Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
SPORT Samstag, 13. April 2002 
23 A 
Formel 1: Rutschpartie in lmola Duell der Goalgetter Fed-Cup-Team unterliegt Irland Demo-Team weiter vorne dabei «Alle fordern einen Sieg von uns» Luxemburgs Teamcaptain Jeff Strasser im Volksblatt-Interview 450 000 Einwohner und nur ein Profifussballer, der bei seinem Verein einen Stammplatz hat: So prä­ sentiert sich Liechtensteins nächster Länderspielgeg­ ner Luxemburg. Jeff Stras­ ser, der bei Kaiserslautern unter Vertrag steht, spricht im 
Volksblatt-Interview über seine Stellung im Team, Mitspieler und den neuen Trainer. Mit Jeff Strasser sprach Hein/ Zöchbauc r VOLKSBLATT: Herr Strasser, wie fühlt man sich als einzi­ ger »richtiger- Profi unter lau­ ter Amateuren? Jeff Strasscr: Ich bin seil sie­ ben Jahren Profi und es macht mir immer wieder Freude, für I .uxemburg zu spielen. Es ist ei­ ne Hhre für mein [.and zu spie­ len, trage Herne dazu bei, die Mannschaft zusammenzubal­ len und versuche meine Führungsrolle umzusetzen. Zu­ dem ist es eine Gelegenheit freunde zu treffen. In Liechtenstein leben 14-mal weniger Menschen als In Lu­ xemburg und doch gibt es bei uns sechs Fussballprofis, was läuft in Ihrem Land falsch? Die Jungen haben vielleicht nicht die Chance ins Ausland zu )<ehcn und wenn sich die Mög­ lichkeil bietet, h.llien sie Angst, diese zu nutzen. Wobei dies nicht richtig ist, denn sie kön­ nen ja immer nach Luxemburg zurückkehren. Ich habe die Ge­ legenheil gehabt ins Ausland zu wechseln und habe meinen Weg nicht bereut. Ich glaube aber, dass es in der nächsten Zeit noch einige geben wird, die den­ selben Weg einschlagen wer­ den. Wenn wir mehr Profis hät­ ten, würde auch das Niveau un­ serer Nationalmannschaft stei­ gen und alle anderen Spieler könnten davon profitieren. Es ist eine Ehre für sein Land zu spielen. In Kaiserslautern sind Sie von guten Mitspielern umgeben und spielen auf recht hohem Niveau, ist es dann nicht müh­ sam, wenn Sie Im Team nur Amateure neben sich haben? Es ist nicht unbedingt müh­ sam, aber doch etwas ganz an­ deres. Wenn ich zum Team ein­ rücke, bin ich mir bewusst, dass es andere Mitspieler und andere Spiele sind. Dies muss ich ein­ fach akzeptieren, denn ich kann an meiner Nationalität nichts ändern. Viele gute Profis können doch niemals fiir ihr Land spie­ len und dies darf tnan nie ver­ gessen. Klar würde ich mit Lu­ xemburg öfters gewinnen, aber das ist nicht .ganz so einfach. Spielen Sie im Nationalteam auf derselben Position wie In Kaiserslautern und welche i ? 
