Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

10 Dienstag, 12. März 2002 
LAND UND LEUTE Liechtensteiner VOLKSBLATT FORUM Danke für 
jede wertvolle Stimme Die liechtensteinischen Stimmbürge­ rinnen und Stimmbürger haben die Verfassungsinitiative zum Verkehr ab­ gelehnt. Das müssen wir zur. Kenntnis nehmen und als Demokraten ohne Wenn und Aber akzeptieren. Wir sind enttäuscht, weil wir mehr erwartet ha­ ben und eine grundsätzliche Neuorien­ tierung im Bereich Verkehr drängt. Wir sind stolz darauf, dass wir den Abstim­ mungskampf mit sachlichen Argu­ menten führten und trotz der finanzi­ ell und politisch mächtigen Gegner­ schaft im Land ein achtbares Resultat erzielten. Wir möchten allen danken, die mit ihrem Ja mithalfen, dieses Re­ sultat zu 
erzielen. Insbesondere möch­ ten wir all jenen danken, welche die Verkehrsinitiative ideell und materiell unterstützt haben. Das Initiativkomitee fiir eine Ver­ kehrspolitik mit Zukunft: Martin Batliner, Dorothee Laternser, Egon Matt, Helmuth Müssner, Adolf Rit­ ter, Georg Schierseher und Peter Sprenger 
nun Forum: Aktion Verkehrslösung (AVFL) zur Ablehnung der Verfassungsinitiative Als der erste Versuch zur Ände­ rung des geltenden Artikel 20 in der Verfassung (Verkehrswesen) im Herbst 2000 im Landtag am mangelnden Quorum von drei Vierteln der Abgeordneten- Stimmen scheiterte, bewertete die Aktion Verkehrslösung Fürs­ tentum Liechtenstein (AVFL) diese Entscheidung als einen Sieg der Vernunft. Denn - so lautete damals der Tenor der Landtagsdebatte - nicht ein kompli­ zierter Verfassungsartikel, sondern nur zeitgemässe, umweltgerechte und nachhaltige Verkehrslösungen, die auf der Basis der bestehenden Gesetze ent­ wickelt und gegebenenfalls vom Volk in letzter Instanz entschieden werden, bringen uns bei der Bewältigung unse­ rer Verkehrsprobleme weiter. Schon in der erwähnten Landtags­sitzung 
kündigte der Sprecher der un­ terlegenen Abgeordneten eine Volks­ initiative an. Diese fand nun am ver­ gangenen Wochenende statt. Das Er­ gebnis ist bekannt. Die Initiative wur­ de mit 54,5 Nein-Stimmen zu 45,5 Ja klar verworfen. Sie fand in keiner der 11 Gemeinden eine Mehrheit. Die Aktion Verkehrslösung Fürsten­ tum Liechtenstein (AVFL), die sich - zusammen mit anderen Institutionen 
- ; Unter der Rubrik «Forum» yeröflfent-1 ; liehen wir Zuschriften und Beiträge j von Verbänden,- Vereinen, Aktionen j und Institutionen. . Das «Forum» ; drückt aus, dass die in den Beiträgen | geäusserten Meinungen nicht- mit • der Haltung der Zeitung überein- ; stimmen müssen, ; : / ' j 
für eine Ablehnung eingesetzt hat, be- grüsst dieses Ergebnis. Sie danke allen Stimmbürgerinnen und Stimmbür­ gern, die mit ihrem Nein, dazu beige­ tragen haben. Aber auch dem Engagement der Ini- tianten, die sich aus Mitbürgerinnen und Mitbürgern aller Schichten und Gruppierungen zusammensetzten und die namentlich von Organisationen wie der LGU, der Freien Liste und dem Verkehrsclub (VCL) auf breiter Basis unterstützt wurden, bringt die Aktion Verkehrslösung (AVFL) Respekt entge­ gen. Die AVFL steht auch in Zukunft al­ len offen, die Lösungsvorschlägen für die Bewältigung der Strassenverkehrs- probleme in Liechtenstein erarbeiten und sie unterstützt alle Bemühungen, die in Richtung umweltgerechte, wirt­ schaftsfreundliche 
Mobilität unter Wahrung der demokratischen Frei­ heitsrechte gehen. 
