Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

34 Donnerstag, 28. März 2002 
AUSLAND Liechtensteiner VOLKSBLATT Demo gegen Terror in Italien ROM: In zahlreichen italienischen Städten haben am Mittwochabend Hunderttausende von Menschen an Demonstrationen gegen den Terroris­ mus teilgenommen. Zur grössten Ver­ anstaltung, einem Fackelzug in Rom, kamen nach Gewerkschaftsangaben rund 300 000 Personen. Bei der Schlusskundgebung in Rom auf der zentralen Piazza Navona bekräftigten die Vorsitzenden der drei grössten Ge- wcrkschaftsverbände CGIL, CISL und UIL ihren Widerstand gegen den Ter­ rorismus. Am Dienstag der Vorwoche hatten die linksextremistischen Roten Bri­ gaden den Regierungsberater Marco Biagi ermordet. In der norditalieni­ schen Stadt Bologna endete ein Fackelzug vor dem Haus, vor dem Bia­ gi erschossen worden war. Nur der Wahlaus­ gang ist spannend PÄR1S: Die Kandidaten sind altbe­ kannt, ihre Programme für die meisten Franzosen kaum zu unterscheiden. Wenn der Neogaullist Jacques Chirac (69) und der Sozialist Lionel Jospin (64) am 21. April und 5. Mai bei der Präsidentschaftswahl zum letzten Ge­ fecht ihrer langen politischen Karrie­ ren antreten, sorgt nur ein Blick auf die Meinungsumfragen für Spannung. Sie sagen ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem amtierenden Staats­ oberhaupt und dem Premierminister voraus. Drei Viertel der Wähler er­ kennt derzeit kaum einen oder gar kei­ nen Unterschied in den Programmen der beiden wichtigsten Kandidaten, wie eine Louis-Harris-Umfrage für die Zeitung «Liberation» ergab. Beide wol­ len hart gegen Kriminalität durchgrei­ fen und die Steuern senken. In der Aussenpolitik, die im Wahlkampf oh­ nehin keine Rolle spielt, herrscht in Frankreich weitgehend parteienüber­ greifender Konsens. Umso mehr rücken die höchst unter­ schiedlichen Persönlichkeiten von Chirac und Jospin und ihr Stil in den Mittelpunkt des Interesses. Eine spitze Bemerkung des Premiers über das Al­ ter seines Konkurrenten und ein ner­ vös zitterndes Bein des Präsidenten beim Fernsehinterview werden so zu Themen im Kampf ums höchste Staatsamt. Nachfahren der Sklaven kämpfen NEW YORK: Im Namen der 35 Millio­ nen Nachkommen schwarzer Sklaven in Nordamerika hat eine Gruppe von Anwälten drei US-Unternehmen auf Entschädigung verklagt. Die Eingaben folgen dem Muster der Sammelklagen von Holocaust-Opfern gegen deutsche Firmen und richten sich zunächst ge­ gen den Versicherungskonzern Aetna; die Eisenbahngesellschaft CSX und das Bankhaus FleetBoston. Allerdings heisst es in den Klageschriften' weiter, möglicherweise hätten sich bis zu 1000 Firmen zwischen 1619 und 1865 an der Sklaverei bereichert. Die. gefor­ derte Entschädigung wurde nicht auf einen bestimmten Betrag festgelegt. Das Geld soll nach dem Willen der An­ wälte in einen Fonds fliessen, mit dem vor allem Gesundheitsversorgung, Ausbildung und Wohnverhältnisse der Schwarzen In den USA verbessert wer­ den sollen. Die Sklaverei wurde nach dem Ende des Bürgerkriegs 1865 abge­ schafft. Das System habe aber Wunden hinterlassen, die noch immer nicht ge­ heilt seien, heisst 
es in den Klagen. Die schwarze Bevölkerung leide an grösse­ rer Armut, höherer Arbeitslosigkeit und schlechterer Ausbildung. Ausser­ dem würden 
die Schwarzen öfter zur Zielscheibe der Justizbehörden. Das Versiqherungsuntcmchmen Aetna er­ klärte nach dem Einreichen der Kla­ gen; es wäre unverständlich, wenn die Justiz Klagen, zuliesse, die sich auf Vorgänge von vor mehreren hundert Jahren bezögen. 
