Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

24 Dienstag, 15. Januar 2002 
AUSLAND Liechtensteiner .VOLKSBLATT Kollek erhielt österreichische Staatsbürgerschaft JERUSALEM: Der ehemalige Jerusale- mer Bürgermeister Teddy Kollek hat die österreichische Staatsbürgerschaft verliehen bekommen. Wie Ehefrau Ta- mar Kollek am Montag mitteilte,, über­ gab die Wiener Stadträtin Elisabeth Pitterman schon am vergangenen Donnerstag ein entsprechendes Doku­ ment an Kollek. Kollek sei schon an seinem 90. Geburtstag im vergange­ nen Mai zum Wiener Ehrenbürger er­ nannt worden. Der jetzige Schritt sei nur die logische Folge gewesen. Kollek wurde im Mai 1911 in Ungarn geboren und wuchs in Wien auf. 1935 • kam er nach Palästina, das damals un­ ter britischer Kontrolle stand. Von 1952 bis 1964 war er Berater des ers­ ten israelischen Ministerpräsidenten David Ben Gurion. Von 1965 an war er 28 Jahre lang Bürgermeister von Jeru­ salem, bevor er 1993 gegen den Likud- Politiker Ehud Olmert verlor. 10-Millionendieb in Hamburg gefasst AARAU: Der 10-Millionen-Franken- Dieb aus dem Aargau ist gefasst. Michael Felder (Bild) ist am Montäg- vormittag von der Hamburger Polizei verhaftet worden. Ein Teil seiner Beute ist sichergestellt worden. Er sitzt in Deutschland in Auslieferungshaft. Unter welchen Umständen Felder den Polizeibeamteh ins Netz gegangen ist, konnte Rudolf Woodtli, Sprecher der Aargauer Kantonspolizei, am Montagabend noch nicht sagen. Kurz nach 12 Uhr am Montag sei die Kan­ tonspolizei Aargau über die Verhaf­ tung des 38-Jährigen unterrichtet worden. Ebenfalls noch nicht bekannt ist, wie viel der veruntreuten 10 Mio. Franken in' Hamburg sichergestell.t worden sind. Felder wolle möglichst rasch in die Schweiz zurückkehren. Werde das Gesuch um ein abgekürztes Verfahren bewilligt, könne er inner­ halb weniger Tage von Deutschland ausgeliefert werden, sagte Woodtli. Wie viele Mittäter in den 10-MilIio- nen-Coup vom Freitag verwickelt wa­ ren, ist laut Woodtli ebenfalls noch of­ fen. Der 37-jährige Mann aus dem persönlichen Umfeld Felders, der am Samstagabend im Kanton Zürich fest­ genommen worden war, werde drin­ gend der Mittäterschaft verdächtigt. Er besitze kein Alibi für die Tatzeit. Die Polizei schliesst nicht aus, dass der 37-Jährige den Mietwagen gefah­ ren hat, mit dem das veruntreute Geld am Freitagmittag von einem Parkplatz in Neuenhof AG abtransportiert wor­ den war. Das später auf einem Park­ platz in Baden gefundene Mietauto wird kriminaltechnisch untersucht, Felder war von der Aargauer Kan­ tonspolizei wegen Veruntreuung von 10 Mio. Franken gesucht worden, Als leitender Angestellter der Aarauer Geldtransportfirma Zürny AG hatte er am Freitag einen'Geldtransport zu be­ gleiten, der für die Schweizerische Na- tionalbänkin Zürich bestimmt war. C' • • '' . • 
Fünf Festnahmen nach Räumung eines besetzten Hauses in Genf GENF: Bei der polizeilichen Räumung eines Hauses jn Genf sind ßnfHaus- besetzerfestgenommen worden:,Die rund 50.Hausbesetzer hatten sich ge­ weigert, das Gebäude freiwillig zu räumen. Die Polizisten wurden mit . Steinen und Golfbällen in Empfang genommen, wie die Genfer Kantons­ polizei mitteilte. Einige der Besetzer banden sich mit Seilen an die Fassade fest. Mit Hilfe eines Kranwagens wur­ den sie dort abgeholt und festgenom­ men, wie die Polizei mitteilte. Etnige der Hausbesetzer hatten zudem Ab­ sperrungen 
in Brand gesteckt. Dabei entwickelte sich so grosse Hitze, dass die Fensterscheiben einer nahegelege­ nen Kinderkrippe barsten. Acht Kin­ der,und ihre Betreuerinnen mussten evakuiert werden. Insgesamt standen rund 100 Polizisten und Feuertvehr- leute bei der Räumungsaktion im Ein­ satz. Grosses Interesse an Volksbegehren gegen tschechisches AKW Temelin .) • ' • •<. • Unterschriftensammlung in Österreich bedroht Fortbestand der Koalition WIEN: Das österreichische Volksbe­ gehren gegen das umstrittene tsche­ chische Atomkraftwerk Temelin stösst bei 
der Bevölkerung offensichtlich auf grosses Interesse. Vorübergehend kam es bei der Unterschriftensamm­ lung sogar zu Warteschlangen. Mit dem von den Freiheitlichen (FPÖ) initiierten Volksbegehren will die von Jörg Haider gegründete rechtspopulis­ tische Partei den EU-Beitritt Tschechi­ ens blockieren, solange das störungs­ anfällige Kernkraftwerk nicht abge­ schaltet ist. Die tschechische Regie­ rung hat das strikt abgelehnt. ' «Wer Kinder hat, muss gegen Teme­ lin sein», sagte der langjährige FPÖ- Chef und heutige Kärntener Minister­ präsident Jörg Haider bei der Abgabe seiner Unterschrift in Klagenfurt. «Wenn Temelin nicht geschlossen wird, gibt es keinen EU-Beitritt Tsche­ chiens.» Mit ihrer Blockade-Forderung gegen Tschechien steht die Freiheitliche Par­ tei (FPÖ) alleine. Das Volksbegehren wird auch von ihrem Koalitionspart­ ner, der konservativen Volkspartei ÖVP von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel offen abgelehnt. Die ÖVP setzt auf Verhandlungen, um die Si-Jörg 
Haider von den Freiheitlichen (FPÖ): «Wenn Temelin nicht geschlossen wird, gibt es keinen EU-Beitritt Tschechiens.» 100 Jahre Parlamentsgebäude Schweizer feiern Jubiläum mit Festakt, Ausstellung und Briefmarke BERN: Am 1. April vor 100 Jahren wurde das Parlamentsgebäude einge­ weiht und - damit das Projekt «Bundespalast» vollendet. Das wollen die eidgenössischen Räte feiern: mit einem Festakt einer Ausstellung, auf Internet und mit einer Briefmarke. . Als «Schlussstein» wurde das von Hans Wilhelm Auer im Stil des Historismus 
erbaute Parlamentsgebäude mit seiner Kuppel zwischen die Bundeshäuser West und Ost eingesetzt. 16,2 Prozent der Bausumme von 7,2 Millionen Franken wurden für künstlerischen Schmuck ausgegeben - ein seither un­ erreichtes Verhältnis. Wie der Stellvertretende General­ sekretär der Bundesversammlung, John Clerc, am Montag bei der Präsentation John Clerc (stv. Generalsekretär der Bundesversammlung) informierte über die Feierlichkeiten \100 Jahre Parlamentsgebäude», welche am 22. März 2002 in Bern stattfinden werden. 
