Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Liechtensteiner 
VOLKSBLATT 
KULTUR Samstag, 6. April 2002 , 
1 5 Verwandeln der Klarheit zum Chaos Ausstellung mit Skizzen von Hugo Marxer in der Stein-Egerta in Schaan 
REKIAMI-: Hugo Marxer ist ein Bildhauer, der viel zeichnet. «Skizzen», so der Künstler, «fixieren Ideen, An- und Draufsichten werden angelegt, Grundrisse, Aufrisse, Abrisse, Schnitte. Perspektiven verschieben sich. Der Reifepro- zess aber geht weiter und mit der Zeit besteht Aussicht auf Einsicht.» Gcrolf Hause r Vor vier Jahren, anlässlich einer Aus­ stellung mit Zeichnungen von Hugo Marxer im Raihaussaal Vaduz, sagte Hans Brunhart über den Künstler: «Ein Bildhauer muss konsequent sein, ge­ duldig. mental stark, selbstbewusst, physisch stark, braucht Grosszügigkcit und Akribie. Wer sich mit einem Stein messen will, muss das haben und Hu­ go Marxer hat dies alles.» Wie die Starke und Grosszügigkcit aussieht, bevor Hugo Marxer sich mit dem Stein misst, zeigen die Skizzen, die ab dem 12. April in der Stein-Egerta gezeigt werden. I'tvvas Spezielles Schon lange habe er sich vom Gale­ rie-Ausstellungsgeschehen distanziert. Die Ausstellung in der Stein-Egerta sei sozusagen dazwischen gerutscht. Der Grund: Seil fünf Jahren organisiert die Erwachsenenbildung jährlich eine Kuliurreisc in'die Marmorstadt Carra- ra, in der Hugo Marxer nicht nur ar­ beitet. sondern den Besuchern und Be­ sucherinnen aus Liechtenstein die dortigen Steinbrüche und Künstlcratc- licrs zeigt. Da er jetzt für eine grosse Einzclausstellung arbeitet - sie wird, nach über zweijähriger Vorbereitung, in Liechtenstein starten, dann nach Wien, Hamburg und Weimar gehen - sagte er für dieses Jahr die Führung durch Carrara ab. Als dann die Anfra­ ge der Erwachsenenbildung kam, oh er in der Siein-Egcrta eine Ausstellung machen könnte, wollte Hugo Marxer etwas Spezielles zeigen: Skizzen als 
Der Bildhauer Hugo Marxer zeigt ah dem 12. April in der Stein-Egerta Skizzen, also jene Blätter, auf denen Ideen zum ersten Mal fixiert werden. Ideenträger, Skizzen, die für ihn auch deshalb wichtig sind, weit sie so etwas wie ein auslosendes Element darstel­ len, Skizzen, von denen manche liegen bleiben, von neuen Ideen überholt werden, während andere sich weiter entwickeln. Spiele auf Papier «Die Ausstellung zeigt weder Zeich­ nungen noch Fertige Skulpturen. Ich zeige nur die allerersten Momente, je­ ne Skizzen, auf denen zu sehen ist, wie das Herumtragen eines Gedan­ kens, das Voll-beladen-Sein mit Ideen und Vorstellungen sich das erste Mal niederschlägt auf einem Stück Papier als Strich, als Schattierung, als mit 
dem, was zwischen Schatten und Ob­ jekt liegt. Die 21 Arbeiten, die ich in der Stein-Egerta zeige, sie stammen alle aus dem vergangenen Winter, sind sehr spontane Skizzen, an denen, ich noch nicht weitergearbeitet habe, die also noch lange keine Zeichnun­ gen sind, denn eine Zeichnung ist ein klar lesbares Dokument. Skizzen sind etwas sehr Emotionales, sind Explo­ sionen, Bewegungen, Spiele auf ei­ nem Blatt Papier, Auseinandersetzun­ gen mit der Zweidimensionalität, aus denen sich vielleicht später etwas entwickelt. Skizzen zeigen den Mut, die weisse Papierfläche zu brechen, sei es mit Tusche, Kohle oder Öl. Es ist wie das Verwandeln der Klarheit des 
