Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
LAND UND LEUTE Freitag, 3. Mai 2002 
9 Neues Raumplanungsgesetz ooo ... Zankapfel oder die Chance für Liechtenstein? Gestern um 19.00 Uhr fand im Gemeindesaal Mauren eine In- formationsveranstaltung über die Raumplanung in Land und Gemeinden statt. Renate Dey Sehmidli n Den gestrigen Abend gestalteten Regie- rungsrat Alois Ospelt, Gemeindevorste­ her Johannes Kaiser sowie Florin Frick, Vertreter LIA und Ortsplaner Schaan und Rcno Loser für die Stabsslelle Lan­ desplanung. Als externer Fachmann wurde Pierre Strittmatter, Projektleiter l.andesrichtplan und ehemaliger Kan- lonsplaner AR. hinzugezogen. Das The­ ma Raumplanung scheint den Nerv der Gemeinde voll und ganz getroffen /u hallen, denn Kegieningsrat Alois Ospelt konnte zahlreich erschienene liurger und Bürgerinnen hegrussen. Warum ist dieses grosse Vorhaben der Regierung und der Gemeinden eine Chance für Liechtenstein.'' Wir leben in einem wunderschonen Land, haben attraktive Arbeitsplätze, Naherholungs­ gebiete und Sportmoglichkeiten, wol­ len zusätzlich eine hohe Wohnquahtat und wenig Larrn in unserer direkten Hingebung. Wo viel I icht ist, da gibt es bekanntlich auch viel Schatten! i I 000 Imwohnern im 
Licchtcnsicin stehen 10 ()()() Arbeitsplätze und daraus resul­ tierend 1 i 000 Pendlern aus der benach­ barten Schweiz und Österreich gegen­ über. Wir sind alle ans Auto gewohnt. I s bririgi uns überall hin. Die folge: Die Ortskeme verlieren als Wohngebiete an Attrakiiviiat. Wir zersiedeln unser Land und brauchen mehr Kaum. Nur sind die landreserven begrenzt. Ls ist ein kost­ bares Gut, das nicht vermehrter ist. Li­ ne überschaubare Umwicklung, die liechtensteinisch bleibt ... das ist das Ziel, für das etwas getan werden muss. Dieses soll mit dem Raumplanungsge- setz ermöglicht werden. Das Thema des Abends aus Gemeindesicht In den vergangenen eil Jahren setzte 
Interessierte Iiurt/er roii Mauren ivr dem Maurer Zonenplan. sich Johannes Kaiser sehr intensiv mit dein Thema Raumplanung auseinan­ der. lebendiges Beispiel seines zentra­ len Anliegens isi das Konzept MIJRA, das stets in aller Munde präsent isl. Vernunftig «räum- und siedlungszu- plancn» isl demzufolge eine ehensolcli wesentliche Aufgabe innerhalb der Ge­ meinden und auch innerhalb des Lan­ des. Das Oberland ist flächendeckend be- und zcrsiedell. Schaan hat mehr Arbeitsplätze als das gesamte Unter­ land zusammen. Line totale Revision des Baugesetzes ist längst überfällig. Nur inwieweit in die Grundrechte der Menschen eingegriffen werden soll und darf, das war zentrales Anliegen, das unwesentlich positiv für ihn und 
einige Anwesende aus der Gemeinde geklärt werden konnte. Rcmo Loser warfeinen Blick auf die Situation des Landes in den <10cr-Jah- ren. Der Raum hat sich wesentlich durch die Wirtschaft verändert. Dies spiegell sich in statistischen Zahlen und Werten - ein kleines Beispiel 7500 I inwobner damals, 11 000 Einwohner heute. 200 000 Kubikmeter umbauter Raum damals, I 000 000 heute. In den letzten 25 Jahren wurde mehr gebaut als alle Jahre davor. Boden ist unver- mehrbar. Aus diesem Grunde sind die vorhandenen Bauzonen ersl einmal zu nutzen. Die anschliessend geführte Diskussi­ on, die engagiert und zutiefst inner-(Bild: 
