Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

liinrihtensteiner VOLKSBLATT 
AUSLAMD Mittwoch, 24. April 2002 21 Beispielloses Bündnis Breite Koalition gegen den Rechtsradikalen Le Pen ÖSi^ Der iDonnerschlag» hat das ganze Land aufgerüttelt. Seit dem Wahlerfolg von Jean-Marie Le Pen demonstrieren Hunderttausende gegen die extreme Rechte. 
! IKQM: Papst Johannes Paul II. hat «dtaüitfines Vorgehen gegen Priester jntgufirtoht, die sich des sexuellen iEnrilcHinissbrauchs schuldig machen. AailnBiidazu bot ein Krisentreffen mit (flnn ttlß-Kardinälen zu Sex-Skanda- IIBD OD 
dlcr US-Kirche. !lii (ÜorIPricsterschaft und im religiösen ILribcii igebe es keinen Platz für diejeni- igon, (flir Jungen Menschen Schmerzen jiufUgifii, sagte der Papst bei dem Tref­ fen im Vatikan. Der Missbrauch von jungem (Menschen sei das Zeichen ei­ ner «rihweren Krise, die 'nicht nur die Kraihc, sondern die gesamte Gcsell- ndtoft Ibetreffe. Es sei ein Verbrechen xmtiiome Sünde. lUJmstoättener Erzbischof IQas Treffen im Vatikan war durch «rihwrae Unruhe in der US-Kirche not­ wendig geworden. Im Mittelpunkt «ttiht (ünr Erzbischof von Boston, Kar- (üradUBnmard Francis Law, dem vorge- waitfan wird, pädophile Priester ge- •fidhitat und Fälle von Kindesmiss- Ihraiidh vertuscht zu haben. Auch die «ih rrir m in Polen, Irland, Deutschland mnfl (flar Schweiz wurden in den ver- i gm ^gpinn n Monaten durch bekannt ge- wniärmr Fälle von Kindesmissbrauch (nnirlhii mtpt. Insgesamt kamen an dem zweitägi- ignn Knäsentreffen unter dem Vorsitz mm Kardinal-Staatssekretär Angelo SDoton)24 Kirchenfuhrer im Apostoli- «fttr m Kalast zusammen. Zehn Kar- änxffle,«3ie dreiköpfige Führungsspitze (flnrOS-fflischofskonfercnz und die drei UlPjU flfnnmir nkarHiniile sind aus den USA atngereäiiL Bei dem Treffen hinter ver- sdkflossnnen Türen sollen konkrete Srflmünta - Iberaten werden. Aus dem 
Va-PARIS: 
Zwei Tage nach dem Schock der Präsidentschaftwahl hat sich in Frankreich ein brei­ tes Bündnis gegen die extreme Rechte formiert. Landesweit protestierten am Dienstag er­ neut rund 100 000 Menschen gegen Jean-Marie Le Pen. Nach Sozialisten, Grünen und Kom­ munisten riefen auch Vertreter der ka­ tholischen Kirche und der Gewerk­ schaften dazu auf, den konservativen Präsidenten Jacques Chirac in der Stichwahl am 5. Mai im Amt zu be­ stätigen, um den Rechtsradikalen Le Pen zu verhindern. Chirac bezeichnete den Erfolg Le Pens als «Ohrfeige für das politische System» des Landes. Der Wahlerfolg des Rechtsradikalen habe Frankreich «verletzt». Die Politiker der bürgerli­ chen Parteien rief Chirac auf, Le Pens rechtsradikaler Front National (FN) keine Zugeständnisse zu machen. Demos gegen Rechts Die überwiegend friedlichen Kund­ gebungen gegen Rechts scheinen in zahlreichen Städten Frankreichs zu ei­ ner täglichen Routine zu werden. Vor allem in Paris und Montpellier demon­ strierten erneut Zehntausende gegen die extreme Rechte. Bereits am Mon­ tag war es in Paris, Lille, Lyon, Brest, Sirasshurg, Toulouse, Bordeaux und Marseille zu Massenkundgebungen gekommen. In Paris wurden in der Nacht zum Dienstag nach gewalttäti­ gen Zusammenstösscn mit Sicher­ heilskräften 14 Anti-FN-Demonstran- ten vorübergehend in Gewahrsam ge­ nommen. Laut Polizei hatten sie Molo- tow-Cocktails und Flaschen geworfen, 1 j Beamte wurden verletzt. Am zentralen Demonstrationstag dem 1. Mai wird mit einer Konfronta­ tion zwischen linksgerichteten De­ monstranten und Rechtsradikalen ge­ rechnet. Le Pen hat seine Anhänger tikan verlautete, drei Massnahmen stünden zur Debatte: Die Amtsenthe­ bung eines schuldig gewordenen Pries­ ters, die Einschaltung der Staatsan­ waltschaft in die Fälle sowie eine ge­ naue Überwachung der Priesterausbil­ dung und der Jugendarbeit. Der Papst sprach zur Eröffnung der Beratungen von einer tief sitzenden Krise der Sexualmoral. Es bedürfe ei­ ner «Läuterung der gesamten katholi­ schen Kirchengemeinschaft». Im Vati­ kan heisst es, gegen die Fehlbaren sol-aufgerufen, 
