Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

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. i;: ••jMßiiSjMi'MS] Arbeitslosigkeit trifft die ganze 
Familie Wie geht es eigentlich den Hindern in der Schweiz, deren Väter 
oder Mütter ihre Stelle verloren haben? Wie geht es der Familie in der Arbeitslo­ sigkeit? Arbeitslosigkeit trifft nicht nur die einzelne Frau oder den einzelnen Mann sehr hart. Oft teilt sich dieses Schicksal eine ganze Familie zusammen. In der Öffentlich­ keit jedoch kaum zur Kenntnis genommen werden Tausende von 
Vätern, Mütter und Kin­ dern, die hinter den monatli­ chen Zahlen der Arbeitslosen­ statistik stehen. Je länger arbeitslose Personen aus dem Arbeitsprozess ausgeschieden sind, desto kleiner wird ihre Chance, /e wieder eine passende Arbeitsstelle zu bekommen. Viele haben einen Partner, eine Familie oder Kinder Über die Fa­ milien von Arbeitslosen weiss man aber in der Schweiz praktisch nichts. Wie kommen Familien mit den spärlich vorhandenen finanziellen Mitteln zu- recht? Wie geht es dem einst fröhli­ chen Vater, der plötzlich unnahbar und depressiv erscheint? Ein Familientherapeut fasst seine Erfahrungen mit betroffenen Familien 
Arbeitslosigkeit trifft nicht nur die einzelne Person sehr hart. Oft teilt sich dieses Schicksal eine ganze Familie zusammen. Bild Keystone wie folgt zusammen: «Der Arbeitsver­ lust des Vaters kann sich familiendy- namisch fatal auswirken. Bereits vor­ handene Eheprobleme werden weiter verschärft, die Kinder leiden unter der 
Anspannung - und die Position des Vaters wird immer schlechter.» Studien in benachbarten Ländern zeigen auf, dass die Arbeitslosigkeit gravierende gesundheitliche und psy­chosoziale 
Folgen für Familienange­ hörige bedeuten kann. Das Schlag­ wort «Neue Armut» erleben vor allem auch die Kinder drastisch, die ohnehin sozial schlechter gestellt sind durch die Arbeitslosigkeit des Vaters oder der Mutter. Stellenlose Väter und Müt­ ter, die unter Prestige- und Autoritäts­ verlust leiden, können mit ihrer «neu gewonnenen Freizeit» nichts anfan­ gen, sitzen tagelang herum, starren Löcher in die Decke, streiten sich viel öfter mit dem Partner, mischen sich in die Haushaltführung und Kindererzie­ hung der Mutter ein. Mit der Armut, dem Identitätsverlust sowie der Isolation sind nicht nur die Eltern konfrontiert, sondern auch die Kinder. Unter anderem betrifft es die seelische und körperliche Gesundheit der Kinder. Arbeitslosigkeit macht nicht automatisch krank, aber sie trägt in sich ein relativ hohes Risiko, krank' zu werden, besonders für verletzliche Gruppen. Nicht umsonst heisst es, dass Kränkung und krank sein eng zu­ sammenhängen. Natürlich muss man beachten, dass die individuellen Reak­ tionen sich unterscheiden. Dabei spie­ len die Faktoren, wie alt jemand ist, welche finanziellen Ressourcen und welches Qualifikationsniveau er hat, wie aktiv jemand ist, wie die Gestal­ tung der Freizeit abläuft oder wie der bisherige Umgang mit kritischen Le­bensereignissen 
war, mit. Die Folgen einer Arbeitslosigkeit können genauso vielfältig sein: Nervosität, Konzentrati­ onsstörungen, 
Ängstlichkeit, Schlaflo­ sigkeit. Eine Studie in Schweden hat gezeigt, dass sich bereits nach neun­ monatiger Arbeitslosigkeit das körper­ liche Immunsystem deutlich ver­ schlechterte. Wie kann den Menschen hinter der Arbeitslosigkeit geholfen werden? Die wichtigste Forderung bleibt einerseits die 
Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, denn nur mit Arbeit ist Unabhängigkeit und selbstbestimmtes Leben möglich. Auf gar keinen Fall darf die materielle Hilfe für Arbeitslose verringert wer­ den. Notwendig sind eine ausrei­ chende materielle Absicherung und ein leicht zugängliches Netz von Bera­ tungsstellen. Daneben ist aber eine vertiefte öffentliche Auseinanderset­ zung mit den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Ursachen der Ar­ beitslosigkeit und deren Auswirkun­ gen unerlässlich, damit Arbeitslose und ihre Kinder nicht länger ausge­ grenzt werden. Claudio Cottiati, Cottiati Personaltreuhand AG. Dienstleistungen für Dauerstellen, Kaderselektion und Temporärarbeit Reichsgasse 3,7002 Chur, Tel. 081250 08 50, Fax 081250 08 60, Internet   www.cottiati.ch   E-Mail:   ccottiati@cottiati.ch iP 
3 ans' 
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