12 Samstag, 8. Juni 2002
LAND UND LEUTE Liechtensteiner VOIKSBLATT Erwachsenenbildung im Zeichen der Öffnung Ende Mai fand in Zürich die zweijährliche Mitgliederver sammlung der Europäischen Fö deration für Katholische Er wachsenenbildung FEECA statt. Schwerpunkte waren das Referat des Generalsekretärs des Rats der europäischen Bischofskonfe- renzeri,
Don Aldo Giordano, so wie die Auseinandersetzung mit der so genannten europäischen Ökumenischen Charta. Die Präsidentin des • gastgebenden schweizerisch-liechtensteinischen Dach verbandes KAGEB, Nationalrätin Ros marie Zapfl-Helbling, betonte in ihrem Grusswort, dass es für katholische Er wachsenenbildung keine tabuisierten Themen geben dürfe und dass eine vorurteilslose Haltung lebensnotwen dig, ja sogar überlebenswichtig sei. Die Europäische Föderation für Ka tholische Erwachsenenbildung FEECA trifft sich alle zwei Jahre zu ihrer Mit gliederversammlung, diesmal in Zürich. Delegierte und Gäste aus elf Ländern waren dabei anwesend. Sie gaben sich nicht nur neue Statuten und wählten ei ne neue Präsidentin, sondern setzten sich auch auseinander mit den Erwar tungen kirchlicher Repräsentanten an die Erwachsenenbildung und mit der Zukunft der Ökumene. Sie verabschie deten eine entsprechende Erklärung. Die Charta Oecumenica als Leitlinie künftigen Handelns Im April 2001 haben die Konferenz
Franz-Josef Jehle als Vertreter Liechtensteins und der Schweiz wiedergewählt Franz-Josef Jehle wurde als Vertreter Liechtensteins und der Schweiz wiederge wählt. (Bild: Paul Trümmer) der (evangelischen und orthodoxen) Europäischen Kirchen KEK und der Rat der Europäischen Bischofskonfe renzen CCEE anlässlich einer denk würdigen Feier in Strassburg «Leitlini en für die wachsende Zusammenarbeit unten den Kirchen in Europa» verab schiedet. Dieses zukunftsweisende Do kument enthält 26 Verpflichtungen,
die den verschiedenen christlichen Kirchen zur Umsetzung mit auf den Weg gegeben wurden. Die europäische katholische Erwachsenenbildung hat es sich zur Aufgabe gemacht, an dieser Umsetzung mitzuwirken. Sie hat des halb anlässlich ihrer Versammlung zwei verschiedene Referenten eingela den, die mit der Charta Oecumenica
besonders verbunden sind; den Gene ralsekretär der Europäischen Bischofs konferenzen, Don Aldo Giordano, und den Leiter des Ökumenischen Instituts der
Universität Luzern, Prof. Wolfgang Müller. Aldo Giordano hat die Entstehung der Charta von nahem erlebt. Er mein te dazu: «Die Charta ist das Resultat einer gemeinsamen Arbeit der drei grossen christlich-kirchlichen Tradi tionen, die in Europa präsent sind: der katholischen/orthodoxen und protes tantischen. Es ist nicht das Resultat einer bilateralen Arbeit zwischen zwei Kirchen. Sie ist eine Chance und das erste Dokument dieser Art in der Geschichte.» Wolfgang Müller seinerseits unter strich, dass die Charta ihre Kraft nur erhalten werde durch die breite Auf nahme und Verarbeitung in möglichst vielen kirchlichen Gemeinden. Die Charta sei auf eine Weiterverarbeitung angelegt und nicht in sich abgeschlos sen. Eine Verpflichtung wie zum Bei spiel «jedem Versuch zu widerstehen, Religion und Kirche für ethnische oder nationalistische Zwecke zu missbrau chen» kann für .die Erwachsenenbil dung bestimmter Länder nicht folgen los bleiben. Wechsel in der Präsidentschaft Seit längerer Zeit war ein Wechsel im Vorsitz des Verbandes angekün digt. Der Schweizer Bruno Santini- Amgartcn (aus Sachsein OW) hat nach achtjähriger Amtszeit demissioniert. Er betonte zum Schluss seiner Amtszeit
die Wichtigkeit, geistig aufeinan der zuzugehen. «Fünfzig Jahre kom munistischer Herrschaft in Mittel- und Osteuropa prägen ein Land und seine Menschen in einer Art, die für uns in Westeuropa schwer nachzuvollziehen ist. Umso wichtiger ist es gerade in kirchlichen Kreisen, die Andersartig keit, das andere Denken zu verstehen und anzunehmen.» Die neue Präsidentin, die Germanis tin und Erwachsenenbildnerin Erika Schuster aus Österreich (Krems), setzt grosse Hoffnung in die Erneuerungs kraft christlich-emanzipatorischer Bil dungsarbeit. Franz-Josef Jehle wurde als Vertreter Liechtensteins und der Schweiz für zwei weitere Jahre wie dergewählt. Visionäre Kraft des Christen tums als Herausforderung Die FEECA verabschiedete einen Aufruf an die kirchlichen Verantwor tungsträger, die Bildung Erwachsener nicht nur auf religiöse Bildung einzu engen. Sie erwartet von den staatli chen Gremien, den Beitrag christlicher Erwachsenenbildung in einer pluralen Gesellschaft entsprechend,zu honorie ren. Sie erklärt sich ihrerseits «offen für die Zusammenarbeit mit andern Konfessionen und Religionen und teilt mit anderen die Überzeugung, dass die gemeinsamen ethisch-religiösen Grundlagen der verschiedenen Weltre ligionen, insbesondere des Judentums, des Christentums und^des Islams, we sentlich sind für die heutige Gesell schaft.»
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