Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
INLAND Donnerstag, 17. 
Januar 2002 
.3 im Die Liechtenstein TeleNet ist auf der Suche riach Partnern - Telecom FL im Gespräch, aber nicht einzige Lösung Die Liechtenstein TeleNet ver­ handelt zur Zeit mit verschiede­ nen möglichen Partnern., Noch konnte aber keine geeignete Lösung gefunden werden. Trotzdem trägt die im Oktober eingeleitete Restrukturierung langsam Früchte. Mit dem Geschäftsführer der LTN Martin Eyple sprach Doris Meier VOLKSBLATT: Die LTN schreibt seit November schwarze Zahlen. Früher war der Betrieb ja recht marod und brauchte etliche. Finanzspritzen vom Staat. Wie kam es zu dieser positi­ ven Entwicklung und wie sehen sie die finanzielle Situation in der Zu­ kunft? Grund für die positive Entwicklung waren die eingeleiteten Restrukturie- rungsmassnahmen. Man hat eigent­ lich angenommen, dass es bis ins 1. Quartal 2002 dauern wird, bis diese Früchte tragen. Nun waren wir bereits im letzten Quartal 2001 positiv.. «Profitabilität wird sich weiter erhöhen» Die umsatzseitigeri Massnahmen haben also sehr schnell gegriffen, die kostenseitigen Massnahmen greifen aber erst mit einer gewissen Verzöge­ rung. Eine wirkliche Profitabilität werden wir erst im Laufe des kom­ menden Jahres erreichen. Es ist alles so gesetzt, dass wir jetzt in diesen Trend weiterfahren und dass sich die Profitabilität noch weiter erhöhen wird. Die LTN sollte zwischen 2002 und 2005 privatisiert werden, sind das die Bestrebungen? Die Regierung Frick ist von einer Privatisierung ausgegangen, die Re­ gierung Hasler hat sich dazu noch nicht im Detail dazu geäussert. Eines ist jedoch klar, man muss einen funk­ tionierenden, profitablen Betrieb ha­ ben, der sich irgendwo auch bezahlt 
Martin Ep'ple:«Die eingeleiteten Restrukturierungsmassnahmen tragen Früchte.» macht, sonst kann man eine Privati­ sierung gleich vergessen. Das heisst, dass die Sanierung und die Restruktu­ rierung der LTN einfach Vorbedingun­ gen für jegliche Privatisierungsbestre­ bungen 
sind. Man muss vielleicht auch dazu sagen, dass die LTN ein «Startup» in einem Carrier-Markt war., Wir bewegen uns hier nicht im regio­ nalen Markt, sondern schwimmen im gleichen Markt wie beispielsweise die Swisscom, die Telecom Austria und die Telecom Italia. Viele dieser Unter­ nehmen haben Liquiditätsprobleme. Esgrenzt fast an ein Wunder, dass wir in einer Zeit, in der.alle anderen Pleite gehen, es schaffen, uns zu sanieren. Im Oktober ist die Fusion der Tele­ com FL mit der LTN unter .Beteili­ gung eines oder mehrerer grossen Partner angekündigt worden. Bis Ende Januar sollten die Verhandlun­ gen eigentlich abgeschlossen sein. Zeichnet sich diesbezüglich schon eine Lösung ab? Es gibt Verhandlungen, allerdings ist nicht unbedingt die Rede von einer Fusion zwischen LTN und Telecom FL, sondern von einer integrierten Wert­ schöpfungskette. Die LTN besitzt das 
Netz und den ganzen Hinterbaü, und was man da vorne dran tut, dafür gibt es verschiedene • Möglichkeiten. Si­ cherlich, ist die Telecom FL, also die Tochter der Swisscom, eine der besten Lösungen, aber bei weitem nicht die einzige. Sie sprechen von anderen Partnern. Sind beispielsweise auch die Tele­ com Deutschland oder Telecom Austria im Gespräch? Ich möchte jetzt natürlich keine Na­ men nennen, aber es ist so, dass wir mit vier grösseren Partnern in Kontakt stehen. «Vier grössere Partner im Gespräch» Eines ist klar, die LTN macht in die­ ser Konstellation, also als rdne Netz- betreiberin, über lange Zeit keinen Sinhi Wäre das der Todesstoss für die Telecom FL, wenn Sie mit einer an­ deren Gesellschaft zusammenarbei­ ten würden? 
