Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

12 Montag, 27. Mai 2002 
KULTUR Liechtensteiner VOLKSBLATT Symphonie-Orchester des Bayerischen Rundfunks mit Lorin Maazel im Vaduzer Saal Mit 26 Jahren dirigierte Lorin Maazel erstmals Mahler, unter der Anleitung Leonard Bern­ steins. Lennys Kommentar da­ mals - so Maazel: «Sie werden's nie lernen!» Maazel hat es ge­ lernt - und wie. Selten konnte ich Mahlers 5. Sinfonie in so transparenter Interpretation 
? hören wie am Samstag im Va­ duzer Saal. Gerolf Hauser TaK-Intendant Georg Rootering konnte zum letzten Konzert dieser Saison nicht nur die Landesfurstin und Erbprinzessin begrüssen, sondern sich auch beim Hauptsponsor, der VP Bank, bedanken dafür, dass dieses Konzert mit dem Symphonie-Orchester des Bayerischen Rundfunks stattfinden konnte, bei dem Noch-Chefdirigent Lorin Maazel Mo­ zarts Sinfonie Nr. 29 und Mahlers 5. Sinfonie dirigierte. Neun Jahre Gemeinsamkeit . Seit 1993 ist der 1930 in Paris gebo­rene 
Amerikaner mit russischer Her­ kunft Lorin Maazel (weltweit einer der : renommiertesten Dirigenten) Chef der «Bayern» (er wird ab nächster Saison das New York Philharmonie Orchestra • übernehmen). Neun Jahre Gemeinsam­ keit - das ist in jedem Takt spür- Und hörbar «Wenn einer nicht Klavier spie­ len kann», sagte Maazel einmal, «kann das jeder hören. Wenn einer nicht diri­ gieren kann, können das leider nur sehr wenige beurteilen.» Aber wenn ei­ ner dirigieren kann. Und gemeint ist weniger das Tun vor dem Orchester. Maazel dirigiert alles auswendig (auch die über 70 Minuten dauernde 5. Mah­ ler-Sinfonie); er hat nicht den Kopf in der Partitur, sondern die Partitur im Kopf - und im Herzen. Seine Dirigier­ bewegungen sind sparsam, sehr ele­ gant. Ästhetisch gibt die linke Hand Einsätze, ohne aufzuzwängen. Man spürt und hört, dieses Orchester .und sein Dirigent sind zusammengewach­ sen, sie wissen, was zu spielen ist, und Maazel lässt sie spielen. Das macht es: Die Vorarbeit eines hochmusikalischen Dirigenten mit einem hochmusikali­ schen Orchester. 
Bei Lorin Maazel hörte und spürte man am Samstag in Vaduz, dass Dirigent und Orchester zusammengewachsen sind. Die Welt spiegeln Vor der Pause stand Mozarts Sinfonie Nr. 29 in A-Dur auf dem Programm. Sehr zügig nahm Maazel das Allegro moderato, damit das Tänzerische beto­ nend, im Andante Hess er die Streicher con sordino singen; grossartig, wie por-tato-gedehnt 
im Mittelteil die Triolen kamen; im Menuetto und Schlusssatz, dem Allegro con spirito glänzte das Or­ chester (wie in allen anderen Sätzen) mit einer unglaublich homogenen Strei- chereinheit, mit perfekter Klangeinheit und Klangreinheit. Nach der Pause dann Mahlcrs 1902 vollendete und 1904 in 
