Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

1 2 Montag, 8. April 2002 
EXTRA Liechtensteiner VOLKSBLATT "\1 
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Erholung im Naturgarten vor der Haustür Dorniger Frühblüher Generaluntersuchung der Erde Kleinstrukturen der Natur NaCHRICHTE 1 Generaluntersu­ chung der Erde FRASCATI: Knapp einen Monat nach dem Start hat Europas Umweltsatellit «En- visat» mit einem umfassen­ den «Check-Up» des Plane­ ten Erde begonnen. Erste Fotos der «Envisat»-lnstru- mente begeisterten letzte Woche die Wisscnschafter und Umweltfachleute in Frascati im italienischen Forschungszentrum der Eu­ ropäischen Weltraumorga­ nisation ESA. 
Der bislang teuerste und grösste eu­ ropäische Satellit soll 
fünf Jahre lang Daten zu nahezu allen Klima- und Umwelt- fragen liefern und ausser­ dem die Vorhersage von Naturkatastrophen sowie die Klimamodelle verbes­ sern. 
Der mit zehn Insiru- menteo bestückft' «F.nvisat» hat damit begonnen, bei­ spielsweise das dramatische Abbrechen von Gletschereis in der Antarktis zu beob­ achten sowie die Amazo- nas-Region oder auch das geschützte Watt samt der . Küstenerosion bei den Ost- friesischen Inseln. «Die Öf­ fentlichkeit solL wissen, wie es um den Gesundheitszu­ stand der Erde bestellt ist«, erläuterte der für Erdbeob­ achtung zuständige ESA-Di­ rektor Jose Achache den Auftrag des Satelliten. Kleinstrukturen der Natur ZÜRICH: Steinhaufen, Grä­ ben oder Pfützen verbessern die Überlebenschancen zahlreicher Tierarten. Der Schweizer Vogelschutz (SVS) 
stellt solche Klein- struktufen der Natur ins Zentrum seiner neuen Drei- Jahres-Kampagnc. Der SVS hat sich zum Ziel gesteckt, in der Schweiz wieder Hun­ derte wertvoller Kleinstle- bensräumc entstehen zu hissen. Die Kampagne will die Bevölkerung sensibili­ sieren und auffordern, sel­ ber zum Aufbau von Klein­ strukturen in der Natur bei­ zutragen. Was viele Men­ schen immer noch als Un­ ordnung am Wegrand miss­ verstehen würden, sei ein kleines Paradies für die Na­ tur, schreibt der SVS. Für die Zauneidechse etwa wür­ den Steine einen wichtigen Schutz darstellen. Die Infor- mationsbroschüre «Klein­ strukturen» kann mit einem adressierten und frankierten Rüekantwortcouvert in dop­ pelter Postkartengrösse be­ stellt werden bei: Schweizer Vogelschutz SVS, Postfach, 8036 Zürich. Im Internet kann die Broschüre unter www.birdlife.ch bestellt werden. 
Erholung vor der Haustüre Viele gute Gründe zur Errichtung eines Naturgartens Zwischendurch mal die Seele baumeln lassen und tief durchatmen . . . das tut gut. Dazu gehen wir oft hinaus in die Natur. Das können wir auch im Alltag erleben - direkt vor unserer Haustür. Stress­ ausgleich in unserer eige­ nen naturnahen Aus­ gleichsfläche. Nicht nur wir, alich die Natur wird vielfältig gestresst. Mit ei­ nem Naturgarten geben wir 
der Natur und uns ein Stück Wohl­ befinden zurück: Wir rücken näher an den natürlichen Le­ benszyklus, entdecken eine neue Vielfalt von Blumen, Gehölzen, Insekten und Vögeln - und entwickeln lins vielleicht langsam von Machern zu Ge- niessern. Ein Naturgarten ist kein Wildgarten, sondern ein bc- wusst und möglichst umwelt­ schonend angelegter und ge­ pflegter Grünraum, dem. wir Entwicklungsniöglichkeiten zugestehen und der einheimi­ schen Pflanzen und Tieren Le­ bensraum bietet. Ein solcher Garten wird für uns Menschen zum Erlebnis- und Erholungs­ raum. Marienkäfer oder Blattläuse? Gegen Blattläuse gibt es natürliche Feinde, z. B. Mari­ enkäfer. Während ihres Lebens vertilgen Marienkäfer Tausende von Blattläusen. Meisen, Spin­ nen und Ohrwürmer ernähren sich von pflanzenfressenden Larven und Käfern. Ersparen Sie sich und der Natur die che­ mischen Pflanzenbehandlungs- mittel und lassen Sie das von Nutzinsekten giftfrei und kos­ tenlos erledigen! Die Nutzin­ sekten locken wir mit 
