Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

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Samstag, 9. März 2002 
AUSLAND Liechtensteiner VOLKSSLATT Papst zwingt Bistum Limburg zum Ausstieg aus Konfliktberatung Kamphaus bleibt Bischof - «Lebenschancen für Kinder vergeben» TRIEST: Der bevorstehende EU-Gip­ fel in Barcelona muss nach Ansicht des deutschen Bundeskanzlers Ger­ hard Schröder und des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusco­ ni zum Signal des Wirtschaftsauf­ schwungs werden. Beide Politiker spielten bei Ihrem Treffen In Triest Differenzen herunter. «Die Anzeichen (eines Aufschwungs) müssen gepflegt und dürfen nicht zer­ redet werden», sagte Schröder nach ei­ nem Treffen mit Berlusconi am Freitag im norditalienischen Triest. Um den Aufschwung zu fördern, wolle man in Barcelona bei der Integration der Fi­ nanzmärkte und der Privatisierung im Energiesektor Fortschritte erzielen. Beide Politiker waren nach ihrem knapp dreistündigen Gespräch sicht­ lich bemüht, jüngste Irritationen über die Europapolitik der italienischen Re­ giehing auszuräumen und herunterzu­ spielen. Schröder meinte, Berlusconi 
habe ihm zugesagt, die Europa-kriti- schen Äusserungen des italienischen Reformministers Umberto Bossi seien nicht die Haltung der Regierung. Bossi, der die populistische Lega Nord anführt, hatte behauptet, Brüssel strebe 
einen europäischen «Super­ staat« an und hatte in diesem Zusam­ menhang von einem «neuen Faschis­ mus» gesprochen. Ausserdem hatte die zeitweise italienische Ablehnung eines europäischen Haftbefehls in einigen EU-Hauptstädten für Unruhe gesorgt. Anfang des Jahres war der Europa­ freundliche Aussenminister Renato Ruggiero nach Kritik von Euro-Skepti­ kern im Kabinett zurückgetreten. Ber­ lusconi bekräftigte in Triest zwar das italienische Bekenntnis zu Europa, meinte aber, man müsse mit der EU- Kommission «nicht immer einer Mei­ nung sein». Nur Stunden vor den deutsch-italie­ nischen Konsultationen hatte der frühere' Italienische Staatspräsident 
Francesco Cossiga Schröder als «Re­ präsentanten des germanischen Impe­ rialismus und der Schoah» beschimpft. Schröder sei ein «Feind der italieni­ schen Regierung», meinte der 73- jährige Cossiga in einer der dpa über­ mittelten Erklärung. «Feindlicher Akt» Um die italienische Regierung zu Fall zu bringen, sei Schröder zu jedem feindlichen Akt bereit. Cossiga, der zwei Mal Ministerpräsident und von 1985 bis 1992 Staatspräsident war, macht in Rom seit Jahren mit provo- kativen Äusserungen Wirbel. Kritiker nennen ihn «il picconatore» - der Mann mit der Spitzhacke. Schröder und Berlusconi bekräftig­ ten zugleich ihren Willen, die EU-Er­ weiterung zügig voranzubringen. Bei­ de Seiten äusserten grundsätzliche Zu­ stimmung für einen möglichen eu­ ropäischen Sitz im UNO-Sicherheits­ rat. 
am Freitag in Limburg veröffentlicht wurde, kritisiert der Papst die Ausstel­ lung von Beratungsscheinen bei ka­ tholischen Institutionen: «Damit wird in gewisser Weise auch die Kirche in das Geschehen der Abtreibung einge­ bunden.» Das von Kamphaus ange­ führte Argument, die Beratungsstellen würden Schwangerschaftsabbrüche verhindern, könne er daher nicht tei­ len. «Der Ausstieg aus dem staatlichen System ist so zügig wie möglich durchzuführen», heisst es in dem Brief weiter. Zugleich bittet der Papst den Limburger Bischof, im Amt zu bleiben «zum Heil der Menschen und zum Aufbau des Reiches Gottes». Kamp­ haus sagte, der Papst trage für den endgültigen Ausstieg aus der Konflikt­ beratung die volle Verantwortung. Die katholischen Beratungsstellen des Bistums haben im vergangenen Jahr rund 500 Konfliktberatungen durchgeführt. Nach inoffiziellen An­ gaben hat sich danach jede zweite Frau gegen eine Abtreibung entschie­ den. Der Ausstieg aus der staatlichen Be­ ratung hinterlasse eine tiefe Wuilde, 
erklärte Kamphaus. Würde er sein Amt aufgeben, würde diese Wunde nicht geheilt, sondern wahrscheinlich noch vergrössert. Der Bischof kündigte an, er wolle sich weiter öffentlich für den Schutz des Lebens einsetzen. Dazu zähle nun vor allem die Auseinander­ setzung mit den Folgen von Biomedi­ zin, Gentechnik und pränataler Diag­ nostik. Die Deutsche Bischofskonferenz be- grüsste die Entscheidung zum Ausstieg des Bistums Limburg aus der Konflikt­ beratung. «Langer, schwieriger Prozess» Hiermit komme ein langer und schwieriger Prozess zu einem Ab- schluss, sagte der Vorsitzende der Konferenz, Kardinal Karl Lehmann. Die Entscheidung schaffe ein einheitli­ ches Vorgehen bei der Beratung. Aus­ drücklich begrüsste Lehmann, dass Kamphaus weiter im Amt bleibt. Dagegen bedauerte die hessische So­ zialministerin Silke Lautenschläger die Entwicklung. Man werde die Entschei­ dung aber respektieren. Zur Pluralität des Beratungsangebotes gehöre auch das katholische Element. 
