Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

. 1 0 Montag, 14. Januar 2002 
EXTRA Liechtensteiner VOLKSBLATT Di al m Si le s] B K u 
Antibiotika in der Gülle Umweltverbände für UNO-Beitritt Wilfried «Alpinus» Richter gestorben Mehr Gentech-Pflanzen ÖlÜÎF Wilfred «Alpinus» Richter ist tot In der Nacht von letztem Dienstag auf Mittwoch ist Wilfred «Alpinus» Richter, geboren am 31. Juli 1945 bei Erfurt (D), seinem schweren Krebsleiden erle­ gen. Wilfred «Alpinus» Richter war ein Kämpfer für die Alpen. Er erkannte als erster bereits zu Beginn der 90er-Jahre, wie wichtig die In formations-Vernetzung der Alpenakteure grenz­ überschreitend und laufend ist. Er gründete das Medien- Netzwerk Alpen als einen • alpenpolitischen Fach-In- formationsdienst, nutzte seine Arbeit beim europäi­ schen Volksmusiksender «Radio 
Eviva» (Zürich) für . die Gestaltung eines Alpen­ magazins mit Meldungen, Interviews und Kommenta­ ren bezogen auf 
die «ganzen Alpen». Er gestalte­ te seit 1. September 1994 über Jahre hindurch täglich ohne Unterbruch «Die Al­ pen, täglich frisch am Fern­ sehen zu lesen» im 3sat-Te- letext. Sein besonderer Stolz war der wöchentliche Al­ pen-Newsletter an mehr als 1000 E-Mail-Adressen und schliesslich die Erfüllung ei­ nes Jug&ndtraums. Im Jahre 2001 schaffte er via Internet die erste AIpen-online-Ta- geszeitung. Diese Arbeit, zuerst parallel zum Beruf, später als Kampf gegen sein Leiden, war sein ganzer Stolz. Seine Feder war spitz, er schonte weder Politiker hoch Naturschützer, rüttelte auf und brachte Alpen- Freunde zueinander. Wilfred Richter war 
ein Idealist, ein Kämpfer für die Anerken­ nung der Alpen als beson­ deren Lebensraum. Verstärkter Anbau von Genpflanzen WASHINGTON: Ungeachtet der kritischen Haltung vieler Verbraucher insbesondere in Europa hat der weltweite Anbau genveränderter Pflanzen im vergangenen Jahr um 20 Prozent zuge­ nommen: Wie es in einem . am Donnerstag vom Inter­ nationalen Dienst für den Ankauf 
landwirtschaftlich- biotechnischer Verfahren (ISÄAA) veröffentlichten Bericht hiess, bepflanzten Bauern rund 52 Millionen Hektar Land mit gentech­ nisch, veränderten Pflanzen. Das sind rund 8,4 Millionen Hektar mehr als im Voijahr. Etwa 90 Prozent der welt­ weiten der Anbauflächen liegen in den USA und in Argentinien. China-habe sei­ ne Produktion 
von genver­ änderter Baumwolle 2001 verdreifacht, hiess es in dem Bericht weiter. Auch in an­ deren Ländern steigt dem Bericht zufolge das Interesse an 
der Zucht genveränderter Pflanzen. In Indien werde ' demnächst die Erlaubnis für den Verkauf genmödiflzier- ter Baumwolle erwartet.. 
Belastung für Umwelt noch nicht geklärt Gülle enthält teilweise Antibiotika, die in die Umwelt gelangen. Zu die­ sem Schluss kommt die Eidg, Anstalt für Wasser­ versorgung, Abwasser- reingung und Gewässer­ schutz (EAWAG). Die Aus­ wirkungen ' sind noch nicht geklärt. Eine Studie des EAWAG in Dü­ bendorf ergab, dass pro Dün­ gung bis zu 500 Gramm anti­ biotische Substanzen pro Hek­ tare auf • Felder ausgebracht werden. Stephan Müller von der EAWAG bestätigte letzte Woche, einen entsprechenden Bericht der Zeitung «Schweizer Bauer»; Seit 1999 untersuche das EAWAG, ob diese Stoffe von der Umwelt abgebaut wür­ den, oder ob sie in die Gewäs­ ser gelangten. Die Frage, ob die Antibiotika Resistenzen bei Bakterien in der Umwelt-auslösen können, sei noch nicht geklärt. «Wir rechnen mit ersten Resultaten in ein bis. zwei Jahren.» Anti­ biotika-Rückstände können theoretisch zu einer Antibioti­ ka-Resistenz beim Menschen führen. Bisher war das Problem vor allem im Zusammenhang mit Fleisch diskutiert worden. Vor- und Nachteile Der Schweizerische Bauern­ verband (SBV) rechtfertigt den Einsatz von Antibiotika: Bei in­ fektiösen Krankheiten könnten Nutztiere dank Antibiotika meist gerettet werden, sagte Thomas Jäggi vom SBV. 