AVFL 
Damit unter der Rubrik «Leserbriefe» möglichst viele Meinungen Platz finden, ersuchen wir unsere Leser­ briefschreiberinnen und -schreiber sich möglichst kurz zu halten. Le­ serbriefe tragen wesentlich zur Bele­ bung der öffentlichen Diskussion zu verschiedenen Themen bei. Bele­ bend wirken Leserbriefe jedoch nur, wenn sie kurz und prägnant verfasst sind, mit Konzentration auf das We­ sentliche, ansonsten sie das Gegen­ teil bewirken. Da auch unsere Rubrik «Leserbrie­ fe» einer Planung bedarf, bitten wir unsere Leserinnen und Leser, sich möglichst kurz zu halten und als Li­ mite eine maximale Anzahl von 2500 Zeichen zu respektieren. Die Redaktion behält es sich vor, zu lan­ ge Leserbriefe abzulehnen. Ebenfalls abgelehnt 
werden Leserbriefe mit ehrverletzendcm Inhalt. redaktion@volksblatt.ii «Die Kirche sind wir» Verein für eine offene Kirche will unbeirrt weitermachen Vorgestern Sonntag hielt der Verein für eine offene Kirche seine 4. Ver­ einsversammlung ab. Der Verein wurde anfangs 1998 nach der Aus­ rufung Liechtensteins zum Erzbistum gegründet und hat sich zum Ziel ge­ setzt, dem durch Erzbischof Wolf­ gang Haas praktizierten kirchlichen Machtmechanismen entgegenzutre­ ten. Am Beginn stand eine besinnliche An­ dacht in der Kapelle des Klosters St. Elisabeth in Schaan mit Pfr. Gottfried Daub und Harald Wanger an der Orgel. Danach Hessen sich die etwa 120 der über 1000 Mitglieder des Vereins für eine offene Kirche über die Aktivitäten des Vereins informieren. Präsident Wolfgang Seeger leitete die GV mit ei­ nem Zitat aus der Schweizerischen Kirchenzeitung ein, wo es heisst: «Eine Kirche, die offen ist für jeden einzel­ nen Menschen, braucht einen grundle­ genden Perspektivenwechsel; nicht mehr die Menschen sind auf die Kirche angewiesen sondern die Kirche auf die Menschen.» «Kirche sind wir», so Prä­ sident Seeger weiter, «es liegt an uns, was wir aus der Kirche in Liechtenstein machen.» Gemäss seinem ausführlichen Jah­ resbericht liegt die grösste Herausfor­ derung in der Neuregelung des Ver­ hältnisses von Kirche und Staat, einem Thema, mit welchem sich vor allem die Arbeitsgruppe «Politik» beschäftigt. Die heute geltende Regelung ist nicht mehr konform mit der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK), d.h. wenn ein Nfchtkatholik Klage ge­ gen den Staat führt; weil er Steuern für die Katholische Kirche zahlen muss, hat er grosse Chancen, Recht zu be­ kommen. Es wurden daher erfahrene Staats- und Staatskirchenrechtsexper- ten beauftragt, ein Gutachten zur Ein­ führung von Kirchgemeinden nach Schweizer Muster zu erstellen, welches 
auch Lösungsvorschläge für das Steu.- erproblem enthält. Ziel des Vereins ist, eine Demokratisierung der Kirche auf Gemeindeebene zu erreichen. Mit die­ sem 
Gutachten soll- den Gemein­ debehörden Hilfestellung geboten werden, das politisch schwierige The­ ma anzugehen. Es sei deshalb schwer verständlich, so Wolfgang Seeger, warum im Verfassungsentwurf des Fürstenhauses wie auch im Verfas­ sungsvorschlag der Regierung das Verhältnis Staat/Kirche gar nicht vor­ komme. Zur Zeit arbeiten zwei nam­ hafte Liechtensteiner Juristen daran, das vorhandene Gutachten von Prof. Rene Pahud de Mortanges in eine liechtensteinverträgliche Lösung um­ zuarbeiten. Weitere Themen waren der Religionsunterricht, welcher noch im­ mer nicht befriedigend gelöst ist, so­ wie das Lehrerdienstgesetz, zu wel­ chem die Arbeitsgruppe «Politik» kon­ struktive Vorschläge zu Händen der Regierung eingereicht hat. Zurück zu Chur Des Weiteren wurde vor gut einem Jahr ein Konkordatsentwurf erarbeitet, welcher die Nach-Haas-Aera regeln soll. Der Verein für eine offene Kirche schlägt vor, nach dem Weggang von Erzbischof Haas keinen Nachfolger zu bestimmen, sondern das Erzbistum Liechtenstein dem Bischof von Chur zu unterstellen. Beide Vorschläge wur­ den von der Versammlung voll unter­ stützt. Trotzdem war man sich klar, dass der Weg zu einem religiösen Frie­ den in Liechtenstein noch lang und steinig sein wird. «Wir teilen» setzt auch ethisches Verhalten voraus Robert Allgäuer erklärte den Unter­ schied zum bestehenden Fastenopfer. «Dort befiehlt und entscheidet eine einzige Person, bei uns tut dies ein Siebener-Gremium, bestehend aus 
Im Bild der neue Vorstand (v.l.): Noldi Frommelt, Kurt Büchel, Linda Mändle, Sr. Lisbeth, Gisela Meier, Erich Ospelt so­ wie Präsident Wolfgang Seeger. (Bild: blusky) Frauen und Männern, die sich als mündige Kirchenbürger verstehen und nicht als Untertanen - und wir arbei­ ten mit dem Schweizer Fastenopfer zusammen.» Die Summe der Spenden sei zwar enorm wichtig, aber es brau­ che auch ein Umdenken in der Politik und Finanzwelt. «Wir sind aufgefor­ dert», so Allgäuer, «der internationalen Solidarität Genüge zu tun, denn ohne ethisches Verhalten können wir unse­ rer Verantwortung nicht gerecht wer­ den.» Vielfältige Aufgabenteilung im Verein Robert Büchel berichtete über die Tätigkeit der Arbeitsgruppe «Kirchli­ ches Leben», bestehend aus Laientheo- loginnen und Theologen, welche für die Redaktion des Vereinsblattes «Fenster» verantwortlich ist und unter anderen Kontakt zum päpstlichen Nuntius in Bern pflegt. Josef Bieder­ mann, Anstaltsrat der Erwachsenen­ bildung Stein-Egerta Anstalt, berichte­te 
über das gute Funktionieren des neuen Unternehmens, welches nach der Auflösung des Dekanats durch den Erzbischof vom Verein übernommen wurde. Pfarreiräte nur noch Statisten Einigen Zündstoff liegt im neuen Statutenentwurf von Erzbischof Haas, nach welchem die Pfarreiräte in Zu­ kunft keine Entscheidungsbefugnisse mehr haben sollen. Dr. Kurt Büchel konnte anhand von Statuten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz aufzeigen, dass solch diskri­ minierende Statuten in keiner Weise vatikanischen Vorschriften entspre­ chen. Dort werden Pfarreiräte, d.h. das Kirchenvolk, in die Entscheidungen der Kirche voll und ganz miteinbezo­ gen. Änderungen in der Vereinsleitung Der Vereinsvorstand hat drei neue Mitglieder erhalten. Dieser besteht nun 
aus Dr. Kurt Büchel (neu), Noldi From­ melt (bisher), Gisela Meier, Vizepräsi­ dentin (bisher), Linda Mü'ndle (bisher), Erich Ospelt (neu), Provinzleiterin des Klosters St. Elisabeth Sr. Lisbeth Reichlin (neu) und Wolfgang Seeger, Präsident (bisher). Viel Neues unter www.offenekirche.li Seit Dezember 2001 ist der Verein auch im Internet zu finden, d.h. wer sich für die Tätigkeiten des Vereins in­ teressiert, findet unter dieser Internet­ adresse alle nötigen Informationen. Das Wichtigste für den Verein um sei­ ne Pflichten zu erfüllen, so Präsident Seeger, sei, dass möglichst viele Men­ schen, die an einem lebendigen reli­ giösen Leben in Liechtenstein interes­ siert sind, Mitglieder des Vereins wer­ den. Deshalb nochmals die Anschrift: Verein für eine offen Kirche, Postfach 825, 9494 Schaan, Tel 233 40 33, Fax 233 40 34, E-^ail: verein@offenekir- che.li. 
