Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
EXTRA Samstag, 23. Februar 2002 33 Keine Lösung für Kindstod Fitnesstipp: Sieh öfter in die Länge ziehen Test für Alzheimer-Impfstoff abgebrochen Gesundheit-News Mehr als 120 Theorien - Nur Risikofaktoren sind bekannt - Eltern kämpfen mit Schuldgefühlen MÜNCHEN: Es ist der Alb­ traum junger Eltern: Das am Abend zuvor noch quicklebendige Baby liegt morgens tot im Bett. Auf einmal - ohne, dass es krank gewesen wäre, oh­ ne, dass irgendetwas an­ ders gewesen wäre als sonst. Besonders schwer fiir die Eltern ist, dass auch die Ärzte keinen Grund für den plötzlichen Tod erkennen. Angela Stoll / AP «Bei der Obduktion findet man absolut nichts», sagt Professor Lothar Reinken, Vorsitzender der Gesellschaft von Kinder­ kliniken, zur Prävention des Säuglingstods. Unter dem Be­ griff «plötzlicher Kindstod» verstehen die Mediziner uner­ wartete Todesfälle im ersten Lebensjahr. Die Kinder sterben im 
Schlaf an einem akuten Herz-Kreislauf-Versagen. Der Grossteil der Opfer ist zwi­ schen zwei und vier Monaten alt, 60 Prozent sind Jungen. Obwohl die Zahl der Fälle in Deutschland seit 1990 von rund 1300 auf 600 pro Jahr gesunken ist, ist der Säuglings­ tod hier zu Lande noch immer die häufigste Todesursache im ersten Lebensjahr. Rätsel fiir Ärzte Ärzten gibt das Phänomen nach wie vor Rätsel auf: «Es gibt weit über 120 verschiede­ ne Theorien zu den Ursachen», sagt der Rechtsmediziner Tho­ mas Bajanowski von der Uni­ versität Münster, an der seit 1998 eine Studie zu dem The­ ma läuft. «Übereinstimmend geht man davon aus, dass <die> Ursache für den Kindstod nicht existiert.» Doch vermute man heute, dass bei vielen Fällen eine Störung der Funk­ tion des Zentralnervensystems eine Rolle spiele. Wie der Chefarzt der Kinderklinik Köln-Porz, Alfred Wiater, er­ klärt, könnte es zum Beispiel sein, dass bei den Opfern eine «Arousal-Störung», das heisst eine Störung der inneren Weckreaktion, vorliegt. 
Nor- Kein Alzheimer­ limpfstoff 
Der Albtraum von jeden Eltern: Das Baby Hegt tod im Bett. Die Ärzte kennen den Grund für den Kindstod nicht. (Bild: wodicka) malerweise wechseln Men­ schen bei Atempausen die Schlaftiefe, im Extremfall - etwa bei heftigem Schnarchen - wachen sie auf. Bei den be­ troffenen Babys ist diese Re­ gulation aber offenbar gestört, so dass sie zu wenig Sauer­ stoff bekommen. Weitgehend einig sind sich die Wissenschaftler darin, dass bestimmte Kinder einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind. Dazu gehören Frühgebo­ rene 
sowie Kinder von Rau­ cherinnen und Drogenabhän­ gigen. Auch Neugeborene, die aus unerklärlichen Gründen mit der Atmung nicht zurecht kämen, gälten als gefährdet. Daneben gebe es Alarmzei­ chen, bei denen die Eltern zum Arzt gehen sollten: Wenn Babys im Schlaf heftig schwitzen, Atempausen von mehr als 15 Sekunden ma­ chen, beim Saugen und Schlucken immer wieder nach Luft ringen oder plötzlich bläulich anlaufen. • 
«Nie auf einem Schaffell schlafen» Daneben spielen äussere Fak­ toren eine Rolle. So gilt es als gefährlich, Kinder in Bauchlage schlafen zu legen oder im Schlaf zu hohen Temperaturen auszusetzen. Reinken warnt: «Zu Hause sollte das Kind nie auf einem Schaffell schlafen.» Ausserdem sollten Mütter vor allem in der Schwangerschaft nicht rauchen und ihr Kind stil­ len. Weiter empfehlen Ärzte, Babys zwar im Schlafzimmer der Eltern, aber im eigenen Bett schlafen zu lassen. So könnten die Erwachsenen das Kind überwachen. Im Bett der Eltern könne das Baby erdrückt wer­ den, aber auch zu viel Wärme bekommen oder unter die Decke rutschen. Auch die Hin­ tergründe dieser Risikofaktoren sind in der Fachwelt umstritten. Wiater zufolge funktioniert in Bauchlage der Wärmeaus­ tausch nicht mehr richtig, weil nur noch wenig Haut frei liegt. Ein Wärmestau beeinflusse die 
Atmung negativ. Zugleich sei in Bauchlage die Rückatmung von bereits ausgeatmetem Koh­ lendioxid höher. Ausserdem schliefen Kinder in dieser Posir tion tiefer und wachten also bei Atemnot schwerer auf. Reinken dagegen glaubt, dass in Bauch­ lage vermutlich zwei Arterien leicht abgedrückt werden, die das Gehirn mit Sauerstoff ver­ sorgen. Auch der positive Effekt des Stillens lässt sich nicht leicht klären. Mit der Muttermilch be­ kommt das Kind Abwehrstoffe, die es gegen Infekte und damit offenbar auch gegen den Säug­ lingstod schützen: «Die Unter­ suchungen verstorbener Säug­ linge belegen, dass Opfer häu­ fig an Infekten der Atemwege erkrankt waren», sagt' Baja­ nowski. Aufklärung offenbar erfolgreich Dass sich die Zahl der Fälle seit 1990 mehr als halbiert hat, erklären sich die Experten mit 
der verstärkten Aufklärung über die Risikofaktoren. Aus­ serdem werden gefährdete Säuglinge heute mit Monitoren überwacht, wie Reinken er­ klärt. Heute werde generell of­ fener über den plötzlichen Kindstod gesprochen, sagt der Experte. Das sieht Maria Cossu vom Landesverband Bayern der Gemeinsamen Elterninitia­ tive Plötzlicher Säuglingstod (GEPS) anders: «Der Kindstod ist noch immer ein Tabu». . 
