Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
INLAND Samstag, 23. März 2002 3 0 Ö wäre ein 
um» Die scheidende Präsidentin des Liechtensteiner Arbeitnehmerverbandes Alice Fehr im Volksblatt-Interview Nach 8 Jahren Präsidentschaft beim LANV widmet sich Alice Fehr ab dem April den schönen Dingen im Leben. Ihren Ruhe­ stand hat die «Power-Frau» wohl verdient, denn in dieser Zeit hat sie sich mit Leib und Seele für die Arbeitnehmerin­ nen und Arbeitnehmer in Liechtenstein eingesetzt. Sigurt Langenbahn wird den Posten an der LANV-Spitze künftig über­ nehmen. Mit Alice Fehr sprach Doris Meier VOLKSBLATT: Sie waren jetzt 8 Jah­ re lang Präsidentin des Liechten­ steiner Arbeitnehmerverbandes (LANV). Wo lagen die Schwerpunkte Ihrer Tätigkeit? Alice Fehr: Ich wurde am 18. März 1994 an der Delegiertenversammlung in Schaan als Präsidentin des LANV gewählt. Während diesen acht Jahren war mir die Führung des Verbandes anvertraut. Ich war zuständig für die Zusammenarbeit mit den Mitgliedern des Zentralvorstandes, die Koordinati­ on aller Geschäfte, Betreuung von Verbandsmitgliedern und Kontakte nach aussen. Was waren die Höhepunkte Ihrer Ar­ beit? Für mich waren die schönsten Mo­ mente dann, wenn ich durch ein ge­ meinsames Gespräch jemandem hel­ fen konnte. Wie hat sich der LANV In dieser Zelt entwickelt? Die Entwicklung eines Verbandes erlebt natürlich jedes Mitglied anders. Leider haben wir nicht die Chance, so schnell auf Veränderung der Wirt­ schaft zu reagieren. In dieser schnellen Zeit ist es da fast nicht möglich Schritt zu halten. Als LANV sind wir zwar So­ zialpartner für die Gesamtarbeitsver­ träge, wir werden meiner Ansicht nach aber immer mit den Gewerk­ schaften vom Ausland verglichen. Dem LANV lag es immer fern, die Konfrontation zu suchen, aber wir vertreten die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nach ihren Rechten und da steht man natürlich auf der ande­ ren Seite als der Arbeitgeber. Wie steht's Ihrer Meinung nach um die Gerechtigkeit In der liechten­ steinischen Arbeltswelt? Wo liegen Dinge noch Im Argen? Gerechtigkeit in der liechtensteini­ schen Arbeitswelt wäre ein Traum. Ich bin zwar Optimistin, aber ich habe REKLAME 
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 1 V < 1 / ;j • Alice Fehr hat in den letzten acht Jahren als Präsidentin des Liechtensteinischen Arbeitnehmerverbandes vielßr die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Liech­ tenstein getan. Den Traum von einer gerechten Arbeitswelt hat sie aber in dieser Zeit verloren. (Bild: Paul Trümmer) diesen Traum verloren. Diese Unge­ rechtigkeit hat mich immer gestört, deswegen habe ich auch beim LANV gearbeitet. Rechte sind aber Immer von zwei Seiten her zu betrachten. Der Arbeitgeber sieht sein Recht von einer anderen Seite als die Arbeitnehmerin und der Arbeitnehmer. Wir vertreten unsere Mitglieder 
1 und stehen somit auf ihrer Seite. Was ich oft nicht verstehen kann, sind die Kommunikationsschwierig­ keiten am Arbeitsplatz. Es wäre vieles einfacher, wenn von beiden Seiten diese Gespräche geführt würden, denn es hat sich immer bewährt, wenn eine gemeinsame Linie am Arbeitsplatz praktiziert wurde. Der Arbeitgeber 
braucht uns und wir sind auch auf Ar­ beit angewiesen. Ith Argen liegt sicher teilweise der Verdienst, der LANV verfolgt schon seit 3 Jahren den Mindestlohn von Fr. 3000.-. Wir sind der Ansicht, dass die­ ser Betrag für eine Deckung der Le­ benskosten absolut nötig ist. Auch müsste die Wertschätzung für jede Mitarbeiterin und jeden Mitarbeiter gleich sein, ob sie nun im Kader arbei­ ten oder die Räumlichkeiten sauber halten. Wann soll und kann sich ein Arbelt- nehmer an den LANV wenden und wie kann der LANV eingreifen? Jede Arbeitnehmerin und jeder Ar­beitnehmer 