des Jubiläumsprogrammes ausführte, wurden in dem Baudenkmal 70 Mit­ glieder des Bundesrates und zwei Ge­ neräle gewählt. 2000 Parlamentsmit­ glieder gingen ein und aus, Kaiser, Kö­ nige und Staatschefs wurden empfan­ gen. Als erstes wurde unter der Adresse "«www.parlament.ch»  ein Jubiläums­ fenster eingerichtet. Es erlaubt ohne Personenkontrolle einen virtuellen Gang durch die Eingeweide des Bun­ deshauses. Am 12. März erscheint eine 9Q-Rappen-Briefmarke. Am 22. März, am letzten Tag der Frühjahrssession, findet der eigentliche Festakt statt. Ab Mitte Juli bis Ende August wird das Parlamentsgebäude «ausgestellt». Fernrohre auf dem Bundesplatz wer­ den auf die symbolischen Fassadenfi­ guren gerichtet. In der Kuppelhalle, den Sälen und Wandelhallen werden die Besucherinnen und Besucher mit den Reichtümern des Baus vertraut ge­ macht. Zudem kann an Hand eines Krimi-Comics die Welt des Bundes­ hauses vom Keller bis zur Kuppel ken­ nen gelernt werden. Für das Jubiläums­ programm sind rund 470 000 Franken budgetiert. 
cherheit des AKW-Betriebes zu verbes­ sern. Sollten Hunderttausende die FPÖ-Initiative unterschreiben, könnte das letzten Endes zum Bruch der öster­ reichischen Regierungskoalition und zu Neuwahlen führen. Die Abstim­ mung läuft bis zum kommenden Mon­ tag. Von Vertretern der Sozialdemo­ kraten, der Grünen und von Umwelt­ schutzorganisationen wird der-FPÖ vorgeworfen, das Volksbegehren sei lediglich ein «parteitaktisches Manöver» der FPÖ. Wenn, mehr als 100 000 Österreicher das Volksbegeh­ ren unterschreiben, muss das Anliegen im 
Parlament behandelt werden. Schwere Belastungsprobe Meinungsforscher rechnen mit 400 000 bis 700 000 Unterschriften. In diesem Fall dürfte der Druck auf die Regierung wachsen. Politische Beob­ achter sehen im Streit um Temelin die. schwerste Belastungsprobe für den Zu­ sammenhalt der Koalition seit ihrem Amtsantritt vor zwei Jahren. Temelin ist seit Oktober 2000 im Probebetrieb und soll im kommenden Jahr den kommerziellen Betrieb auf­ nehmen. Prager Politiker halten das Volksbegehren fiir eine «eher inner­ österreichische Angelegenheit». lebenslänglich statt Todesstrafe BERN/KUNMING: Ein in China zum Tode verurteilter 34-jähriger Schweizer wird nicht hingerichtet. Die chinesischen Behörden wandel­ ten die 1999 ausgesprochene Todes­ strafe in lebenslängliche Haft um. Das Eidg. Departement für Aus­ wärtige Angelegenheiten (EDA) be­ stätigte gestern Medienberichte, wo­ nach die Schweizer Botschaft in Pe­ king letzten Donnerstag eine ent­ sprechende Mitteilung der chinesi­ schen Behörden erhalten habe. Der Schweizer war 1999 von ei­ nem Gericht in Jinghong in Südwest­ china' fiir schuldig befunden wor­ den, 1997 eine 16-Jährige ermordet zu haben. Der Schweizer hatte ge­ gen das Urteil nicht rekurriert, um den Prozess nicht zu verlängern und die Umwandlung der Strafe in le­ benslängliche Haft nicht , zu verzö­ gern. Bisher ist über den weiteren Häftverlauf noch-nichts entschie­ den, erklärte EDA-Sprecherin Dani­ ela Stoffel-Fatzer. Eine Überstellung des Verurteilten an der Schweiz sei nicht möglich, so lange es kein ent­ sprechendes bilaterales Abkommen zwischen der Schweiz und der Volksrepublik China gebe.
	        

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