Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

28 Donnerstag, 4. April 2002 
AUSLAND Liechtensteiner VOLKSBLATT Vorwürfe gegen Chirac PARIS: Kurz vor der Präsident­ schaftswahl in Frankreich ist Amts­ inhaber Jacques Chirac (Bild) wegen dem Vorwurf der Verschwendung öf­ fentlicher Gelder in Millionenhöhe 
zu seiner Zeit als Bür­ germeister von Pa­ ris unter Druck geraten. Die Zeitung «Le Canard Enchaine» zitierte am Mitt­ woch aus einem Gutachten, wonach das Ehepaar Chirac von 1987 bis 1995 umgerechnet 2,21 Millionen Euro al­ lein an Verpflegungskosten geltend gemacht hat. Jeden Tag hätte das Bürgermeister­ paar demnach 150 Euro für Obst und Gemüse aus der Stadtkasse bezahlt, er­ rechneten die vom sozialistischen Bür­ germeister Bertrand Delanoc beauf­ tragten Kassenprüfer den Angaben zu­ folge. Bei den Ausgaben für die feuda­ le Dienstwohnung des Bürgermeisters Chirac seien Rechnungen aber zum Teil grob gefälscht und Geld abge­ zweigt worden. Der Neogaullist erklärte dazu, wenn es aus einem Grund, den er nicht ken­ ne, Unterschlagungen und Missstände gegeben habe, 
so könne die Stadt Paris ja Anzeige erstatten. Die Ausgaben seien vom Stadtrat genehmigt worden, betonte Chirac im Fernsehsender Fran- ce-3. Es sei nicht seine Aufgabe, sich dazu weiter zu äussern. 
Ungewissheit in Afghanistan Ende des USA-Militäreinsatzes in Afghanistan steht noch nicht fest - Weiter Weg zum Frieden WASHINGTON: Ein halbes Jahr nach Beginn des Krieges gegen den Terrorismus ist die Lage in Afghanistan weiterhin unge­ wiss. Die USA treiben den Auf­ bau einer afghanisehen Armee voran. Aber bei deren Finanzie­ rung gibt es Probleme. Herbert Winkle r «Viele unserer Ziele sind erreicht wor­ den», stellte US-Verteidigungsminister Donald Rumsfcld in einer Zwischenbi­ lanz fest. Doch er bestritt nicht, dass es noch ein weiter Weg ist zu Frieden und Stabilität in Afghanistan. Ein Enddatum des amerikanischen Militäreinsatzes mochte der Minister ebenso wenig nennen wie ein Patent­ rezept. 
«Es gibt keine Blaupause für das, was wir tun.» «Unvollendeter Krieg» Das US-Nachrichtenmagazin «Time» spricht von einem «unvollendeten Krieg». Niemand glaubt, dass die ent­ machteten Taliban und ihre El-Kaida- Verbündeten vollends Ruhe geben. Man befürchtet, dass versprengte Kämpfer sich an der pakistanischen Grenze in Trupps von 20 bis 30 Mann neu formieren und mit dem einsetzen­ den Frühjahr aktiv werden. Die «Operation Anaconda», bei der hunderte von Feinden getötet wurden, 
Die britischen Soldaten sollest als Friedensstifter eingesetzt werden. (Bild: Kcystonel ist möglicherweise nicht das Ende, sondern der Beginn eines gcfürchteten Guerilla-Krieges gewesen. «Sic sind in die Berge geflohen, in die Dörfer, über die Grenzen. Bei der ersten Chance kommen sie zurück», prophezeite Rumsfeld. Washington will daher zusammen mit seinen Koalitionspannern ein Um­ feld zum Wiederaufbau Afghanistans schaffen, «während wir die El-Kaida 
und Taliban zur Strecke bringen, die sich immer noch in Afghanistan oder angrenzenden Ländern befinden», wie Rumsfcld sagt. Friedenstruppe nur in Kab'ul Die internationale Friedenstruppe wird nicht ausserhalb der Hauptstadt Kabul eingesetzt werden. Einer der Gründe: Die USA wollen sich nicht di­ rekt an der Friedenstruppe beteiligen-und 
ihre Partner scheuen sich, das Ri­ siko allein zu tragen. Dadurch entsteht ein Mangel in der Provinz. Um ihn zu beheben, schlägt der amerikanische Afghanistan-Be­ auftragte Zalmay Khalilzad vor, die rund 5200 GIs und ihre 1700 briti­ schen Verbündeten als «halbe Frie­ densstifter» zur Schlichtung lokaler Konflikte einzusetzen. Gemäss US-Presseberichten aus Kandahar ist das bereits Realität. «Die Einheiten hier werden nicht Friedens­ truppen genannt, aber sie wirken ein­ deutig befriedend.» Afghanische Rekruten werden trainiert Beobachter fragen sich allerdings, ob dies ausreichen wird, um die Zeil bis zum Aufbau nationaler Streitkräfte zu überbrücken. Hunderte afghanische Rekruten werden schon von britischen und deutschen 