Paul Trümmer) lieh beteiligt angeregt und aufgegrif­ fen wurde, wird wohl längst noch nicht abgeschlossen sein. Diese kurzen Hinblicke aus dem mit vielen Emotionen gefüllten Abend ge­ ben einen kleinen Einblick in die Not­ wendigkeit, dieses Gesetz mit allen Beteiligten auf eine gesunde Basis zu stellen. Wie Alois Ospelt als Schluss­ wort in den Raum stellte, ist der Weg der Hoffnung im Landesinteresse, der, dass «wir uns finden». «Winsehaft allein macht noeh kei­ nen Staat, Bündelung der Willen eines jeden einzelnen Bürgers in den Ge­ meinden, die Sorge um das Gemein­ wohl in Land und Gemeinden ... das ist Politik im besten Sinn!» Massive Ungleichheit innerhalb der Weltgesellschaft Im Senioren-Kolleg sprach Prof. H.-J. Hoffmann über «Aspekte multikultureller Einwanderungsgesellschaften» «Die Verwestlichung der Erde hat ei­ ne strukturelle und eine kulturelle Dimension, auf denen die Nationen, welche die Weltgesellschaft bilden, unterschiedliche Positionen einneh­ men», betonte Dr. H.-J. HofTmann, Professor für Soziologe an der Uni­ versität Zürich im gestrigen gut be­ suchten Senioren-Kolleg. Theres Mat t In seiner Vorlesung ging Prof. Hoff­ mann auf die «Europäisierung» als das Ergebnis eines Jahrhunderte währen­ den und in jüngster Zeit noch be­ schleunigten Prozesses von Eroberun­ gen, Kolonialisierungen, wirtschaftli­ cher, touristischer und zunehmend massenmedialcr Durchdringung ein. Er zeigte auf, dass die Welt strukturell und kulturell europäisiert und ver- westlieht wurde. Entsprechende Werte, wie beispielsweise Demokratie und Menschenrechte einerseits, wirtschaft­ liche Prosperität andererseits, finden jedoch nur ungleichmässige Realisie­ rung, erreichen oft kaum annähe­ rungsweise westlichen Standard. Dramatische Zunahme der Weltbevölkerung Voraussehbar sei eine Zunahme von derzeit 6 Milliarden auf 7,8 Milliarden bis 2025 und ein Anstieg bis 2100 auf 10 Milliarden (eine andere Schätzung spricht von 14 Milliarden). Dabei ist bei der Geburtenrate in Europa (1,2 bis 1,5 Kinder pro Frau) ein rückläufiger Trend feststellbar, während beispiels­weise 
eine Frau in afrikanischen Lan­ dern vier, in arabischen Gebieten acht Kinder auf die Welt bringt. Süd-Nord-Wanderung «Abermillionen von Menschen sind ganz offensichtlich nicht länger bereit, auf die Früchte kollektiver Anstren­ gungen zur Reduktion des Entwick­ lungsrückstandes und der Verbesse­ rung ihrer Lebenschancen zu warten», führle Prof. HofTmann aus. Sie versu­ chen, ihre individuelle Lebenssituation durch Emigration zu verbessern. Ei­ nander fremde Strukturen und Kultu­ ren stossen dabei aufeinander. Prob­ lemfelder beinhalten die Integration und Assimilation, sei es durch die in­ terkontinentale und interkulturelle Süd-Nord-Wanderung, wie auch durch die neue Ost-West-Wanderung. Der Referent ging auch auf das Flüchtlingsproblem ein, auf das ver­ heerende Ausmass des Menschen­ schmuggels, dessen finanzieller Um­ fang den Heroinhandel überschreite. Er verwies darauf, dass wir nicht nur die Mensehen aus der dritten Welt im­ portieren, sondern auch deren Kon­ flikte untereinander. Es zeige sich nicht selten, dass Einwanderer ihre re­ ligiösen Traditionen, ihre kulturellen Bräuche - infolge von Integrations­ schwierigkeiten - vermehrt herausbil­ den. Ein erschütterndes Kapitel berührte der Referent mit der noch all­ zu oft - auch in europäischen Ländern - vorgenommenen Besehneidung der Frau. Abschliessend beantwortete der Re­ ferent eingehend die vielen Fragen der 
Senioren und Seniorinnen. Nächste Vorlesung Am Donnerstag, )f>. Mai spricht 
Prof. Hans Zollinger über «Wenn der Schuh drückt: Operative oder konser­ vative Behandlung des älteren Fus- ses?». 
