Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
AUSLAND Mittwoch, 13, März 2002 
25 Postkartenaktion • ! ' gegen Jörg Haider 
Blutbad bei Militäroperation Israel: Mindestens 18 Tote im Flüchtlingslager Dschebalija - Armee rückt in Ramallah ein Palästinensische ' Autönomiegäbiete Haifa IS RAE L . Hadera v Netanja Israelis besetzen Ramallah 
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Luftangriff auf palästinensische Polizeigebäude 
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& T 0 7-ö O. "D 50 km Vorbereitungen für Erstürmung der El-Kaida-Verstecke Afghanische Alliierte haben Front durchbrochen - USA lehnen Gespräche über Waffenstillstand ab 
JERUSALEM: Bei der grössten Militäroffensive seit dem Liba­ non-Feldzug vor 20 Jahren hat die israelische Armee am Diens­ tag in den Autonomiegebieten mindestens 28 Palästinenser getötet. Beim Angriff auf das Flüchtlingslager Dschebalija im Gazastreifen kamen mindestens 18 Palästinenser ums Leben. Bei Gefechten in anderen Teilen der Autonomiegebiete wurden zehn weitere Palästinenser getötet. Bei einem palästinensischen Anschlag auf Fahrzeugkolonnen nahe Libanon wurden sechs Is­ raelis erschossen, ein weiterer fiel im Westjordanland einem Heckenschützen zum Opfer. Die israelische Armee besetzte zudem Ramallah und rückte erneut bis auf wenige Meter an den Amtssitz des palästinensischen Präsidenten Jassir Arafat vor. Was dies für die am Mon­ tag verfügte Aufhebung seines Haus­ arrests bedeuten könnte, war vorerst unklar. Beschossen wurde auch ein Hotel, in dem etwa 40 ausländische Journalisten untergebracht waren. Nach israelischen Medienberichten sind an der grössten Militäraktion seit 1982 insgesamt 20 000 israelische Sol­ daten beteiligt. UN-Generalsekretär Kofi Annan richtete einen eindringlichen Friedens­ appell an beide Seiten. Er sagte in New York, die Palästinenser müssten alle Terrorakte stoppen. Im Gegenzug for­ derte er die Israelis auf, die «illegale Besatzung» palästinensischen Territo­ riums zu beenden und nicht mehr mit übermässiger Härte gegen die Palästi­ nenser vorzugehen. «Sie können ihre Völker noch immer vor der Katastrophe bewahren», sagte GARDES: Im Osten Afghanistans ha­ ben die mit den USA verbündeten af­ ghanischen Truppen die Erstürmung der noch verbliebenen Taliban- und El-Kaida-Verstecke vorbereitet. In der Nacht zum Dienstag durchbra­ chen sie nach eigenen Angaben die Front. Für Unstimmigkeiten zwi­ schen den Verbündeten sorgte unter­ dessen ein Ajigebot, das Taliban- und El-Kaida-Kämpfern freies Geleit zu­ sichern sollte. Es war von einem Ge­ sandten des Ministerpräsidenten Ha­ mid Karsai unterbreitet worden. Die USA wiesen den Plan zurück. «Wir werden nicht aufhören zu kämp­ fen, um irgendein Abkommen zu schliessen», sagte Pentagon-Sprecher Dave Lapan in Washington. Die Anti­ Taliban-Truppen brachten unterdessen 
mehrere Panzer für den letzten Vor- stoss zur Einnahme des umkämpften Gebiets in Stellung. B-l-Flugzeuge der US-Luftwaffe deckten derweil die Höhlen und Tunnel des schneebedeck­ ten Gebirgskamms, der von US-Offi- zieren «der Wal» genannt wird, mit ei­ nem Bombenteppich ein. Ausserdem hatte es den Anschein, dass Chinook-Hubschrauber kleinere Panzer ins Kampfgebiet flogen. «Wir haben letzte Nacht im Kampfgebiet die Front 
durchbrochen», berichtete der afghanische Feldkommandeur Abdul Hanan. «Wir haben einige völlig zer­ störte Höhlen gesehen. Ich bin sicher, dass darin Tote lagen.» Bei dem ameri­ kanischen 
Dauerbombardement seien fünf ausländische Kämpfer und auch drei Dorfbewohner getötet worden. Alles deutete daraufhin, dass die 