Köln uraüfgefuhrte 5. Sinfonie. «Mahler ist aggressiv, wahr und schockierend», sagt Lorin Maazel, der sich seit 45 Jah- . ren mit der Musik Gustav Mahlers be­ schäftigt. «Gustav Mahler hat es er­ reicht, die ganze Welt in seiner Musik zu spiegeln. Man spürt alles, erlebt alles, was am Herzen liegt. Ich versuche beim Dirigieren immer, den kompletten Kom­ ponisten Mahler anzubieten.» So war es. Ob beim Trauermarsch die gedehnten Streicherklünge der Auflehnung gegen das Unvermeidliche (Trauermarsch!) ge­ genüberstehen; der zweite Satz («Stür­ misch bewegt mit grösster Vehemenz»), um Transparenz zu schaffen nicht zu schnell genommen, die Vielschichtigkeit der Motive klärt; die Hornmelodien im 3. Satz, dem Scherzo, mit den perfekten Pizzicato-Passsagen der Streicher korre­ spondieren; im Adagietto, zwar nicht in Bernsteirtschcr epischer Breite, 
die «un­ endlichen Melodien» aber doch mit luf­ tiger Zartheit, ja Zärtlichkeit ausgekos­ tet und im Schlusssatz die Motive der vorangegangenen Sätze zitiert und wunderbar zusammengefügt werden - es war in jedem Augenblick ein grossar­ tiger Abend. Wenn alles in Reih und Glied am Galgen hängt «The Brokers Opera», Uraufführung beim Bregenzer Frühling Das «Aktionstheater Ensemble» zeig­ te im Rahmen des «Bregenzer Früh-. llngs» auf der Werkstattbühne des Bregenzer Festspielhauses die Urauf­ führung von «The Brokers Opera», Gerolf Hause r «The Brokers Opera», in der Inszenie­ rung von Martin. Gnaber und mit der Musik von Peter Herbert, lehnt sich an John Gays «Beggars Opera» an, jene 1728 in London uraufgeführte berühm­ teste Parodie der Operngeschichte, in der John Gay mit von Johann Christoph Pepusch verarbeiteten Händel-Melodien die Bourgeoisie iri England parodierte. Gestohlene Erfolge Die Bettleroper war ein grosser Erfolg, was zum «Stehlen» anregt. Auch John Gay selbst versuchte seinen Erfolg mit «Polly» zu verlängern, was Peter Hacks dazu bewegte, die «Polly» an Brechts «Dreigroschenoper» anzuhängen; Ben­ jamin Britten arbeitete so lange an der * Pepuschschen Partitur herum, .bis sie wieder opemhaustauglich war; Tim 
Krohn schrieb einen Roman mit dem.Ti- tcl «Dreigroschenkabinett», der das Eu­ ropa der 90er Jahre mitsamt seinen so­ zialen und moralischen Erosionsprozes- sen zeigt: Aus Mackie Messer wird ein Grossinvestor, und als Spielwiese für seine kapitalistischen Verbrechen dient ihm das Deutschland der Wiedervereini­ gung. Und dann gibt es das 
Rockmusi- Martin Grubers *The Brokers Opera» öffnet durch Überzeichnung die Augen für die Gegenwart. 
cal «Blood Red Roses», das sieji ziemlich ungeniert bei John Gay bedient. Fallende Kurse Brecht schildert in der «Dreigroschen­ oper» Bürgertum,und Verbrecherwelt als Parodie, Gay die Gleichung zwischen High Society und Verbrecherwelt. In der mehr gesprochenen als gesungen Versi­ on «The Brokers Opera» zeigt Martin Gruber die erschreckende Entwicklung der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts mit ihrer zynisch aufs Materielle ausgerich-, teten Ellenbogenmentalität, eine Gesell­ schaft, in der der Mensch Ware und in die eigene Tasche wirtschaften oberste Maxime ist, in der Machtgelüste und scheinheilige Moralvorstellungen herr­ schen (Mrs. Peachum: «Ich liebe die sau­ beren Strassen, frei von Gesindel, wenn alles hübsch in Reih und Glied am Gal­ gen hängt»). Peachum, bei Gay Hehler­ könig, bei Brecht Bettlerkönig, über­ wacht bei Gruber die Aktienkurse seiner Mitmenschen. Fallende Kurse bedeuten das Todesurteil. Und so kommt zurTanz- auf-dem-Vulkan-Stimmung die Angst hinzu, die geistige und körperliche Pros­ titution mit sich bringt, zugleich nicht 