(Bild: Gcrolf Hauser) weissen Papiers zu einem Chaos. Es sind Ideenentwürfe. Die Blätter zei­ gen das, was bei mir passiert am Mor­ gen vom Aufstehen bis vielleicht zwei Stunden nach dem Kaffeetrinken, zei­ gen, was ganz frisch, noch ohne jede Belastung durch Tagesereignisse, im Unterbewusstscin während der Nacht geschehen ist. Erst langsam durch viele hundert Skizzen, also durch das Suchen, entwickeln sich neue For­ men, die in Zeichnungen umgesetzt werden, die ausgearbeitet, meist schon im richtigen Massstab, .das Werk zeigen.» Hugo Marxer zeigt Skizzen in der Stein-Egerta. Vernissnge: Freitag, 12. April, 18 Uhr. Faszination der Gegenüberstellung Gespräch mit dem Galeristen Kurt Prantl von der Galerie am Lindenplatz Die Galerie am Lindenplatz in Vaduz zeigt bis zum 19. April Grafiken von Georg Baselitz und Arnulf Rainer. Beiden Künstler gemeinsam, so Gale­ rist Kurt Prantl, sei ihre Unkonven- tionalität, denn Rainer deckt seine Arbeiten zu, überzeichnet sie, Base­ litz stellt seine Motive auf den Kopf. Gerolf Hause r Zur Gemeinsamkeit zähle auch die kri­ tische Einstellung gegenüber der ge­ sellschaftlichen Struktur. Zugleich aber gebe es auch Gegensätze, z. B. die grundverschiedenen Medien. Von Ba­ selitz zeigt die Galerie am Lindenplatz die zeichnerisch lesbaren Holzschnitte, von Rainer abstrakte Farbradierungen. Daraus ergebe sich die Faszination der Gegenüberstellung. Hingehen zur Kunst Es seien Blätter, so der Galerist, die über Jahre hinweg angekauft, ge­ tauscht oder gesammelt wurden und nun in dieser Verkaufsausstellung ge­ zeigt werden. «Meine erste Begegnung mit Arnulf Rainer liegt sicher schon 30 Jahre zurück. Schon damals beschäf­ tigte mich dieses Übermalen, das eine Art Erahnen des eigentlichen Bildes schafft. Jahre später begegnete mir Baselitz und sofort war die Frage da, warum er seine Motive auf den Kopf stellt. Im 20. Jahrhundert war es, wenn auch mit Unterbrechungen, im Prinzip in der Kunst möglich, alles zu tun, was man wollte. Bis zum Ende des Bieder­meier, 
also etwa 1848, hatte die Kunst aus dem Kompromiss zwischen Auf­ traggeber und handwerklichem Ver­ mögen gelebt. Je näher man in der Malerei an der Natur war, um so bes­ ser. Spätestens nach Cezannc entstand eine Art absoluter Freiheit, die. aber auch teilweise Grenzen überschritt. Denn Freiheit bedeutet nicht Grenzen­ losigkeit, die anderes zurückdrängt. Freiheit heisst auch, Verantwortung dafür zu übernehmen, dass die Freiheit 
erhalten bleibt. Das Übermalen bei Rainer, das Auf-den-Kopf-Stellen bei Baselitz ist sicher kein Überschreiten einer Grenze, vor allem dann nicht, wenn ich mich frage, warum die Künstler es so machen. Auf diese Fra­ ge kann ich Antworten finden beim Künstler, in der Literatur oder bei mir selbst. Erlebe ich bei mir selbst etwas, dann ist es ein Hingehen zur Kunst, ei­ ne Betrachtung der Kunst, von dem die meisten Künstler träumen. Denn klar 
5. Grosse Liquidation von Armeematerial, und Campingartikel in Landquart Vom 20. April -11. Mai 2002 findet bereits £um 5. Mal die traditionelle grosse Liquidation von Armeematerial in Landquart statt (ehemalige Usego-Halle). Auf über 1000 m werden über 300 verschiedene Artikel für Familien, Sportler, Jäger, Landwirte, Handwerker, Camper, Abenteurer, Pfadfinder, Reiter Fischer, Tierfreunde etc. zu Tiefstpreisen liquidiert. Ein Schlafsack kostet nur gerade 25 Franken. Sa 08.00 bis 16.00 Uhr Mo bis 
Fr 9.30 bis 
