Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
AUSLAND Montag, 15. April 2002 
21 Nahost: Erhoffter Durchbrach bleibt aus Scharon: «Nahost-Konferenz ohne Arafat» - Treffen Powell-Arafat als «nützlich» bezeichnet RAMALLAH: Der israelische Mi­ nisterpräsident Ariel Scharon hat im Gespräch mit US-Aus- senminister Colin Powell seinen Vorschlag für eine internatio­ nale Friedenskonferenz erneu­ ert. Scharons Sprecher Raanan Gissin erklärte am Sonntag, Saudi-Arabien, Syrien und Li­ banon sollten neben Israel an einer solchen Konferenz teil­ nehmen, der palästinensische Präsident Jassir Arafat solle je­ doch nicht eingeladen werden. Die Konferenz unter Vorsilz der USA solle an einem neutralen Ort stattfin­ den, sagte Scharons Sprecher nach ei­ nem Ireffen zwischen Powell und Scharon in Tel Aviv. Teilnehmen soll­ ten Verireter Israels, der Palästinenser, Ägyptens. Jordaniens. Marokkos, Sau- di-Arabiens und der Golfstaaten sein. Don könne die saudiarabische Erie- densinitiative beraten werden, und Is­ rael werde seine Position ohne Vorbe­ dingungen erläutern, hiess es. I in ranghoher Vertreter der US-Delegati­ on sagte in Jerusalem, Washington sei offen für den Vorschlag. Powell war zuvor mit Arafat im fast völlig zerstörten Hauptquartier des Palästinenserpräsidenten in Ramallah zusammengetroffen. Powell sprach nach der mehr als dreistündigen Zu­ sammenkunft lediglich von «nutzli­ chen und konstruktiven» Gesprächen. Arafat hatte bei dem Treffen den 
«so-Geslern 
besuchte l'S-Aussenminister Colin Powell den Chef der palästinensischen fori igen Kuckzug» der israelischen Ar­ mee gefordert. Powell war zu dem Treffen erst bereit gewesen, nachdem Arafat offiziell «alle terroristischen Aktionen gegen Zivilisten» verurteilt hatte, auch den jüngsten Selbstmord- a tisch lag in Jerusalem. Nach Angaben eines israelischen Regierungsvertreters nannte Scharon keinen Zeitplan für einen israelischen Iruppenruckzug aus dem WcMjordan- larid. Powell reist heute Montag weiter nach Libanon und Syrien. 
Der Oberste Gerichtshof Israels er­ laubte der Armee derweil die Beerdi­ gung der Palästinenser, die in den ver­ gangenen lagen bei Kämpfen im Flüchtlingslager Dschenin getötet wurden. Nach palästinensischen An­ gaben wurden mindestens 500 Men­ schen getötet. Dagegen sprach der is­ raelische Verteidigungsminister Ben- iämin Ben Elieser von «Dutzenden» lodesoptern, in der Mehrzahl bewaff­ nete Manner. Die EIJ zeigte sich besorgt über die 
Berichte angeblicher Massaker. Sollten sich die Angaben bewahrheiten, werde dies «ernste Konsequenzen haben.» Die israelischen Behörden erlaubten dem Internationalen Komitee vom Ro­ ten Kreuz (IKRK) derweil den Zugang zum Lager für Montagmorgen, wie IKRK-Generaldirektor Paul Grossrie- der im Westschweizer Fernsehen er­ klärte. Bisher war dies der Organisati­ on verwehrt worden. Auf dem Gelände der Geburtskirche in Bethlehem töteten israelische Sol­daten 
am Samstag nach Angaben ei­ nes Augenzeugen einen palästinensi­ schen Polizisten. Ein Armeesprecher bestätigte eine Militäraktion, sagte je­ doch, dass die Armee keine Schüsse auf das Gelände abgebe. In mehreren europäischen Städten demonstrierten am Wochenende er­ neut Zehntausende friedlich gegen den Militäreinsatz Israels. Am grös- sten Protesrzug am Samstag in Berlin beteiligten sich nach Polizeiangaben über 1 000 Menschen. Jetzt 11 deutsche Opfer Djerba: Anschlages Ursache vermutet BERLIN/DJERBA: Die Zahl der Toten nach der Explosion in einer jüdi­ schen Synagoge im tunesischen Djerba ist über das Wochenende auf 16 gestiegen. Ein 18 Monate alter Junge und zwei Frauen erlagen am Wochenende in Deutschland ihren Verbrennungen. Nach Ansicht der deutschen Bundes­ regierung sind die 11 toten Deutschen wahrscheinlich Opfer eines Anschlags geworden. Die Indizien für ein Atten­ tat 
