Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
AUSLAND Mittwoch, 6. März 2002 25 Mindestens zehn Tote bei neuer Gewaltserie - Armee setzt Luftangriffe fort JERUSALEM: Die jüngste Ge­ waltserie im Nahen Osten ist abermals eskaliert und hat min­ destens zehn weitere Menschen­ leben gekostet. Bei einem Selbstmordanschlag in einem Bus wurde neben dem Attentä­ ter ein Israeli getötet. Zuvor hat­ te ein Palästinenser in einem Tel Aviver Restaurant drei Israelis erschossen, ehe er von der Poli­ zei tödlich getroffen wurde. Eine weitere Israelin wurde in ihrem Auto erschossen. Die israelische Armee setzte ihre Luftangriffe auf Sicherheitseinrichtungen der Palästinenser fort. Dabei wurden drei Polizisten getötet. Nach Polizeiangaben zündete der Bus- Attentäter in der nordisraelischen Stadt Afula seinen Sprengsatz, als das Fahrzeug gerade eine Haltestelle an­ steuerte. Neben den beiden Todesop­ fern gab es elf Verletzte. Zu der Tat 
be-Bei einem Anschlag auf ein Szene-Restaurant (oben) starben drei Besucher, 30 wurden verletzt. Der Attentäter (links) wurde von einem Polizisten erschossen. kannte sich die Extremistengruppe Is­ lamischer Dschihad. Bei dem Amoklauf in dem Tel Aviver Restaurant wurden laut Polizei 31 Menschen verletzt, vier von ihnen schwer. Der Schütze, der drei Men­ schen tötete, warf auch eine .Granate auf die Gäste, diese explodierte jedoch nicht. Zu diesem Anschlag bekannten sich die Al-Aksa-Brigaden, die der Fa- tah-Bewegung des palästinensischen Präsidenten Jassir Arafat nahe stehen. Bei einem Sprengstoffanschlag auf eine arabische Schule in Ostjerusalem wurden sieben Kinder und ein Lehrer verletzt. Zu der Tat bekannte sich im israelischen Rundfunk eine bislang nicht bekannte Gruppe namens «Die Rächer der Kinder». Nach einem Be­ such von Bürgermeister Ehud Olmert am Tatort warfen Schüler Steine auf Polizisten, die ihrerseits Tränengas 
einsetzten. Dabei wurden acht Beamte leicht verletzt. Israelische Kampfhubschrauber flo­ gen unterdessen weitere Luftangriffe auf palästinensische Regierungsge­ bäude. In Ramallah wurden dabei Poli­ zisten in ihren Fahrzeug getötet. In der Nacht war in Ramallah bereits ein Mi­ litärgebäude in unmittelbarer Nähe des Amtsitzes von Arafat bombardiert worden. Die Armee feuerte ausserdem mehrere Raketen auf die palästinensi­ sche Sicherheitszentrale in Chan Junis im südlichen Gazastreifen. Ein Berater Arafats, Ahmed Abdel Rahman, rief die Vereinten Nationen zur Interventi­ on auf. Die vergangene Woche gehört Beobachtern zufolge zu den blutigsten seit Beginn des Palästinenseraufstands im September 2000. Demnach kamen binnen acht Tagen 61 Palästinenser und 31 Israelis ums Leben. REGENSBURG: Die von den Taliban zerstörten Buddha-Statuen im af­ ghanischen Bamiyan-Ta! sollen als Mahnmal gegen den Terror in der ganzen Welt wieder aufgebaut .wer­ den. Die afghanische Übergangsre­ gierung unter Präsident Hamid Kar­ sai habe dazu bereits internationale Experten ins Land geholt, sagte der afghanische Minister für Wiederauf­ bau, Amin Farhang, der «Mittel­ bayerischen Zeitung» in Regens­ burg. Die Nischen mit den gesprengten Statuen sollten als «Warnung an die ganze Welt vor Terror und Barbarei» erhalten werden, sagte Farhang. Da­ neben sollten die kulturell einzigar­ tigen Monumente mit Hilfe von Künstlern aus allen Teilen der Erde rekonstruiert werden. Diese interna­ tionale Zusammenarbeit solle die Verbundenheit der' Welt mit dem vom Krieg zerstörten Afghanistan symbolisieren. Das Projekt wird nach Angaben des Ministers auch von Ex-König Sahir Schah unterstützt, der am 18. März aus dem italienischen Exil zurückkehren wird. Als Basis für die Rekonstruktion sollen vermessungs­ geometrische Fotografien aus den 70er Jahren dienen. Die 51 und 36 Meter hohen und mehr als 1.500 Jahre alten Statuen waren ebenso wie weitere Buddha- Abbilder vor rund einem Jahr ver­ nichtet worden, nachdem islamische Geistliche nach Angaben der Tali­ ban entschieden hatten, dass die Standbilder die Grundsätze des Is­ lam verletzten. 
