Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Liechtensteiner VOIKSBLATT EXTRA Dienstag, 2. April 2002 
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«Die Königin der Verdammten» «Nicht noch ein Teenie-Film» Film-Hitparade Rock-Vampir 
saugt Groupies aus «Die Königin der Verdammten» - Erster und letzter Kinoauftritt der Sängerin Aaliyah Vampire pflegen das Blut ihrer Opfer genussvoll in sich hinein zu schlürfen. Filmproduzenten dagegen haben es auf die Geld­ beutel der Kinobesucher abge­ sehen. Und weil erstere wissen, dass letztere immer wieder ger­ ne sehen, wie die grausigen Ge­ schöpfe auf der Leinwand ihre grausigen Beisserchen in zarte Mädchenhälse bohren, gibt es schon seit vielen Jahren eine feste Allianz zwischen Vampi­ ren und Produzenten. Wolfqaiig Hübne r Den Blutsaugern sichert diese ein weltweites Aktionsfeld, den Filmcma- chern meist gute Profite. Vom 4. April an begegnen wir des­ halb in den Kinos dem Film «Die Köni­ gin der Verdammten» nach einem Ro­ man der Bestsellerautorin Anne Rice, die mit ihrer «Chronik der Vampire» zu einer Art Hohepriesterin der unheimli­ chen Nachtwescn geworden ist. Der australische Regisseur Michael Rymer hat sich mit seinen Drehbuch­ autoren aus der «Chronik» die Ge­ schichte des schönen Vampirs Lestat ausgewählt. Dieser wird in seiner Gruft von den hämmernden Klängen moderner Rockmusik so ins Schwin­ gen gebracht, dass er nach einem langweiligen Jahrhundert unter dem Steindeckel diesen anhebt, um ein Rockstar zu werden. Lestat und seine Fans Unter dem Motto «Ich bin einer von ihnen!» mausert er sich schnell in der Musikszene von New Orleans zur Berühmtheit. Dabei macht er gar kei­ nen Hehl aus seinem Vampirtum. Letz­ te Zweifel daran 
könnten jene ihm an­ gelieferten sexsüchtigen Groupies 
ausräumen, doch nach der ersehnten privaten Begegnung mit Lestat können diese infolge akuter Blutleere leider seinen Ruhm nicht länger mehren. Doch die junge Londonerin Jesse ist längst auf Lestats Spur, bis sich beider Wege kreuzen. Zu diesem Zeitpunkt ist auch bereits Königin Akasha im Spiel, die Mutler aller Vampire. Wirre Handlung, ermüdende Blutsaugerei Akasha hat einige unangenehme Vorlieben, zum Beispiel reisst sie ei­ nem Tanzpartner plötzlich das Herz aus dem Leib - kein schöner Anblick. Was sich von der «Königin der Ver­ dammten» nicht sagen lässt, ist sie doch trotz ihres hohen Alters eine verlockende junge Schönheit, die es prompt mit Rockstar Lestat ordentlich treibt. Das alles erweckt den Widerwil­ len einer Fraktion von Senior-Vampi­ ren, 
und so wird eine entscheidende Auseinandersetzung unvermeidlich. Selbstverständlich verläuft diese nicht unblutig... Wenn der Produzent beteuert: «In allen Entscheidungen Hessen wir uns vom Geist der Anne-Rice-Romane lei­ ten», ist Vorsicht angebracht. Aber das müssen die Fans dieser Literatur-Gat­ tung selbst beurteilen. Wer nicht zu ihnen zählt, bei dem könnten sich bald Ermüdungserscheinungen ob all der Blutsaugerei zu hämmernden Rock­ klängen einstellen. Etliche Besucher werden den Film ohnehin aus ganz anderen Gründen sehen wollen: Die Titelrolle der Köni­ gin Akasha wird von der im August 2001 bei einem Flugzeugabstun getö­ teten, erst 22-jährigen Popsängerin Aaliyah gespielt. Ihr nun tragisch ge­ wordener Auftritt macht die wirre Filmhandlung aber leider auch nicht viel erträglicher. 
Die Sängerin Aaliyah spielt Akasha, die Vampirkönigin. Es wird die erste und letzte Filmrolle der Schönen: Sie kam ifn vergangenen Jahr bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. 