kann sich beim LANV melden. Den Zeitpunkt muss jede und jeder selber entscheiden, es sollte ein­ fach nicht schon zu spät sein. Ich rate den Leuten deshalb auch, schon vor dem Stellenantritt bei uns ihre Rechte und Möglichkeiten abzuklären. Wenn man schon angestellt ist und Unge­ reimtheiten feststellt, dann sollte man einfach nicht zu lange warten. Denn sonst kommt man irgendwann an ei­ nen Punkt, an dem man die Situation nicht mehr aushält. Oft wäre es eben durch Gespräche möglich, die Situati­ on zu verbessern. Was wünschen Sie dem LANV und auch den liechtensteinischen Ar­beitnehmern 
für die Zukunft? Dem Arbeitnehmer-Verband wün­ sche ich mehr Mitglieder, die mit ihm die - Solidarität untereinander leben und so beitragen, für alle Lohnemp­ fänger soziale Bedingungen zu erhal­ ten und zu verbessern. ' Wie sieht ihre nähere Zukunft aus? In meiner näheren Zukunft möchte ich zu Hause verschiedene Hausfrau­ enarbeit erledigen, die Ich imitier wie­ der verschoben habe,"mich mehr an der; frischen Luft aufhalten und die Bewegung pflegen. Ich glaube nicht, dass ich Langeweile haben werde. Ich freue mich auch auf die Tage ohne Terminkalender für jeden Tag. SOFAS FOR FRIENDS A > / / 
Meinungsaustausch zur Todesstrafe Unterschiedliche Ansichten über Abschaffung oder Beibehaltung SOFA-Systeme: 
KOINOR, P0L74, Arta Nova, Himolla usw. 
Am 20. März fand in Strassburg ein Meinungsaustausch zwischen den Ministerdelegierten des Europarats und Renate Wohlwend zur Frage der Todesstrafe in den Beobachterstaaten Japan und den Vereinigten Staaten statt. Dieser Meinungsaustausch, veranlasst durch eine Initiative des liechtenstei­ nischen Vorsitzes im Ministerkomitee vom Mai bis November letzten Jahres, hatte zum Ziel, Japan und die Verei­ nigten Staaten über mögliche Ent­ wicklungen zu befragen und sie in Richtung Abschaffung der Todesstrafe zu drängen, da sich der. Europarat Im Allgemeinen und Renate Wohlwend als Berichterstatterin der Parlamenta­ rischen Versammlung im Besonderen dafür einsetzen. Von amerikanischer . Seite wurde vorgebracht, die öffentliche Meinung, sei für die Todesstrafe. Dem wurde entgegengehalten, dass von Seiten der Regierung und des Parlaments ein po­litischer 
Wille existieren müsse, um die öffentliche Meinung zu ändern. Ausserdem war die Todesstrafe in den Vereinigten Staaten bereits einmal ab­ geschafft und später wieder eingeführt worden (momentan gilt sie in 38 der 50 Bundesstaaten). Aus europäischer Sicht wurde dargelegt,- dass Jeder Staat, der dem Europarat beitreten wolle, die Todesstrafe abschaffen müs­ se. Dies sei in mehreren Fällen durch das jeweilige Verfassungsgericht ge­ schehen, das. die Todesstrafe als ver­ fassungswidrig erklärt hatte. Die japa­ nische Praxis sieht vor, dass der zum Tode Verurteilte erst am Tag seiner Hinrichtung davon in Kenntnis gesetzt wird. Seine Angehörigen erfahren von dessen Hinrichtung erst danach. Diese Praxis wird mit dem zweifelhaften Ar­ gument begründet, dass man zusätzli­ ches Leid des Betroffenen und dessen Angehöriger vermeiden wolle. Ausser­ dem sei auch in Japan die öffentlich-, keit nicht bereit, mildere Strafen vor­ zusehen. Dem wurde entgegengehal­ten, 
dass eine lebenslängliche Gefäng­ nisstrafe als Ersatz für eine Hinrich­ tung kaum als eine milde Strafe be­ zeichnet werden kann, im Gegenteil, eine lebenslängliche Gefängnisstrafe werde ebenfalls als sehr hart angese­ hen. . Abschliessend bedankte sich der Vorsitzende für die. liechtensteinische Initiative und für das Jahrelange Enga­ gement von Renate Wohlwend In die­ ser Frage. Die liechtensteinische Abge­ ordnete wies darauf hin, dass im Mai in Japan eine Veranstaltung hierzu stattfinden und dass sie sich weiterhin entschieden für die weltweite Abschaf­ fung der Todesstrafe einsetzen werde. (pqfl) REKLAME
	        

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