[h.l.) LESERBRIEFE Pfarrerstrelt eskaliert Lieber Herr Pfarrer Butz und lieber Herr Kaplan Brei, es gibt- in den besten Familien hie und da Auseinandersetzungen. Es gibt auch in einem Betrieb Kündigungen. In jedem Unternehmen ist ein Vorge­ setzter oder ein Chef. Dieser Vorgesetz­ te hat auch die Verantwortung für dieses Unternehmen. So ist es auch in der Gemeinde Triesenberg, dass der . Pfarrer einer Gemeinde über kirchlich-. liturgische Dinge zu entscheiden hat. Meiner Meinung nach wäre es sicher 
auch möglich, ein Miteinander in der Gemeinde Triesenberg. Was ich aber nicht verstehe, dass diese Sache in die Öffentlichkeit getra­ gen wird. Bei Radio L wurde über diese Kündigung berichtet sowie auf der Titelseite vom Volksblatt, den 11. März 2002. Das ist doch eine Sache der Gemeinde und nicht für die Öffent­ lichkeit. Auch• ist die Hohe Geistlich­ keit bei der Gemeinde angestellt, und somit bleibt es Sache der Gemeinde. Auch in diesem Bereich wird es immer wieder Kündigungen geben, aus wel­ chem Grunde auch immer. Zum Ab- schluss möchte ich nur noch eines sagen, mit dieser Unstimmigkeit in die Öffentlichkeit zu gehen, ist'der falsche 
Weg. Ich ersuche daher den Pfarrer so­ wie „den Kapiah, diese Unstimmigkeit aus der Welt zu schaffen und gemein­ sam der Gemeinde Triesenberg zu die­ nen. Hans Gassner, Austr. 28, Vaduz Verkehrsinitiative und Utile Big One Art. 20: »Der Staat wendet seine be­ sondere Sorgfalt einer den modernen Bedürfhissen entsprechenden Ausge­ staltung des Verkehrswesen zu, unter Schonung der Ressourcen und Wah­ rung der Umweltverträglichkeit.» Das wäre Verfassungsniveau, dem hätte ich zustimmen können. Die Entschei-, 
dungsträger handeln heute in diesem Sinne, da habe ich volles Vertrauen. Vor vielen Jahren hatte ich die Ehre, in einem kleinen Gesprächskreis neben Fürst Franz Josef II. zu stehen. Es kam die Rede auf eine Autobahn durch Liechtenstein, damals, noch vor dem Bau der N 13, dachte man an einen Ausbau des Rheindammes als Auto­ bahn. Franz Josef II. bemerkte dazu: *Da werde ich Einspruch erheben. Liechtenstein ist zu klein ßr eine Au­ tobahn.» Einer hochrangigen Auto­ strasse durch das Unterländer Riet hätte er niemals seine Zustimmung gegeben. Das muss auch heute noch gelten - und auch ohne Verfassungs­ änderung. 
Unserer tollen Jugend hätte ich das LBO-Festival gegönnt. Einmal im Jahr sich in internationaler Atmosphäre so richtig an moderner Musik berauschen und austoben können! Es ist schon fast unfair, diesen Kredit vor das Volk zu bringen. Das Volk liebt Aussergewöhn- liches nicht, gesundes Misstrauen und vorsichtige Mitteilung sind existenzsi­ chernd. Und wenn es ausschliesslich ums Geld geht, da braucht es nur ein­ fache Massstäbe. Die Jugend soll lieber das ganze Jahr brav in den Vereinen mitwirken und sich mit den kleinen Höhepunkten begnügen. Dies ist das Signal, das die Stimmbürger an die Jugend gesandt haben. Dr. Wolfgang Bayer, Gamprin
	        

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