zu erfüllende Sehnsüchte provoziert. Tochter Polly vermietet die Arbeitskraft des Lusthengs'ts Macheath (Mackie Mes­ ser), dem Lockit verfallt und den Lucy liebt. Und alle rechncn um ihr Leben, be­ herrscht von Anpassungsängsten. Da bleibt die Moral auf der, Strecke. Überle­ ben, Viren aller Art entgehen beherrscht alles. Dies gilt auch für die heutige Thea­ terszene, deren .Beurteilungskriterien losgelöst sind von Traditionen, wie über­ haupt im Bereich Kultur. Nicht mehr «er­ laubt ist, was gefällt», gilt,' sondern er­ laubt ist alles. Auf einer kargen Bühne mit gleichbleibender Beleuchtung bewe­ gen sich die Protagonisten (Susanne Brandt, Niels Bormann, Lucy Mc Evil, Marion Kansy, Werner Landsgesell, Cle­ mens Matzka, Sebastian Suba), alle mit der gleichen blonden Perücke, den glei­ chen sandfarbenen Kostümen (Bühne/ Kostüme: Stefan Rieckhofi) als einerseits geschlechtslose Wesen, andererseits,, auch im Sexuellen, den Menschen als Ware behandelnd; man lässt die Hose herunter, spielt mit denrPenis, kopuliert endlos mit endlos Lustschreien - Kom­ munikation ist auch hier reduziert auf SMS-Format. Die groteske Überzeich­nung 
der Inszenierung von Martin Gru­ ber öffnet Augen für Zustände, die längst nicht mehr nur Zukunft sind. • Do, 6. 6., 20.09 h, TaK, Schaan Dödo Hug & Band «Kaleidoskop» Die LIB präsentiert das TaKlnder- und Jugendprogramm Fr, 7.6., 18 h, So, 9., 10.30 n,TaKino Der fliegende Teppich «Sommergeschichte» www.tak.il 
...Immer aktuell! Vorverkauf Mo-Fr, 10-18 Uhr Telefon (00423> 237 59 69 Fax (0Q423) 237 59 61 Fürstentum Liechtenstein 
Amtliche Kundmachungen 1380410 
Am 27. Mai 2002 werden die Liechtensteinischen Landesgesetzblätter Nr. 62 Verordnung vom 21. Mai 2002 über die Abänderung der Sorgfaltspflicht­ verordnung Nr. 63 Verordnung vom 21. Mai 2002 betreffenddie Abänderung der Verord­ nung über die Stabsstelle für Sorgfaltspflichten ausgegeben. . gez. Otmar Hasler Fürstlicher Regierungschef Regierung des Fürstentums Liechtenstein r— ö Die Büros der Landesverwaltung und des Landgerichtes sind am Freitag, 31. Mai 2002 den ganzen Tag geschlossen. 1319.350 Amt für Personal und Organisation 
Eidg. Fachausweis Ausbilder/in Mod. 1: Ausb.planen, Durchf., Evaluier. Mod. 2: Grupp.leit., lernend.ber.u.begl. Mod 3: Ausb.konzip.,.Organ., Evaluier. Die Ausbildung wird in der Ostschweiz durchgeführt. Ausführliche Informationen bei: joR Jossi u. Partnerinnen GmbH Rosengarten, 8882 Unterterzen Telefon 081 710 33 Q0, Fax 081 710 33.03 www.bildungsinstitut.ch   E-Mail:  info@bildUngsinstitut.ch 
Die Fristenlösungsvorlage erleichtert: Abtreibungen bis zur Geburt Art. 119 Abs. 1: • schafft stillschweigend das Zweitgutachten ab, der Abtreiber entscheidet allein • führt eine neue "seelische" Indikation ein, die niemand überprüfen kann Deshalb: zur Initiative für Mutter und Kind www.mamma.ch Investoren suchen: Ausländische Investoren suchen Schweizer Finnen! Kauf od er Beteiligungen. I; '7 • 3 
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