Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Liechtensteiner VOLKS BLATT 
SPORT Montag; 8. April 2002 
1 5 HCD - express zum 26. Titel r^TTTT NLA-Playoff-Final: Davoser demontierten den ZSC Absolut verdient und im Final souverän wie kein Team zuvor sicherte sich Davos im Hallen­ stadion den 26. Meistertitel. Der entthronte Champion ZSC leis­ tete auch in der vierten Partie beim 1:4 kaum Widerstand und unterlag in der Serie chancenlos 0:4. Sirn Schnch ans Züric h Seil der letzten Meisterparty l')8S hal­ len sieh die Anhänger der Bündner unerträglich lange gedulden müssen, zwischendurch nnissten sie gar den Absturz in die Anonymität der 1. Liga erleiden. Nun leierten sk- in Zürich und parallel dazu in Davos vor einer Grossleinwand den möglichen Beginn einer neuen Dynastie. Der «feurige» I ngadiner Arno Del C urto führte den HCl) zurück und ver­ schaffte sielt nicht mir im 1 andwasser- lal einen Platz in der Ahnengalcrie: Der letzte gebürtige" Schweizer Trainer, dem dieses Kunststück gelang, war Hi­ hi lorriani. Vor vier Dekaden hatte der legendäre St. Moritzer Visp zum litel gccoacht. Zwölf Jahre nach dem lielpunkl in der Geschichte des Kekordmcisters ze­ lebrierte der IICD in der Halle des ab­ tretenden Titelhalters den Triumph re­ gelrecht. Seil Einführung des Bcst-of- 7-Modus vor vier Jahren war es keiner l-quipe gelungen, den Nl.A-ITirmi mit einer makellosen Bilanz zu erstürmen. Schnelle Entscheidung Die Geschichte des Showdowns war bereits bei Spiclmitte geschrieben. Mit seinem lt. I reffer im laufenden l'lavoff lenkte der von der ausgedünn­ ten ZSC-Del'ensive abermals nicht zu kontrollierende lonnv Bolionos das Geschehen schon in der 7. Min. mei­ sterliche Halmen. Wenig später (14.) Iiess sich Mark Streit in der eigenen Zone die Scheibe leichtfertig von Mi­ chel Riesen abluchsen. Rcto von Arx drosch den Ruckpass des Bielers zum wegweisenden 2:0 am machtlosen Ari Sulander vorbei. Symptomatisch für den unerwartet klaren Verlaul dieser entlauschend einseitigen, auch im letzten Akt prak­ tisch emotionslosen Serie war die Ent- stehung des endgültigen Knock-outs: Der von ZSC-Coach l'ekka Rautakallio schon last zwingend überforderte Ver­ teidiger Mathias Seger Hess sich vorn keineswegs eleganten L äufer Ralph Oll stümperhaft überlaufen, ehe der Junior Tim Ramholt den Querpass ins 
Der IK Davos hohe sich in eindrucklicher Muriner den Meisterpokal. eigene Gehäuse abfälschte - es passte irgendwie ins triste Bild der gestürzten l.owen. Optisch hatten sich die Zürcher zwar bemüht, die vierte Schmach in Serie 
abzuwenden, sie präsentierten sich im Vergleich zu den ersten drei kläglichen f ehltritten zumindest mit mehr Enga­ gement. Nur reichte die leichte Leis­ tungssteigerung gegen diesen entfes-(Bild: 
Kcystoue) selten HC Davos nicht einmal ansatz­ weise zu einer Ehrenmeldung. Der Krafakt im Halbfinal gegen den Erzri- valen aus Lugano kostete sie offen­ sichtlich zu viel Kraft. 