Mitgliedern der inter­ nationalen Sicherheitskräfte trainiert. Später sollen mehrere hundert US- Spezialisten dazu stossen. Selbst wenn es in Afghanistan nicht an Kämpfern fehlt, so wird eine Armee frühestens im kommenden Jahr halb­ wegs einsatzbereit sein. Offen ist, wie gross die Armee sein wird und wer sie finanziert. Das internationale Hilfs­ programm für Afghanistan enthalte • nicht einen Fünfer für Entwicklung, Training und Unterhaltung einer Ar­ mee», klagte Rumsfeld. Verrückte Ideen gegen Unterdrückung und Hunger Deutscher Arzt für Massenflucht aus Nordkorea SEOUL: Am liebsten spricht Norbert Vollertsen über seine «verrückten und Aufsehen erregenden Ideen», wie Nordkorea zu reformieren sei. Leeres Geschwätz? Nein. Eine seiner verrückten Ideen verwirklichte der deutsche Arzt im März. Der 44- Jährige half 25 Nordkoreanern, die spanische Botschaft in Peking zu stürmen. Nach einem diplomatischen Drahtseilakt genehmigte China schliesslich die Ausreise der Bot­ schaftsflüchtlinge nach Südkorea über die Philippinen. Sang Hun Clw e Doch der Kampf des energischen Arz­ tes für die hungernden Kinder Nord- koreas hat nach seinen Aussagen gera­ de erst begonnen. Sein Ziel sei es, eine Massenflucht aus dem kommunisti­ schen Land auszulösen, erklärt Vollert­ sen. Die Menschen müssten Hunger und Unterdrückung den Rücken keh­ ren, so wie die vielen Osteuropäer, die durch ihre Flucht in westliche Bot­ schaften zum Fall der Mauer beigetra­ gen hätten. Am häufigsten habe er bei den Nordkoreanern Angst und Depressio­ nen diagnostiziert, sagte Vollertsen einmal in einem Interview. «Ich muss ihnen helfen ... Aber ich kann ihnen keine Spritze gegen Depressionen oder REKLAME Gott 1 
Der deutsche Doktor Norbert Vollertsen (Mitte) bei einer seiner «verrückten' Aktionen in Nordkorea. eine Pille gegen Angst und Gewalt ge­ ben.» Er könne nicht anders, als poli­ tisch aktiv zu sein. Zu Verrücktheiten bereit Der gebürtige Düsseldorfer kam zum ersten Mal im Juli 1999 in das verarm­ te und international isolierte Nord­ korea. Pure Neugier habe ihn dazu veranlasst, dort für die Hilfsorganisati­ on Cap Anamur zu arbeiten, erklärt er. Als Anerkennung für seinen persön­ lichen Einsatz verlieh ihm die kommu­ nistische Regierung eine «Freund­ schaftsmedaille». Ihm wurde gestattet, in Gebiete zu reisen, die für Ausländer verboten waren. So sah der Allge- meinmediziner, wie hochrangige 
Funktionäre die Kasinos und Nacht­ klubs der Hauptstadt Pjöngjang be­ suchten, während auf dem Land unter­ ernährte Kinder in Krankenhäusern starben, wo es an Nahrung, Medika­ menten und Brennstoff fehlte. Ihre Gesichter, ihre Augen, ihre blau gestreiften Pyjamas, das alles habe ihn an Bilder aus deutschen Konzentrati­ onslagern erinnert, sagt Vollertsen. «Ich konnte den Mund nicht länger halten.» Gerade als Deutscher dürfe er den Fehler nicht wiederholen, über Unrecht zu schweigen. Als der Arzt westlichen Journalisten von seinen Erfahrungen berichtete, liess die Reaktion der Behörden nicht lange auf sich warten. Im Dezember 2000 
wurde er ausgewiesen. Seitdem habe er es sich zur Aufgabe gemacht, die Aufmerksamkeit der internationalen Medien auf Men- schenrechtsverletzungen in Nordkorea zu lenken, sagt Vollertsen. Wenn nötig, sei er dafür auch zu Verrückt­ heiten bereit. Eine dieser Verrücktheiten fand im vergangenen Jahr statt. Vor den Au­ gen von Journalisten wollte Vollertsen versuchen, von Südkorea durch die verminte, entmilitarisierte Zone und über die chinesische Grenze nach Nordkorea zu gelangen. Freunde hin­ derten ihn im letzten Moment daran, seinen Plan in die Tat umzusetzen. Auch die Botschaftsflucht habe er zusammen mit anderen Menschen- rechtsaktivisten vorbereitet, erklärt Vollertsen. Sie hätten eine «verrückte­ re Idee» gebraucht, um das Interesse RFKI.AMF InfbrifTratiesati^i 
der Medien an Nordkorea und den dortigen Menschenrechtsverlctzungeft zu erregen - gerade nachdem US-Prä­ sident George W. Bush das Land auf einer «Achse des Bösen» eingeordnet hatte. «Die nordkoreanischen Flücht­ linge und auch viele andere werden reden. Ihre Aussagen beweisen, dass der Präsident Recht hatte und wirklich Böses in diesem Land geschieht», betont der Arzt. Fussball-WM als Bühne Auch für die Fussballweltmeistcr- schaft in Japan und Südkorea vom 31. Mai bis 30. Juni plant Vollertsen spek­ takuläre Aktionen. «Vielleicht stürmen während der Eröffnungsfeier 250 Nordkoreaner vor laufenden Kameras ins Stadion und rufen «Freiheit für Nordkorea ...» oder so ähnlich», über­ legt Vollertsen. «Verrückte Ideen halt.» Donnerstag, 4. April 2002 19:00 Uhr im Gemeindesaal Eschen 
mitdenken mitreden mitentscheiden miteinander für Liechtenstein Raumplanung. Die Chance Liechtensteins REKLAME . frei 
• Samstag, 6. April 2002, 20.15 Uhr im Gemeindesaal Triesen • Theaterstück: «Hochzeitsreise mit 
Hindernissen» • Grosse Tombola, Barbetrieb • Ab 19 Uhr warme Küche'und Unterhaltung mit den «Zwei Sterntalern» • Eintritt: CHF12.- • Freundlich lädt ein: FwF Triesen ' • Besuchen Sie uns im Internet:  http: www.feuerweihr.li/trififian i
	        

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