Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
AUSLAND Mittwoch, 20. Februar 2002 
25 Die Asienreise des US^-Präsidenten George W. Bush TOKIO: US-Präsident George W. Bush hat sich für eine verstärk­ te Zusammenarbeit mit den asiatisch-pazifischen Staaten ausgesprochen. Er sei über­ zeugt, dass das 21. Jahrhundert ein pazifisches Jahrhundert sein werde. Dies sagte Bush gestern zum. Ab- schluss seines Japan-Besuchs vor dem Parlament in Tokio. Japan spiele glo­ bal und in der Region eine unverzicht­ bare Rolle. Die USA und Japan hätten eine der «grossen und dauerhaften Al­ lianzen der modernen Zeit geformt». Beide Staaten würden ihre Sicherheits­ beziehungen 
weiter verstärken, sagte der US-Präsident. Bush sprach dem ja­ panischen Ministerpräsidenten Juni- chiro Koizunii erneut seine Unterstüt­ zung für dessen Reformpolitik aus. Er sei zuversichtlich, dass Japans «grösste Ära» erst noch komme, sagte der US- Präsident. Bush und seine Frau Laura wurden vor dem Abflug nach Seoul auch vom japanischen .Kaiserpaar empfangen. Die USA wollten auch weiterhin ihre Stärke bei der Unter­ stützung der Philippinen, Australiens und Thailands zeigen. Bush rief Süd- und Nordkorea zur Aussöhnung auf. Zugleich warnte er Pjöngjang indirekt vor einer Bedrohung Südkoreas. Um Freunde und Verbündete der USA weltweit zu schützen, solle das US-Ra- ketenabwehrprogramm vorangetrie­ ben werden. Rund 100 Demonstranten, darunter zwei Abgeordnete der japanischen 
Op-Proteste; 
am Rande [von Bush-Besuch, j ; SEOUL: Wenige Minuten nach der; I 
Ankunft von US-Präsident George j i' 
W._ Bush indersüdkoreanisthen ; J- Hauptstadt Seoul haben sich Gegen-} l demönstraiiten heftige. Strassen-; i schlachten mit der Polizei geliefert. • ] \ Anti-Aufruhr-Einheiten schlugen - am Dienstag auf rund 100 Demonst-; i ranten ein, die; am Militärflughä-1 i fen. der Stadt antiamerikanische Pia- j • kate zeigten und US-Flaggen ver- ; ; brannten. Auch an anderen Stellen; { i Seouls stiessen Protestteilnehmer | mit starken Polizeikräften zusam- < nieih Die Polizei liahm nach eigenen ' Angaben 14 Menschen- fest. In ei-• 1 nem Tempel in Seoul versammelten ; • sich rund 200 buddhistische Mönche j ; sowie katholische und evangelische : Geistliche; Sie forderten die USA ; \ auf die Spannungen auf der korea-; < nlschen Halbinsel; zu • bekämpfen. [ Zwischenfälle wurden auch von US- ' Militärstützpunkten in verschiede-: f nen Lartdesteilen gemeldet. • ;: US-Präsident Bush beendete gestern seinen Japan-Besuch. Er hat sich für eine verstärkte Zusammenarbeit ausgesprochen. Position, 
protestierten vor dem Parla­ mentsgebäude in Tokio gegen Bushs Rede. Seine Äusserung zur «Achse des Bösen» laufe Japans Friedensverfas­ sung zuwider, sagte eine Abgeordnete. Der US-Präsident hatte kürzlich das kommunistische Nordkorea mit dem Irak -und Iran als «Achse des Bösen» 
bezeichnet. Bush, der im Anschluss an Südkorea auch nach China reist, sagte vor dem Oberhaus ferner: «Amerika wie Japan begrüssen .ein China, dass stabil, wohlhabend und in Frieden mit seinen Nachbarn ist.» Bush betonte zugleich, Amfrika ste­ he zu seinen Verpflichtungen 
gegen­über 