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Naturgartcn wird für uns Menschen zum Erlebnis- und irlwlutigsruuin vor unserer Haustüre. sehen Blumen und Sträuchern (keine Exoten), Ast- und Stein­ haufen an. Gäste im Garten . . . sind willkommen! Etwa ein Igel im Ast häufen, eine Ei­ dechse in der Trockenmauer oder ein Grasfrosch im Weiher. . . Schaffen Sie viel Kleinle­ bensräume aus Laub, Tot hol/, Sclinittgut, Steinen, Sand, Kies und einer vielfältigen Vegetation. ürünabl'uhr ist oft nicht nötig. Achten Sie darauf, dass 
das anfallende organische Ma­ terial im Garten bleibt. Vertei­ len Sie Laub in der Hecke und verwenden Sie Schnittgut als Mulch. Äste können gehäckselt oder noch besser als Haufen angelegt werden. Igel. Blind­ schleichen und Kröten fühlen sich hier wohl und helfen bei der Schneckenhekämpfung. Durchlässigkeit statt Ver­ siegelung Zufahrten, Park- und Vor­ plätze erfordern meist keine 
wasserdichte Asphalt-Versie­ gelung. Ein Kies- oder Mergel­ platz erfüllt den gleichen Zweck, gewährleistet die Was- serversickerung und ermög­ licht da und dort Spontanvege- lation. Auch für den Menschen ist ein durchlässiger Platz we­ sentlich angenehmer, so ist es z.B. im Sommer viel weniger heiss. Ein mit Veilchcnblüten gar­ nierter Löwenzahnsalat zur Vorspeise, gefolgt von Bär­ lauchnudeln an einer Kräuter-rahmsauce 
und zum Nachtisch eine Waldbeerenmousse ... so verwöhnt uns ein Naturgarten auch kulinarisch! Haben wir Ihr Interesse ge­ weckt? Der VNG (Verein für naturnahe Garten- und Land­ schaftsgestaltung / Adresse: VNG, Höhenstrassc 19, 9}20 Arbon; Tel./Fax 071/440 12 24) hilft Ihnen gerne mit Informa­ tionen, vermittelt Fachleute für Beratung, Referate oder Umge­ bungsgestaltung. Melden Sie sich! Der Schwarzdorn zeigt den Frühling an Der dornige Frühblüher ist für Tiere äusserst nützlich Schade, dass in Hausgärten einheimische Sträucher gegen exotische Ziergehölze keine Chance haben. Denn einen festen Platz hat auch der Schwarzdorn verdient: er ist schön, dekorativ und vor al­ lem nützt er vielen Tieren. Die Forsythie gilt als Früh- lingsvorbotc. Die gelben glockenförmigen Blüten er­ scheinen bereits im März bevor die Blätter austreiben und sind besonders auffällig und deko­ rativ. Kein Wunder, wird der Strauch seit 1833 gerne in Hausgärten angepflanzt. Nur: aus Sicht des Naturschutzes ist das Anpflanzen der exotischen Pflanze ein ökologischer Sün- denfall. Für die heimische Tier­ welt ist. die Forsythie wertlos. Kein einziger Küfer knabbert an den Blättern, kein Schmet­ terling legt darauf seine Eier 
ab. Selbst für Bienen sind die Blüten fast wertlos. Herberge für seltene Schmetterlinge «Anstelle von Forsythien sollten Gartenbesitzer den Schwarzdorn vorziehen. Er ist ebenso dekorativ und nützt erst noch der einheimischen Tier­ welt», sagt Reto Möckli, Sträu­ cher-Experte bei Pro Natura. Auch dieser Strauch blüht früh im Jahr. Bereits Ende März überziehen die reinweissen Blüten Zweige und Äste. Die Büsche ziqren oft Waldränder und Feldgehölze und leuchten in der Frühlingssonne. Von der Schlehe, wie der Schwarzdorn auch genannt wird, leben denn auch die Rau­ pen etlicher seltener Schmetter­ linge wie die des prächtigen Se­ gelfalters, 
und die Blüten sind eine erstklassige Bienenweide. 
•fjr.'V, C. Der Schwarzdorn ist dekorativ und nützt erst noch der einheimi­ schen Tierwelt. 
Die weiss bereiften blauen Bee­ ren locken im Herbst und Win­ ter verschiedene Vögel an und dienen ihnen als ergiebige Nah­ rungsquelle. Aus den Beeren stellten die Bauern früher eine schmackhafte Konfitüre her. Der Neuntöter, ein seltener Singvo­ gel, der in Feldgehölzen lebt, bevorzugt ebenfalls Schwarz- dorn-Hecken. Auf den Dornen spiesst er seine Beute wie Käfer und Heuschrecken auf. Zuverlässiger Klimazeiger Der Schwarzdorn zeigt aber auch an, dass der Frühling im­ mer früher Einzug hält. Der Blühzeitpunkt hat sich in den letzten 30 Jahren immer weiter nach vorne verschoben. Mitt­ lerweile erscheinen die Blüten der Schlehe im" Durchschnitt zwei bis drei Wochen früher als noch in den 70er-Jahren. Pro Natura
	        

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