18.30 Uhr. Auskunft 062 295 69 60 Galerist Kurt Prantl zeigt in seiner Galerie am Lindenplatz in Vaduz Graßken von Georg Baselitz und Atnulf Rainer. (Bild: Gerolf Hauser) 
ist, dass Form und Farbe einen enor­ men Einfluss auf die Psyche des Men­ schen haben.» Die Künstler Georg Baselitz, 1938 in Sachsen ge­ boren, studierte ab I956 Malerei an der Hochschulc für bildende und ange­ wandte Kunst in Ost-Berlin, Fortset­ zung des Studiums ab 1957 in West- Berlin. Baselitz suchte zwischen den extremen Positionen des im Osten ge­ lehrten, mit inhaltlicher Schwere belas­ teten Realismus und der informell-ab­ strakten Malerei des Westens einen eigenen Weg. Malte 1969 das erste Bild, bei dem das Motiv auf dem Kopf stand und malte von da an ausschliess­ lich nach dieser Methode. Arnulf Rai­ ner, 1929 in Baden bei Wien geboren, besuchte die Staatsgewerbcschule in Villach, wurde an der Hochschulc für Angewandte Kunst in Wien aufge­ nommen, verliess sie aber bereits nach einem Tag wieder. Auch die Akademie der Bildenden Kunst verliess er nach kurzer Zeit wieder. 1951 Abkehr vom fantastischen Surrealismus, interes­ siert sich für Mikrostrukturen und Formzerstörungen. 1953 bis 1965 Ent­ stehung der Werkgruppe «Übermalun­ gen» und der Kruzifikationen. «Rainer ist der Künstler, der in Österreich vor­ bildlich ein Avantgardebcwusstsein herbeigeführt hat: ästhetisch ebenso wie sozial.» Ausstellung mit Grafiken von Arnulf Rainer und Georg Baselitz in der Gale­ rie am Lindenplatz in Vaduz bis zum 19. April. 
Mundharmonika­ kurse VADUZ: Am Wochenende vom 19./20. April findet ein Mundharmonikakurs für leicht Fortgeschrittene statt. Der Kurs, der wieder im Rhejnbergerhaus in Vaduz durchgeführt wird, steht unter der bewährten und kompetenten Leitung von Mundharmonikavirtuose Walter Buchinger aus Laakirchen/ Oberösterreich. Der Kurs findet in Gruppen statt und garantiert für alle Teilnehmer/-innen ein erfolgreiches «Muulorgla». Das eine oder andere be­ liebte Lied wird auf dem Kurspro­ gramm stehen. Und wer hat nicht schon davon'geträumt, in einer gesel­ ligen Runde dieses kleine aber feine Instrument aus der Tasche zu ziehen und mit einem kleinen Ständchen die Anwesenden zu überraschen und zu erfreuen. Für den Kurs der leicht Fort­ geschrittenen sind Grundkenntnisse des Mundharmonikaspiels, die Sic sich vielleicht schon bei einem vergange­ nen Kurs angeeignet haben, nötig, KursdaJen: Freitag, den 19. April von 19 bis 21 Uhr; Samstag, den 20. April von 9 bis 12 (Jhr und von' 13.30 bis 16.30 Uhr. Anmeldungen sind bis spätestens 15. April an das Sekretariat der Liechtensteinischen Musikschule. Postfach 435, St. Florinsgasse 1, 9490 Vaduz, Tel. 235 03 30 / Fax 235 03 31/ E-Mail:  lms@lms.llv.li zurichten. Liechtensteinische Musikschule Renovation ROM: Die Piazza di Santa Maria im Stadtviertel Trasteverc gilt als einer der schönsten Plätze in Rom. Jetzt soll der Platz mit seiner gleichnamigen Kirche und dem berühmten Bernini- Brunnen rundum restauriert werden. REKLAME Erfrischend gemütlich... ging's an ihrem Ausflug zu und her. Kein Wunder, denn sie tranken kühlen Möhl-Saft aus der form­ schönen Biigelflasche. Ob Wanderung, Picknick, Gartenbeiz oder einfach zu Hause, Möhl-Saft klar oder Saft vom Fass naturtrüb sorgen immer für eine. erfrischend gemütliche Stimmung! MÜHL Mosterei Möhl AG,9320Arbon.TcK071 447 4074 Info Qbcr Safi'HerstcHuhR:  www.mochl.ch 
.TVadition seit 1895
	        

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