Taiwan. «Und um die Menschen in dieser Region und unsere Freunde und Verbündeten in jeder Region zu schützen, werden wir ein effektives Programm zur Raketenabwehr voran­ treiben», sagte Bush. Bush dankte Chi­ na für seine Kooperation im Kampf ge­ gen den Terror. Armee XXI nur 18 statt 21 Wochen RS Zahl der Wiederholungskurse erhöht BERN: Die Rekrutenschule in der Ar­ mee XXI soll 18 Wochen dauern. Dafür wird die Zahl der dreiwöchigen Wiederholungskurse von sechs auf sieben erhöht. Dies hat die Sicher­ heitspolitische Kommission des Stän­ derates 
(SIK) am Dienstag beschlos­ sen. Heute dauert die RS 15 Wochen. Der Bundesrat wollte ursprünglich 24 Wo­ chen, ging aber nach Auswertung der Vernehmlassung auf 21 Wochen zurück. Mit 5 zu 3 Stimmen bei 2 Ent­ haltungen entschied die SIK für eine Verkürzung auf 18 Wochen. Die drei Wochen sollen den Soldaten aber nicht geschenkt, sondern als WK geleistet werden. Mit diesem Beschluss habe die SIK Rücksicht auf die Wirtschaft neh­ men wollen, sagte Präsident Hans Hess (FDP/OW) vor den Medien. Ein WK mehr sei für diese akzeptabler und leichter zu verkraften als eine um drei Wochen längere RS. Zudem wolle die Kommission den angehenden Studen­ ten entgegenkommen. 
Gegen Zentralisierung Bei der Beratung des Militärgesetzes, das in der Frühjahrsession ins Plenum kommt, begrenzte die SIK die Zahl der Durchdiener auf höchstens 10 Prozent eines Rekrutenjahrgangs. Damit können maximal 2600 statt 3000 Soldaten ihre Wehrpflicht am Stück leisten. Zuvor ha­ ben sie eine reguläre RS zu absolvieren. Die Armee XXI soll 120 000 Aktive, 20 000 Rekruten pro Jahr und eine Re­ serve von 80 000 zählen, also maximal 220 000 statt heute rund 520 000. In der SIK unterlag ein Antrag, auf die Reserve zu verachten, mit 7 zu 3 Stimmen. Nicht zufrieden ist die SIK mit der vom Bundesrat vorgesehenen zentralisierten Führungsstruktur der Armee. Sie verlangt neue Vorschläge zur regionalen Veranke­ rung der Brigaden. Auch soll der Bundes­ rat prüfen, ob nicht statt nur zwei drei Gebirgsbrigaden (Rhone, Reuss und Rhein) aufgestellt werden sollten. Schliess­ lich votierte die SIK mit 7 zu 3.Stimmen für die Schaffung eines Armeemuseum, das vom Bund zu bezahlen wäre. 
Zeuge widerspricht Milosevics Schilderung des Kosovos Kriegsverbrecherprozess gegen Milosevic MEKKA: Heute beginnt in Mekka der diesjährige Hadsch. Die Wallfahrt an die heiligste Stätte des Islams gehört zu den fünf Grundpflichten (Pfeilern) der Religion Mohammeds. Sie sollte jeder gläubige Muslim mindestens einmal im Leben unternehmen; wenn er körperlich und finanziell dazu in der Lage ist. In diesem Jahr haben sich trotz der wegen des Kampfes ge­ gen den Terrorismus unsicheren Lage wieder rund zwei Millionen Pilger in Mekka versammelt. Der Hadsch findet ini letzten Monat des islamischen Mondjahres statt, das etwas kürzer ist als das Sonnenjahr des (christlichen) gregorianischen Kalenders und sich 
daher jährlich etwas verschiebt. Die Riten des Hadsch stammen grossen- teils aus vorislamischer Zeit und wer­ den. in Mekka und Umgebung aus­ geübt. Dazu gehört das Umkreisen der Kaaba, der Lauf zwischen.den Hügeln Safa und Marwa und das Verweilen in der Ebene Arafat, wo sich auch das Pilgerläger Mina befindet. Weiter gehört dazu der Lauf nach Musdalifa, wo die rituelle Steinigung des Teufels stattfindet und das Schlachten der Opfertiere, in. Mina. Die saudiarabi­ schen Behörden haben rund 80 000 Polizisten, Soldaten und Freiwillige nach Mekka geschickt, um Sicherheit und Ordnung aufrecht zu erhalten. 