279 000 sahen Davo­ ser Titelgewinn am TV Durchschnittlich 279 000 TV-Zu­ schauer verfolgten am Samstag bei SF2 den entscheidenden Sieg des HC Davos im Playoff-Final gegen die ZSC Lions (Marktanteil 15,8 °/o). Die vier direkt übertragenen Firialspiele zwischen den ZSC Lions und Davos erreichten eine durchschnittliche Sehbeteiligung von 229 000 Perso­ nen (Marktanteil 19,2 %). In den sechs übertragenen Playoff-Final- spielen des letzten Jahres zwischen dem ZSC und Lugano waren dies 289 000 Personen (16,8 %). Gerber und ienni mit Färjestad Meister Färjestads BK ist zum sechsten Mal und erstmals seit 1998 wieder schwedischer Meister geworden. Das Team von Marcel Jcnni und Martin Gerber gewann auch das dritte Spiel des Playoff-Finals gegen Modo Örnsköldsvik, diesmal mit 5:3 im Heimstadion in Karlstad, und hat mit dem zehnten Playoff-Sieg in Folge die Saison abgeschlossen. Die Schweizer im Team des letztjähri­ gen Langnau-Trainers Bengt-Ake Gustafsson waren bei Färjestads Ti- tclgewinn Schlüsselspieler. Torhüter Martin Gerber war mit einer Er­ folgsquote von 94,1 Prozent auch in den Playoffs der Torhüter Nummer 1. Der aus dem Nationalteam ver­ bannte Marcel Jenni war in zwei der drei Finalspielen bei Färjestad die treibende Kraft: Am Samstag stand er bei zwei der drei Toren auf dem Eis, als Färjestad im Mitteldrittel in­ nerhalb von fünf Minuten aus ei­ nem 0:1-Rückstand den vorent­ scheidenden 3:1-Vorsprung machte. Ausserdem holte Jenni vier Minuten vor dem Ende jene. MoDo-Strafe heraus, die zum siegsichernöen 5:3 führte. Jenni, letzte Saison in Schweden Playoff-Topskore-r, mar­ kierte in den zehn Playoff-Partien ein Tor und sieben Assists und wies eine Plus-8-Bilanz aus. NHL-Resultate National Hockcy League (NHL): Dallas Stars - Colorado Avalanehe lohne David Aebischerl 3:1. BufTalo Sabrcs - Florida Panthers 3:1. Washington Capilals - Otta­ wa Senators 0:0. Atlanta Thrashe/s - New Jersey Devils 1:3. St. Louis Blues - Chicago Blackhawks 5:1. Vancouver Canucks - Minnesota Wild 5:4 n.V. Anaheim Mighty Ducks - Edmonton Oilers 2:0. San Jose Sharks - Detroit Red Wings 6:3. Los Ange­ les Kings - Edmonton Oilers 4:3 n.V. New York Isländers - Washington Capitals 5:4. New York Rangers - Boston. Bruins 6:4. Montreal Canadiens - Columbus Bluc Jackcts 4:1. Philadelphia Flyers - Pilts- burgh Penguins 3:1. Logische Folge eines langfristigen Aufbaus Eishockey: Meisterporträt des HC Davos In dieser Saison hatte nur eine Mannschaft den Titel verdient: Der HC Davos. Die Bündner dominierten die Qualifikation, 
verteidigten den Titel beim Spenglercup und wurden ihrer Favoritenrolle in den Playoffs vollauf gerecht. Marco Kelle r Die Rückkehr der Büntlner an die ab­ solute Spitze ist die logische Folge ei­ nes langfristigen Aulbaus unter dem Engadiner Arno Del Curto. Acht Spie­ ler sind immer noch (oder wieder) im Kader, die schon 1998 die Final-Nie- derlage gegen den EV Zug miterlebt hatten. Anschliessend war es mit Da­ vos abwärts gegangen: In den drei Spielzeiten danach gewannen die Landwassertaler keine einzige PlayoIT- Serie. Im letzten Jahr waren aber bereits Anzeichen der Besserung erkennbar: Davos beendete die Qualifikation als Dritter, gewann den Spengler-Cup, verlor dann aber gegen Bern 0:4, wo- l;>ei Lars Weibcl und Patrick Fischer 
fehlten. Die Fortschritte der letzten beiden Spielzeiten lussen vor allem auf verbesserter Defensivarbeit, denn das junge Kader spielte schon vor Jah­ ren begeisterndes Offensiv-Eishockey. In dieser Saison kassierte die kompro­ misslos aufräumende Defensive, ohne ausländischen Verteidiger wohlge­ merkt, am wenigsten Gegentreffer, da­ hinter steht der gereifte Weibcl. Dem 27-Jährigen war lange die Tauglich­ keit für wichtige Partien abgesprochen worden, spätestens aber in den letzten fünf Wochen gelang ihm sein Gesel­ lenstück. Im 
