (mit Shahbaz Hussain Khan, Tabla und Gilda Sebastian, Tanpura) in Ravi Shankars «Im memoriam Yehudi Men- huin». Dass anschliessend «Christus» den Vertrag zerriss, suggenerend, der Dialog der Kulturen sei die alleinselig­ machende Lösung, ist vielleicht, so richtig und wichtig der Dialog ist, ein zu plattes philosophisches Angebot. Heidi, ein Film für junge Menschen? Die ewig gültige Sehnsucht nach der heilen Welt im modernen Gewand Spyris «Heidi» ist Symbol für die Sehnsucht nach einer intakten Welt. Die Grundidee des naturverbundenen Mädchens, das die Herzen der Men­ schen anrührt, ist in allen Verfilmun­ gen gleich geblieben. Das Kunstmu­ seum versuchte, durch die Vor­ führung unterschiedlicher Heidi-Fil- me dfe äussere Wandlung der Figur aufzuzeigen. Gerolf Hause r Das Heidi-Projekt des Kunstmuseums begann mit der amerikanischen Verfil­ mung 
aus dem Jahr 1937, der die erste Schweizer Heidiverfilmung von 1952 folgte (von Luigi Comencini mit der wunderbaren Elsbeth Sigmund als Heidi gedreht). In der dritten Veran­ staltung wurde nach Eva Riegers Vor­ trag über das Phänomen Heidi, das Kunstvideo «Heidi» von McCarthy und Kelley (1990) gezeigt. Den Abschluss bildete vergangenen Donnerstag die neueste Verfilmung vom Schweizer Regisseur Markus Imboden aus dem Jahr 2001. Widersprüchliches Wenn das Kunstmuseum in der Ankündigung schreibt: «Wie sehr sich das Heidi-Bild im Film verändert hat, zeigt deutlich die jüngste Heidi-Pro- duktion von Markus Imboden, in dem das aufgeweckte und in jeder Hinsicht aufgeklärte Girlie denn auch den Um­ gang mit Traktor, Natel und Internet 
beherrscht», dann bezieht sich das auf eben die äusseren Verwandlungen. Heisst es dann in der gleichen Ankün­ digung: «Dabei lässt die Verfilmung das eigentliche Geheimnis des Buchs unangetastet, das in der mythischen Konstellation der zwei Hauptfiguren beruht: des alten, verbitterten Mannes, dessen Liebe erobert werden muss, und des lebensfrohen Mädchens, dem alle Boshaftigkeit der Welt nichts anhaben kann», erscheint das wie ein Wider­ spruch. Aber «Heidi» ist widersprüch­ lich. Das zeigte auch der Vortrag von Eva Rieger. Zwar flögen dem Mädchen alle Heizen zu, die Gründe dafür seien aber schwer zu greifen, denn Johanna Spyri zeige zwar eine prächtige Ge­ schichte, hebe aber-auch den mora­ lisch-pädagogischen Zeigefinger, und sie zeichne ein, von der damaligen Zeit beeinflüsstes, Schwarz-Weiss-Bild von Gut und Böse. Die traditionell «weibli­ chen» Eigenschaften wie Nächstenlie­ be, Reinheit, Fürsorge und Unterord­ nung, scheinen aber in uns etwas tief Verborgenes anzurühren. Schicksals-Heidi Das weiss auch Regisseur Markus Imboden. Und so zeigt er, anders als. Comencini, ein vom Schicksal gebeu­ teltes Mädchen. Ein Teil seiner Heidi- Geschichte beschäftigt sich damit, wie Heidi den «Geissenpeter» kennen lernt, der aus den USA kommt und Baseball­ fan ist, und der in jenes, wie er meint, stinklangweilige Dorf kommt; dann wird in epischer Breite der Tod der 
In Markus Imbodens Film aus dem Jahr 2001 ist. Heidi ein modernes Mädchen mit Handy, Computer und blauen Haaren. Mutter und Heldis fast übernatürliche Bewältigung dieses Ereignisses ge­ zeigt. Schon beim Tod der Mutter taucht die Tante aus der deutschen Grossstadt auf (bei Spyri ist es Frank­ furt, in Imbodens Film Berlin), die Hei­ di aber erst später zu sich nimmt. Grossen Raum nimmt auch die «Erobe­ rung des Grossvaters» durch Heidi ein, die ihn vom Misanthropen zum Men­ schenfreund verwandelt. In Berlin dann begegnet Heidi einer gestressten Tante und deren Tochter, die sowohl 
Heidi wie auch ihre Mutter tyranni­ siert. Aber natürlich ist auch bei Imbo­ den das Heimweh der naturverbunde­ nen Heidi stärker als alles. Die Grund­ idee ist auch hier also geblieben, trans­ portiert in unsere heutige Zeit, d. h. Heidi (gespielt von Cornelia Gröschel, Jahrgang 1987) nimmt per Internet und Telefon Kontakt zu Peter auf. Ob Imboden, wie es in einer Filmbespre­ chung heisst, damit «ein starker Film über ein starkes Mädchen gelungen ist, der auch Jungen gefällt»? 
