Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

6 Donnerstag, 6. Juni 2002 
INLAND Liechtensteiner VOLKSBLATT Frauen fördern Frauen Frauen fordern Frauen Marlene Matt und Angelika Tinner Gleichstellungskommission der Regierung Marlene Matt ist seit vier Jahren Mitglied der Kommission der Regie­ rung für die Gleichstellung von Mann und Frau und seit September 2001 im Vorstand der Frauen der FBP. . • Angelika Tinner ist seit 2001 Mit­ glied der Kommission der Regierung fiir die Gleichstellung von Mann und Frau und seit 1999 im. Vorstand der Frauen der FBP. Die von der Regierung bestellte Kommission für die Gleichstellung von Mann und Frau ist ständiges Beratungsorgan der Regierung in Fragen der Gleichstellung. Sie befasst sich vor allem mit der Aus­ arbeitung eigener Empfehlungen oder Anträgen für Massnahmen im Hinblick auf die Gleichstellung von Mann und Frau, Abgaben von Stel­ lungnahmen im Rahmen von Ver­ nehmlassungen sowie Beobachtung der Entwicklung hinsichtlich der Gleichstellung von Mann und Frau sowie Beobachtung der getroffenen Massnahmen. Ein wichtiger Schritt in Richtung Gleichstellung war die Erlassung des Gesetzes über die Gleichstellung, von Mann und Frau (GLG) vom 10. März 1999. Es stellt sich die Frage, ob ein solches Gesetz eigentlich noch erforderlich ist. Dies ist zu bejahen, da es noch sehr viele Berei­ che gibt, in denen die Frauen einfach schlechter gestellt sind, wie z.B. in der Anstellung, Aufgabenzu­ teilung, Aus- und Weiterbildung, Beförderung und Entlohnung, auch ist es für Frauen immer schwierig, Teilzeitstellen zu finden, da sie Familie und Arbeit unter einen Hut bringen müssen. Ziel: Mehr Frauen in der Politik Wir befassen uns auch mit dem Thema Frauen in der Politik. Auch hier gibt es noch einiges zu tun. Ob- wohl man immer von Gleichstel­ lung spricht, sieht es im politischen Leben doch anders aus. Es wurden bei den letzten Wahlen nur drei Frauen im Landtag gewählt. Auf Gemeindeebene,sieht es.etwas bes­ ser aus. Wir haben daher versucht, herauszufinden, woran dies liegt. Es wird immer schwieriger, Frauen zu finden, die sich fiir ein politisches Amt zur Verfügung stellen. Für Frauen ist es auch meist belastend, Familie, Beruf und Politik zusam­ men auszuüben. Ausserdem haben Frauen nicht dieselbe 
Ausgangstage wie die Männer. Viele Frauen stehen nicht voll im Berufleben und haben daher auch nicht immer die In­ formationen, die da und dort aus­ getauscht werden. Durch den Um­ stand, dass nur so wenige Frauen in der Politik sind, findet ihre politi­ sche Tätigkeit auch mehr Beachtung und Bewertung. Wir haben daher in unserer Kommission versucht, Massnahmen herauszuarbeiten, um mehr Frauen fiir die Politik zu gewinnen.. Es Ist unser Ziel, dass sich mehr Frauen für eine politische Arbeit zur Verfügung. stellen und dann auch gewählt werden. 20 Jahre . i * t Fraiien In der FBP 
«Ich sah, wie sie hungerten» Michael Stranzl über die Zustände in Burkina Faso und die Projekte des Vereins für humanitäre Hilfe. Hunger, Armut, keine Eltern, keine Zukunft - so leben viele Kinder in Afrika. Der Verein fiir humanitäre Hilfe setzt sich fiir diese Kinder ein. Michael Stranzl, Präsident des Vereins, spricht über seine Erlebnisse in Afrika. Am Tag des afrikani­ schen Kindes will dr̂ Verein auf die Not in einem der ärmsten Länder der Welt aufmerksam machen. Mit Michael Stranzl sprach Manuela Schädler Volksbaltt: Können Sie sich vorstel­ len in Afrika zu leben? Michael Stranzl: Afrika ist ein Kontinent, der mich, sehr fasziniert. Er ist eine eigene Welt. Wenn ich nach Afrika komme, spüre ich die Herzensgüte der Menschen. Man fühlt sich sofort aufgenommen, obwohl man von weit her kommt. Wenn ich allerdings einige Tage im Land bin und die ganze Not und Trostlosigkeit sehe, dann bin ich froh, wenn ich wieder nach Hause fahren und von dort aus für die Menschen in Afrika tätig sein kann.. Wieso wollen Sie den Menschen In Afrika helfen? Ich habe die Not gesehen. Ich war im Jahr 2000 dort, als die grosse Hungersnot herrschte. Die Ernte in Burkina Faso war wieder einmal aus­ gefallen, weil der Regen aussetzte, als die Pflanzen in voller Blüte waren; Ei­ ne Woche ohne Regen reicht und die Ernte ist zerstört. Ich sah, wie die Menschen hungerten - es war ein jämmerlicher Zustand. Vor allem die Kinder fallen in diesem Elend auf. Ich hab gesehen, dass die Frauen wie Löwinnen um ihre Kinder kämpften und versuchten, ihnen Essen zu beschaffen. Doch schlussendlich scheitern sie und es ist tragisch zu sehen, wenn eine Mutter ihre Kinder verliert, weil diese verhungern. Ihr Verein baut Waisenhäuser. Ja, unter anderem. Unser Projekt­ partner für die Waisenhäuser in Burki­ na Faso ist ein Orden, der sich verschrieben hat, Kindern und Frauen in Burkina zu helfen. Wir sind gemeinsam dabei, Waisenhäuser zu errichten, die dann auch ausgestattet 
Michael Stranzl Muser». 