DEN HAAG: Im Kriegsverbrecherpro­ zess gegen den früheren jugoslawi­ schen Präsidenten Slobodan Milose-r vic hat der erste Zeuge gestern die vom Angeklagten gegebene Schilde­ rung der Lage im heutigen Kosovo zurückgewiesen. Mahmut Bakalli, ein unabhängiger Abgeordneter albanischer Herkunft im Parlament des Kosovos, warf ihm Übertreibung, vor. So stimme es nicht, wenn Milosevic von «360 000 Men­ schen, meistens Serben» spreche, die seit Ende des Kosovo-Kriegs aus dem Land vertrieben worden seien. Die" Zahl sei viel niedriger. Viele Serben seien nach dem Krieg freiwillig, aber aus Angst vor Rache der albanischen Bevölkerungsmehrheit weggezogen, sagte Bakalli. Zeuge im Kreuzverhör Milosevic, der sich in dem auf zwei­ jährige Dauer gesehätzten-Verfahren selbst verteidigt, unterzog den Zeugen der Anklage über dreieinhalb Stunden einem intensiven- Kreuzverhör; Dabei brachte er im Stil eines routinierten Anwalts seine Fragen teilweise auch in recht aggressiver Weise vor. Zudem verlangte er von Bakalli immer wieder, nur mit Ja oder Nein zu antworten. Richter Richard May. ermahnte den Zeugen wiederholt, sich kurz zu fas­ sen. Mitunter machte er ihn auch da­ rauf aufmerksam, dass er auf provo­ kante Fragen öder auf Meinungsäusse­ rungen Milosevics nicht zu antworten brauche. «Ich fühle mich sicher im heutigen Kosovo, aber ich weiss, dass andere anders empfinden», schilderte Bakalli. Wegen des Mangels an Toleranz in Ko­ sovo 
sei er jedoch mit der heutigen Si­ tuation nicht zufrieden. Bakalli be­ stritt, dass die albanische Bevölkerung aus dem Kosovo einen. Albanerstaat machen wolle. Aber die Serben im Ko­ sovo müssten akzeptieren, dass die serbische Souveränität über das 
Koso­Milosevic 
unter Druck: Ein Zeuge widerspricht seiner Aussage. vo seit drei Jahren nicht mehr existie­ re. «Sie haben Jugoslawien selbst mit ihrem Krieg zerstört, mit Freude rui­ niert», rief Bakalli dem Angeklagten zu. / Papierflut im Gefängnis Milosevic klagte zum Abschluss. der Verhandlung am Dienstag über «ganze Wagenladungen von Papier», die ihm die Anklage ins Gefängnis geschickt habe. Die Dokumente zu den Anklagen gegen Milosevic wegen Verbrechen im Kosovo, in Kroatien und in Bosnien füllten einen ganzen Raum; «Ich würde 
zwei Jahre brauchen, um das alles zu lesen», schätzte der Angeklagte. Er ha­ be aber nicht die Absicht dazu, zumal die Anklage ohnehin gefälscht sei, wie er meinte. Am Donnerstag erwartet Milosevic Besuch von seiner Familie, wie er ankündigte. Auf seinen Wunsch lässt das Gericht deshalb die. geplante Sit­ zung am Nachmittag ausfallen. Auch für Freitag' ist wegen eines UNO-Feier- tags keine 
Sitzung vorgesehen. In der Verhandlung am Mittwoch sollen zwei Ermittler der 
Anklagebehörde zu Wort kommen.
	        

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