Liechtensteiner
VOLKSBLATT
AUSLAND Montag, 25. Februar 2002
1 1 Israel
hält Arafat weiter fest JERUSALEM: Trotz der Festnah me der mutmasslichen Attentä ter des israelischen Ministers Rehavam Seevi wird der paläs tinensische Präsident Jassir Arafat weiter in Ramallah fest gehalten. Ministerpräsident Ariel Scharon erklärte am Sonntag, zwar werde die Blockade von Arafats Residenz gelockert, doch müsse er Reisen genehmigen lassen. Die palästi nensische Autonomieregierung reagierte empört auf die Ent scheidung und sagte ein geplan tes Sicherheitstreffen mit Israel ab. Die
Entscheidung, Arafat seine volle Bewegungsfreiheit nicht zurückzuge ben, wurde von der israelischen Regie rung damit begründet, dass man wei ter die Auslieferung der Attentäter Seevis fordere. Dies lehnt die palästi nensische Führung ab, die die drei Ver dächtigen vor palästinensische Gerich te stellen will. Die vor Arafats Haupt quartier aufgefahrenen Panzer sollten jedoch abgezogen werden. Der palästinensische Unterhändler Sajeh Erakat sprach von einer inak zeptablen Entscheidung Israels, die zeige, dass der jüdische Staat nicht an
Reisen müssen von Scharon genehmigt werden kIWT? > ät«fj i H aK|i 1 k.xi
j k% STjf » tV'* Gegenseitige Provokationen zwischen Palästinensern und Israelis gehören zur Tagesordnung. einer Wiederaufnahme der Friedensge spräche interessier! sei. Diese «sehr schreckliche Entscheidung ändert nichts», sagte Erakat und stellte die Frage: «Wie kommt es, dass die Israelis jedes Mal, wenn wir den Friedenspro- zess fortsetzen wollen, solche Ent scheidungen treffen?» Der
palästinensische
Präsident befindet sich seit fast drei Monaten faktisch unter Hausar rest. Laut dem am Sonntag gefassten Beschluss darf ersieh in Ramallah frei bewegen. Dies sei aber kein Zuge ständnis, da Arafat das schon immer getan habe, sagte Erakat. Für zusätzlichen Zündstoff sorgte
am Sonntag ein Zwischenfall in Ostjerusalem, wo Soldaten das Auto des palästinensischen Parlamentsprä sidenten Ahmed Kureia beschossen. Kurcia blieb unverletzt, doch wurde sein Fahrzeug von sieben Kugeln ge troffen. Die Fahrt Kureias sei mit den israelischen Behörden abgestimmt ge wesen, hiess es. Der israelischen Armee wurde von Verteidigungsminister Benjamin Ben Elieser Zurückhaltung verordnet. Den noch gab es am Wochenende neue Zu- sammenstösse. Am Sonntag schössen israelische Soldaten auf eine schwan gere Palästinenserin, die mit ihrem Mann auf dem Weg ins Krankenhaus nach Nablus war. Mutter und Kind sei en nicht in Lebensgefahr, teilten paläs tinensische Ärzte mit. Am Samstag wurde im Westjordanland ein Palästi nenser von Soldaten erschossen. Nörd lich von Ramallah wurden zwei isra elische Soldaten von Palästinensern verwundet. In Rafah im südlichen Ga zastreifen wurden 18 Palästinenser in einem Feuergefecht verwundet. Eine Wiederaufnahme des Friedens dialogs forderte am Sonntag der jorda nische König Abdullah II. In einem Te lefongespräch mit US-Aussenminister Colin Powell sagte der Monarch, die USA müssten ihre Bemühungen um die Beendigung der Gewalt zwischen den Konfliktparteien verstärken. Angriffe auf Wahlbeobachter Drei Verletzte in Simbabwe CIIINI10YI: In Simbabwe sind zwei Tage nach den südafrikanischen Wahlbeobachtern am Sonntag auch Beobachter der Entwicklungsgemein schaft Südliches Afrika (SADC) ange griffen worden. Drei Beobachter wurden verletzt. Ihr Auto wurde nördlich der Hauptstadt Harare mit Steinen beworfen. Delega tionsleiter Duke Lefhoko war nach ei genen Angaben zu diesem Zeitpunkt tauf dem Rückweg von einer Wahlver anstaltung der oppositionellen Bewe gung für Demokratischen Wandel (MDC) in Chinhoyi, rund HO Kilometer nördlich von Harare. Ein Stein zer schlug das Rückfenster des Fahrzeugs. Die Glassplitter verletzten drei Delega tionsmitglieder aus Botswana. «Das Auto war klar erkennbar
gekennzeichnet»,
erklärte er. Fünf weitere Autos des Konvois seien ebenfalls getroffen worden, darunter das einer TV-Mitar beiterin. Augenzeugen wollen erkannt haben, dass die Angreifer T-Shirts der regierenden ZANU(PF)-Partei trugen. In Harare wurde am Sonntag eine MDC-Wahlkampfveranstaltung von ZANU(PF)-Anhängern angegriffen, so dass sie vorzeitig abgebrochen werden musste. Am vergangenen Freitag wa ren bei einem Angriff von Regierungs- anhängern auf ein Wahlbüro der Op position in Kwekwe zwei südafrikani sche Wahlbeobachter verprügelt wor den. In Simbabwe Finden am 9. und 10. März Wahlen statt, bei denen der seit 22 Jahren regierende 78-jährige Präsident Robert Mugabe ein weiteres sechsjähriges Mandat anstrebt.