«Wir bauen Waisen- (Bild: manu) Die Kinder in Burkina Faso haben fast nichts zu essen, oß kein Zuhause. (Bild: MS) werden müssen. Mittels Patenschaften wollen wir das Geld für die Lebenshal­ tungskosten der Kinder aufbringen. Wer helfen möchte, kann mit monatlich CHF 50,- dazu beitragen, dass ein Kind ver­ sorgt wird, zur Schule gehen kann und eine Ausbildung bekommt. Darüberhin­ aus besteht die Möglichkeit, die Arbeit des Vereins durch eine Mitgliedschaft zu unterstützen. Der Mitgliedsbeitrag beträgt CHF 100,-jährlich. 
Weshalb gibt es In Burkina Faso so viele Walsenkinder? Einfach gesagt liegt das daran, dass in Afrika Aids weit verbreitet ist. Wegen Hunger und übergrosser Hitze sind die Menschen geschwächt und die Viruskrankheit kommt schnell zum Ausbruch. Die Eltern sterben infolge von Aids und die Kinder sind alleine. Wieso führen Sie dieses Projekt in TagdesafrikamschenKindes l «Wir wollen den Leuten das Leiden | der Kinder in Afrika näher bringen», | sagt Michael Stranzl,' Präsident des i 
Vereins für humanitäre Hilfe. Am > «Tag des afrikanischen Kindes», .der* r am'16? Juni weltweit gefeiert wird, : führt der Verein eitt afrikanisches 1 Fest durch'. Um 10.30 Uhr beginnt der Anlass mit einem Gottesdienst in der • Ruggeller Pfarrkirche. Der Verein für ; humanitäre Hilfe und der Feldkircher i Chor «s'Nofler Chörle» gestalten den I Gottesdienst mit. Ab '11.30'Uhr berei­ ftet Frieda aus Nigeria im Foyer des : Ruggeller Gemeindesaales ein afrika- f nisches Essen zu, bei dem alle herz- ; liehst eingeladen sind. Die Vereins- ; • mltglieder werden über die Situation ! des afrikanischen Kindes informie- : ren. «Die Kinder haben unsere Hilfe ; nötig, denn sie haben kein Sprach- r'rohr..Deshalb versuchen wir ihnen in : den Bereichen Ernährung, Schule und [ Bildung zu helfen», sagt Michael ? Stranzl. Ausserdem wird der Film 
«JAABA» gezeigt, der in Burkina Faso i gedreht wurde. Darin geht es um ei- 
; nen afrikanischen Jungen und einer; Frau, die aus dem - Dorf 
Verstössen .wird. Nach, dem Film können- die j Gäste 'an einem Troinmel-WoAshop J teilnehmen, der von Moris Sow aus; der Republik Senegal angeboten wird oder sich Rastas in die Haare knöpfen . lassen. «Der Erlös der Veranstaltung. kommt vollumfänglich dem Projekt für die Waisenkinder zu. Auch sonsti- j ge Spenden kommen beinahe ohne Abzüge nach Burkina Faso, denn die Vereinsmitglieder arbeiten alle ehren-; amtlich», erklärt Michael Stranzl; Für die Überweisung von Spenden ; hat der Verein Rlr humanitäre Hilfe j ein Konto bei der LGT Bank in Liechtenstein, Kto.Nr. 0176 434 AA sowie ein Postkonto mit der Kto. Nr., 90-703150-5, eingerichtet. Für weitere Information steht die Ho- \ mepage des Vereins unter j http://www.VfbH.li zur Verfügung. 1 
Burkina Faso durch?- Weil ich schon einige Male in diesem Land war. Ich wurde durch einen Vor­ trag auf Burkina Faso aufmerksam. Dann habe ich mich mit eigenen Mit­ teln für das Land eingesetzt. Damals wurden Brunnen gebaut und ich wollte schauen, was aus diesen Projekten geworden ist. So bin ich selbst nach Burkina gefahren. Da sah ich zum ersten Mal die grosse Misere, in der sich das Land befindet - das war der Punkt, als ich mir gesagt habe, da muss ich mehr tun. Mit meiner Frau habe ich mich dann stärker für die Menschen in Burkina 