Alliierte Truppen an der Front «Operation Anaconda» - Bush spricht von gefahrlicher Phase GARDEZ: Die Anti-Terror-Koalition hat am Dienstag neue afghanische Soldaten zur Verstärkung ihrer Of­ fensive im Osten des Landes an die Front geschickt. Zurückkehrende af­ ghanische Kämpfer berichteten von anhaltenden Gefechten. Die einge­ schlossenen Taliban- und El-Kaida- Kämpfer seien umzingelt, ihre Lage sei aussichtslos. Hunderte afghanische Soldaten zogen, am Dienstag den Ring um die labyrinth­ artigen Höhlensysteme im Kampfge­ biet bei Schah-e-Kot enger, wo sich Hunderte Taliban- und El-Kaida- Kämpfer mitsamt ihren Familien ver­ schanzt halten sollen. «Sie können nicht entkommen», erklärte der afgha­ nische Frontkommandeur 
Abdul Matin Hasan Chiel. «Sie sind umzingejt. Langsam, langsam dringen wir ein.» Ziel der bislang grössten Luft- und Bor denoffensive des Kriegs unter Führung der USA ist es, die Taliban- und.El- Kaida-Kämpfer aus ihren Höhlenver­ stecken zu drängen und ihnen mögli­ che Fluchtwege nach Pakistan abzu­ schneiden. Ihren Codenamen erhielt die «Opera­ tion Anaconda» nach der Riesen­ schlange, die ihre Opfer erwürgt. Es ist das erste. Ma| seit Kriegsbeginn vor fünf Monaten, dass auch konventio­ nelle US-Tnippen bei einer Bodenof­ fensive mitkämpfen. Am Montag wa­ ren beim Abschuss zweier US-Hub­ schrauber im Osten Afghanistans sie­ ben amerikanische Soldaten ums Le­ ben gekommen und 40 weitere verletzt worden. ' US-Präsident George W. Bush 
be-Konventionelle 
US-Truppen werden erstmals bei einer Bodenoffensive mitkämp­ fen. ' (Bilder: Keystone) kräftigte dennoch seine Entschlossen­ heit zur Fortsetzung des Krieges. «So lange ich Präsident der Vereinigten Staaten bin, werde ich diejenigen ver­ folgen, die Amerika Schaden zufügen und uns unsere Freiheit nehmen wol­ len», sagte er. «Wir befinden uns in ei­ ner gefährlichen Phase dieses Krieges.» Die Lage in der afghanischen Haupt­ stadt entwickelt sich nach Worten des 
deutschen Brigadegenerals positiv: Die Stimmung der Bevölkerung gegenüber den deutschen Soldaten sei sehr ange­ nehm. «Die Menschen mögen uns, sie sehen, dass wir beim Wiederaufbau zum Beispiel von Schulen und Kran­ kenhäusern helfen. Sie sind auf unse­ rer Seite», sagte der General. Die Bun­ deswehr stellt 1200 Mitglieder der In­ ternationalen 
Schutztruppe ISAF. 
Karadzic-Anhän-: ger drohen SEOR SARAJEVO/BRÜSSEL: Anhänger des wegen • Kriegsverbrechen gesuchten früheren bosnischen Serbenführers Radovan Karadzic haben der NATO ei-, iien erbitterten Widerstand gegen eine Festnahme angedroht. «Wir werden Radovan verteidigen, bis wir sterben», heisst es auf Plakaten mit dem Bild des . untergetauchten Politikers, die gestern in der ostbosnischen Serbenhochburg Foca aufgetaucht sind. In mehreren von Serben kontrollierten Städten wurden bei Demonstrationen tausen- der Karadzic-Sympathisanten Drohun­ gen gegen die Friedenstruppe SFOR laut. In der Region im Südosten Bosniens hatte die multinationale Bosnien- Truppe' zweimal vergeblich, versucht, Karadzic festzunehmen. Der 56 Jahre alte ehemalige Präsident der bosni­ schen Serbenrepublik ist seit 1995 vom UNO-Tribunal wegen Völkermor­ des, Verbrechen gegen 
die Menschlich­ keit und Verstössen gegen das Kriegs­ völkerrecht angeklagt. Die NATO hat nach Angaben aus ihren militärischen Kreisen keinerlei Hinweise auf einen Verrat ihrer Aktion zur Festnahme des bosnischen Serben- Führers Radovan Karadzic. Milosevic-Ver- handlung wegen Feuers verschoben ^•3 
 f W" • DEN HAAG: Wegen eines Feuere im Gebäude db UN-Kriegsverbrechertri- bunals ist am Dienstag die Verhand­ lung gegen den jugoslawischen Exprä- sidenten Slobodan Milosevic (Bild) vertagt worden. Die nächsten An­ hörungen wurden wenige Minuten vor ihrem' geplanten Beginn auf heute Mittwoch verschoben. Feuerwehr und Polizei evakuierten das Gebäude; Be­ richte über Verletzte gab es nicht. Ein Sprecher des Tribunals, Jim Lan­ dale, erklärte, der Brand sei offenbar in der Fritteuse einer Küche im zweiten Stock ausgebrochen. Das Feuer wurde rasch gelöscht, das Gebäude war anschliessend jedoch noch voll dich­ tem Rauch. Milosevics Rechtsberater Zdenko Tomanovic sagte der Nach­ richtenagentur AP, sein Mandant sei aus Sicherheitsgründen zurück in sei­ ne Zelle gebracht worden. Tierpflegerin von Jaguaren getötet WIEN: Eine Tierpflegerin ist gestern im Wiener Tiergarten Schönbrunn von drei Jaguaren angefallen und getötet worden. Wie die österreichische Nach­ richtenagentur APA berichtete, wurde auch Zoo-Direktor Helmut Pechlaner von den Tieren an der linken Hand verletzt, als er der Frau zu Hilfe eilte. Die Raubkatzen hätten die 21-jährige Pflegerin vor den Augen zahlreicher Besucher in den Hals gebissen. Sie sei gerade dabei gewesen, die Fütterung vorzubereiten. «Die Tiere trifft keine Schuld»,, sagte der stellvertretende Zopdirektor Ger­ hard Kasbauer.- Jeder Angestellte im Zoo habe von ihrer Gefährlichkeit ge- wusst. Die Pfleger hätten daher auch niemals unmittelbaren Kontakt zu den" Jaguaren, die 1993 in einem Zoo in Dortmund geboren wurden und seit 1994 in Schönbrünn leben.
	        

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