Ein Tag für uns als Paar SCHAAN: Wenn man Beziehungen mit einer Kajak-Fahrt vergleicht, gibt es zwei Möglichkeiten: Man kann den Blick fixieren auf die Steine und Fel­ sen, die einen bedrohen, also auf die Schwierigkeiten, Konflikte und Proble­ me. Andererseits kann man darauf achten, wo das Wasser fliesst, wo das Boot gut in Fahrt bleibt, d. h. auf jene Zeiten, in denen die Beziehung in Fluss ist. In diesem Sinn bietet die Erwachse­ nenbildung Stein-Egerta am Sonntag, den 5. Mai einen Tag für Paare an, um sich Zeit für die gemeinsame «Schatz- Suche» zu nehmen (Kurs 715). Geleitet wird dieser Tag von Barbara und Wer­ ner Jochum, Erwachsenenbildner und Familienthcrapeuten. Informationen und Anmeldung bei der Erwachsenen­ bildung Stein-Egerta, Tel. 232 48 22, oder  info@stein-egerta.li . (Bing.) Besuch im KZ Dachau SCHAAN: Am Samstag. 25. Mai ver­ anstaltet die Erwachsenenbildung Stein-Egerta eine Tagesfahrt mit Be­ such im KZ Dachau und anderen Ge­ denkstätten in der Stadt München. Abfahrt 6.00 Uhr, Ankunft ge­ gen 20.00 Uhr. Reiseleiter ist der Flis- toriker Dr. Rupert Quaderer. Gemein­ same Fahrt mit Bus. Am 22. März 1933 wurde das erste deutsche Konzentrati­ onslager in einer stillgelegten Muniti­ onsfabrik, unmittelbar bei Dachau, er­ richtet. Politische Gegner, Juden, Geistliche und so genannte «uner­ wünschte» Elemente sollten darin als Feinde des nationalsozialistischen Staates isoliert werden. Über 206 000 Häftlinge wurden nach den vorhande­ nen Unterlagen von 1933 bis 1945 re­ gistriert. Neben 30 000 registrierten Toten haben im KZ Dachau weitere Tausende nichtregistrierter Häftlinge ihr Leben verloren. Nach der Befreiung der Häftlinge durch die amerikani­ schen Streitkräfte im April 1945 wurde Dachau zum Kriegsverbrecherlagcr mit einer Kapazität von 30 000 Personen. Im Mai 1955 wurde die Gedenkstätte KZ Dachau mit Museum, Archiv und Bibliothek eröffnet. Unter der Leitung des Historikers Dr. Rupert Quaderer werden die Teilnehmenden dieser Ge­ denkstätte einen Besuch mit Führung abstatten und sich dabei einlassen in eine unbeschreibliche Gefühls- und Gedankenwelt. Am Nachmittag Be­ such von weiteren Stätten in der Stadt München, welche im direkten Zusam­ menhang mit Dachau resp. dem natio­ nalsozialistischen Regime stehen. Anmeldungen bei der Erwachsenen­ bildung Stein-Egerta, Tel. 232 48 22. Surfen Sie über Ihre Telefonleitung in Turbo-Geschwindigkeit... ...und das in ganz Liechtenstein! & Highspeed Internet «SflUÖKZ'r.t"-.: ' • 100% verfügbar in Liechtenstein • Hohe Sicherheit und einfache Verkabelung • Immer online zum Fixtarif 
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