Verluste für Regierung in Indien Einbussen für Hindupartei bei Landtagswahlen NEU-DELHI: Bei Parlamentswahlen in mehreren indischen Unionsstaaten hat die Regierung von Ministerpräsi dent Atal Bihari Vajpayee am Sonn tag teilweise hohe Verluste hinneh men müssen. Die Hindupartei Bhara- tiya Janata (BJP) und ihre Verbünde ten verloren die Mehrheit in drei von vier Unionsstaaten. Im bevölke rungsreichsten Staat Uttar Pradesh, der gleichzeitig Vajpayees Heimat staat ist, fiel die BJP weit hinter die Sozialistische Partei zurück und er rang nur noch 107 der 401 Sitze. Im Punjab errang die Kongresspartei von Oppositionsführerin Sonia Gandhi die absolute Mehrheit und wurde auch in Manipur und Uttaranchal stärkste Partei. In Uttar Pradesh gestand der von der BJP gestellte Regierungschef Raj-nath
Singh seine Niederlage ein und kündigte seinen Rücktritt an. Dort er hielten die Sozialisten 145 und die Bahujan-Samaj-Partei (BSP), die ihre Anhängerchaft unter Hindus niederer Kasten hat, 98 Sitze. 25 Abgeordnete stellt die Kongresspartei, die hier keine grosse Rolle spielt. Nach diesem Ergeb nis könnte Uttar Pradesh künftig von Sozialisten, Kongresspartei und ande ren regiert werden. Denkbar wäre auch eine Koalitiön zwischen BJP und BSP, die jedoch nur eine hauchdünne Mehr heit hätte. Ein Sieg in Uttar Pradesh hat grosses Gewicht: Der Unionsstaat ent sendet die meisten Abgeordneten ins Bundesparlament nach Neu-Delhi. Im Punjab verdrängte die Kongresspartei die mit Vajpayee verbündete Partei Shiromani Akali Dal aus der Regierung. Präsidentschaftskandidatin in Kolumbien entfuhrt Trotz Warnung der Regierung in Rebellengebiet gereist SAN VICENTE DEL CAGUAN: Mit der Entführung einer Präsidentschafts kandidatin haben sich die Fronten im kolumbianischen
Bürgerkrieg weiter verhärtet. Ein Kommando der Revo lutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) verschleppte am Wochenende die Politikerin Ingrid Betaneourt und ihre Wahlkampfmanagerin Clara Ro- jas, die trotz Warnung der Regierung in das Rebellengebiet gereist waren. Die kolumbianischen Streitkräfte ha ben am vergangenen Donnerstag ei ne Offensive gegen die Guerilleros eingeleitet. Betaneourt wollte wie zuvor bereits Präsident Andres Pastrana die Stadt San Vicente del Caguan besuchen, den grössten Ort in dem Rebellengebiet 250 Kilometer südlich von Bogota. Pastrana machte dort die Guerilleros für das Scheitern des Friedensprozes- ses_ verantwortlich. Wenige Stunden nach dem Einmarsch der Armee sprach er unter dem Schutz Hunderter Solda ten zur Bevölkerung. Die 40-jährige Betaneourt wollte ebenfalls eine Versammlung in San Vicente abhalten. An einer Stras- sensperre wurde sie jedoch von Gueril leros gestoppt, in einen Lastwagen geführt
und weggefahren, wie ihr später freigelassener Wahlkampfmanager Adair Lamprea mitteilte. In Kolumbien wird am 26. Mai ein neuer Präsident gewählt, Pastrana darf sich laut Ver fassung nicht um eine weitere Amts zeit bewerben. Betaneourt wurden
nach den bisherigen Umfragen kaum Chancen auf einen Wahlsieg einge räumt. 1998 hatte Pastrana den Rebel len der Bewaffneten Revolutionären Kräfte Kolumbiens (FARC) das Gebiet von der Grösse der Schweiz überlas sen, um einen Friedensprozess in Gang