Nein, dies wäre sicherlich kein To­ desstoss für die' TFL. Die TFL kann durchaus auch in dieser Form' am Markt weiter agieren. Schliesslich' ist die 
TFL im Liechtensteiner Markt sehr gut positioniert und hat mit der Swiss­ com als Eigentümerin auch Zugriff auf alles notwendige Know-How, das sie selbst hier vor Ort nicht vorhalten kann oder möchte. Ausserdem ist die LTN ge­ setzlich zur Nicht-Diskriminierung ver­ pflichtet, das heisst wir müssen unsere Leistungen im Netzbereich allen • Martktteilnehmcrn zu den gleichen, re­ gulierten 
Bedingungen zur Verfugung stellen. Die TFL wird also in jedem Fall von der LTN zu einheitlichen Konditio­ nen weiter beliefert, ..solange sie dies möchte, und kann daher ihr Geschäft im Rahmen ihrer Konzessionen voll­ umfänglich weiterbetreiben. Sie sind ja gleichzeitig Projektleiter bei der Regierung und Mitglied der 'Geschäftsleitung der LTN, wie bringt man diese beiden Posten un­ ter einen Hut? In dieser jetzigen Restrukturierungs- phase.ist dies natürlich ein grosser Vorteil. Im Projekt werden staatliche Eigentumsinteressen und strukturpoli- tische Interessen ganz klar getrennt. Die Regierung wollte von Anfang an den Telekommunikationsmarkt anders struktürieren. Andererseits hat das Land auch Interessen als Eigentümer der LTN. «Es macht keine Sinn, das Projekt künstlich zu trennen» Daher war es für das Projekt auch logisch, dass man das von beiden Richtungen aus angeht. Idealerweise geschieht das aus einer Hand 
f raus. Man könnte dies natürlich auch tren- . nen; aber dann wäre das Ganze viel komplexer, und in einem kleinen Land macht das wenig Sinn. Bei der Regie­ rung ist die Situation ja auch nicht an­ ders. Einerseits hat sie den Überblick über die ganze Struktur und anderer­ seits ist sie die Besitzerin der LTN. Es 
macht also keinen Sinn, dieses Projekt jetzt künstlich zu trennen. Aber ich gebe Ihnen Recht, grundsätzlich sind es zwei unterschiedliche Paar Schuhe, aber andere Länder haben das -gleiche Problem, auch in Österreich und der Schweiz ist es so, dass der Staat immer noch die Mehrheit am grössten Tele­ kom-Unternehmen hat. ' Wie sieht es eigentlich aus mit der Ue-Comtel? Wird die Lie-Comtel In die LTN integriert? Oder wird diese längerfristig zur Konkurrenz? Die Leistung der Lie-Comtel ist es, dass sie Kabelnetze kauft und zusam­ menhängt. Das ist eine gute Idee und sicher etwas, das das Land weiter­ bringt. Danach stellt sich aber die Fra­ ge, ob die Lie-Comtel das Netz zu ei­ nem Telefonnetz ausbaut. Das wäre si­ cherlich ein spannendes Projekt,: aber auch ein sehr teüres. Die Regierung muss entscheiden, ob sie das will oder nicht. Wenn die LieComtel diesen Schritt macht,'dann wird sie sicherlich einmal eine ernst zu nehmende Kon-, kurrenz darstellen. Wann kann denn der Kunde endlich mit günstigeren Tarifen rechnen? Im Moment laufen die Bestrebun­ gen, das Ganze neu zu kalkulieren. In­ wieweit das Auswirkungen auf den Telefonbenutzer haben wird, das kann man noch nicht sagen; «Im Laufe des Jahres sollen die Preise an­ gepackt werden» Es ist aber durchaus wahrscheinlich, dass die Preise zumindest in einzelnen Bereichen nochmals fallen. Wie weit, das kann ich jetzt noch nicht beant­ worten. Die LTN wird im Laufe dieses Jahres die Preise sicherlich anpacken. Allerdings muss man eines wissen, die LTN hat nur beschränkt Einfluss auf die Endkundenpreise. Diese mächen die Endkundenanbieter, also die Tele­ com FL und so weiter; was wir anpas­ sen können, sind nur Grundpreise für das Netz, die wir weiter/errechnen. «Wir fordern den klaren Führungsanspruch» Interview mit Roger Lüthi, CEO Telecom FL Die Telecom FL führt unter der Flag­ ge der Swisscom die Verhandlungen mit der LTN. Ihrer Meinung nach könnten sie