erweiterten Favoritenkreis Vor der Saison war Davos dem er­ weiterten Kreis der Titelkandidaten zu­ gerechnet worden; Ende September wurden diese Aussagen dann konkre­ ter. Innert zehn Tagen kehrten mit Re- to von Arx und Michel Riesen zwei enttäuschte Nordamerika-Söldner zu ihrem vorherigen Klub zurück. Dass Davos bei beiden den Züschlag erhielt, lag nicht nur an der vorsorglich ge­ füllten Kriegskasse, sondern primär daran, d'iss sich beide sich unter Del 
Curto speziell wohl fühlen. Und in den Playoffs waren beide - zusätzlich an­ gestachelt durch vor(olympische) Ent­ täuschungen - mitentscheidend. Aber auch sonst hatte man die Hausaufga­ ben gemacht, was die Transfers bewei­ sen: Josef Marha (Norfolk, AHL) war mit seinem Auge und seiner Schnellig­ keit ein Gewinn, Björn Christen (Bern) verstärkte die physische Komponente noch und ist der Aufsteiger der Saison im Schweizer Eishockey und Benjamin Winkler (Kloten) stabilisierte die Ab­ wehr weiter. Insgesamt verfügte Davos über die ausgeglichensten vier Blöcke mit spielintelligenten Zweiweg-Cen­ tern. Schwierigkeiten kannte Davos ei­ gentlich nur einmal: Gegen die unbe­ rechenbaren Berner lag man nach dem zweiten Heimspiel und der einzigen ganz schwachen Leistung 1:2 zurück. Ein etwas glückhafter Sieg zwei Tage später im Allntendstadion bedeutete dann aber den Auftakt zu einer Serie von 11:2 Matchgewinnen. Den Begriff «Meistermachcr» ver­ dient sich Arno Del Curto hundertpro­ zentig. Der erste in der Schweiz gebo-^ 
rene Meistertrainer seit Bibi Torriani (1962 mit Visp) hat in den letzten sechs Jahren den zwischenzeitlich in die Anonymität der ersten Liga ver­ sunkenen Rekordmeister wieder zu ei­ ner Topadresse gemacht, in der die Nachwuchsspieler die grössten Fort­ schritte machen. Del Curto bürgt für spektakuläres Eishockey, das einen an­ genehmen Konterpunkt zum «Rechen- schieberspiel» vieler skandinavischer (und anderer Cpaches) bietet. Für den TT 
eigenwilligen Del Curto schloss sich am Samstag der Kreis: Vor zehn Jah­ ren hatte er ebenfalls im Hallenstadion das damals noch wirklich «Grande Lu­ gano» aus den Playoffs eliminiert und damit hierzulande für die grösste Sen­ sation der Neuzeit gesorgt. Del Curto profitiert in Davos aber auch von opti­ malen Bedingungen: niemand redet ihm in sportliche Belange drein, wie dies in anderen Grossklubs heute gang und gäbe ist. imlUIierblick • Gründungsjahr: 1921. • • Erfolge: 26-mal Schweizer Meister, letztmals (vor 2002) 1984, 85,12-mal Gevyinner des Spengler-Cups. • Präsident: Ernst Wyrsdi. • Vizepräsident: Georg Gasser; . • Geschäftsführer: Rolf Bachmann, • Technisdier Direktor: Jörg Eberle. • Budget: 8,3 Mio Franken. • • Das Kader. Tor: Lars Weibel (27). Jonas Hiller (20).. Verteidigung: Beat Equilino (30). Be- - at Forster (19). Marc Giänola (28). 
Andrea Hälier (30). Michael Kress • (26). Ralph Ott (31). Jan von Arx (24). Benjamin Winkler (25). Sturiii: Andres Ambüty (18). Lonny Bohonos (Ka, 28). Andreas Camen- zind (20). Björn Christen (22). Patrick Fischer (26). Marc Heberlein (20). Jo- j sef: Marha (Tsch, 25). Kevin Miller (USA, 36); Ren* Müller (33). Claudio. Neff (20). Thierry Paterlini (27). Mi-j chel-Riesen (23). Sandro Rizzi (23). i Fabian Sutter (19). Reto von Arx (26).: , Trainer: Arno Del Curto (45), !
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.