verdichteten sich, sagte Bundesin­ nenminister Otto Schily. «Es ist wohl so. dass man von einem Attentat aus­ gehen muss.» Zu den Ermittlungen Bern: Alles beim Alten BERN: Die Berner Kantonsregie­ rung setzt sich weiterhin aus drei SVP-Mitgliedern sowie je zwei Vertretern von FDP und SP zusammen. Bei den Wahlen vom Wochenende wurden die sechs wiederkandidierenden Regie- rungsräte bestätigt. Die SP-Kan- didatin Barbara Egger setzte sich im Rennen um Platz 7 knapp ge­ gen die Grüne Franziska Teu- scher durch. Bei einer rekordtie­ fen Wahlbeteiligung von 28,2 Prozent und einem absoluten Mehr von 64 795 Stimmen lagen die fünf bürgerlichen Regie­ rungsmitglieder, die alle zur Wiederwahl antraten, erwar- tungsgemäss klar vorn. Die seit vier Jahren regierende Polizei- und Militärdirektorin Dora And­ res von .der FDP erzielte mit 101 543 Stimmen das Spitzenre- sultat. Knapp dahinter folgte der erst im vergangenen Juni in die Regierung eingezogene Finanz­ direktor Urs Gasche von der SVP. Der amtierende Regie­ rungspräsident 
und Justizdirek­ tor Werner Luginbühl von der SVP erreichte das drittbeste Er­ gebnis. 
wollte er keine näheren Angaben ma­ chen. «um diese nicht zu beeinträchti­ gen.» Offenbar mahnte die deutsche Regierung die tunesischen Behörden zu besserer Kooperation. Es habe an­ fänglich ein gewisses Zogern in Iune- sien gegeben, mit den deutschen Be­ amten zusammen zu arbeiten, so Sclulv. lunesischc Regierungskreise beliarrien darauf, dass es sich nicht um einen Anschlag gehandelt habe. • Zum jetzigen Zeitpunkt der Ermitt­ lungen gibt es nichts, was andere Rückschlüsse als die ursprüngliche Vermutung zulasst, dass es sich um einen Explosionsunfall handelt», hiess es in " 1 unis. 
KABUL: Nach Wochen relativer Ruhe sind die US-Truppen in Afghanistan wieder unter Beschuss geraten. Wie ein Militärsprecher am Sonntag mitteilte, wurde in der Nacht zuvor eine gemeinsame Patrouille amerikanischer und af­ ghanischer Soldaten angegriffen. Auch der Flugplatz bei Chost kam unter Feuer. Am Freitagabend war bereits ein britisches Kontingent der Internatio­ nalen Sehutztruppe für Afghanistan (ISAF) attackiert worden. Unterdessen hiess es in Kabul, Exkönig Mohammed Sahir Schah werde am Mittwoch oder Donnerstag zurückkehren. 
 J , : /•" US-Major Bryan Hilferty erklärte, die angegriffene Patrouille habe zurück­ geschossen und vermutlich mehrere Taliban- lind El-Kaida-JCämpfer getötet. ' Weitere Personen seien festgenommen worden^ In den eigenen Reihen habe es 
 ; keine Opfer gegeben. Angaben zum Ort des Zwischenfalls machte der Militär- . Sprecher nicht, berichtete aber, dass an mehreren Stellen in Afghanistan wie­ der grosse Waffenlager gefunden worden seien. Auf den von US-Truppcn kontrollierten Flugplatz bei Chöst wurden in der Nacht zum Sonntag offenbar mehrere Raketen äbgefeu?rt. Nach Angaben des örtlichen Kommunalvertre- ters Fasal Mir wurden dabei drei Afghanen verletzt. Die Gegend nahe der pa­ kistanischen Grenze gilt nach wie vor als Hochburg von Taliban- und El-Kai- da-Kämpfern. Chavez feiert triumphale Rückkehr Venezuela: Übergangspräsident konnte sieh nicht halten CARACAS: 