an diesem Tag in Paris sich zum traditionellen Gedenken an die französische Nationalhciligc Jeanne d'Arc zu versammeln. Chirac sagt Fernsehduell ab Nach -dem überraschenden Erfolg Le Pens stellt sich Amtsinhaber Chirac auf einen neuen Wahlkampf ein. Zu einem TV-Duell mit seinem Herausfor­ derer ist er hingegen nicht bereit. Mit «Intoleranz und Hass» sei «keine De­ batte möglich», sagte Chirac. Seine Sprecherin Roselyne Bachelot hatte zuvor die Teilnahme an einem Fern- sehduell noch für möglich erklärt. Der wortgewaltige und schlagfertige Le Pen hatte seinerseits «alles andere le hart durchgegriffen werden. Die Kir- chefühmng wolle aber unter allen Umständen vermeiden, dass die Dis­ kussion über das Priesterzölibat neu entfacht werde. Kardinalstaatssekretär Sodano forderte mehr Transparenz beim Umgang mit der Krise. Der Man­ gel an Offenheit sei einer der Haupt­ gründe, weshalb sich, die öffentliche Meinung in den USA gegen die Kirche gewandt habe. Der Vorsitzende der US-Bischofs­ konferenz, Wilton Daniel Gregory! 
als eine Konfrontation von Angesicht zu Angesicht» zurückgewiesen. Das TV-Duell bildet traditionell den Höhe­ punkt in der Auseinandersetzung der beiden Kandidaten, die in den zweiten Durchgang der Präsidentschaftswahl gelangen. Le Pen macht seit Jahren Stimmung gegen Einwanderer und die EU. Für den Fall eines Sieges in der Stichwahl kündigte er an, den EU-Vertrag von Maastricht aufzukündigen. Er sei kein Feind Europas, sagte Le Pen vor der Presse, er lehne aber ein supernationa­ les 'und föderales Europa ab. Chirac wird damit mehr als bisher zu europäi­ schen Fragen Stellung nehmen müs­ sen. sagte nach der ersten Gesprächsrunde vor Journalisten, es müsse dafür ge­ sorgt werden, dass «die katholische Priesterschaft nicht von homosexuel­ len Männern dominiert wird.» Die Ge­ fühls- und Gedankenwelt von Anwär­ tern auf ein Priesteramt müsse in jeder Hinsicht gesund sein. In den vergan­ genen Wochen waren Dutzende von Priestern in den Vereinigten Staaten aus ihren Ämtern entfernt worden, weil sie Minderjährige sexuell miss­ braucht hatten. 
Geständnis im El-Kaida-Prozess FRANKFURT/MAIN: Im Frankfurter Terroristcnprozess hat einer der fünf Angeklagten ein weit reichendes Ge­ ständnis abgelegt. Die Gruppe habe Anfang 2001 einen Sprengstoffan- schlag auf eine Synagoge in Strass­ burg geplant, erklärte der 26-jährige Algerier Aeurobi Beandali am Diens­ tag vor dem Oberlandesgericht. Dabei sollte die Synagoge zerstört, aber kein Mensch getötet werden. Ziel war nach seiner Darstellung eine politische Ak­ tion gegen Israel und Frankreich. Mit dem El-Kaida-Netzwerk und dem Isla­ mistenführer Osama bin Laden hatte die Gruppe nichts zu tun, wie es in der von seinen Anwälten verlesenen Er­ klärung hiess. Das Quintett sei eine «einzelne Gruppe unabhängig agieren­ der Einzeltäter» gewesen, die man rückwirkend als «kriminelle Bande» einstufen könne. Nach den Worten Beandalis hat man die politischen Be­ ziehungen zwischen Frankreich und Israel stören wollen. «Ich wollte zu kei­ nem Zeitpunkt deutsche oder französi­ sche Bürger töten, da ich das mit mei­ nem' Glauben nicht vereinbaren kann», sagte der Angeklagte. Schweiz in EU sehr willkommen BRÜSSEL: Die Schweiz und Norwegen wären als neue EU-Mitglieder bei der EU-Bevölkerung weiterhin am will­ kommensten. Auch in der neuesten Eurobarometer-Umfrage schwingen sie deutlich über die 13 EU-Beitritts­ kandidatenländer obenaus. Laut der im Herbst 2001 in der Europäischen Union durchgeführten 56. Eurobaro- metcr-Umfrage sähen 75 Prozent der Befragten die Schweiz gerne in der EU. Von 74 Prozent wurde eine Aufnahme Norwegens und von 60 Prozent eine solche Islands befürwortet, wie aus den am Dienstag vorgelegten Umfra­ geergebnissen hervorgeht. Nur je 13 Prozent sprachen sich gegen eine Auf­ nahme 