Jeff Strasscr {rechts) ist der einzige Luxemburger lussballproß, der bei seinem Verein fKaiserslautern} einen Stammplatz hat. Rolle haben Sie innerhalb der Mannschaft? Hei Kaiserslautern spiele ich auf einer defensiven Aussen- position und im Team spiele ich im defensiven zentralen Mittelfeld. Früher habe ich auch schon Libero gespielt, doch seil Allan Simonsen Trainer ist, bin ich im Mittel­ feld. Allan Simonsen ist seit 1. Ja­ nuar 2002 Nationaltrainer in Luxemburg, was hat sich seit seiner 
Amtsführung verän­ dert? Beim Trainingslager in Spa­ nien und beim letzten Lander­ spiel gegen Lettland (0:3-Nie- derlage) war ich nicht dabei. Ich habe ihn also nur während drei Tagen im Rahmen der Par­ tie 
gegen Albanien (0:0) gese­ hen und kann dies noch nicht so genau beurteilen. Allerdings gibt es bei einem neuen Trainer immer Veränderungen wie zum Beispiel andere Trainingsein­ heiten, andere Tagesabläufe, usw. Auch seine taktische Aus­ richtung ist anders als die sei­ nes Vorgängers. Ich glaube, Si­ monsen hat sehr gute Ideen, die den Luxemburger Fussball wei­ ter bringen. Simonsen hat sehr gute Ideen. Und wie Ist nun seine takti­ sche Ausrichtung? Simonsen will, dass wir in unserem Spiel mehr Risiko ein­ gehen und mutiger nach vorne agieren. « 
Wie unterscheiden sich die Rahmenbedingungen, das Umfeld bei der Nationalmann­ schaft und Kaiserslautern? Das Umfeld kann ich nicht vergleichen, da hier nicht die gleichen Voraussetzungen sind. Mit den Mitteln, die unserem 
Verliand jedoch zur Verfügung stehen, sieht das Ganze schon recht professionell aus. Normal ist Luxemburg wie Liechtenstein bei Länderspie­ len Immer der Aussenseiter, nun ist Ihr Team auf Grund 
der Landesgrösse und des Fl- FA-Ranklngs auf einmal in der Favoritenrolle und alle fordern einen Sieg 
- wie gross ist der Druck? Dies soll nicht überheblich klingen, aber ich persönlich bin andere Spiele mit viel grösse­ rem Druck gewohnt. Für meine Mannschaft ist dieses Spiel, weil zwei kleine Nationen auf­ einandertreffen, etwas Beson­ deres und natürlich fordern alle einen Sieg von uns. Grundsätz­ lich ist es nur ein Spiel und soll­ te uns allen Freude machen - der Bessere soll gewinnen. Ich will immer gewinnen. Was erwarten Sie sich vom Match? Ich will immer gewinnen, egal gegen wen ich spiele. Im Spiel gegen Liechtenstein ist dies je­ doch -viel realistischer, als wenn wir gegen Frankreich, England oder Deutschland spielen. Sie sind mit 27 Jahren Im besten Fussballeralter und Ihr Vertrag bei Kaiserslautern läuft heuer aus, für welchen Verein gehen Sie In der kom­ menden Saison auf Punkte­ jagd? Kaiserslautern wird meinen auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Ich bin ablösefrei und bin daher ein interessanter Spieler 
für viele Vereine. Am ehesten werde ich nach Frank­ reich oder England gehen. Mit welchen Clubs ich in Ge­ sprächen stehe, wird hier nicht verraten. 
KURZE Jürgen Hasler wird geehrt ALLGEMEIN: Anlässlich der ersten Olympia-Nachlese, organisiert durch den Liech­ tensteinischen Olympischen Sportverband, treffen sich am kommenden Mittwoch Liechtensteins Olympiastar­ ter von Salt Lake City zu ei­ nem Resümee. Nebst Birgit Heeb-Batliner, Marco Büchel fi Co sind auch die Schüler, welche am Mal- und Bastelwettbewerb teil­ genommen haben, eingela­ den. Ihre Arbeiten zum The­ ma «Olympia» werden in ei­ ner 
Art Vernissage der Öf­ fentlichkeit gezeigt. Eben­ falls ausgezeichnet werden die Fanclubs der Sportler, welche sich am Wettbewerb zum «süssesten Fanclub» beteiligt 