Zwei Tage nach seinem dramatischen Sturz hat der venezo­ lanische Präsident Hugo Chavez am Sonntag unter dem Jubel seiner An­ hänger wieder die Macht übernom­ men. Mit geballter Faust zog er wie­ der in den Präsidentpalast in Caracas ein. In einer Fernsehansprache rief er die venezolanische Bevölkerung zur Ruhe auf. Der vom Militär vorübergehend eingesetzte Übergangspräsident Pedro Carmona haue sich nur einen Tag im Amt halten können, dann wurden un­ terschiedliche Meinungen auch in der Armee deutlich. Zuvor hatten tausende Anhänger Chavez' für dessen Rück­ kehr demonstriert. Chavez erklärte, er hege zwar keine Rachegefühle; die Vorfälle der vergan­ genen "Tage würden jedoch nicht ohne Konsequenzen bleiben. In den Strassen von Caracas feierten tausende Anhän­ ger mit Gesang und Feuerwerk Cha­ vez' Rückkehr. Der triumphierende Staatschef war mit einem Hubschrau­ ber in der Hauptstadt eingetroffen, der ihn von seinem Arrest auf der Insel Orchilla zurück zum Präsidentenpalast brachte. Seine Familie und Regie­ rungsmitglieder betonten, er sei nie 
zurückgetreten, wie dies Carmona und das Militär nach seinem Sturz am Frei­ tag erklärt hatten. Ein Sprecher von Chavez kündigte an, die Minister von Carmona und auch einige Offiziere würden wegen dieses Putschversuchs vor Gericht ge- . stellt. «Sie müssen die Verantwortung übernehmen», sagte Isaias Rodriguez. «Sie werden mit all ihren Rechten vor Gericht gestellt, aber sie werden vor Gericht gestellt.» Der Geschäftsmann Carmona 
gehörte auch zu den Anführern des Generalstreiks, der am Freitag zum Sturz von Chavez führte. Er war von Soldaten festgenommen worden, die ihm vorwarfen, er habe am Donners­ tag auf eine Demonstration von rund ISO 000 
Menschen schiessen lassen. Dabei gab es mindestens 25 Tote und hunderte Verletzte. Bei Unruhen am Samstag wurden nach Angaben des Bürgermeisters von Caracas, Alfredo Pena, Weitere neun Menschen getö­ tet. Zwei Tage nach seinem Sturz feierte der venezolanische Präsident Hugo Chavez am Sonntag eine triumphale Rückkehr an die Macht. 
El-Kaida-Mitglied verhaftet MADRID: Der spanischen Polizei ist offenbar ein schwerer Schlag gegen das Terrarnetzwerk El Kaida gelungen. Wie Innenminister Mariano Rajoy am Sonntag mitteilte, wurde der mutmass­ lichen Finanzchef von Osama bin La­ den in Spanien, Ahmed Brahim, am Samstagabend In Sant Joan Despi bei Barcelona festgenommen. Der algeri­ sche Geschäftsmann wird verdächtigt, die Finanzmittel für die Bombardie­ rungen der US-Botschaften in Kenia und Tansania beschafft zu haben. Da­ bei waren im August 1998 insgesamt 231 Menschen ums Leben gekommen. Dem 57-jährigen Brahim werden enge Kontakte zu dem mutmasslichen El-Kaida-Gründungsmitglied Mamduh Mahmud Salim nachgesagt, der der oberste Finanzchef des Terrornetz- werks gewesen sein soll. Salim wurde 1998 bei München verhaftet und an die USA ausgeliefert, wo er jetzt in New York auf seinen Prozess wartet. Bei der Festnahme Brahims befanden sich dem spanischen Innenminister zufolge vier Franzosen mit ihm in sei­ ner Wohnung. Diese würden jetzt überprüft, seien aber nicht inhaftiert worden. Schwere Kämpfe in Nepal KATHMANDU: Bei den bislang schwersten Kämpfen zwischen Polizis­ ten und maoistischen Rebellen in Nepal sind in einer einzigen Nacht mehr als 160 Menschen getötet wor­ den. Die Polizei führte am Samstag Journalisten zum Schauplatz der bluti­ gen Auseinandersetzungen in zwei entlegenen Ortschaften im Westen des Himalaya-Staates. König Gyanendra rief die Bevölkerung am Sonntag zur Einheit im Kampf gegen die Maoisten auf, deren Aufstand schon mehr als 3000 Menschen das Leben gekostet hat. Ziel des Rebellenangriffs in der Nacht zum Freitag war nach Angaben von Polizeiinspektor. Padam Vohra das Haus des Ministers für Innere Sicher­ heit, Khüm Balladur Khadka, in der rund 300 Kilometer östlich von Kath- mandu gelegenen Ortschaft Satbariya.
	        

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