der Schweiz und Norwegens und 22 Prozent gegen eine solche Is­ lands aus. Die drei EFTA-Staaten er­ wiesen sich damit - wie stets auch in früheren Eurobaromcter-Umfragcn - als begehrter als die zwölf Osteuropa- und Mittelmeerländer, mit denen die EU über den Beitritt verhandelt, sowie das Beitrittskandidatenland Türkei. Von den Beitrittskandidaten erhielt in der Umfrage Malta mit 51 Prozent Be­ fürwortern am meisten Unterstützung. Ihm folgten Ungarn mit 50 Prozent, Polen mit 47, Zypern mit 46 und die Tschechische Republik mit 45 Prozent. Auf den letzten Plätzen landeten Rumänien mit 36 und die Türkei mit 34 Prozent. Im Durchschnitt aller 15 EU-Staaten wurde die Aufnahme der 13 Kandidatenländer von 42 Prozent der Befragten befürwortet. Schlag gegen den int. Terrorismus KARLSRUHE: Den deutschen Behör­ den ist am Dienstag offenbar ein Schlag gegen den internationalen Ter­ rorismus gelungen. Wie die Bundesan­ waltschaft in Karlsruhe mitteilte, nah­ men Beamte von Polizei, Bundeskrimi­ nalamt (BKA) und der GSG 9 bei einer bundesweiten Razzia elf Personen fest. Ihnen wird vorgeworfen, eine isla­ misch-fundamentalistische Terrorzelle gebildet zu haben. Generalbundesan- walt Kay Nehm sagte im ZDF, dass sie offenbar auch Anschläge in Deutsch­ land geplant hätten. Ein führender Kopf der Festgenommenen sei der Palästinenser Yaser H.: Zwei seiner Wohnungen in Essen seien durchsucht worden. Der 36-Jährige unterhält der Bundesanwaltschaft zufolge «vielfälti­ ge Beziehungen zu Kpntaktleuten in ganz Deutschland». Die Verdächtigen sollen demnach von Deutschland aus Afghanistankämpfer logistisch unter­ stützt haben. Sie seien überwiegend mit Passfälschüng, Spendehsammeln und der Schleusung von Kämpfern be- fasst gewesen. 
WÄILENCLA: Die EU startet voraus- «iühtlich noch diese Woche eine tmme Mission im Nahen Osten. In Bfllhlehem gab es erstmals direkte (fiHjpräche zwischen der israeli- «rihfn Armee und Palästinenser- wmttretem über ein Ende der Bela- igaraing der Geburtskirche, ßireeits heute Mittwoch sollen der BÜl-Aussenpolitik-Koordinator Ja- wiur Solana und der EU-Nahostge- •sanäte, Angel Moratinos in die Kon- Ifilkitrcgion reisen, sagte der amtie- ncantle EU-Ratspräsident und spani- «rihr Aussenminister Josep Pique am IHiimstag nach Abschluss der EIJ- Miiltelmcerkonfcrenz im südspani- «dhen Valencia. IDCT 
Entscheidung für die neue BlIMNahost-Mission war die Zustim­ mung des israelischen Ausscnminis- ttn»Schimon Peres zu einem Treffen mit 
dem in Ramallah isolierten IRriliiBtincnscrführer Jassir Arafat wmiusgegangen. Vor gut drei Wo- idhrm noch hatte die israelische Re- $iniung Gesuche um direkte Ge- 'Hjrciiche mit Arafat abgelehnt. Wolhandlungen in Bethlehem Wnrtretcr Israels und der Palästi- mnnHfr versuchten erstmals in direk­ tem Höcsprächen, ein Ende der Bela- ignraiug der Geburtskirche in Bethle- Ihiim ^u erreichen. Zu einem Durch- Itaudh kam es vorerst nicht. «Wir •Bind ieiner Übereinkunft nahe, hof- tfnirflich», sagte der palästinensische iUmtnrhändlcr Salah Taamari nach idnr ersten Gesprächsrunde. Bethle­ hems Bürgermeister Hanna Nasser IhczDirhnete die Gespräche als «sehr IkoiiHtruktiv.» Ein israelischer 
Mi- IHtiin^precher sagte, jede Seite habe lifarr [Positionen dargelegt, für eine Bnwtntung der Gespräche sei es je- iflodh moch zu früh. mir Geburtskirche ist seit knapp iüniittWochen von israelischen Solda- tttjn 
(umstellt. Israel verlangt, dass «idh (die dort verschanzten Palästi- mtmRor ergeben. Papst droht schärfstes Vorgehen an Deutliche Worte Johannes Pauls über Skandal wegen sexuellen Missbrauehs von Kindern Krisentreffen im Vatikan: Papst Johannes Paul II. richtete klare Worte an die Kirchenfuhrer aus den USA. (Bild: Key)
	        

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