Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

22 Dienstag, J 2. März 2002 
EXTRA Liechtensteiner VOLKSBLATT «Spy Game»: Die allerschösten des CIA Familienchronik «Die Royal Tenenbaums» Film-Hitparade Robert Redford und Brad Pitt in «Spy Game - Der finale Countdown» Der CIA-Agent Nathan Muir (Robert Redford, links) kämpft um die Rettung seines Schützlings Tom Bishop (Brad Pitt), der in China zum Tode verurteilt wurde. (Bilder: Keystone) 
Nathan Muir hat seine Karriere als Spitzenagent der CIA im Jahr 1991 fast hinter sich ge­ bracht und kann sich auf den verdienten Ruhestand freuen. Doch da erreicht ihn die Nach­ richt, dass sein viel jüngerer Schützling Tom «Boy Scout» Bishop in China als zum Tode verurteilter Spion auf den Voll­ zug des Urteils wartet. Die CIA- Gewaltigen haben aus politi­ schen Gründen keinen Ehrgeiz, ihren eigenen Mann aus dieser fatalen Lage zu befreien. Doch Muir will den Freund und Kol­ legen keinesfalls seiniem Schicksal überlassen. . AP-Korrespondent Wolfgang Hübner Ob er damit Erfolg hat, erfahren wir erst anvEnde des Films «Spy Game - Der finale Countdown» von Tony Scott, der am 14. März in die Kinos kommt. Denn vorher zeigen lange Rückblenden, wie sich Muir und Bis­ hop im Vietnam-Krieg begegneten, wie sie im Berlin des Kalten Krieges und im fieirut des Bürgerkriegs harte Feuerproben durch- und-überlebten. All das begründet eine Männerfreund­ schaft, die sich in der Stunde höchster Not auch unter Einsatz ganz unge­ wöhnlicher Mittel bewähren muss. Dass er dabei ein Doppelspiel auf­ führen muss, fällt dem Veteranen im Agentengeschäft naturgemäss nicht sonderlich schwer. Mit Robert Redford als Muir und Brad Pitt als Bishop präsentiert der Film zwei populäre Superstars aus zwei Generationen in den Hauptrollen. Trotzdem funktioniert das keineswegs so, wie es sicherlich beabsichtigt war. Denn die Konstruktion ist einfach zu umständlich: Die Kemsituation der sHandlung 
beinhaltet eine grosse räumliche Entfernung der beiden Ak- F1LMHITPARAPE Der Schweizerische Kino-Verband er­ mittelt jeden Freitag die Liste der 20 meistbesuchten Filme der vergange­ nen Woche in den Kinos der deutschen Schweiz. Die repräsentativen Angaben stammen aus 85 Kinobetrieben in al­ len wichtigen Städten der deutschen Schweiz. Die Filmhitparade nennt den Rang dieser Woche, den Vorwochen­ rang (in Klammer), den Filmtitel sowie den Regisseur des Films, «neu» heisst , neu auf der Liste, «ern» heisst erneut auf der Liste. . .7 , 1 (neu) A BEAUTIFUL MIND Ron Howard 2 (neu) ASTERIX Et OBEL1X MISSION... . Alain Chabat 3 (1) MONSTERS INC. P.Docter/D.Silverman 4 (4) ITALIAN F0R BEGINNERS . Lone Scherfig 5 (3) OCEAN'S ELEVEN Steven Soderbergh , 6 (2) RUSH HOUR 2 Brett Ratner 7 (5) SHALL0W HAL Farrelly Bros. 
teure, die nur aufgehoben werden kann mittels verschachtelter Rück­ blenden. Das nimmt dem Zusammen­ spiel zweier so attraktiver Darsteller aber viel von seinem 
Reiz und Dyna­ mik. Denn es ist ja immer klar, dass Muir und Bishop die vergangenen Ge­ fahren in Freundschaft überstehen werden. Die Welt aus imperialer Sicht So gerät «Spy Game» zu einem weit­ gehend überraschungslosen, mit vie­ len Klischees behafteten Film, was sich im Finale nur bestätigt. Irgendwie meint man, das alles- schon viele Male gesehen zu haben: Der alte Fuchs und der junge Draufgänger, die letzte Be- 8 (neu) COLLATERAL DAMAGE Andrew Davis 9 (6) THE LORD OF THE RINGS 1 Peter Jackson 10 (8) NIRGENDWO IN AFRIKA , Caroline Link 11 (7) VANILLA SKY Cameron Crowe 12 (9) MONSOON WEDDING . Mira Nair 13 (11) THE MAN WHO WASNT1HERE Joel Coen-Brothers 14(10) LE PACTE DES LOUPS Christophe Gans 15 (12) L'ULtlMO BACIO Gabriele Muccino 16.(13) LE PEUPLE MIGRATEUR Jacques Perrin 17 (15) MULHOLLAND DRIVE David Lynch 18 (18) AMELIE DE MONTMARTRE J.-P. Jeunet 19 (19) SLAP HER SHE IS FRENCH Melaine Mayron 20 (14) HARRY POTTER Chris Columbus . 