af- HARARE: Nach der Präsidentenwahl in Simbabwe haben unabhängige Be­ obachter am Dienstag massive Mani­ pulationsvorwürfe gegen die Regie­ rung erhoben. Die Abstimmung könne nicht als frei und fair bezeichnet wer­ den, erklärte das simbabwische Wahl­ netzwerk. Auch norwegische Beobach­ ter übten Kritik, Nach Berichten von Amnesty International wurden an den Wahltagen 1400 Personen, vor allem Oppositionelle, festgenommen. Ersten Ergebnissen zufolge lag Amtsinhaber Robert Mugabe knapp vor seinem Herausforderer Morgan Tsvangirai. Ausgezählt waren am Dienstagabend etwa fünf Prozent der Stimmen, von diesen entfielen 53 Prozent auf Muga­ be und 45 Prozent auf Tsvangirai, 
ghanischen Soldaten sich am Dienstag zur Entscheidungsschlacht bereit machten. Ihre Befehlshaber fanden sich zu einem Treffen in der Nähe der Front am Fuss der Schah-i-Kot-Berge ein. Zugleich berieten lokale Führer über das Angebot eines mehrtägigen Waffenstillstands für den Fall, dass Ta­ liban- oder El-Kaida-Kommandeure überlaufen oder die Gegend verlassen wollten. Der stellvertretende Polizei­ chef von Surmand, Ghulam Moham­ med Faruk, erklärte, der Plan stamme von Gul Haider, einem Kommandeur der afghanischen Streitkräfte, Der afghanische Kommandeur Is­ mail Chan erklärte, dass mittlerweile etwa drei Viertel der Gegner, deren Zahl ursprünglich auf etwa 1000 ge­ schätzt worden war, getötet wurden. US-Verteidigungsminister Donald 
Annan an die Adresse des israelischen Regierungschefs Ariel Scharon Und Arafats gerichtet. Vor der Militärakti­ on in Dschebalija hatten Palästinenser eine jüdische Siedlung im Gazastreifen beschossen, wobei aber niemand ver­ letzt wurde. Die israelische Armee rückte mit etwa 20 Panzern in das La­ ger ein, auch Kampfliubschrauber wa­ ren 
im Einsatz. Mehrere Gebäude, da­ runter eine Metallfabrik, wurden in Schutt und Asche gelegt. Viele Zivilis­ ten flohen im Schlafanzug aus dem Lager. Es gab mindestens 75 Verletzte. Fünf weitere Palästinenser starben bei Angriffen auf Polizeistationen im Flüchtlingslager Chan Junis sowie in der Ortschaft Deir el Balah im Gaza­ streifen. Als Vergeltung für die Militäraktio­ nen drohte Hamas-Führer Abdel Asis Rantisi mit neuen Anschlägen. Kurze Zeit später feuerten fünf bewaffnete Männer, die sich als israelische Solda­ ten getarnt hatten, von den Hügeln nahe der libanesischen Grenze auf is­ raelische Fahrzeuge und töteten min­ destens sechs Insassen. Israelische Si­ cherheitskräfte erschossen zwei der Angreifer, die offenbar aus Libanon kamen. Armeehubschrauber kreisten über.dem Gebiet. Zinni bringt Friedensplan mit Am Donnerstag wird der amerikani­ sche Nahost-Sonderbeauftragte Ant­ hony Zinni in der Region erwartet. Nach Informationen aus Washington will er den Konfliktparteien den Frie­ densplan von CIA-Chef George Tenet vorlegen. Dieser sieht eine sofortige Waffenruhe und die Festnahme paläs­ tinensischer 
Extremisten vor. Israel soll dafür die Reisebeschränkungen für Palästinenser lockern und seine Solda­ ten aus den Autonomiegebieten abzie­ hen. Auch US-Vizepräsident Dick Che­ ney bereist zurzeit die Region. Rumsfeld hatte am Montagabend die Hoffnung geäussert, die US-Truppen und ihre Alliierten würden das «Sau­ bermachen» in dem Gebiet bis Ende dieser Woche erledigt haben. Laut Rumsfeld sind an der «Operation Ana- conda» 
in dem 150 Quadratkilometer grossen Schah-i-Kot-Tal mehr als 800 US-Soldaten und noch einmal eine ähnliche Zahl afghanischer und ande­ rer alliierter Soldaten beteiligt. Karsai kommt nach Berlin (Berlin) Karsai wird'am Mittwoch zu seinem ersten Deutschlandbesuch in Berlin erwartet. Im Mittelpunkt steht die Wiederaufbauhilfe für Afghanis­ tan. Der Chef der afghanischen Inte­ rimsregierung soll von Bundeskanzler Gerhard Schröder mit militärischen Ehren empfangen werden. 