(Bilder: Keystone) FILMHITPARAPE Der Schweizerische Kino-Verband er­ mittelt jeden Freitag die Liste der 20 meistbesuchten Filme der vergange­ nen Woche in den Kinos der deutschen Schweiz. Die repräsentativen Angaben stammen aus 85 Kinobetrieben in al­ len wichtigen Städten der deutschen Schweiz. Die Filmhitparade nennt den Rang dieser Woche, den Vorwochen­ rang (in Klammer), den Filmtitel sowie den Regisseur des Films, «neu» heisst neu auf der Liste, «ern» heisst erneut auf der Liste. 1 (neu) THE ICE AGE Chris Wedge 2(1) ERNSTFALL IN HAVANNA Sabine Boss 3 (2) A BEAUTIFUL MIND Ron Howard 4 (3) SPY GAME Tony Scott 5 (4) ASTERIX Et OBELIX MIS­ SION KLEOPATRA Alain Chabat 6 (neu) GOSFORD PARK Robert Altman 7 (5) MONSTER'S BALL Marc Forster 8 (neu) THE TIME MACHINE Simon Wells 
9 (neu) THE ROYAL TENEN- BAUMS Wes Anderson 10 (9) ITALLAN FOR BEGIN­ NERS Lone Scherfig 11 (8) THE SHIPPING NEWS Lasse Hallström 12 (6) FROM HELL Albert Hughes 13 (7) MONSTERS INC. P.Docter/D.Silverman 14 (10) THE LORD OF THE RINGS 1 Peter Jackson 15(12) NIRGENDWO IN AFRI­ KA Caroline Link 16(11) OCEAN'S ELEVEN Steven Soderbergh 17 (13) MONSOON WEDDING Mira Nair .. 18 (15) SHALLOW HAti Farrelly Bros. 19 (neu) MA FEMME EST UNE ACTRICE Yvan Attal 20 (19) WAR PHOTOGRAPHER Christiria Frei 
Komödie um Teenie-Film-Klischees «Nicht noch ein Teenie-Film» bezieht Witz aus Rollenstereotypen Kann man ein Hollywood-Genre persiflieren, das selber - wenn auch oft unfreiwillig - fast nur Karikatu­ ren abliefert? Joel Gallen kann es: Mit «Nicht noch ein Teenie-Film!» liefert er eine flott inszenierte Par­ odie auf Kinogeschichten über Pu­ bertät und Suche nach dem ersten Geschlechtsverkehr, wobei es den Jungs auf Sex, den Mädchen auf Lie­ be ankommt. Die seelischen Irrungen und Wirrun­ gen bei diesen Initiationsriten in die Erwachsenenwelt sind programmiert und das Happy End garantiert, inklu­ sive Bekehrung des männlichen Hauptdarstellers zur wahren Liebe. Ob in «American Pie», «Eis am Stiel», «La •Boum» oder auch den deutschen Schüler-Filmen seligen Angedenkens, die Geschichten ähneln sich. Das Geschehen spielt sich in einem kleinen, abgetrennten weissen Mittel­ schicht-Mikrokosmos ab, meist der High School. Alle wollen nur «das Eine». Und um das zu erreichen, sind alle Mittel recht - Wetten, Ver­ führungen, Lug und Betrug. Ähnlich auch die Rollenverteilung: , auf der Jungen-,Seite die. beliebte Sportkanone, dfer Angeber, der beses­ sene erste Freund, die Intelligenzbe­ stie, der ungeschickte Fettsack. Bei den Mädchen das hässliche Entlein, 
Noch ein Teenie-Film, aber ein ganz besonderer. die begehrte Schönheit,-die helfende Freundin, das eifersüchtige Biest. Dann die moralinsauren Lehrer und die Eltern/ahnungslos die einen, hilf- rdch-bemüht die anderen. Mission erfüllt All das zitiert «Nicht noch ein Tee­ nie-Film I». Auch der Alibi-Schwarze, der hier sogar auf einen Konkürrenten stösst, taucht auf. Im Mittelpunkt steht .Janey Briggs (Chyler Leigh], eine Aus- senseiterin, sie trägt unmodische Kla* motten und Brille, und sie liest feminis­tische 
Literatur. Frauenschwarm Jake Wyler (Chris Evans) schliesst eine 
Vin­ te ab: Bis zum Abschlussball wird er Janey zum hübschsten Mädchen der Schule machen. ' Joel Gallen, bisher vor allem Regisseur im Fernsehen und von Mu­ sikdokumentationen (zuletzt bei der Show «Amerika: A Tribute to Heroes» fil.r die Feuwehrleute am zerstörten World Trade Center) liefert ein gekonntes Kinofilm-Debüt ab, bei dem er hemmungslos in d|e Klischee-Kiste greift. i 
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