LIMBURG: Papst Johannes Paul II. hat das Bistum Limburg zum Ausstieg aus der staatlichen Schwangeren-Konfliktberatung .. gezwungen. «Ich hatte bis zu­ letzt auf einen anderen Aus­ gang des Konflikts gehofft», sagte der Limburger Bischof Franz Kamphaus äm Freitag, als er die päpstliche Weisung be­ kannt gab. «Nach meinen Erfah­ rungen werden jetzt Lebens­ chancen für Kinder vergeben.» Kamphaus erklärte, er bleibe Bi­ schof von Limburg. Die Neuord­ nung der Konfliktberatung wur­ de Weihbischof Gerhard Pieschl übertragen. Der Limburger Oberhirte hatte als ein­ ziger deutscher Bischof an der staatli­ chen Konfliktberatung festgehalten und weiter Bescheinigungen ausstellen lassen, die eine straffreie Abtreibung ermöglichten. Alle übrigen katholi­ schen Diözesen stellten Ende 2000 die Beratung nach staatlichen Vorgaben ein. In einem Brief an Kamphaus, der 
Ein seit langem schwelender Konflikt ist vorerst beigelegt: Papst Johannes Paul II. hat das Bistum Limburg zum Ausstieg aus der staatlichen Schwangeren-Kon­ fliktberatung gezwungen. (Bilder: Keystone) Schröder und Berlusconi bekräftigen Ja zu EU-Erweiterung Konsultationen in Triest - Bossi-Äusserungen heruntergespielt 
v> Demonstrierten am Freitag in Triest Einigkeit: Der deutsche Bundeskanzler Ger­ hard Schröder und der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi. Zeit zum Träumen Frühling Bettsysteme: Superba, BIC0, Luftbett AC 1000, Bettsofas sowie die dazupassenden Matratzen, Einlegerahmen jeder Art, Duvets, Kissen und Bettwäsche Hilti Möbel Raumgestaltungs AG 9494 Schaan - Tel. 00423 232 23 90 
Umstrittene Präsidentenwahl in Simbabwe läuft an Stimmabgabe bereits im Vorfeld manipuliert HARARE: In Simbabwe findet am am (morgigen) Samstag und am Sonn- zwungen, für die Stimmabgabe an Wochenende die wohl umstrittenste tag seine Stimme abgeben, urteilte am ihren ursprünglichen Heimatort Präsidentenwahl seit der Unabhän- Donnerstag das Oberste Gericht. Das zurückzukehren. Zudem wurden nur gigkeit des südafrikanischen Landes schliesst viele Weisse und Zehntau- 300 von 12 500 unabhängigen Wahl- • vor 22 Jahren statt. Bei ihr kämpft sende von schwarzen Simbabwern beobachtern aus den Gemeinden zu- der Amtsinhaber Robert Mugabe um von der Wahl aus. Ausserdem stellten gelassen. Darüberhinaus ist es nur der seine Macht gegen den Herau&forde- unabhängige Beobachter fest, dass et- staatlichen Wahlkommission erlaubt, rer Morgan Tsvangirai von der Be- wa die Hälfte der fünf Millionen die Wähler über ihre Rechte und wegung filr Demokratischen Wandel Wähler in falschen Bezirken registriert Pflichten zu unterrichten. Nur weni- (MDC) - Kritiker behaupten, mit al- wurde. gen ausländischen Journalisten wurde len Mitteln. Bereits Im Vorfeld wur- , eine Erlaubnis zur Wahlberichterstat- den von Mugabe und seinem Macht- 
«Menschen aur der Flucht» tung erteilt. Nach Angaben der Oppo- kartell In Justiz und Polizei so viele Die. Richter lehnten ausserdem einen sltlon gibt es diesmal In Harare 35 Beschränkungen durchgesetzt, dass Antrag der Opposition ab, der es den' Prozent weniger Wahllokale als sonst, man von einer freien Wahl nur noch . Bürgern erlauben sollte, am Wochen- Damit solle die Wahl in der Haupt­ begrenzt sprechen kann. ende überall Im Land und nicht nur In Stadt, einer Hochburg der MDG, er- Ihrem Helmatwahlkrels zu wählen. Die schwert werden. Die MDC hatte im So wurde ein grosses Wählerpotenzial, Opposition hatte erklärt, angesichts Jahr 2000 kurz nach Ihrer Gründung das in erster Linie seinem Herausfor- der Gewalt der vergangenen Monate auf Anhieb 57 der 120 zur Wahl ste- derdr zugute gekommen wäre, von der seien viele Menschen auf der Flucht, henden Parlamentssitze gewinnen Wahl ausgeschlossen: Kein Simbabwer Einer Studie zufolge wären rund ein können. 30 weitere Mandate vergibt . mit doppelter Staatsangehörigkeit darf Fünftel der registrierten Wähler ge- der Präsident. 
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