KLAGENFURT: Die Jungendorganlsa- tlon der Österreichischen Volkspartei (JVP) plant eine Postkartenaktion ge­ gen den rechtsgerichteten Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider. Sie protestiert damit gegen dessen um-' strittenen Irak-Besuch im vergange­ nen Monat. Wie die österreichische Nachrichten­ agentur APA am Dienstag berichtete, ist- auf der «Blutsbrüder» betitelten Postkarte eine Karikatur Saddam Hus­ seins als Vampir sowie Haider mit den Händen 
voller Blutkonserven zu se­ hen. 10 000 Stück davon sollen in den nächsten Tagen in allen Kärntner Städten verteilt werden. JVP-Chef Pe­ ter Weidinger begründete die Aktion damit, dass Haider dem Land durch seinen Solidaritätsbesuch im Irak grossen Schaden zugefügt habe. rung geht zurück NEW YORK: Das Wachstum der Welt­ bevölkerung hat sich laut einer Studie der Vereinten Nationen in den letzten Jahren deutlich verlangsamt. Dadurch könnten die Prognosen für zehn Milli­ arden Erdenbürger am Ende des 21. Jahrhunderts womöglich auf acht bis neun Milliarden zurückgeschraubt werden, hiess es am Montagabend bei einer Versammlung von Demographen am UN-Sitz in New York. Ein realer Rückgang sei allerdings erst im näch­ sten Jahrhundert zu erwarten. «Linke will mich mit allen Mitteln erledigen» • PARIS: Mit seinen heftigen persönli­ chen Attacken auf Präsident Jacques Chirac (Bild un­ ten) hat sich der sozialistische Prä­ sidentschaftskan­ didat Lionel Jospin (oben) nach Ein­ schätzung der französischen Presse selbst geschadet. Der konservative «Fi­ garo» sah den Amtsinhaber am Diens­ tag im Aufwind, und auch die linksli­ berale «Liberation» bemerkte, der Pre­ miermister hätte besser geschwiegen. Der Neogaullist Chirac ging der­ weil zum Gegen­ angriff über und kanzelte Jospins Äusserung als Entgleisung ab. In Frankreich wird am 21. April und 5. Mai ein neuer Präsident gewählt, die Umfragen gaben Jospin bislang einen knappen Vorsprung. Chirac warf in ei­ nem Femsehinterview am Montag­ abend der Linken vor, ihn «mit allen Mitteln erledigen zu wollen». Er sei für sie das letzte Hindernis, den ganzen Staat in Beschlag zu nehmen. Deshalb würden gegen ihn extremistische Me­ thoden angewandt und «Gerüchte und Verleumdungen» verbreitet, erklärte der Präsident. MADRID: Der Flughafen von Madrid . ist zum Schauplatz einer der grössten Massenfluchten in Spanien seit Jahren geworden. Rund 200 Kubaner, die dort am Wochenende Asyl beantragt hät­ ten, seien auf dem Flughafengelände, einquartiert. Sie waren dort mit ver­ schiedenen Maschinen gelandet. Spa­ nischen Medienberichten zufolge- dür­ fen die Flüchtlinge wahrscheinlich in Spanien bleiben, da das Land Kuba­ nern häufig auch aus humanitären Gründen Zuflucht gewährt. 
Schwere Manipulationsvorwürfe Präsidentenwahl in Simbabwe: Mehr als 1400 Festnahmen Massenflucht auf Flughafen 
TEHERAN: Der ranghohe iranische Kleriker Ayatollah Ali Meschkini hat dazu aufgerufen, den israelischen Ministerpräsidenten Atfel Scharon wegen Kriegsverbrechen gegen die Palästinenser vor Gericht zu stellen und hinzurichten. Gesprächen mit der israelischen Regierung erteilte er am Dienstag bei einer Rede vor dem so genannten Expertenrat in Tehe­ ran eine kategorische Absage. Das sei, als ob man mit «einem Wolf, der ein Schaf anfällt» sprechen wolle. «Wir betrachten Scharon als Kriegsverbrecher, dem der Prozess gemacht und der hingerichtet wer­ den muss», sagte er. Meschkini leitet den, Expertenrat, der den höchsten religiösen Führer Irans wählt und überwacht. 
Wachstumsquote der Weltbevölke-
	        

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