Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
KULTUR Mittwoch, 20. März 2002 1 1 <»•«— .......... Die Komödie «Wer den Löwen weckt» mit Claus Biederstaedt im TaK Claus Biederstaedt, als Schau­ spieler bestens bekannt, beweist am Donnerstag, 21. März um 20.09 Uhr im TaK mit der tem­ poreichen und amüsanten Komödie «Wer den Löwen weckt», dass er nicht nur ein ausgezeichneter " Schauspieler ist, sondern auch als Regisseur Qualitäten hat. Mit Claus Biederstaedt sprach Gerolf Hause r VOLKSBLATT: Ist Ihnen das Stück «auf den Leib geschrieben»? Claus Biederstaedt: Nicht in allen Punkten. Die Hauptfigur ist ein miss­ mutiger, hypochondrischer Choleriker, ein 
ehemaliger Künstler- und Film­ agent, dem die Femsehsituation so auf die Nerven geht, dass er sagt, ich höre auf. Er brüllt wie ein Löwe, bis ein jun­ ges Mädchen in sein Leben tritt. Sie macht aus ihm wieder einen engagier­ ten Mann, der diesem Mädchen zu ei­ ner Karriere hilft. Haben Sie sich selbst, nach dem Film «Feuerwerk» mit Romy Schnei­ der, auf den Typ «Liebhaber» festge­ legt? Nein, das hat mit Äusserlichkeiten zu tun, mit einem gewissen Phänoty- pus, so wie z.B. Mario Adorf immer die etwas beschränkten Bösewichte spie­ len musste. Das ist im Film so. Ist man einmal als Liebhaber im Film festge­ legt, so sagte Willy Fritsch zu mir, soll­ te man es auch bleiben. Andere Cha­ rakterrollen kann man am Theater spielen - wenn man Theater spielen kann, was ich immer und mit grosser 
Claus Biederstaedt (rechts) spielt im TaK nicht nur die Hauptrolle in «Wer den Löwen weckt>, er hat die Komödie auch inszeniert. Freude getan habe. Aber ich habe die­ se Rollen auch gerne gespielt, bis die Filme immer schlechter wurden. Dann habe ich mich aufs Theater bzw. aufs Fernsehen konzentriert. Meinen Sie die Musik- und Helmat- ftlme, die Sie gemacht haben? Leider waren die wertvollen Filme, von denen ich auch einige gemacht habe, nicht erfolgreich. Damals sagte man mir, ich könnte meine Karriere vergessen, wenn ich weiterhin nur künstlerisch wertvolle Filme machen wollte. Die anderen Filme sind damals nach dem Krieg, in und aus einer Zeit und eigentlich nur für eine gewisse Zeit gemacht worden. Das war Ge- hrauchsware, die zu Anfang sorgfältig gemacht wurde, dann immer schlam­ piger, weil man immer mehr damit verdienen wollte. Jener Zeit stehe ich 
nicht ohne Kritik gegenüber. Ein we­ nig kommt das auch bei «Wer den Löwen weckt» vor, wenn der Hauptfi­ gur die langweiligen Talkshows und der zunehmende Sittenzerfall auf die Nerven gehen. Einmal sagt er z.B. wenn man nach 22 Uhr den Fernseher einschaltet, freut 
man sich, wenn man jemand wenigstens noch halb angezo­ gen sieht. Im Bühnenbereich habe ich mich eine gewisse Zeit im Boule- vardtheater aufgehalten. Aber ich ha­ be z.B. auch «Des Teufels General» ins­ zeniert und gespielt, den «Hauptmann von Köpenick» usw. Aber im deutsch­ sprachigen Raum gelte ich als jener, mit dem in einer Komödie nichts schief gehen kann. Wenn man ihn en­ gagiert, dann hat man ein volles Haus. Sie haben nach der Filmkarriere zwei weitere Karrieren gemacht, als 