Eltern müssten sich vor einer Umgebung rechtfertigen, die über den plötzlichen Säuglings­ tod oft schlecht informiert sei. Das verschlimmere sich da­ durch, dass jeder Fall polizei­ lich untersucht werde. So. stehe oft der Verdacht auf ein Tö­ tungsdelikt im Raum. Hinzu kämen die eigenen quälenden . Vorwürfe. «Die Eltern befinden sich in einem regelrechten Teu­ felskreis.» ' http://www.geps-online.de http://www 
,.sids.de NEW YORK: Der Test eines . viel versprechenden Impf- j -Stoffs 
gegen die Alzheimer- i Krankheit ist abgebrochen worden. Zwölf Teilnehmer • der Studie . sind an Gehir- \ nentzündungen schwer er- . krankt. Das Vakzin wird von der irischen Pharmafirmä ; Elan hergestellt und ist unter i der Bezeichnung AN-1792;, bekannt. An der klinischen '. Testreihe nahmeii 360 Men- | sehen in vier Ländern Euro- : pas und in den USA teil. 
ZU Fitnesstipp von Monika Rohrer - Sich öfters in die Länge ziehen :>  < 
Setzen Sie sich in Grätschstel­ lung auf den Boden. Die Fuss­ sohlen berühren die Füsse Ih­ res Partners. Mit ausgerichte-' ten 
Armen fassen Sie die Hände Ihres Partners. Die Achseln dehnen sich nach unten Und aussen. Ziehen Sie nun die ausgestreckten Arme Ihres Partners mit angewin­ kelten Ellbogen zu sich. Hal­ ten Sie diese Position 30 Se­ kunden. Abwechselnd Über­nimmt 
nun Ihr Partner diese Streckung. Wiederholen Sie die Übung zehn Mal. Achtung: Die Achseln dür­ fen nicht zu den Ohren hoch­ gezogen werden. Zur Scho­ nung des. Rückens dürfen Sie sich nicht zurücklehnen. Bei Fragen können Sie sich an das Seminar fiir Bewegung, Atmung und Entspannung, Monika Rohrer, Schaan wen­ den. - ' ' Telefon: 00423 / 232 36 25; 
Wunderbohne Soja BAD AACHEN: Sojabohnen senken das schädliche Cho­ lesterin, mildern Wechsel­ jahrbeschwerden und schüt­ zen vor Krebs. Verantwort­ lich dafür sind dife in dem Nahrungsmittel reichhaltig enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe, Vitamine, Mineral- und 
Ballaststoffe, wie das Deutsche Institut für Ernährungsmedizin und Diätetik in Bad Aachen be- - richtete. Das Lecithin in So­ ja wirke sich positiv auf den Cholesterinspiegel aus und sei zudem wichtig für eine optimale Hirn- und Nerven­ funktion. Da die «Wunder­ bohne» glutenfrei sei, biete sie auch Patienten mit so . genannter Zöliakie viele Erriährungsmöglichkeiten. Gestikulieren hilft beim Denken HEIDELBERG: Wer beim Er­ klären gestikuliert, macht in seinem Gehirn Kapazität fiir andere Aufgaben 
frei! Zu diesem Ergebnis kamen nach einem Bericht der neuen Zeitschrift «Gehirn 
ft Geist» aus dem Haus «Spek- trutp der Wissenschaft» For­ scher der Universität Chica­ go. Die Wissenschaftler hat­ ten ihre Versuchspersonen gebeten, Rechenaufgaben zu lösen. Anschliessend sollten die Probanden eine Liste von Wörtern und Buchstaben ansehen und sich so viele wie möglich merken. In der letzten Phase mussten die Studienteilneh­ mer 
dann erläutern, wie sie die anfangs gestellten Re­ chenaufgaben gelöst hatten. Dabei durften sie teilweise die Händö zu Hilfe nehmen. Als die Forscher dann die Liste von Buchstaben und Wörtern abfragten, stellte sich heraus, dass alle Pro­ banden im Durchschnitt 20 Prozent mehr davon behal­ ten hatten, wenn sie beim Erklären der Mathematik-: aufgaben gestikulieren durften. Frühaufsteher lernen schlechter BERLIN: Frühes Aufstehen , behindert viele Jugendliche. beim Lernen, wie der Münchner Wissenschaftler Till Roenneberg festgestellt hat. In einem Interview des Deutschlandradios Berlin sägte der Professor 
fQr Chronobiolögie am Freitag, Jugendlichen werde gerade während der Pubertät der letzte Teil des Schlafes ge­ raupt, weil sich 
deren in­ nere Uhr stärker als bei Kindern oder Erwachsenen nach hinten verlagere. Ge­ nerell habe sich die Schlaf­ zeit in der modernen'Ge­ sellschaft verschoben, er­ klärte Roenneberg Weiter. Immer mehr Menschen übr ten Innendienst-Tätigkei- ' ten aus, bei denen sie nur eine geringe Lichtmerige aufnähmen.
	        

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