zu bringen. Am Mittwoch erklärte Pastrana den bereits seit Monaten ins Stocken geratenen Friedensprozess für beendet, nachdem die Guerilleros ein Flugzeug in die Rebellenzone entfuhrt und einen mitreisenden Senator gekid nappt hatten. Eili Kommando der.Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) verschleppte am Wochenende die Politikeriii Ingrid Be taneourt und ihre Wahlkampfmanagerin. (Bilder: Keystone)
Irak im Visier WASHINGTON: Die US-Streitkräfte halten sich nach Angaben ihres Gene ralstabschefs Richard.Myers zu einem militärischen Vorgehen gegen Irak be reit. Die Entscheidung liege allein bei Präsident George W. Bush, sagte Myers am Sonntag im Programm des ameri kanischen Fernsehsenders ABC. «Und er hat diese Entscheidung zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht getroffen.» -Zu Bedenken, wonach die US-Streitkräfte wegen des Kriegs in Afghanistan knapp an Munition sein könnten, sag te US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, die Lagerbestände würden derzeit rasch wieder aufgefüllt. «Sie können sicher sein, dass sich die Verei nigten Staaten nicht auf etwas einlas sen werden, zu dem sie nicht in der La ge sind», sagte Rumsfeld dem Fernseh sender NBC. Bush will nach einem Be richt der Londoner Zeitung «The Ob- server» bei einem Besuch des briti schen Premierministers Tony Blair im April das weitere Vorgehen gegen Irak abstimmen. Raketen auf US-Stützpunkt KANDAHAR: Auf den US-Stützpunkt in der südafghanischen Stadt Kanda har sind zwei Raketen abgefeuert wor den. Bei dem Angriff am Samstag abend wurde niemand verletzt, wie ein amerikanischer Militärsprecher am Sonntag mitteilte. Kanadische und af ghanische Soldaten sahen, wie zwei Fahrzeuge die Abschussstelle verlies- sen. Am nächsten Morgen wurden dort fünf weitere 107-Millimeter-Raketen gefunden und an Ort und Stelle zer stört. Jospin offiziell Kandidat PARIS: Zwei Monate vor der Präsi- dentschaftswahl in Frankreich haben die Sozialisten Premierminister Lionel Jospin offiziell zu ihrem Kandidaten gekürt. Die Parteibasis sprach sich mit 99,07 Prozent für den 64-Jährigen aus, der einer neuen Umfrage zufolge mit Amtsinhaber Jacques Chirac gleichauf liegt. Auf einem ausserordentlichen Parteitag in Paris wurde Jospin am Sonntag von den Delegierten begeis tert gefeiert. In seiner Rede kritisierte er Chirac als untätig. Genüsslich spiel te Jospin auf die zersplitterte Rechte an und erklärte vor 1500 Anhängern: «Diejenigen, die sich selbst Chirac-An hänger nennen, waren
im eigenen La-. ger immer gespalten.» Die Kür Jospins war nach der Ankündigung seiner Kandidatur in der vergangenen Woche nur
eine Formalität, er hatte keinen Gegenkandidaten. Der Regierungschef liefert sich mit dem Neogaullisten Chi rac ein Kopf-an-Kopf-Rennen in der Wählergunst. Eine Ifop-Umfrage für die Sonntagszeiturig «Journal du Di- manche» weist für beide genau 50 Pro zent der Stimmen aus. Der erste Wahl gang Findet am 21. April statt, die Stichwahl zwischen den beiden Best platzierten am 5. Mai. Unterdessen versucht Chirac, die zersplitterte Rech te für die Präsidentschaftswahl hinter sich zu bringen. REKLAME Millionen bezahlen! UNO-Beitritt NEIN www.uno-neln.ch