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- Eine Studie ergab, dass pro Düngung bis zu 500 Gramm antibiotische Substanzen pro Hektare auf Felder ausgebracht werden. Es sei nicht auszuschliessen, dass die Antibiotika durch das Ausbringen von Gülle in die Umwelt gelangten. Würde das Tier jedoch zum Beispiel bei ei­ ner Lungenentzündung nicht behandelt, wäre schlimmsten­ falls eine Notschlachtung die Konsequenz. Man wolle den freigiebigen 
Umgang mit Antibiotika ver­ hindern, sagte Jäggi. Meist sei der. Einsatz gerechtfertigt, vor allem bei jüngeren Tieren mit schwächerem Immunsystem. Leistungsförderer verboten Früher wurden Antibiotika­ substanzen in der landwirt-schaft 
zur Leistungsförderung eingesetzt. Seit 1999 sind diese antimikrobiellen Leistungsfor- derer (AML) verboten. Erlaubt sind nur noch Antibiotika, die unter tierärztlicher Kontrolle bei Krankheiten eingesetzt werden. Der Antibiotika-Einsatz ist allerdings zum Teil noch nicht rückläufig. Die früher zu 
Mastzwecken dem Futter bei­ gemischten Antibiotika hatten den Nebeneffekt eines Infekti­ onsschutzes. Durch das Verbot werden beispielsweise Schwei­ ne nun öfter krank. Antibiotika müssen also in einer Über­ gangsphase im therapeutischen Bereich vermehrt eingesetzt werden. Umweltverbände sprechen sich für UNO-Beitritt aus WWF, Greenpeace, Pro Natura, VCS und SGU plädieren für ein Ja am 3. März Die Umweltverbände WWF, Greenpeace, Pro Natura, VCS und SGU plädieren für den UNO-Beitritt. Um die globalen Umwelt- und Naturschutzprob­ leme anzupacken, brauche es eine weltumspannende Orga­ nisation wie die UNO, argu­ mentieren sie. «Die UNO gründet in der Schweiz keine neuen National­ parks, 
hebt keine Laubfrosch- Tümpel aus und renaturiert keine Auen», sagte Otto Sieber, Zentralsekretär von Pro Natu­ ra, an einer Medienörientie- rung in Bern. Die Schweizer Umweltorganisationen enga­ gierten .sich für den UNO-Bei- tritt am 3. März, weil dem Schoss der Vereinten Nationen die entscheidenden Ideen ent­ springen würden, wie die glo­ bale Umweltzerstörung gemil­ dert werden könne. Nur die UNO verfüge über die Struktu­ ren, in denen solche Ideen rei­ fen und verbreitet werden könnten. So habe die Biodiver- sitäts-Konvention von Rio 1992 zu einem weltweiten Boom zur Schaffung von neu­ en Nationalparks und grossen Schutzgebieten geführt. Von diesem Boom profitiere auch die Schweiz, erklärte Sieber 
und. verwies auf das Bio- sphärenreservat Entlebuch (LU) und das erst kürzlich als Welt­ naturerbe anerkannte Aletsch- Jungfrau-Gebiet! Die UNO habe aber auch Massnahmen gegen die von Menschen gemachte Erderwär­mung 
ergriffen. Ein wichtiges Instrument im Kampf gegen die Klimaerwärmung sei> trotz der Äbseitsposition.der USA - das Kyoto-Protokoll. Bereits jetzt schmelze im arktischen Norden: das Eis, die Südseeinsel Tuvalu werde überflutet und in der 
Schweiz würden Skistationen in mittleren Höhenlagen Kon­ kurs gehen, führte Adrian Schmid, 
: Leiter Verkehrspolitik des VCS, aus. Dazu trügen massgeblich die zu fast 30 Pro­ zent durch den Verkehr verur­ sachten C02-Emissionen bei. Das Jungfiau-Äktsch-Gebict wurde ins Weltnaturerbe aufgenommen. Schweizerische Umweltverbän­ de schreiben dies unter anderem der UNO zu, weshalb sie für einen Beitritt plädieren. 
Nur die Vernetzung von Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt könne den drohenden Klimakollaps abwenden. Kas­ par . Schuler, Geschäftsleiter Greenpeace Schweiz, und Heinz Stalder, Leiter Internatio­ nale 
Projekte WWF Schweiz, unterstrichen als Vertreter von international agierenden Orga­ nisationen die Wichtigkeit der UNO. Mit der Zugehörigkeit zur UNO könne die Schweiz ihre Meinungen im Umweltschutz-. bereich noch stärker einbringen als bisher, der Alleingang sei keine Alternative und eine bes­ sere Partie sei nicht in Sicht, sägte Stalder. Die Schweizer Nichtregierungsorganisationen. würden besser in das interna­ tionale Netzwerk integriert und könnten mehr Einfluss neh­ men, wenn die Schweiz Voll- ; mitglied der UNO wäre, sagte Natacha Litzistorf, Geschäfts- • leiterin der Schweizerischen Gesellschaft für Umweltschutz (SGU) in der Romandie. Ange­ sichts der grossen Herausforde­ rurigen in Umiwelt, Wirtschaft und Sozialem brauche es eine Antwort auf internationaler. Ebenei' Der Beobachterstatus gestatte es" nicht, die Interessen der Schweiz wahrzunehmen.
	        

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