Währungsprobe vor 
der Pensionie­ rung, die wundersame Rettung eines schon Verlorenen. Natürlich schaut man einem Robert Redford immer 
ger­ ne bei der ÄVbeit 
zu, erinnert sich aber gerade deshalb wehmütig 
an weit 
bes­ sere Filme mit 
dem Schauspieler und Regisseur, der 
Ende März einen Ehren- Oscar für 
sein Lebenswerk bekommen wird. Unter den teilweise unangenehm penetranten Patriotismus-Streifen aus der aktuellen Hollywood-Produktion ist «Spy Game» noch von der dezente­ ren Sorte. Aber auch Scotts Film be­ trachtet die Welt aus einer imperialen Sicht, in der CLA-Agenten zum Wohle der westlichen Zivilisation eigentlich 
alles erlaubt ist. Wir sehen als Zu­ schauer die Krisenherde aus ihrer Sicht und ihrem Interesse, wir sehen aber nicht, ob das Eingreifen von Muir und Bishop positive oder negative Fol­ gen hat. Und die ungeliebten Chinesen werden einmal mehr nicht von ihrer besseren Seite gezeigt. Gewiss sind die politischen Hinter­ gründe nur Kulisse fiir die Starauftrit­ te von Redford und Pitt. Aber ihre ideologische Einseitigkeit hinterlässt doch einen faden Beigeschmack. Die Berlin-Szenen wurden übrigens in Budapest gedreht, die in Vietnam und Beirut spielenden Passagen in Marok­ ko am Rande der Sahara sowie in der Küstenstadt Casablanca. 
«Spy Game-Der. finale . Countdown» USA 2001 - Verleih: UIP Regie: Tony Scott " ' Hauptdarsteller: Robert Redford, Brad Pitt - ab zwölf Jahren. Inhalt: Kurz vor seiner Pensionie­ rung wird der CIA-Agent Nathan Muir noch mit einer Aufgabe kon­ frontiert, die ihm alles abfordert. Penn sein Schützling Tom Bishop ist in Lebensgefahr. «Die Royal Tenenbaums» USA 2001 - Verleih: Buena Vista Regie: Wes Anderson . Hauptdarsteller: Gene Hackman; Gwyneth Paltfow - ab sechs Jahren. Inhalt: Djei gescheiterte Genies, ei­ nen schlitzohrigen Patriarchen und jede Menge andere seltsame Figuren gibt es in dieser Komödie einer un­ gewöhnlichen New Yorker Familie. «Knallharte Jungs» De 2001 - Verleih: Constantin Regle: Granz Henman Hauptdarsteller: Tobias Schenke, Axel Stein, Diana Amft- ab zwölf: Jahren. Inhalt: Der junge Flo hat auch in der Fortsetzung der Erfolgskomödie «Harte Jungs» um Lust und Leid des Teenie-Seins seine Schwierigkeiten mit dem Sex. Wird er bei der schö­ nen Maja sein Glück machen? Kritik: Die Komödie «Knallharte Jungs», die am 14. März anläuft, ver­ fährt hinsichtlich Qualität und Quantität der Witze nach dem Vor­ bild der US-Fortsetzungsfilme: Bei «Sequels» sackt das Niveau noch tie­ fer unter die Gürtellinie, aber kein Gag ist widerlich genug, dass er nicht noch ein paar Zuschauer fände. Auch Granz Henman, der schön für «Harte Jungs» das Drehbuch verfasst hatte, verschiebt nun, als Regisseur und Drehbuchautor in Personaluni­ on, die Ekelgrenze beheizt nach un­ ten. Eine etwas andere Familienchronik Wes Andersons Tragikomödie «Die Royal Tenenbaums» Genies sind rar, gescheiterte Genies ebenso. Aber der am 14. März in den Kinos anlaufende amerikanische Film «Die Royal Tenenbaums» kann zu Beginn gleich mit drei Exempla­ ren dieser seltenen Gattung aufwar­ ten, nämlich den Geschwistern Mar­ got, Chas und Richie Tenenbaum. Margot war schon früh literarisch hoch erfolgreich, zwei Jahrzehnte später steckt sie allerdings in einer lähmenden Schreibkrise. Chas hat sich als virtuoser Finanzjongleur Be­ kanntheit erworben, nun leidet er nach dem Unfalltod seiner Frau an Verfolgungswahn. Jede Menge seltsame Figuren einer ungewöhnlichen New Yorker Familie. AP-Korrespondent Wolfyang Hübner Und Richie schliesslich ist Tennis- Champion, der nach einem spekta­ kulären Zusammenbruch ziellos mit seiner Yacht über die Meere zieht. Der Erzeuger all dieser ungewöhnlichen Kinder heisst Royal, ein egoistisches Schlitzohr, das sich schon lange von der ungeliebten Frau und Mutter Ethe- llne getrennt hat. Doch auf seine alten Tage verspürt Royal den Drang, aber­ mals seine Rolle als Patriarch dieser New Yorker Sippe spielen zu sollen. Damit aber bringt er deren ohnehin la­bilen 
Verhältnisse/Völlig 
durcheinan­ der, zumal Etheline drauf und dran ist, ein neues Glück mit einem anderen Mann zu finden. Auch die drei gescheiterten Genie- Kinder reagieren alles andere als be­ geistert auf das eigenmächtige Come­ back von Royal. In verschiedenen Rückblenden sehen wir,  wle.es  früher zuging bei den Tenenbaums - damals, als Margot, Chas und Richie die Welt noch mit ihren unglaublichen Talen­ ten verblüfften und Royal noch ein er­ folgreicher Anwalt war, 20 Jahre, spä­ ter ist 
aller Glanz dahin. Gerade des­halb 
ist es von besonderer Brisanz, dass die lange Zeit verstreute Familie wieder zusammenfindet in dem Haus an der Archer Street, das Royal in bes­ seren Zeiten erworben hatte. Plötzlich erhebt jeder ein Anrecht darauf, wie­ der dort wohnen zu können. Zu welchen Verwicklungen und in welche Turbulenzen das führt, zeigt Hollywoods neues Regie-»Wunder- kind» Wes Anderson, der zusammen mit Owen Wilson auch das Drehbuch' geschrieben hat. In den USA waren viele Kritiker ganz begeistert von die­ sem durchaus originellen Streifen. i
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.