«Kein Anschlag - ein Massaker» Mindestens 16 Tote bei Selbstmjordanschlag vor Passah-Fest TEL AVIV: Bei dem schwersten Terroranschlag in Israel seit neun Monaten sind am Mitt­ wochabend in der israelischen Küstenstadt Netanja mindestens 16 Israelis getötet worden. Rund 80 Personen wurden verletzt, einige davon lebensgefahrlich. Der palästinensische Selbstmordat­ tentäter hatte sich trotz verschärfter Sicherheitsvorkehrungen zusammen mit zahlreichen Gästen Zutritt zu der Empfangshalle des «Park-Hotels» ver­ schafft. Die Gäste wollten nach einem Gottesdienst in der Synagoge an dem traditionellen Seder-Mahl vor dem einwöchigen Passah-Fest teilnehmen. Gegen 18.30 Uhr MEZ zündete der Selbstmordattentäter den um seinen Leib geschnallten Sprengsatz. Die Lob­ by wurde durch die Explosion völlig zerstört. Lebensgefährlich Verletzte Nach Angaben der Polizei schweben 16 der Verletzten in Lebensgefahr. Zahlreiche Gäste mussten mit Schock­ symptomen behandelt werden. Unter den Toten waren nach Angaben des is­ raelischen Fernsehens auch mehrere Kinder. Der israelische Polizeiminister Usi Landau sagte am Ort des An­ schlags: «Dies war kein Anschlag, dies war ein Massaker.» Der bislang schwerste Anschlag seit Beginn der zweiten palästinensischen Intifada vor 18 Monaten hatte sich am 1. Juni vergangenen Jahres ereignet, als palästinensische Extremisten vor einer Diskothek in Tel Aviv 21 Men­ schen töteten. Dass Attentat wirft schwere Schat­ ten über die bereits ins Stocken gerate­ nen 
Bemühungen von US-Vermittler 
Im Park-Hotel warteten viele Menschen auf den Einlass in den Essenssaal, wo das traditionelle Essen zum Passahfest ser­ viert wurde. Der Attentäter habe das Park-Hotel betreten, sei durch die Lobby zum Essensraum gegangen, wo er sich in die Luft sprengte, berichtete der örtliche Polizeichef, Aharon Franko. Anthony Zinni, der eine Waffenruhe zwischen Israel und den Palästinen­ sern erreichen möchte. Noch am Abend rief Israels Minis­ terpräsident Ariel Scharon seine wich­ tigsten Minister zu einer Krisensitzung in Jerusalem zusammen. In Jerusalem hiess es, angesichts der fortgesetzten Gewalt durch die Palästinenser müsse Israel seine Haltung zu der angestreb­ ten Waffenruhe überdenken. Zu dem Anschlag bekannte sich die radikal-islamische Hamas- Organisati­on, 
wie am Abend der arabische Nach­ richtensender El Dschasira berichtete. Nach Angaben des libanesischen Fern­ sehsenders 
AI Manar bekannten sich jedoch die «Al-Aksa-Märtyrer-Bri- gaden» zu der Tat. Sie gelten als bewaffneter Arm der Fatah-Organisation von Palästinenser­ präsident Jassir Arafat. Die israelische Polizei warnte am Abend vor weiteren palästinensischen Anschlägen in den nächsten Tagen. Netanja, das nur etwa zwölf Kilometer vom Westjordanland 
entfernt ist, war in den vergangenen Monaten der Intifada wiederholt Ziel von Terroranschlägen. Die Bürger­ meisterin der Stadt, Miram Feyerberg, sagte nach dem neuen Anschlag, es ei «unmöglich, solche Angriffe zu ver­ hindern». «Diese Stadt ist nach drei Seiten offen. Es ist einfach unglaub­ lich.» Wegen des Passah-Fests hatte die Polizeiführung am Mittwoch mehr als 8000 Polizisten in höchste Alarmbe­ reitschaft versetzt. Wütend und enttäuscht Getötete Beobachter in Hebron - Beobachter stellen Arbeit ein HEBRON/BERN: Nach dem Anschlag auf die internationale Beobachter­ gruppe in Hebron (TIPH), bei dem ei­ ne Schweizerin und ein Türke er­ schossen wurden, sind die Patrouil­ len in der Stadt ausgesetzt worden. Der Bundesrat forderte eine Untersu­ chung. Die 25-jährige Waadtländerin und ihr türkischer Kollege waren am Dienstag­ abend ausserhalb der Stadt in ihrem deutlich gekennzeichneten Dienstfahr­ zeug von einem unbekannten Attentä­ ter mit einer automatischen Waffe be­ schossen worden. Ein dritter TIPH-Be- obachter sagte später israelischen Journalisten, bei dem Täter habe es sich eindeutig um einen Mann in pa­ lästinensischer Polizeiuniform gehan­ delt. Gegenseitige Schuldzuweisung Die Sprecherin der Temporary Inter­ national Presence in Hebron (TIPH), Nanna Ahlmark, sagte am Mittwoch: «Wir können diese Angaben noch nicht bestätigen. Unsere Untersuchung ist noch nicht abgeschlossen.» 
