Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Liechtensteiner VOl.KSBLATT 
AUSLAND Donnerstag, 16. Mai 2002 
29 Christdemokraten siegen Wahlen in den Niederlanden Prognose: Niederlage der Koalition DIN HAAG: Bei den Parla­ mentswahlen in den Niederlan­ den hat die oppositionelle Christdemokratische Partei ers­ ten Hochrechnungen zufolge einen deutlichen Sieg errungen, während die Regierungskoaliti­ on als der grosse Verlierer da­ stand. N.iih (Ii 
-ii l'rutfnosen ;iul Clruiul von U';ihk-rl)e("r;i><unnen berichtete (Iiis nicdeiliindische lernsehen ;im Abend, diiss du- bisherige Oppositionspartei mit -40 der I '>() M;in<i;ite Murkste I r;ik- iinii des l'nrl.iments geworden sei. Mit dem Ciewinn von II neuen Manduten wird sie vmi Donnerst;!)» an die Ver­ handlungen über die Bildung der neu­ en Kcnicnintf dominieren. Die bisherige so/i;il-lilier;ile Ke^ie- ruiivlsko.ililKiri erlitt eine schwere Nie­ derlage. I),Irenen eroberte die Partei des ermordeten Kechlspopulislen l'itn I orutvn au! -Nnlm-h .'(> Mandate und stellt (l;imit die /weitstarksle I raktion. I.ntset/.en im bisherigen Regierungslager Vor allem bei der sozialdemokrati­ schen I'artei der Arbeit des bisherigen Ministerpräsidenten Wim Kok loste das I ruebnis helles l.msei/en aus. Die siarkste Kcmcrunnspartei der let/ten acht Jahre hat von ihren zulet/t 4 
[j Mandaten nur noch 
iA behalten. Die Niederlage ist damit schwerer ausge- tallen. als nach dem bereits angekün­ digten 
Kuckzug Koks aus der 
l agespo- litik erwartet worden war. Kok hatte noch am Morgen im f ernsehen davor gewarnt, durch Wahl einer - jetzt 
l in muslimisches I hepaar wählt in einer Schule in Rotterdamm. Bei der ron der I rmardunij des Hechtspopulisten l'im Fortuyn überschatteten niederländischen f'arlamentsirahl hat sich am Mittwochabend ein Rechtsruck abgezeichnet. möglich gewordenen - Mitte-rechts- Regiening die in den vergangenen acht Jahre erreichten lirl'olge zu ver­ spielen. Auch der liberale Rcgieruiigspartner WD verlor schwer - von iB auf J.'\ Sitze. Danach sprachen sich VVD-Po- litiker in ersten Reaktionen dafür aus, in die Opposition zu gehen. Die Links- liberalen (D66) konnten von ihren 14 Mandanten nur noch 8 retten. Zu den Gewinnern der Wahl gehörten nur 
noch die Sozialistische Partei (SP), die ihre Vertretung um 5 auf 10 Sitze ver­ stärkte, und die entfernt mit Fortuyns Zielrichtung verwandte Partei Leef- baar Nederland. Als zweiter Parla- ments-Neuling kam sie auf 2 Sitze. Die Grünen-Partei Grocn/I.inks musste eines ihrer bisher elf Mandate abgehen. Auch die Christenunie verlor ein Mandat auf jetzt vier, und die streng religiöse Partei SGP büsste ei­ nes ihrer bisher drei Mandate ein. 
cmmfmm w HAVANNA: Der frühere US-Präsi­ dent Jimmy Carter hat vor Millionen von kubanischen Fernsehzuschau­ ern demokratische Reformen auf der sozialistischen Karibikinscl gefor­ dert. In der unzensiert übertragenen Rede in der Universität von Havan­ na sprach sich Carter am Dienstag­ abend (Ortszeit) ausserdem für eine Normalisierung der Beziehungen zwischen Kuba und den USA aus. US-Präsident George W. Bush machte hingegen deutlich, an seiner bisherigen 
Kuba-Politik festhalten zu wollen und bekräftigte den Vor­ wurf, dass Kuba möglicherweise B- Waffen-Tcchnologie an Drittländer liefere. Offene Kritik «Die Stunde ist gekommen, in der wir unsere Beziehungen ändern müssen. Weil die USA die mächtigere Nation sind, müssen wir den ersten Schritt tun. Ich habe die Hoff­ nung, dass der Kongrcss schon bald freies Reisen zulässt und das Han­ delsembargo aufhebt», sagte Carter in seiner auf Spanisch vorgelesenen Rede. Eine Kommission aus Vertre­ tern beider Länder solle die offenen Eigentumsfragen und die noch bestehenden Entschädigungsan­ sprüche der nach der Revolution enteigneten US-Bürger oder -Fir­ men untersuchen. Carter kritisierte in seiner Rede das aus der Revolution von 1959 hervorgegangene politische System Kubas. Seine Verfassung erkennt die Meinungs- und Versammlungsfrei­ heit an, aber andere Gesetze verwei­ gern sie denjenigen, die mit der Regierung nicht einverstanden sind», sagte Carter. 
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