die geforderten Zielset­ zungen bestmöglich erfüllen". Sie for­ dern aber auch die klare Führurigs- verantwortung in der fusionierten Firma. Mit Roger Lüthi sprach Doris Meier VOLKSBLATT: Die LTN führt. Ver­ handlungen mit verschiedenen Tele­ kommunikationsanbietern. Wie sieht das für die Telecom FL aus, sind sie überhaupt an einer Zusam­ menarbeit mit der LTN interessiert? Wir sind ja zu 100 % ein Tochterun­ ternehmen der Swisscom und. absolut selbstständig. Wir haben hier in Liechtenstein die Grundversorgungs­ konzession bis Ende 2003. «Wir haben einen Vorschlag deponiert» Die Telecom FL hat zusammen mit der Swisscom bei der Regierung ei­ nen Vorschlag deponiert,, und wir sind überzeugt, dass. wir die Zielset­ zungen für 
«Sie Verbesserung der Tele-fonie 
in Liechtenstein bestmöglich erfüllen können. So können wir zum Beispiel zeitgerechte Produkte auf den Markt bringen und das . zu ver­ nünftigen Preisen. Mit der Swisscom habe.n.wir ausserdem einen starken Partner inr Hintergrund. Das heisst, dass wir also für das Land Liechten­ stein weiterhin das Angebot moderns­ ter Technologie sicherstellen können. Dieser Vorschlag liegt, wie gesagt, 
bei der Regierung. Ende Januar wer­ den diesbezüglich weitere Gespräche stattfinden. Was passiert mit der Telecom FL, wenn dieser Vorschlag abgelehnt wird? — -- Wenn dies der Fall wäre und die Liechtensteinische. Regierung nicht mehr bereit wäre mit der Telecom FL/ Swisscom zusammenzuarbeiten, dann Roger Lüthi, CEO Telecom FL: Es muss ein Tdckonimunikationsunteniehnien ge­ schaffen werden, in dem wir die Zielsetzungen erreichen könnend 
müssen wir unsere Rolle in Liechten­ stein grundsätzlich überdenken und uns fragen, ob Liechtenstein über­ haupt ein Markt für uns ist, in dem wir längerfristig tätig sein wollen.. Das kann sogar zum vollständigen Rück­ zug aus Liechtenstein fÜhren.Eine an-? dere Möglichkeit als die Zusammen­ arbeit mit der LTN gibt es in Liechten­ stein nicht. Hier macht es nur Sinn, wenn die Wertschöpfungskette durch­ gehend ist und dadurch die Kosten ge­ senkt werden. Gäbe es für Sie überhaupt eine Mög­ lichkeit in einem anderen!Gebiet, tätig zu werden? Das ist jetzt alles von den Verhand­ lungen abhängig. Grundsätzlich gibt es verschiedene Möglichkeiten. • «Vielleicht müssen wir unsere Position hier grundsätzlich über­ denken» Für ein Unternehmen muss, ein in­ teressanter Markt vorhanden sein, wenn dieser Markt nicht mehr da ist und wir kein Potential mehr sehen, dann müssen wir unsere Position hier V'grundsätzlich überdenken. V 
Heisst das, dass es ohne Zusam­ menarbeit mit der LTN keine Tele­ com FL mehr geben kann? Vielleicht gibt es sie nicht mehr, vielleicht gibt es sie noch. Das möchte ich heute einfach noch offen lassen. i 
Wie sehen denn die Forderungen der Telecom FL aus? Was für Vor­ aussetzung brauchen Sie?' Wir stellen die Forderung, dass ein Telefonie-Unternehmen 
 : geschaffen wird, in welchem Telekommunikati- onsuntemehmen die Zielsetzungen er­ reichen können. Dazu fordern wir den aren Führungsanspruch der fusio- ierten Firma, ohne diesen wir die Ver­ antwortung nicht übernehmen kön­ nen. Dies insbesondere, weil wir uns rasch am Markt ausrichten und schnel­ le Entscheidungen treffen müssen. Was halten sie von der Döppeirolle des Geschäftsführers der LTN, der ja gleichzeitig auch Projektleiter bei der Regierung Ist? ,A Wir sind absolut nicht glücklich mit dieser Doppelrolle,.vor allem über so eine lange Zeitdauer. Das vermindert • natürlich auch unser Vertrauen in die­ sen ganzen Prozess. . Wir sehen hier einen klaren Interes- senskonflikt, dass der Projektleiter Accenture gleichzeitig CEO bei der LTN ist. • ' ^ • •'
	        

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