Die Internationale Beobachtergruppe in Hebron hat gestern um die zwei am Vor­ abend getöteten Mitglieder getrauert. (Bilder:-Keystone) Catherine Berruex war eine aktive, le­ bensfrohe junge Frau. Die 25-Jährige wollte ihre Mission im Rahmen der Beobachtergruppe in Hebron noch bis Ende April fortsetzen. 
Sprecher der Palästinenser hatten am Dienstagabend israelische Soldaten oder jüdische Siedler für den Anschlag verantwortlich gemacht. Ein israeli­ scher Militärsprecher sagte dagegen, die Beobachter seien irrtümlich von ei­ nem palästinensischen Schützen unter Beschuss genommen worden. Internationale Untersuchung Die Beobachter seien nach Angaben der Spitalärzte von Geschossen getrof­ fen worden, «die nur von der Armee benutzt werden», sagte Hebrons Bür­ germeister Mustafa el Natsche. Auch die Autonomiebehörde in Ramallah bezichtigte die Israelis der Tat und ver­ langte eine internationale Untersu­ chung. 
 v Dieser Forderung schlössen sich die Regierungen der Schweiz und der Tür­ kei an. Die Schweizer Regierung verur­teilte 
den Anschlag als «Akt blinder Gewalt». Er werde die Einsetzung einer Untersuchungskommission verlangen, sagte Bundesrat Joseph Deiss vor den Medien in Bern. Die Untersuchung solle gemeinsam von Israel, der palästinensischen Au­ tonomiebehörde und der TIPH-Mission durchgeführt werden. Er habe diese Entscheidung nach einem Telefonge­ spräch mit seinem norwegischen Amtskollegen getroffen, sagte Deiss weiter. Norwegen ist filr die politische Koordination der TIPH-Mission zu­ ständig. Deiss stand auch in Kontakt mit den Regierungen der Türkei, Israels sowie der palästinensischen Autonömie- behörde, erklärte das Eidg. Departe­ ment für Auswärtige Angelegenheiten (EDA). Die Sicherheitsmassnahmen der Beobachter sollen verschärft werden. 
ROM: Trotz Krankheit und Schwäche will Papst Johannes Paul' • II. auch dieses Jahr wieder die Stra-) pazen der kirchlichen Osterfeiern auf sich nehmen. Zehntausende Pil­ ger und Touristen werden ;n -Rom'i • erwartet. Der 81. Jahre alte Papst ' wlttl am Gründonnerstag mit einer ; Messe im Petersdom die viertägigen Feierlichkeiten eröffnen. Millionen ' Gläubige in der ganzen Welt sind ; am Sonntag live dabei, wenn der ' angeschlagene Pontifex den Segen! «Urb! et Orbi» (Der Stadt und dem; ; Erdkreis) spendet. . ' , ^ Bei der Generalaudienz am Mitt- j 1 woch machte. Johannes Paul H. ei- • ; nen relativ stabilen Eindruck. Am   : | Donnerstagabend wird sich zeigen, i ob der Papst die traditionelle Fuss- ; i waschung noch - vornehmen kann. ; ' Letztes Jahr wusch er zwölf Pries­ tern die Füsse - in Erinnerung ant . das Letzte .Abendmahl, bei dem Je-} ; sus seinen Jüngern zum Zeichen der Demut die Füsse wusch. Diesmal] ; dürfte es dem Papst wegen akuter; I Knieschmerzen überaus schwerfal-1 • leri, sich für die Zeremonie nieder-; zuknlen. «Die Fusswaschung kann; | er wohl kaum mehr selbst vomeh- < I men», hiess es dazu Im Vatikan. . < REKLAME SKULPTUREN aljthof tr Kl IKKT C. ) RAHMEN RÖSSLEPARK 2, FELDKIRCH
	        

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