Panoptikum von schrägen Typen SCHAAN: Am Donnerstag, den 13.' und Freitag, den 14. Juni, 20.09 Uhr, ist wieder Kabarett-Zeit im TaK. Mit Josef Hader ist diesmal einer der bekanntesten österreichischen Vertre­ ter seiner Zunft zu Gast. «Hader spielt Hader», das ist nichts Neues. Doch welcher Hader wird es diesmal sein? Ist es der fantastische Geschichtener­ zähler aus «privat» - mit Hornbrille auf die. Welt gekommen? Der ausgeflippte Werbetexter aus «im Keller», der keine Party auslässt? Der schmierige Bier­ zelt-Entertainer aus «bunter abend», der sich solange mit Rum zuschüttet, bis er endlich keine Witze mehr her­ vorbringt? Öder ist es der Bauembub aus «biagn oder brechn», der glaubt, jedes Problem in dieser Welt Hesse sich «tadellossuper» mit Kunstdünger lösen? Josef Hader lässt die Figuren zu einer tragisch-komischen Arschgei­ genparade antreten. In allen diesen Figuren findet sich ein Stück Josef Hader. Und darüber hinaus: ein Stück Österreich. Ein Stück Mensch. Ein. Stück von einem selber. Deswegen ist «Hader spielt Hader» ein lustvoller Abend.-Aber keiner, an dem man nur über andere lachen kann. Oder nur über Josef Hader/ 1982 stellte der Oberösterreicher sein erstes Söloprogramm vor. Drei Jahre später wurde er bereits mit dem «Salzburger Stier» 
ausgezeichnet, 1988 erhielt Josef Hader in München die «TZ-Rose» für die beste kabarettisti- " sehe Leistung des Jahres. 1991 kamen der Deutsche sowie im Folgejahr der Österreichische Kleinkunstpreis hinzu, 1993 der Förderpreis zur Kainzmedail- Josef Hader gastiert am 13. und 14., Juni im TaK. le der Stadt Wien. Mit dem Nestroy- Ring der Stadt Wien wurde Josef Ha­ der im Jahre 2000 ausgezeichnet. Noch gibt es Karten fiir Josef Haders Gastspiel in Schaan. Der TaK-Vorver­ kauf in der Reberastrasse 10 in Schaan Karten hat montags bis freitags zwi­ schen 10 und 18 Uhr geöffnet. Wer nicht persönlich vorbeischauen kann, kann auch für die Abendkasse reser­ vieren: per Telefon (00423-237 59 69), Fax (00423-237 59 61) oder mit einer E-Mail an  vorverkauf@tak.li . Gutenberger La-Salette-Fahrt BALZERS: Begegnungen mit Men­ schen aus verschiedenen Nationen an einem besonderen Wallfahrtsort 
- Er­ fahrungen des Bergfrühlings bei Wan­ derungen - vom 16. bis 19. Juni mit Pater Ludwig Zink und Agnes Schuler, Wanderleiterin des Liecht. Alpenver­ eins. Die Reise führt quer durch die Schweiz in Richtung Genf. Über Annecy, Chambäry und Grenoble er­ reichen wir La Salette. Dort sind wir eingeladen, die Botschaft, welche die «schöne Frau» im Jahr 1846 an zwei Kinder gerichtet hat; kennen zu lernen und an den Feiern in der Basilika und in der Natur teilzunehmen. Die Berg­ wanderwege sind gut begehbar und laden ein zum meditativen Lesen einer Landschaft. Die Heimfahrt führt auf der «Route touristique» über Gap, das mittelalterliche Städtchen Brian;on nach Türin. Entlang des Lago Maggio- re geht es dann über den San Bemar- dino nach Liechtenstein zurück. An­ meldungen und Detailinfos: Haus Gutenberg, 9496 Balzers, Tel. 00423 / 388 11 33, Fax 00423 / 388 11 35 (E- Mail:  gutenberg@haus-gutenberg.li , www. haus-gutenberg.li). (Eing.) V
	        

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