haben. Ein beson­ derer Abend dürfte es für Jürgen Hasler (Bild) werden. Der Unterländer wird zu seinem Rücktritt von der Heimatgemeinde Ruggell für seine sportliche Vergan­ genheit geehrt. Beginn die­ ser öffentlichen Veranstal­ tung im Gemeindesaal von Ruggell ist 
um 17.30 Uhr. Gewalt ist im Vormarsch Roland Beck: «Schiedsrichter-Problematik kein speziell luxemburgisches Problem» Auf Luxemburgs Fussballplät­ zen regiert die Gewalt und deshalb streiken die Schieds­ richter. Liechtensteins NLA- Referee Roland Beck ortet auch auf unseren Spielstätten steigende Aggressivität und nennt Gründe. Heinz Zöchbaue r Die Fussballwelt bei Liechten­ steins nächstem Länderspiel- gegner Luxemburg ist zerrüttet. Auf den Sportstätten regiert die Gewalt und sogar Schiedsrich­ ter werden von Spielern kran­ kenhausreif geprügelt. Die Konsequenz: Die Referees sind In Streik getreten (das Volks­ blatt berichtete in der Freitag- Ausgabe). Doch die steigende Aggressi­ vität auf den Fussballfeldern ist nicht nur ein rein luxemburgi­ sches Problem. Liechtensteins Schiedsrichter Nummer 1, Ro­ land Beck, spricht von einem Problem, dass auch bei uns und in der Schweiz nicht wegzu- diskutieren ist. «Vor allem in den unteren Ligen ist es bei uns rauer geworden und man hört 
Liechtensteins Schiedsrichter Nummer 1, Roland Beck: «Auch auf unseren Plätzen steigt die Aggressivität.» von immer mehr Spiel­ abbrüchen. Wahrscheinlich hängt dies damit zusammen, dass unsere Gesellschaft allge­ mein aggressiver geworden ist.» Tätlichkeiten nehmen zu Besonders sieht der Triesen- berger die Problematik im Ju- niorenbereich, wo die Tätlich­ keiten unter den Spielern, aber 
auch gegenüber den Unpartei­ ischen stark zunehmend sind. Als mögliche Ursache wähnt er auch die Tatsache, dass immer mehr Ausländer in den Mann­ schaften stehen. «Ich will aber nicht verallgemeinern und die Schuld nur bei den ausländi­ schen Kickern suchen. Es kommt halt schon 'vor, dass Mannschaften mit Spielern aus zum Beispiel verschiedenen Teilen des ehemaligen Jugosla­ wiens aufeinandertreffen und dies kann dann schon zu Ärger führen. Aber wie gesagt, hier darf man die Schuld nicht nur den Ausländern geben, auch unter Einheimischen kommt es immer öfters zu unschönen Vorfällen.» Streiken bringt nichts Deshalb zu streiken ist fiir Beck allerdings kein adäquates Mittel, denn dadurch lassen sich für ihn solche Schwierig­ keiten nicht lösen. Vielmehr denkt er, dass man auf diese Umstände, zum Beispiel über die Presse aufmerksam machen kann. «Vielleicht sollte man ei­ ne 
entsprechende Kampagne starten», so sein Vorschlag. • ? 
Selbst kam der NLA-Schieds- richter laut seinen Angaben nur einmal in eine etwas bedrohli­ che Situation, als er vor zehn Jahren nach einem Match unter Polizeischutz das Stadion ver­ lassen musste. «Dies ging jedoch nicht von den Spielern, sondern von den Zuschauern aus.» Zeigen, wer der «Meister» ist Seine persönliche Strategie, um eine Partie gut über die Bühne zu bringen, liegt in ers­ ter Linie in der guten Vorbe­ reitung. «Ich schaue mir die Si­ tuation genau an. Dabei be­ rücksichtige ich, ob ich ein Derby pfeife oder ob es tradi­ tionell eine eher brisante Be­ gegnung ist. Dementsprechend stelle ich mich auf ein Spiel ein und bin auf alles gefasst. Zu­ dem ist es kein Fehler, wenn man gleich zu Beginn zeigt, wer der (Meisten ist, ym Ruhe zu haben.» Und ganz wichtig ist für Beck der persönliche Kontakt zu den Athleten. «Wenn man mehr vom anderen weiss, ist auch die Achtung, grösser und so lassen sich Probleme leichter lösen.»
	        

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