Synchronsprecher und als Regis­ seur? Das Synchronsprechen ist für mich eine Dienstleistung, die ich gerne ge­ macht habe. Das Theaterspielen war immer die «Urmutter» für mich. Regie zu führen begann ich, als immer mehr Kollegen mich fragten, ob ich ihnen nicht helfen könnte, d.h. wenn sie un­ zufrieden waren mit ihrem Regisseur. Tatsächlich habe ich Regisseure er­ lebt, die Schauspieler regelrecht ty­ rannisieren. Regie sehe ich als eine Art Psychotherapie an, indem ich Schauspielerinnen eine Sicherheit vermittle, die sie zunächst nicht ha­ ben und versuche, Schwächen zu ver­ decken. Gilt nach über 50 Jahren Bühnenprä­ senz Immer noch, was Sie einmal sagten: «Ich möchte perfekt sein. Das Attribut <routlniert> tut mir ein bisschen weh»? Wenn Kritiker schreiben: «routiniert wie immer», dann heisst das doch so etwas wie: mit der linken Hand, ohne sich Mühe zu geben. Ich sehe meine Arbeit ähnlich wie bei Artisten, die auf den Bruchteil einer Sekunde aufpassen müssen. Unterliegen Sie auch dem Jugend­ lichkeitswahn, der heute unsere Ge­ sellschaft prägt und auch bei «Wer den Löwen weckt» eine Rolle spielt? Überhaupt nicht. Das einzige, was mich vielleicht von anderen, griesgrä­ mig gewordenen Altersgenossen un­ terscheidet, ist meine Freude und mei­ ne Dankbarkeit Tür das Glück, das ich erleben durfte und täglich neu erlebe. Den Schauspielerberuf auszuüben ist der grösste Jungbrunnen, den man sich vorstellen kann. Es ist die Fünfte Der Gitarrist Leon Koudelak präsentiert seine neue CD in der Tangente in Eschen Nicht Beethovens Fünfte ist gemeint, sondern die fünfte CD des in Buchs lebenden klassischen Gitarristen Le­ on Koudelak, die er am Sonntag, den 24. März um 17 Uhr in der Tangente mit einem Konzert präsentiert. Mit Leon Koudelak sprach Gerolf Hause r VOLKSBLATT: Was macht deine Ver-. letzung an der linken Hand? Leon Koudelak: Im vergangenen Jahr gab es viele Turbulenzen für mich. Als ich im Februar letztes Jahr von einer grossen Tournee durch Korea und Japan zurückkam, die übri­ gens ein Riesenerfolg war, hatte ich plötzlich so grosse Schmerzen im lin­ ken Ringfinger, dass ich nicht mehr spielen konnte. Vermutlich die Folge von Übermüdung, d.h. ich war phy­ sisch und psychisch wie ausgelaugt. Also musste ich die Konzerte in der ersten Hälfte des letzten Jahres absa­ gen. Ich habe dann drei Monate lang sehr vorsichtig geübt, viele Fingersätze umgeschrieben, um den Ringfinger zu schonen. Dann kam gleich der nächste Tiefschlag, als mein Vater starb. So war die erste Hälfte letztes Jahr eigent­ lich ein Albtraum für mich. Vor allem deshalb auch, weil ich nach der Japan­ tournee, nach 30 jähren harter Arbeit, zu mir sagen konnte: jetzt läufts so gut und leicht wie vielleicht noch nie. Was hat dich wieder aufgebaut? Das erste Konzert habe ich darin im Oktober in Wien gegeben, mit einem leichteren Programm, d.h. mit Stücken, bei denen ich den Finger ein wenig schonen konnte. Dieses Konzert war ein grosser Erfolg, trotz der Schmerzen, und das hat mich sehr mo­ tiviert. Im gleichen Monat bin ich zum Gitarrenfestival nach Bangkok, und auch das war ausgezeichnet. Dort ging 
es mir sehr gut, wohl auch wegen des dortigen Klimas. Wo hast du die neue CD aufgenom­ men? Das war eine kuriose Situation. An­ fang Dezember war ich eingeladen zum internationalen Gitarrenfestival in Katmandu, in Nepal. Ich wollte über Bangkok dorthin fliegen. Dann kam die Nachricht, dass wegen politischer Unruhen das Festival abgesagt worden 
war. Jetzt sass ich also in Bangkok und habe mich gefragt, was ich machen soll. Also suchte ich nach einem guten Aufnahmestudio, denn wenn ich schon so viel gearbeitet habe, wollte ich auch gleich Aufnahmen machen. Ich fand einen ausgezeichneten Auf­ nahmeleiter und konnte in wenigen Stunden die gesamte CD aufnehmen. Da sind also wirkliche Live-Aufnah- men dabei. Mit diesen Aufnahmen bin ich hierher zurückgekommen und Der Gitarrist Leon Koudelak präsentiert am Sonntag, dem 24. März um 17 Uhr seine neue CD mit einem Konzert in der Tangente in Eschen. 
