Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
AUSLAMD Dienstag, 26. März 2002 
25 Giuliani referiert über den 11.9. Erfolgreiche Krisenbewältigung dank Mut der New Yorker Bevölkerung Der ehemalige Bürgermeister 
von New York, 
Rudolph Guliani (rechts) besuchte gestern Zürich und hielt ein Referat zum 11. September. 
ZÜRICH: Der ehemalige Bürger­ meister von New York, Rudolph Giuliani, ist überzeugt, dass die am 11. September 2001 attackierte Stadt ihre wirtschaftliche Stärke beibehal­ ten hat. Dagegen brauche die emotionale Bewältigung des Terrorakts eine lange Zeit. Persönlich könne er noch nicht ab­ schliessend sagen, wie ihn der 11. Sep­ tember verändert habe, erklärte Ru­ dolph Giuliani am Montag an einer Medienkonferenz in Zürich. Entschei­ dend sei, dass die New Yorker Mut und Kraft hätten, die Folgen des Terrors zu überwinden. Anlass des Besuchs von Giuliani in Zürich war sein Auftritt als Gastredner im 
Rahmen des «Thought Lcader Pro­ gramme» der Credit Suisse und der Winterthur Versicherung vor rund 1200 Gästen aus Politik und Wirt­ schaft. Erfolgreiches Krisenmanagement Der ehemalige Bürgermeister von New York erzählte über seine Erfah­ rungen im Umgang mit dem Ausnah­ mezustand nach der Terror-Attacke auf das World Trade Center. Er berich­ tete, wie er im Laufe der Krise zur Va­ terfigur wurde, die New York damals brauchte. Dabei unterstrich er, dass es die mu­ tigen Männer und Frauen in New York waren, die ihm die Kraft gaben, über sich selbst hinauszuwachsen und ein vernünftiges Krisenmanagement zu entwickeln. Eine wichtige Voraussetzung für ei­ ne erfolgreiche Krisenbewältigung sei, ein gutes Team um sich zu haben. Der II. September habe ihm klar ge­macht, 
dass es notwendig sei, für Grundprinzipien wie politische und wirtschaftliche Freiheit sowie religiöse Toleranz einzustehen. Giuliani verwies auch 
auf die Notwendigkeit einer konsequenten Bekämpfung des Terro­ rismus. «Wenn wir sicherer leben wollen, müssen wir mit allen Mitteln gegen die Terroristen vorgehen», sagte Giu­ liani. Wie US-Präsident George W. Bush zu Recht erklärt habe, sei der 
Kampf gegen den Terrorismus nicht vorübergehend, sondern werde Jahre beanspruchen. Die Welt sei insofern sicherer ge­ worden, als man sich nach dem 11. September mit den zuvor nicht beach­ teten Bedrohungen auseinandersetzen müsse. Keine totale Sicherheit Als weiterer Redner an der Veran­ staltung wies Bundesrat Samuel 
Schmid auf die Verwundbarkeit mo­ derner Gesellschaften hin. Insbeson­ dere sagte er, dass «es in einer offenen Gemeinschaft keine totale Sicherheit gibt». Es gelte deshalb sorgfaltig abzuwä­ gen zwischen den Erfordernissen für die grösstmögliche Sicherheit und den zivilen Rechten der einzelnen Bürger. Im Weiteren warnte Bundesrat Schmid vor einer verschärften Konfrontation zwischen den Kulturen. Bush bittet Scharon um Reiseerlaubnis für Arafat Mussa drängt vor Arabergipfel auf Richtungsentscheidung JERUSALEM: Zwei Tage vor dem Gipfel der Arabischen Liga hat sich US-Präsident George W. Bush per­ sönlich in die Bemühungen um eine Teilnahme des palästinensischen Präsidenten Jassir Arafat eingeschal­ tet. Über seinen Aussenminister Co­ lin Powell Hess er dem israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon am Montag das Gesuch zukommen, Arafat nach Beirut reisen zu lassen. Liga-Generalsekretär Amre Mussa rief die arabischen Staaten dazu auf, bei dem Gipfel einen.Richtungsentscheid im Nahost-Konflikt zu treffen. «Der Präsident wünscht sich, dass sich das Treffen in Beirut auf die Idee des Friedens konzentriert», erklärte der Sprecher des Weissen Hauses, Ari Flei­ scher, in Washington. Bush hoffe auf eine breite Mehrheit • für Tlen Friedensplan des saudischen Kronprinzen Abdullah. Deshalb solle die israelische Regierung eine Teilnah­ me Arafats «ernsthaft in Erwägung ziehen». Scharon hatte zuvor bekräf­ tigt, solange der Terrorismus andaue­ re, werde er Arafat nicht ausreisen las­ sen. Die Palästinenser warnten, dass dies zu einer weiteren Eskalation führen könnte. Eine Entscheidung wollte das israelische Kabinett in der Nacht zum Dienstag fällen. Keine Rede von «Normalisierung» Der palästinensische Planungsmi­ nister Nabil Schaath erklärte, die sau­ diarabische Delegation werde es Araf­ at überlassen, ob der Plan auch in sei­ ner Abwesenheit vorgelegt werden solle. Aus palästinensischen Regie­ rungskreisen verlautete, 
Arafat ver­ lange von den USA Garantien, dass er anschliessend wieder in die Autono­ miegebiete zurückkehren dürfe. 
Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Amre Mussa (rechts) rief die am Gip­ feitreffen vom kommenden Donnerstag beteiligten Parteien auf, einen Richtungs- entscheid im Nahost-Konflikt zu treffen. • (Bilder: Keystone) 
Abdullahs Friedensplan sieht nach einem am Montag von palästinensi­ scher Seite verbreiteten Text die Rück­ gabe aller von Israel besetzten Gebiete gegen eine Beendigung des israelisch- arabischen Konflikts vor. Von einer «völligen Normalisierung der Bezie­ hungen» ist offenbar nicht mehr die Rede. Als kritisch gilt ferner die gefor­ derte Rückkehr aller palästinensischen Flüchtlinge in ihre Heimat auf israeli­ schem Territorium. Scharon legte sei­ ner Likud-Partei inzwischen einen ei­ genen dreistufigen Friedensplan vor, an dessen Anfang ein Waffenstillstand stehen sollte. Weitere Einzelheiten wurden zunächst nicht bekannt. Vor die Wahl gestellt Mussa erklärte, die Araber müssten in Beirut zwischen Gerechtigkeit und Frieden einerseits und weiterem Blut- vergiessen andererseits wählen. Die dauernde Besetzung arabischen Bo­ dens und militärische Drohungen ge­ gen «ein anderes arabisches Land» sei­ en die grössten Herausforderungen des Gipfels. Irak erwähnte er in diesem Zusammenhang nicht namentlich. An dem Beiruter Treffen will auch der aussenpolitische Repräsentant der EU, Javier Solana, teilnehmen. Gewalt dauert an Am Sonntagabend hatte US-Ver­ mittler Anthony Zinni den Konflikt­ parteien neue Vorschläge zur Über­ brückung ihrer Differenzen präsen­ tiert. Ein Vertreter der israelischen De­ legation bezeichnete diese als kon­ struktiv. Die Gewalt dauerte unterdessen an. Israelische Soldaten erschossen am Montageinen 19-jährigen Palästinen­ ser im Gaza-Streifen. Am Sonntag­ abend töteten militante Palästinenser bei Hebron eine Israelin. 
Sperrung des Montblanc-Tunnel erklären BRÜSSEL: Frankreich soll der EU- Kommission erklären, warum Paris den Lastwagen-Verkehr durch den Montblanc- Tunnel immer noch be­ schränkt. Der Tunnel war Anfang März vorerst für Personenwagen wieder geöffnet worden. Eine entsprechende Anfrage hat die Behörde am Montag beschlos­ sen, wie Binnenmarktkommissar Frits Bolkestein in Brüssel berichtete. Seine Behörde unterstelle damit dem Mit­ gliedstaat nicht automatisch, gegen das EU-Gebot des freien Warenver­ kehrs Verstössen zu haben. Möglicherweise habe die französi­ sche Regierung auch gute Gründe für ihr Vorgehen, betonte Bolkestein nach einem Treffen mit Vertretern des itali­ enischen Verkehrsministeriums. Papst nimmt Audienzen wieder auf ROM: Einen Tag, nachdem Papst Jo­ hannes Paul II. wegen gesundheitli­ cher Probleme die Palmsonntagsmesse nicht selbst halten konnte, hat das Oberhaupt der Katholischen Kirche seine Amtsgeschäfte wieder aufge­ nommen. Am Montag empfing der 81- Jährige Studenten, die von der Laien­ organisation Opus Dei gefordert wer­ den. Anschliessend traf er eine Delega­ tion der Philippinen. Der Papst, dem eine Arthrose im rechten Knie das Laufen erschwert, wurde von seinen Helfern auf einer rollenden Plattform in den Audienzsaal des Petersdoms ge­ fahren. Der schlechte Gesundheitszu­ stand von Johannes Paul hat in Italien Spekulationen über seinen etwaigen Rücktritt ausgelöst. Brandanschlag auf Polizeistation in Athen ATHEN: Bei einem Brandanschlag auf eine Polizeistation im Stadtzentrum von Athen ist am Montag ein Polizist leicht verletzt worden. Wie die Behör­ den mitteilten, wurden der Eingangs­ bereich des Gebäudes beschädigt und mehrere Autos in Brand gesetzt. Bei den Tätern habe es sich um eine Grup­ pe vermummter Jugendlicher gehan­ delt. Verfahren gegen Milosevic ausgesetzt DEN HAAG: Wegen der Erkrankung des Angeklagten wird das Verfahren gegen den früheren jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic für weitere zwei Wochen ausgesetzt. Dies teilte das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag am Montag mit. Die Ver­ handlung gegen den wegen Kriegsver­ brechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagten Milosevic werde am 8. April fortgesetzt. Milosevic leidet seit etwa einer Wo­ che an Grippe; der Prozess ist seit mehreren Tagen unterbrochen. Generalstaats­ anwalt entlassen TIRANA: Der Generalstaatsanwalt der Republik Albanien, Arben Rakipi, ist entlassen worden. Rakipi war in der vergangenen Woche im Parlament wegen fachlichen Versagens das Vertrauen ' ent­ zogen worden. «Die Abgeordneten haben für meine EnUassung gestimmt, weil ich Informationen über ihre Kor­ ruption und ihre Verbindung mit Schmugglern besitze», sagte Raki­ pi am Montag. Er werde beim Verfas­ sungsgericht des Landes gegen seine Absetzung klagen.
	        

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