engagiert. Mittlerweile habe wir einen Verein gegründet, denn ver­ eint können wir wirksamer helfen. Welches Erlebnis bewegte Sie be­ sonders In Burkina Faso? Der Hunger - dass ich sehen musste, wie die Kinder hungern. Sie leben ohne Zukunftsperspektive. Sie gehen mit ei­ nem Schuhputzkasten durch die Stras­ sen und versuchen so ihr eigens Brot zu verdienen. Die Kinder sind darauf an­ gewiesen, dass sie für ihre kleine Dienstleistung gerade das bekommen, was sie zum Überleben benötigen. Auch sie haben Wünsche und denken an eine bessere Zukunft, aber die Kin­ der haben keine Möglichkeit, diese zu gestalten. Sie müssen immer unterwegs sein und für ihre Nahrung 
-sorge, da­ mit sie überleben können. Das ist sehr tragisch, wenn ich daran denke, was wir alles unternehmen, damit unsere Kinder eine gute Zukunft haben und viele ihrer Wünsche erfüllt werden. Familienpolitik betrifft alle Der Vorstand der «Frauen in der FBP» lädt morgen Freitag zu einer öffentlichen Veranstaltung in Vaduz Familienpolitik betrifft einen grossen Teil der Bevölkerung, sei es auch nur als Steuerzahler. In der öffentlichen Diskussion steht meist der finanziel­ le Aspekt im Vordergrund. Frauen, die immer noch den grössten Teil der Erziehungs- und Haushaltsaufgaben bewältigen, wissen, dass-Familien­ politik sehr viel mehr beinhaltet. Der Vorstand der «Frauen in der FBP» lädt zu einer Veranstaltung am Frei­ tag, den 7. Juni, um 19.30 Uhr in das Foyer .Vaduzer Saal ein, die sich die­ sem vielfältigen Thema widmet. . Die traditionelle Familie, in der die Frau sich ausschliesslich für die Kin­ dererziehung und den Haushalt und der Mann allein für den Gelderwerb zuständig war, hat sich in den vergan­ genen Jahren aus verschiedenen Gründen stark verändert. In der Schweiz waren im Jahre 2000 70 Pro­ zent der Frauen ganz oder teilweise berufstätig. Diese Zahlen werden sich in Liech­ tenstein nicht wesentlich unterschei­ den. Das heisst, das traditionelle Fami-. lienbild muss neu überdacht werden. Noch fehlen weitgehend gute Modelle 
Der Vorstand der Frauen in der FBP von links: Aniii Hasler, Edith de Boni, Ruth Fuchs, Andrea Miindle, Martha Spiegel, Rösle Kranz, Angelika Tinner, Christa Eberle und Marlene Matt, auf dem Bild fehlt Emerita Biichel.fBild: BrlgittRisch) für eine befriedigende Vereinbarkelt von Familie, Haus- und Berufsarbeit, die es jedem Paar erlauben soll, sich nach eigenen Wünschen zu organisie­ ren und Kinder in einem geeigneten Umfeld grosszuziehen. Das erfordert unter anderem, dass die Haus- und Fa­milienarbeit 
gleichwertig der Erwerbs­ arbeit anerkannt wird. Interessante Referate Staat und Gemeinden können mit guten Rahmenbedingungen dazu bei­ tragen, dass Mann und Frau als 
gleichberechtigte Partner, eine ihnen entsprechende Lebensform und Ar­ beitsteilung. finden. Regierungschef Otmar Hasler, der das Ressort Familie und Gleichstellung leitet, wird in ei­ nem Referat im Foyer des Vaduzer Saals morgen Abend seine Sicht zu Familien- und Frauenfragen darlegen. Bernadette Kubik-Risch, Leiterin des Gleichstellungsbüros, weist auf Schwierigkeiten und Probleme hin, denen eine Frau möglicherweise be­ gegnet, wenn sie wieder in den Beruf einsteigen oder auch wenn sie sich po­ litisch betätigen will. Christine Jac- quat, eine visierte Moderatorin, leitet die anschliessende Frage- und Diskus­ sionrunde. , Eine Herausforderung für alle In der Einladung heisst es: «Sich wandelnden Lebens- und Familienfor­ men anzupassen, ohne die Bedeutung der Familie als Keimzelle der Gesell­ schaft aus den Augen zu verlieren, ist eine Herausforderung, der wir uns alle, Frauen um Männer, zu stellen haben». Stellen wir uns, indem wir diese Veran­ staltung besuchen und mit vielen anre­ genden Voten zur Diskussion beitragen.
	        

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