konnte sie jetzt bei Tyrolis in Eschen herausbringen. Ende Januar wurde das Festival in Nepal nachgeholt. Es war ein grossartiges Festival und mir ging es ausgezeichnet dort, konnte sehr gut spielen. Das hat mich auch wieder eine Stufe weiter gebracht. Ich bin sehr glücklich darüber, dass ich wieder spielen kann, dass die CD sehr gut ge­ lungen ist, dass es mit Tyrolis geklappt hat, und dass ich die CD jetzt in der Tangente präsentieren kann. Jetzt bin ich hoch motiviert. Einige Termine für dieses Jahr stehen schon, z.B. grosse Festivals und Konzerte in Frankreich, in Prag, die LiGiTa hier, Bangkok, Wien, Ungarn usw. Kannst du etwas über die neue CD sagen? Ich finde, es ist ein ausgezeichnetes, ganz zu mir passendes Programm und eine internationale Produktion: Ich bin in der Tschechoslowakei geboren, lebe in der Schweiz, habe die CD in Bang­ kok aufgenommen, die Musik kommt aus der ganzen Welt, der Tonmeister ist ein Thailänder, die Produktionsfir­ ma ist aus Liechtenstein, gepresst wird sie in einem EU-Land, das Cover ist von einem Liechtensteiner, von Ste­ phan Sude gestaltet. Deshalb und weil das Programm die Grenzen zwischen Unterhaltungsmusik und Klassik ver­ schwinden lässt, habe ich die CD «Exo- tic Fruits» genannt. Es sind von mir ar­ rangierte Pop-Songs, die Suite «Koyunbaba» von Domeniconi, zwei neue Stücke von dem Cubaner Eduar- do Martin, die von mir neu bearbeitete Sonata op. 61 von Joaquin Turina, ein Stück von mir, das ich meinem ver­ storbenen Vater gewidmet habe' und drei Stücke von Manuel Ponce, In der Tangente werde ich das komplette Pro­ gramm und vielleicht noch etwas dazu spielen. Tangente Eschen, Sonntag, 24.3., 17 Uhr: CD-Präsentation. 
Carte Blanche an Marco Schädler VADUZ: Zweimal pro Jahr vergibt das Kunstmuseum Liechtenstein eine «Car­ te Blanche» an einen liechtensteini­ schen Kunstschaffenden. Am 21. Mäiz ist der Triesenberger Komponist Marco Schädler im Museum zu Gast. Anhand seiner neuesten Komposition erläutert er dabei das Phänomen der Quarte und deren Energie und Anwendungsform. Die Quart ist eine Intervallfolge im Abstand von vier Stufen und hat eine Sonderstellung in der Musik. Mit prak­ tischen Beispielen am Klavier und län­ geren Auszügen aus seiner neuesten Komposition wird Marco Schädler in den Äusstellungsräumlichkeiten des Museums die Besucherinnen und Be­ sucher in die unendliche Welt der Quarte entfiihren. Die Veranstaltung beginnt am 21. März um 18 Uhr, der Eintritt ist frei. (Eing.) 
iJ ;r; >\ il I . N rn Musikalische Besinnimg Zu einer musikalischen Besinnung in der Fastenzeit lädt das Auris-Quartett am Sonntag, den 24. März um 18 Uhr in die Dornbirner Pfarrkirche Oberdorf ein. Zu einer musikalischen Besinnung in der Fastenzeit lädt das Auris-Quartett. in die Dornbirner Pfarrkirche Oberdorf ein. Am Sonntag, den 24. März um 18 Uhr wird ein Konzert im Rahmen des Caritas-Hilfsprojektes von «Kultur.LE- BEN» veranstaltet. Das Streichquartett, das sich aus Mitgliedern der Wiener Symphoniker und Wiener Philharmoniker zusam­ mensetzt, wird zuerst «FünfStücke für Streicher» von Ernst Krenek spielen und anschliessend die Streichquartett­ fassung 
des berühmten Werkes von Josef Haydn «Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze». «Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze» schrieb Haydn als Auftragswerk im Jahr 1785 für einen Domherren im spanischen Cadiz. 1787 schuf er dazu auch eine Streichquar­ tettfassung, die an diesem Abend zu hören sein wird. Haydn erfand zu jeder Überschrift eine passende Melodie und entwickelte daraus Sonatensätze. So werden Empfindungen wie Leiden, Schmerz, aber auch Trost und Heilsge- wissheit musikalisch dargestellt. Das Stück, wie er selbst ausführte, die letz­ ten Worte des Erlösers «dergestalt aus­ gedrückt seien, dass es dem Unerfah­ rensten den tiefsten Eindruck in seiner Seele erweckt». Diesem Anspruch will das Auris Quartett mit der Aufführung in Dornbim gerecht werden. Als Sprecher für die Texte stellt sich Kurt Sternik zur Verfügung, der seit vielen Jahren seine künstlerische Hei­ mat am Landestheater Vorarlberg hat. (Eing.) >
	        

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